Montag, 30. Januar 2023

GRILLEN, LARVEN des Getreideschimmelkäfers und ähnliche Delikatessen …

...  als nachhaltige Alternativen zu Fleisch aus Nutztieren 

Begriffe wie Corona-Pandemie, Krieg, Energiekrise, Klimakrise, Boost/ Booster, Nachhaltigkeit sind aus unserem täglichen Vokabular nicht mehr wegzudenken.

Boost- nachhelfen, fördern, Antrieb geben, Boost-Business /Wirtschaft ankurbeln, Booster-Förderung, Erhöhung! 

„Booster“ gibt es nicht nur als  „Boosterimpfung“/ Auffrischimpfung im Kampf gegen CoviD-19.
Durch die von NATO im Krieg gegen Ukraine durchgeführten Maßnahmen sollen ukrainische Abwehrhandlungen „geboostert“ werden.  
Nutzung erneuerbarer Energiequellen, grüner Wasserstoff und in naher Zukunft Nutzung der Kernfusion zur Stromerzeugung bedeuten Boost-Energie.
Schließlich in Anbetracht der Tatsache, dass etwa ein Drittel der Treibhaus-Emissionen aus dem Ernährungssektor kommen und dass die Hälfte davon auf die Fleischproduktion entfällt, sind zur Erreichung der Klimaziele Booster-Maßnahmen für eine nachhaltige Alternative zu Fleisch aus Nutztieren überfällig.

TOFU / Quelle: AdobeStock

ERSATZFLEISCH, KUNSTFLEISCH stellen derartige Booster-Maßnahmen dar, da diese den Fleischverzehr umweltfreundlicher und nachhaltiger gestalten können.

 „ERSATZFLEISCH “ ist mittlerweile ein geläufiger Begriff geworden. So beispielsweise: TOFU/aus Sojabohnen hergestellt, kalorienarm und reich an Eiweiß, oder SEITAN/ aus dem Eiweiß des Weizenmehls, wie auch die Burger-Variante BEYOND- MEAT. Der Burger besteht überwiegend aus Wasser und Erbsenprotein. Ein Rote Beete -Zusatz soll für eine fleischähnliche Farbe sorgen.

Wissenschaftler arbeiten schon seit einiger Jahren an der technologischen Herstellung von KUNSTFLEISCH. Singapur war der erste Staat weltweit, der 2020 die aus Tierzellen im Labor hergestellte Hähnchenbrust des Stand-up- Amerikaners Just aus San Francisco zugelassen hat.
Das Kunstfleisch kann zwar nachweislich dabei helfen, den Fleischverzehr nachhaltiger zu gestalten. Ein echter Durchbruch zur Herstellung von Kunstfleisch lässt jedoch bisher auf sich warten. Zu hoch sind noch die Produktion - und Herstellungskosten.

Es gibt aber auch andere Booster- Alternativen zu tierischem  Fleisch!

In vielen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas gelten INSEKTEN als wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung oder sogar als Delikatesse.
So essen Thailänder gerne Schaben und Larven, eine sehr teure Vorspeise in Mexiko, namens Escamoles, besteht aus gekochten Ameisenlarven mit Öl und Knoblauch auf Tortillas, eine in Süd-Mexiko und Guatemala sehr geschätzte Kindersüßigkeit sind mit Schokolade überzogene Heuschrecken, in Kolumbien werden gebratene Hormicas culonas /“dickarschige“ Ameisen als Aphrodisiakum angesehen und bei Nigerianern gelten geröstete Heuschrecken und gekochte oder rohe Termiten und bei Aborigines Australiens Honigtopfameisen als Delikatesse – um ein paar Beispiele zu nennen. 

Quelle: AdobeStock

Nun seit Dienstag (24.01.2023) gilt die GRILLE ACHETA DOMESTICUS, als HEIMCHEN bekannt, in der Europäischen Union offiziell als Nahrungsmittel. Sie steht jetzt auf der Liste der „neuartigen Lebensmittel“ /NOVEL FOODS.
Am Donnerstag (26.01.2023) kamen dann noch die LARVEN des
GETREIDESCHIMMELKÄFERS
/ ALPHITOBIUS DIAPERINUS als „neuartige Lebensmittel“ dazu. 

Der GELBE MEHLWURM und HEUSCHRECKEN dürfen in der EU schon seit 2021 verarbeitet werden. Laut EU-Kommission sollen zudem 8 weitere Anträge für Insektenprodukte vorliegen, die noch einer Sicherheitsprüfung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) unterzogen werden müssen.
In der Schweiz sind MEHLWÜRMER, GRILLEN und europäische WANDERHEUSCHRECKEN schon seit 2017 für den Verzehr zugelassen. 

Warum sind Speiseinsekten eine Booster-Alternative zum Fleisch?

Essbare Insekten seien Studien zufolge (u.a.) eine Quelle von Omega-3-Fettsäure, B-Vitaminen und Mineralstoffen.
Einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren kommen eigentlich in allen Insekten vor.
Der Gehalt an Proteinen ist z.B. in getrockneten Krabbeltieren so hoch wie im Rind- Schwein - oder Putenfleisch.
Allerdings sind bei der Bewertung der Gehalte an Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen die Verzehrmengen zu berücksichtigen.
Insekten seien zudem im Vergleich zum Fleisch klimafreundlicher. Ein großer Vorteil ist die geringe Menge an CO2, die während der Zucht von Insekten produziert wird. Im Vergleich zum Rind  können es bis zu 100 Prozent weniger sein,

Quelle: AdobeStock

Wie alle Lebensmittel müssen auch Insektenprodukte gekennzeichnet werden. Als KENNZEICHNUNG ist auf der Zutatenliste auf Latein und Deutsch die entsprechende Bezeichnung anzugeben:
Für die Hausgrille - Teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille)
Für den Getreideschimmelkäfer - Gefrorene Larven / Paste aus Larven von Aphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer).
Außerdem müssen Etiketten für Speiseinsekten die Angabe enthalten, dass sie bei Personen mit Allergien gegen Krebstiere und Hausstaubmilben allergische Reaktionen auslösen können.

Speiseinsekten, die im deutschen Lebensmittelhandeln angeboten werden, stammen ausschließlich aus kontrollierten Aufzucht. Insektenfarmen gibt es in den Niederlanden, Spanien, Kanada und auch in Deutschland. Die Herkunft der Insekten muss allerdings nicht auf dem Produkt gekennzeichnet werden.

Derzeit gibt es nur wenige Unternehmen in Deutschland, die Speiseinsekten anbieten.
Es gibt sie z. B. als frittierte und gewürzte Heuschrecken-Snacks oder gemahlen zu Insektenmehl als Zutat für Insektennudeln sowie als Proteinriegel/Proteinpulver für Sportler. Medien berichten, dass in einigen Restaurants Insektenburger mit sogenannten Buffalo- Würmern / Larven des Getreideschimmelkäfers angeboten werden.
Vielleicht werden die neuen EU-Verordnungen vom 24.01.2023 und 26.01.2023 dazu führen, dass auch in Deutschland den Insektenprodukten mehr Chancen gegeben werden,

Also, GUTEN APPETIT bei Genuss von essbaren Insekten, denn sie sind nicht nur gesunde Nahrungsmittel  mit einem hohen Gehalt an Proteinen,  Vitaminen, Mineralstoffen,  sondern sie sind auch Booster /Förderer einer nachhaltigeren Produktion von Speisen mit weniger Treibhaugase als die Fleischproduktion.

Quelle: AdobeStock