Dienstag, 22. Mai 2018

Souvenirs zwischen Tradition und Pragmatismus

Quelle:123rf
Ein Souvenir, nüchtern betrachtet, ist ein  Gegenstand, den man als Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis, einen Ort oder eine Person mitnimmt und aufbewahrt.
Oft werden Souvenirs aus dem Urlaub mitgebracht, für sich oder eine andere Person.
Mittlerweile gehört zur Tradition, dass Gegenstände wie die T-Shirts, Tassen, Teller, Aschenbecher, Schlüssel - und Armbandanhänger, Salz- und Pfefferstreuer, Gedenkmünzen, Namensaufdrucken der besuchten Orte oder Abbildungen davon, zum SOUVENIR auserkoren werden.

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Es gab mal einen englischsprachigen Song mit dem Titel „Souvenirs, Souvenirs“. Dessen deutsche Version, gesungen von Bill Ramsey, wurde zu Nummer- eins - Hit. Die erste Strophe lautet:
Souvenirs, Souvenirs,
kauft ihr Leute, kauft sie ein!
Denn sie sollen wie das Salz
in der Lebenssuppe sein.

Die Lebenssuppe scheint noch besser zu schmecken, wenn das Souvenir-Salz in Verbindung mit einem royalen Ereignis gebracht werden kann.
Wie bei der Hochzeit von Harry und Meghan.
Die Hochzeit von Harry und Meghan war wie erwartet, von großem Rummel begleitet, ähnlich groß wie bei der Hochzeit von Williams und Kate, Charles und Diana, Elizabeth II und Philip …. Und nach der Trauung - wie traditionsmäßig- ließ sich das Traumpaar von Tausenden angefahrenen Touristen bei der Rundfahrt durch Windsor bewundern. Alles minuziös durchgeplant: beim guten Wetter in einer prächtigen, offenen Karosse, die von 4 Pferden einer noblen Rasse und 2 Vorreitern angeführt wird, beim schlechten Wetter, eine Staatskarosse mit großen Glasfenstern und transparentem Dach. Diesmal war es die Karosse.

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Wie immer bei einem derartigen Anlass lässt sich gut verdienen, mit den traditionell gewordenen Souvenirs für die royalen Fans. Von Tassen, Tellern, T-Shirts, shopping-Bags, Schlüsselanhänger, Armbandanhänger bis Gedenkmünzen mit dem Konterfei der beiden.

Etwas war diesmal aber nicht „wie erwartet“ oder „wie immer“.
Manche Anbieter von Souvenirs sind heraus aus der Spießigkeit älterer Generationen und rein in die coole, geile Welt unserer Zeit. Es wurden  Badeanzüge angeboten, in 2 Modellen, mit Großaufnahmen der Gesichter von Meghan  bzw. Harry in der Textur.

Die Krönung von „nicht wie erwartet“, „nicht wie immer“ bildeten die „Crown Jewels“ des Unternehmens Heritage Prophylactics Ltd.
Zwar geht es dabei nicht um ein paar Steinchen aus den Kronjuwelen, sondern um Kondome. Es sind aber Kondome besonderer Art, von Hersteller als „mit royalem Komfort“ angepriesen, in einer kunstvoll gestalteten Verpackung, mit der Abbildung des glücklichen Paares darauf. Mit Echtheitszertifikat. Und als Krönung der niveauvollen künstlerischen Gestaltung erklingt: bei der Öffnung der Packung die britische sowie die US-amerikanische Nationalhymne, „God save the Queen“  und "The Star-Spangled Banner"… so dass man(n) im Fall des Falles nur noch ehrfurchtsvoll zur Tat schreiten kann.





„Crown Jewels“ -  ein Symbol für Tradition und Pragmatismus, ein Symbol von Vergnügen mit Stil und Sicherheit!
Und in der nahen Zukunft kann dieses Symbol denjenigen, die es ergattert haben und denjenigen, die dieses so kunstvoll präsentierte sexuelle „Hilfsmittel“ in den Medien gesehen haben, in Erinnerung rufen, wie schöne Dinge, wie emotionale und sexuelle Beziehungen den Alltag veredeln.

Wir leben in einer leistungsorientierten Gesellschaft. Auch bei Sex ist eine objektiv bewertete Leistung von Bedeutung.
Die sexuelle Digital-technologie lässt uns nicht im Stich.
Es gibt eine iPhone-App, „PASSION“, welche die sexuelle Leistung messen und bewerten kann. Die Bewertung erfolgt auf einer Skala von 0 bis10, wobei die 10 die höchste Wertung ist. Geht man anschließend Online, kann man sehen, wie gut die eigene Leistung im Vergleich zu den Leistungen Gleichgesinnter dieser Welt ist.
Dafür muss die App gestartet, das iPhone auf das Bett gelegt, um den Arm geschnallt oder in die Hosentasche gesteckt werden und dann  zur Tat schreiten. Danach den Stopp-Knopf drücken. Das Ergebnis wird angezeigt.

Die sexuelle Digital-Technologie macht riesige Fortschritte.
Es gibt immer neue Erfindungen und man braucht dabei natürlich nicht unbedingt einen Partner zu haben.
Mit dem „OhMiBod blue Motion“ - einem Vibrator mit Fernbedienung  kann ein Mann eine Frau elektronisch stimulieren, selbst wenn er sich gerade auf der anderen Seite der Welt aufhält.
Der Konkurrenzkampf soll immer  härter in der Branche der „Teledildonics“ werden. Die Firma Kiiroo zum Beispiel habe ähnliche Geräte für beide Geschlechter im Angebot und dazu noch eine Social-Media-Plattform, auf der die Nutzer „Kontakt aufnehmen“ können. Konkurrent Mojowijo nutze die Nintendo-Spielkonsole Wii, um Vibrationen von einer Wii-Fernbedienung zur anderen zu übertragen. Der gute alte Telefonsex dagegen könnte bald der Vergangenheit angehören. In London soll gerade eine App namens „Glance“ für die Hightech-Brille Google Glass entwickelt werden, durch die die Paare in Echtzeit sehen können, was der andere sieht ...
Die Frage, die sich stellt:
ist
Der Sex der Zukunft fantastisch oder furchteinflößend?

Bis Errungenschaften der sexuellen Digital-Technologien zur Reife kommen, hat man sich mit dem biologischen Sex zu be(ver)gnügen, jedoch dem biologischen Sex unserer modernen Zeiten: Man kann sich dabei nach alter Tradition der jederman(n) zur Verfügung stehenden „Kronjuwelen“ bedienen, aber dank verfeinerten gesellschaftlichen Normen ihn mit unterschiedlichsten und von der alten Spießigkeit entrümpelten Inhalten erfüllen. Und unter diesen Umständen kann der biologische Sex zu einem nichtgegenständlichen Souvenir mit mehr oder weniger immateriellen Wert werden, zwischen Tradition und Pragmatismus, denn er speichert Erinnerungen über eine persönliche Geschichte, die dann abgerufen werden können.