Samstag, 11. Mai 2024

Kann denn Spargel Sünde sein?

 Als Lebensmittel im Sinne des Gesetzes gelten   

„alle Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind oder von denen nach vernünftigem Ermessen erwartet werden kann, dass sie in verarbeitetem, teilweise verarbeitetem oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen werden“.

Das geltende Gesetz verliert kein Wort oder besser gesagt keinen Paragrafen über den GENUSS, der nach vernünftigem Ermessen bei der Aufnahme von Lebensmitteln erwartet werden kann.
GENUSS in Verbindung mit Lebensmitteln klingt mittlerweile fast wie die 8. (Tod)Sünde. 

Nun haben wir wieder den Wonnemonat Mai. Dieser Monat und die weiteren 2 -3 Wochen bilden den idealen Hintergrund für einen bestimmten GENUSS - für alle, auch für die, die nicht auf eine bewusste Ernährung verzichten wollen: den Spargel-GENUSS.

Auf dem Weg zum Genuss wird der geschälte Spargel meistens gekocht.
Sein zartes Köpfchen ist sowohl beim Schälen als auch beim Kochen behutsam zu behandeln. So sollte man laut Experten beim Schälen etwas unterhalb des Köpfchens ansetzten.
Da das zarte Köpfchen schneller gart als der Rest, sollte Spargel vorsichtig aufrecht zusammengebunden und dann in einem schmalen, hohen Topf bei mäßiger Temperatur gegart werden, wobei das Wasser nur bis knapp unter das zarte Teil reichen sollte. Etwas Salz, eine Prise Zucker und Muskat (vielleicht noch ein Schuss Weißwein) zum Kochwasser und dann ist der Spargel je nach Dicke der Stange nach 15-20 Minuten zum Genuss bereit.  

Experten sehen eine Menge von 500 g (ungeschälten) Spargels pro Genießer- Kopf als angemessen an. Es scheint zu viel des „guten“ Genusses zu sein?
Zur Beruhigung des Gewissens lohnt es sich, auf die „inneren Werte“ des Spargels zu schauen. Beispielsweise die durchschnittlichen Nährwerte pro 100g gekochten Spargels

Brennwert            94 kJ / 22 kcal
Protein                 2,4 g
Kohlenhydrate     1,2 g
Fett                       0,2 g
Ballaststoffe         1,5 g
Wassergehalt        92%

Spargel ist auch reich an B-Vitaminen (B1, B2, B6, Niacin(B3)), an fettlöslichem Vitamin A und enthält Mineralstoffe wie Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor, Eisen.
Bei solchen Nährwerten und dem niedrigen Kalorienwert sollte man meinen, dass sich die von Experten als angemessen angesehene Verzehrportion von 500 g ohne Gewissensbisse genießen lässt. Es ist auch so, aber….

Wie die „innere Schönheit“ durch äußere Maßnahmen besser zur Geltung kommt, sollen auch die „inneren Werte“ des Spargels mithilfe von Beilagen besser zu Tage treten können. Und dann wird es kompliziert!
Als Variante wird Spargel mit gekochten jungen Kartoffeln, zerlassener Butter, Sauce Hollandaise oder Mayonnaise und Schinken serviert. Oder kann Spargel mit „Flädle“ (Pfannkuchen, was so viel wie Eier, Milch, Mehl, Öl oder Butterschmalz bedeutet) und gekochtem Schinken wie auch mit groben Bratwürsten gereicht werden.

Ein Rezept mit „süßen Pellkartoffeln“ ist auch bekannt. Dabei werden die gekochten und geschälten Pellkartoffeln in einer Pfanne mit Butter und Zucker angebraten. Dazu Würfelschinken und Sauce Hollandaise.

 

Die Sauce Hollandaise stellt in den meisten Spargel-Rezepturen das Tüpfelchen auf dem i dar.

Es gibt unzählige Rezepte für die Sauce Hollandaise. Als Grundzutaten gelten bei allen die Eigelbe und die Butter. Nehmen wir die Butter: 200 g Butter als Zutat für 4 Portionen ist keine Seltenheit. Pro Portion heißt es dann 50 g Butter.
Die Nährwerte von 100g Butter lauten
Brennwert                 3102 kJ / 741 kcal
Proteine                     0,5 g
Kohlenhydrate           0,6 g
davon Zucker             0,6 g
Fett                             82 g
Ballaststoffe               0 g
Cholesterin                21 mg
Wassergehalt              5%
Bei 50 g Butter pro Portion bedeutet das immerhin noch 1551 kJ /370 kcal.

Der Schinken als Zutat ist vergleichsweise harmlos: 100 g gekocht, geräuchert haben 556 kJ / 133 kcal oder ungeräuchert 525 kJ / 125 kcal.
Bei Bratwürsten sieht es etwas schlimmer aus: 100 g = 1220 kJ / 307 kcal.  

Das soll heißen: Aus den spezifischen Brennwerten der Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße, die zusammen den Kalorienwert eines Spargel -Gerichts ergeben, und in Kenntnis des Anteils des jeweiligen Nährstoffs am entsprechenden Spargel -Gericht kann jeder beurteilen, ob seine Mahlzeit ausgewogen und gesund ist.

Aber wer denkt schon im Eifer des Genusses an ein angemessenes Verhältnis der Energielieferanten oder berücksichtigt den spezifischen Energiegehalt des jeweiligen Nährstoffes?
Es wäre nicht nur zu kompliziert, es würde auch den Spaß an der Spargel-Freude trüben. 

Außerdem: nichts ist von Dauer, und die Dauer der Frisch-Spargel-Freude, mit oder ohne Anhang, ist ausgesprochen kurz.
Mit anderen Worten: der längerfristige Zustand des Wohlempfindens in Bezug auf Spargel samt Beilagen wird zum kurzen Wohlempfinden in Bezug auf Spargel und seine aufgepäppelten „inneren Werte“.

Das kann keine Sünde sein.
Denn es ist nur ein kurzer Zustand von Wohlfühlen mit gelegentlich nicht so optimaler Energiebilanz. Und auf Herausforderungen, die aufgrund etwaiger Begleiterscheinungen resultieren, kann jeder Einzelne in Eigenverantwortung reagieren. Z. B.: durch regelmäßige(re) körperliche Betätigung. Damit kann man trotz SPARGEL- GENUSS wieder im Bereich einer gesunden Ernährung sein. 

Bilder-Quelle: ShutterStock