Freitag, 31. Dezember 2021

2021: Ein Jahr geprägt von großen Ereignissen

In ein paar Stunden geht das Jahr 2021 zu Ende. Es war ein besonderes Jahr, geprägt von großen Ereignissen: Regierungswechsel, Corona-Kriese, radikal notwendigen Maßnahmen zu Klimawandel  – um ein paar Beispiele zu nennen.
Aber, wie alle Jahre wieder, war das Ende des Jahres 2021 auch die Zeit, die zum Anlass  genommen wurde, um gute Vorsätze für das neue Jahr zu fassen.

2021 war das zweite Pandemie-Jahr in Deutschland. 

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Nicht nur dass Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen immer häufiger und radikaler wurden. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa hat ergeben, dass Konflikte über das angemessene Verhalten in der Pandemie sogar Familien entzweien und Freundschaften zerstören können. Dabei habe die Impfung gegen Covid-19 das größte Konfliktpotenzial. So sollen der Umfrage zufolge 71 Prozent der Bundesbürger wegen  Corona schon einmal mit Verwandten und Bekannten in Streit geraten sein, 56 Prozent sogar mehrmals. Dabei komme es bei 17 bis 49 Jährigen häufiger zu Auseinandersetzungen als bei 50 bis 70 Jährigen.

Im November 2021gab es dann in Deutschland so viele Infektionen mit der sehr ansteckenden Omikron-Variante,  dass man davon ausgehen musste, „dass sich die Omikron-Welle in Deutschland nicht mehr verhindern lässt“, so der Gesundheitsminister Lauterbach. Und das wichtigste Instrument im Kampf gegen diese Infektionswelle sei nun mal eine besonders offensive Impfkampagne. 

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Vor diesem Hintergrund kündigte der Bundeskanzler Scholz Ende November 2021 seinen „Vorsatz“ / seinen Entschluss, den er sich vorgenommen hat: 30 Millionen Menschen impfen zu lassen und zwar bis Weihnachten -  und nicht als Vorsatz für das neue Jahr!

Man sollte annehmen, dass bei einem derartigen „Vorsatz“, zu dessen Erfolg es u.a. darum geht, die „Herde“ mitzunehmen, eine Zusammenarbeit  zwischen Politik, Ärzteschaft, Wissenschaftlern, inklusive mediale Influencer, selbstverständlich ist.
Weit gefehlt! Da wurden in verschiedenen Medien Modellrechnungen veröffentlicht, die das Scheitern des 30-Millionen Ziels demonstrieren sollen.
Die Ärzteschaft zeigte sich skeptisch, war es zu lesen. Denn es zeige sich, dass obwohl an die 50 Millionen Dosen Coronaimpfstoff vorhanden sind, sei es noch eine gesetzliche Grundlage dafür zu schaffen, dass Apotheker, Zahnärzte, Tierärzte impfen dürfen …
Und der nach dem 30-Millionen Ziel von Scholz-Vorsatz gefragte Chef des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, sagte:
 „ 30 Millionen Impfungen schaffen wir. Fragt sich nur, in welchem Jahr.“ 

Aber siehe da! Ein Wunder ist geschehen, vielleicht weil es die Weihnachtszeit war, die Zeit in der sich viele Menschen bewusst vornehmen, das Gute zu tun!
Ergebnis: Den Skeptikern zum Trotz wurde das Impfziel am Sonntag (26.12.) sogar überschritten.

Nicht nur, dass dank der Menschen- Herde, die sich hat impfen lassen, das Impfziel überschritten worden ist. Im November 2021 haben sich Menschen auch weitere persönliche Ziele für das neue Jahr gesetzt.
Der jährlichen repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit zufolge lauten diese guten Vorsätze für das Jahr 2022 wie folgt:
•    Stress vermeiden oder abbauen (64 Prozent)
•    Mehr Zeit für Familie/Freunde (64 Prozent)
•    Umwelt- bzw. klimafreundlicher verhalten (60 Prozent)
•    Mehr bewegen/Sport (59 Prozent)
•    Mehr Zeit für mich selbst (53 Prozent)
•    Gesünder ernähren (50 Prozent)
•    Abnehmen (34 Prozent)
•    Weniger Handy, Computer, Internet (30 Prozent)
•    Sparsamer sein (29 Prozent)
•    Weniger fernsehen (20 Prozent)
•    Weniger Alkohol trinken (16 Prozent)
•    Rauchen aufgeben (10 Prozent)                   
* Repräsentative Bevölkerungsumfrage durch Forsa, 1.005 Befragte. Erhebungszeitraum: 9. bis 11. November 2021

In der Rangliste guter Vorsätze für das Jahr 2022 hat sich  kaum etwas geändert.

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Demnach betreffen die Top-Vorsätze der Deutschen nach wie vor die Bereiche Gesundheit, Sport und Ernährung, gefolgt von einem umwelt- und klimafreundlichen Verhalten. 

Für 2022 liegt mit 64 Prozent  in allen Altersgruppen auch wieder der Vorsatz „mehr Zeit für Familie und Freundeskreis“ an der Spitze. 

Der Vorsatz betreffend eine reduzierte Handy- oder Computernutzung steigt auf 30 Prozent und ist somit 2 Prozent höher als im Vorjahr. 2017 fassten diesen Vorsatz lediglich 18 Prozent der Befragten. Besonders stark ist (plus 12 Prozent) der Wunsch nach weniger Handynutzung bei den 30- bis 44-jährigen. Bei den 14- bis 29-jährigen liegt es bei einem Plus von 4 Prozent.  

Die Vorsätze  „mehr Zeit für sich selbst“  und  „weniger  Alkohol trinken“ liegen durchschnittlich bei 53 Prozent ggf. 18 Prozent. Es sind besonders genderspezifische Vorsätze. So geben 49 Prozent der Männer an, mehr Zeit für sich selbst haben zu wollen, bei den Frauen sind es 57 Prozent. Bei dem Vorsatz zu weniger Alkoholkonsum sind die Männer mit 20 Prozent an vordersten Stelle ggü Frauen mit 12 Prozent. 

Die Forsa-Umfrage ergab jedoch auch, dass die Vorsätze für 2022 von Corona beeinflusst werden.
So ist die Zahl derer, die sich etwas für das neue Jahr vorgenommen hat, gesunken.
Hatten für 2020 noch 43 Prozent der Befragten gute Vorsätze gefasst, waren es für das laufende Jahr nur noch 36 Prozent.
Die Zahl derer, die Vorsätze fassen, ist allerdings von Alter abhängig. So gaben fast die Hälfte der Befragten in der Altersgruppe von 14 bis 29 Jahren an, gute Vorsätze für das laufende Jahr zu haben, bei der Gruppe der über 60- jährigen waren es nur 30 Prozent.

Die Tatsache, ob nun gute Vorsätze für das kommende Jahr vorgenommen werden oder nicht, kann nach Ansicht von Experten unterschiedliche Funktionen erfüllen. Laut der Forsa- Umfrage  beispielsweise finden 67 Prozent derjenigen, die sich Vorsätze für das neue Jahr vorgenommen haben oder noch vorhaben es zu tun, dass die Vorsätze dabei helfen, sich mehr um die Gesundheit zu kümmern,  als Eigenmotivation zu mehr Gesundheit dienen.

Und mit mehr Gesundheit kann 2022 nur besser werden!
Also gute Vorsätze fassen, diejenigen, die es noch nicht getan, können es noch tun, und nicht nur im Bereich der Gesundheit. Denn gute Vorsätze können grundsätzlich den Anstoß geben, ein vorgenommenes Ziel eher zu erreichen … oder ein Wunder bewirken, wie wir es bei der Überschreitung der 30-Millionen Impfquote erlebt haben.  
In diesem Sinne Vorsätze fassen, um im neuen Jahr


einiges besser zu machen.

Samstag, 4. Dezember 2021

Wort des Jahres 2021

Das WORT des JAHRES wird in Deutschland regelmäßig seit 1977 von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) herausgegeben, als bedeutender sprachlicher Jahresrückblick, der das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben des entsprechenden Jahres bestimmt hat.
In verschiedenen Medien wurden sogar die für das 20. Jahrhundert als besonders bezeichnend angesehenen 100 Wörter des Jahrhunderts bekannt gemacht.
Welche Wörter / Ausdrücke standen für charakteristische Themen eines Jahres im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts? Einige Beispiele:

1990

Die neuen Bundesländer

Aufgrund der Wiedervereinigung

1991

Besserwessi

Laut Duden: eine „Person, die aus den alten Bundesländern stammt und sich gegenüber Bewohnern der neuen Bundesländer besonders in Bezug auf den politischen und wirtschaftlichen Bereich besserwisserisch und belehrend verhält“, (Besserwisser +Wessi)

2005

Bundeskanzlerin

Mit Angela Merkel erstmals eine Frau in das Amt des Bundeskanzlers gewählt

2006

Fanmeile

Im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006

2007

Klimakatastrophe

Die Folgen von unkontrollierter globaler Erwärmung

2010

Wutbürger

Aufkommen einer Protestkultur aus Enttäuschung über bestimmte politische Entscheidungen

2013

GroKo

Die Große Koalition aus Union und SPD

2016

postfaktisch

Kunstwort, das darauf verweist, dass es zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten geht und ein Teil der Bevölkerung bereit ist, auf den Anspruch auf Wahrheit zu verzichten, Tatsachen zu ignorieren und offensichtliche Lügen zu akzeptieren.

2020

Corona-Pandemie

Der Begriff benennt das beherrschende Thema des Jahres 2020

Welches ist nun das Wort Jahres 2021?
Wie immer bei der Wahl eines Wortes des Jahres üblich, hat die Jury der GfdS auch dieses Jahr aus einer Sammlung von mehreren tausend Einsendungen aus verschiedenen Medien, kurz vor Jahresende zehn Wörter gewählt, die die öffentliche Diskussion durch das Jahr wesentlich geprägt haben. Die Liste der 10 Wörter des Jahres 2021 lautete:
1.    Wellenbrecher
2.    SolidAHRität
3.    Pflexit
4.    Impfpflicht
5.    Ampelparteien
6.    Lockdown-Kinder
7.    Booster
8.    freitesten
9.    Triell
10.  fünf nach zwölf

Und am 3. Dezember 2021 war es dann soweit! Die GfdS gab das Wort des Jahres 2021 bekannt:
Wellenbrecher
Wellenbrecher ist eigentlich ein aus dem Küstenschutz und Schiffbau bekannte Wort, das  als Sammelbegriff für alle Schutzmaßnahmen benutzt werde.

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Da auch im Jahr 2021, wie im Jahr 2020,  die Corona-Pandemie ein beherrschendes Thema darstellt, stehe das Wort für alle Maßnahmen, „die getroffen wurden und werden, um die vierte Corona-Welle zu brechen" -  begründete Sprachwissenschaftler Schlobinski die Wahl der Jury.

Abgesehen von SolidAHRität (ein Begriff, der auf die Flutkatastrophe in Westdeutschland, besonders im Ahrtal Bezug nimmt), oder Ampelparteien (dem neuen Regierungsbündnis von SPD, FDP und Grünen) und Triell ( von den 3 Parteien  SPD, FDP und Grünen ausgetragenen Fernsehdebatten im Bundestagswahlkampf) befassen sich 7 Begriffe auf der Hitliste 2021 mit der Pandemie. 

So Pflexit (Platz 3), analog dem Brexit - Exit aus der Pflege. Der Begriff weist auf ein Besorgnis aufregendes Problem, wenn immer öfter Pflegekräfte, meist wegen harter Arbeitsbedingungen und/oder schlechter Bezahlung, ihren Beruf verlassen.

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Oder
Impfpflicht (Platz 4), ein Begriff, der in Herbst 2021 immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Denn wurde monatelang eine verpflichtende Impfung gegen SARS-CoV-2 ausgeschlossen,  wurde sie in der 4. Welle der Pandemie mehr und mehr als Möglichkeit angesehen.
Alternative?  Der Lockdown.  

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Auf die Probleme von Kindern und Jugendlichen, die durch die Corona-Pandemie seit annähernd zwei Jahren großen Belastungen ausgesetzt sind, macht der Begriff Wort Lockdown-Kinder (Platz 6) aufmerksam.

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Das Pandemiewort Booster (Platz 7), die Auffrischungsimpfung, wurde zunächst bestimmten Personengruppen, später dann allen über 18 als dritte Impfung empfohlen. Denn neu gewonnene Erkenntnisse zeigten, dass zwei Impfungen gegen Covid-19 noch keinen zufriedenstellenden Schutz bieten.  

Mit dem Ausdruck   „freitesten“ (Platz 8) soll darauf hingewiesen werden, dass Personen, die weder geimpft noch genesen sind - in manchen Bundesländern mittlerweile sogar Geimpfte oder Genesene -   bestimmten pandemiespezifischen Beschränkungen entziehen können, wenn sie sich einem Corona-Test unterziehen.

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 Schließlich der Ausdruck "fünf nach zwölf" (Platz 10), ist ein bekannter Ausdruck für einen besonders starken Aktionsbedarf in vielen Zusammenhängen – so auch bei der Pandemiebekämpfung.

Nach eigenen Angaben sucht die GfdS nicht nach den am häufigsten verwendeten Ausdrücken, sondern wählt solche, die das zu Ende gehende Jahr in besonderer Weise charakterisieren. Dass 7 von 10 Wörtern der Liste2021 einen direkten Corona-Bezug haben, zeigt deutlich, wie stark auch das Jahr 2021 / nach 2020 von der Pandemie geprägt war.
Das Wort des Jahres 2021 Wellenbrecher stelle jedoch auch "eine kleine Ermutigung dar, dass es uns gelingt, diese Welle und möglichst auch in der Zukunft Wellen zu brechen oder diese durch bestimmte Maßnahmen gar nicht erst entstehen zu lassen" – wie der  Sprachwissenschaftler Schlobinski sagte.