Sonntag, 20. November 2016

Die Grippe-Saison 2016 / 2017

Quelle:123rf
Was heißt eigentlich „Saison“? Die SAISON kann für den wichtigsten Zeitabschnitt von ETWAS innerhalb eines Jahres stehen - wie  in der Touristenbranche die Hoch - und Nebensaison oder für den Zeitabschnitt in dem bestimmte Aktivitäten am stärksten entfaltet werden - wie in der Mode die Frühlings-, Sommer-, Herbst-und  Wintersaison oder Fußball- und Skisaison, die Aktivitäten in der Landwirtschaft nicht zu vergessen (Spargelernte, Kirschernte, Weinlese, Zuckerrübenernte) …

Saison ist auch der Zeitabschnitt in dem ETWAS am häufigsten stattfindet - wie die alljährlich wiederkehrende GRIPPE-SAISON.

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Warum man trotz einer überstandenen früheren Grippe immer wieder an Influenza erkranken kann? Das Immunsystem merkt sich doch normalerweise, wenn es bereits einmal Kontakt mit einem Krankheitserreger gehabt hat und stellt nach einer neuen Infektion bestimmte Abwehrzellen (Antikörper) zur ihrer Bekämpfung bereit.

Die Grippe-Erreger umfassen 3 verschiedene Virus-Typen: Influenza A, B und C.
Ein Grund für die alljährliche Grippe-Saison sind die Veränderungen in Struktur des genetischen  Materials dieser Viren (ihre „Mutagenität“), speziell bei den Viren von Typ A.
Bei Influenza- Viren reagieren die Antikörper auf die Proteine (Eiweiße) in der Oberfläche der Virushülle: Hämagglutinine, H, und Neuraminidasen, N. Da diese und weitere Hüllenstrukturen von den Viren verändert werden können, treten immer neue Virusvarianten mit veränderter Oberfläche auf, welche von den Antikörpern nicht erkannt werden können. Folge: man kann immer  wieder an Influenza erkranken.
Wenn es bei den Virus-Typen B und C nur jeweils eine Sorte Hämagglutinin und Neuraminidase gibt, kommen dagegen beim Typ A etliche Untertypen (Subtypen) vor. Zur Kennzeichnung dieser Subtypen werden neben den Anfangsbuchstaben der 2 Oberflächenproteine  H und N zusätzlich Zahlen verwendet – wie beispielsweise der bei Menschen gefundene Virus-Typ H1N1 oder der bei Tieren, besonders bei Vögeln  vorkommende Virus-Typ  H3N2.
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Bis jetzt seien 15 verschiedene H- und 9 verschiedene N-Komponenten bekannt.
Die bei Tieren und besonders bei Vögeln gefunden Typen seien  in der Regel nicht auf Menschen übertragbar - sagen Wissenschaftler. Verlässt jedoch der Krankheitserreger die Wirtstierpopulation, habe er nach erfolgter Übertragung  die Fähigkeit, seinen „neuen“ Wirt tatsächlich zu infizieren.
Wie dies bei dem wahrscheinlich durch Zugvögel verbreiteten Virus  H5N1 oder H7N9 der Fall war. 
Für ihre Übertragung  von Vögeln auf Menschen seien laut Experten fast ausschließlich direkte Kontakte mit infiziertem lebendem Geflügel verantwortlich gewesen.Dann wurden beim isolierten Virus Mutationen nachgewiesen, die möglicherweise seine Bindung an menschliche Zellen erleichtern.
Es erkrankten nicht nur Wildvögel oder Geflügel, sondern auch Menschen  und Säugetiere.  Trotzdem sprach man  bei den erkrankten Menschen oder Säugetieren von  „ Vogelgrippe“.

Laut Wissenschaftlern werde die Klassische Geflügelpest nur durch die Subtypen H5 und H7 hervorgerufen - wobei nicht alle H5- bzw. H7-Viren zu schweren Erkrankungen von Geflügel führen müssen. So spricht man auch bei den derzeitigen Ausbrüchen von hochansteckenden Erregers H5N8  bei Wildvögeln und Geflügel  von „Geflügelpest“. Infektionen des Menschen mit H5N8 seien bisher nicht bekannt.

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) geht jedoch aufgrund der aktuellen Verbreitung  von H5N8- Viren bei Wildvögeln  in Polen, Ungarn, Schweiz, Österreich,  Deutschland  davon aus, dass  es von einem hohen Eintragsrisiko / Infektionsrisiko durch direkte und indirekte Kontakte zwischen Wildvögeln und Nutzgeflügel auszugehen sei. Dies betreffe insbesondere Haltungen in der Nähe von Wasservogelrast und  - sammelplätze.
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Zur Beruhigung: das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht davon aus, dass eine Übertragung des Erregers N5H8 durch den Verzehr von Geflügelfleisch und Geflügelfleischprodukte auf Menschen „theoretisch denkbar, aber unwahrscheinlich“ sei.
Für die Möglichkeit einer Infektion des Menschen durch rohe Eier oder Rohwursterzeugnisse mit Geflügelfleisch von infizierten Tieren gebe es bisher keine Belege.

Allerdings sollten nach BfR bei der Zubereitung die allgemeinen Hygienevorschriften strikt eingehalten werden:
•     rohe Geflügelprodukte und andere Lebensmittel getrennt lagern und zubereiten, insbesondere wenn Letztere nicht noch einmal erhitzt werden
•    Gerätschaften und Oberflächen, die mit rohen Geflügelprodukten in Berührung gekommen sind, gründlich mit warmem Wasser und Spülmittelzusatz reinigen
•    Verpackungsmaterialien, Auftauwasser u.ä. sofort entsorgen
•    Hände mit warmem Wasser und Seife waschen
•    Geflügelspeisen gründlich durchgaren. Das bedeutet, dass mindestens eine Kerntemperatur von 70 °C erreicht werden muss.
•    Eier sollten vor dem Verzehr gekocht werden bis Eiweiß und Eigelb fest sind, d.h. je nach Größe für mindestens 6 Minuten

Die Schutzvorkehrungen zur Eindämmung der Geflügelpest in Deutschland wurden durch die „Verordnung über besondere Schutzregeln in kleinen Geflügelhaltungen“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)ausgeweitet. Hintergrund: nachdem der Erreger zunächst in Wildvögeln nachgewiesen worden war, seien seit dem 11. November auch Nutztiere betroffen.
Ziel der Eil-Verordnung sollte sein, den Eintrag des Virus in Stallungen zu verhindern, indem für kleinere Geflügelhaltungen (< 1000) und Hobbyhaltungen strengere Anforderungen gelten werden. Sie tritt am 21. November 2016 in Kraft.  

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Wie gesagt, Infektionen des Menschen mit dem aktuellen Erreger H5N8 seien bisher nicht bekannt.
Es gibt ja aber weitere Hs- und  Ns-Influenzaviren, die uns in der Vergangenheit und erneut  in der Grippe-Saison 2016 / 2017 Probleme bereiten könnten.

Zur Vorbeugung von Erkältungen und grippalen Infekten gelte es laut Mediziner vor allem das Immunsystem zu stärken. Dazu gehöre eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung, eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sowie Bewegung an der frischen Luft Alkohol und Nikotin sollten gemieden werden. Auf eine Grippe haben diese vorbeugenden Maßnahmen jedoch keinen Einfluss, hier helfe laut Experten nur eine JÄHRLICHE IMPFUNG.

Die Ständige Impfkommission - STIKO -  am Robert-Koch- Institut empfiehlt für bestimmte Risikogruppen die jährliche Influenza-Impfung. So beispielsweise  für alle Personen ab 60 Jahre, chronisch Kranke, Schwangere, Bewohner von Alters- und Pflegeheime, das medizinische Personal, Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr.

Die Zusammensetzung für den Impfstoff wird von der Weltgesundheitsorganisation - WHO  - jedes Jahr neu festgelegt.
Aufgrund der in der Saison 2015/2016 unzureichenden Übereinstimmung der Impfstoffkomponente mit den hauptsächlich zirkulierenden Viren, empfiehlt die WHO für die Saison 2016/2017 eine gegenüber der Saison 2015/2016 veränderte Zusammensetzung des Impfstoffes.
So enthalten in der Grippe- Saison 2016 / 2017
die
Trivalenten Impfstoffe (Impfstoffe mit 3 Komponenten)
Antigene der Influenzaviren H1N1, H3N2 und eine B-Variante,
die
Quadrivalenten Impfstoffe
(Impfstoffe mit 4 Komponenten)
Antigene der Influenzaviren H1N1, H3N2 und 2 B-Varianten.

Bei den in Deutschland für Erwachsene zugelassenen Influenzaimpfstoffen handelt es sich um Totimpfstoffe. Basierend auf den aktuell vor­liegenden Daten zur Impfstoff - Effektivität in der ver­gangenen Saison 2015/2016 kommt die STIKO zum Schluss, dass bei Kindern im Alter von 2-6 Jahren eine Über­legen­heit des nasalen Influenza - Lebend­impf­stoff gegen­über dem Tot­impf­stoff der­zeit nicht belegt sei . Aus diesem Grund werde die bisher bevorzugte STIKO - Empfehlung für die Verwendung dieses Impfstoffs in der Altersgruppe 2-6 Jahre für die Saison 2016/2017 ausgesetzt.

Leider, leider verändert sich das Erbgut der Grippeviren ständig. Die Schutzwirkung des Impfstoffes kann sich auch im Laufe einer Grippesaison verändern, wenn die Viren oder Anteile des einzelnen Virus-Subtypus während der Saison ändern.

Es besteht jedoch die begründete Hoffnung, dass in naher Zukunft die GRIPPE-IMPFUNG  einen besseren und länger anhaltenden Schutz bieten kann - wie Wissenschaftler der University of Stanford in Kalifornien im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) berichtet haben. Sie sprechen von einem universellen Influenza-Impfstoff, der einen breiteren Schutz bieten sollte als bisherige Impfstoffe und dazu schneller hergestellt werden könne.
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Die Hämagglutinin - Proteine (H) in der Oberfläche der Virushülle ähneln in ihren Aufbau einem Pilz.
Jedes von ihnen besitzt einen „Kopf“ und einen „Stiel“.
Der „Kopf“ bestimmt das Ausmaß der von einem Influenza-Stamm hervorgerufenen Erkrankung. Derzeit verwendete Impfstoffe basieren auf inaktivierten Viren und beinhalten die „Köpfe“ der H-Proteine. Nach der Injektion in den Blutstrom gelangt, wird der H-Kopf von unserem Immunsystem erkannt und bildet Antikörper dagegen aus. Kommt der Körper später mit dem tatsächlichen Erreger in Berührung, kann er sich gegen den Eindringling wehren, bevor sich der Virus im Körper massenhaft verbreitet hat. Das Problem, wie schon erwähnt: die genetisch veränderbare „H-Kopf“-Struktur,  welche von den Antikörpern nicht mehr erkannt werden kann.

Die Stanford -Wissenschaftler befassten sich aber mit dem  „Stiel“ und nicht mit dem „Kopf“. Dieser soll im Gegensatz zum „Kopf“ über die Jahre relativ konstant bleiben. Da der Stiel über längere Zeit konstant bleibt, sollte ein darauf basierender Impfschutz länger als nur eine Grippesaison anhalten.
Das Ziel ist noch nicht erreicht. Die bereits gewonnenen Erkenntnisse sind aber vielversprechend.

Wie sagte mal Erich Kästner?


"Wird's besser? Wird's schlimmer?/ fragt man alljährlich./ Seien wir ehrlich:/ Leben ist immer/ lebensgefährlich

Nun in der Sache GRIPPE-IMPFUNG kann es nur besser werden!