Sonntag, 30. Juni 2024

Die Männer, die Frauen und die Medizin

Wenn nach der Vereinigung von Ei- und Samenzelle ein MENSCH mit 46 Chromosomen (eigentlich 23 Chromosomen-Paare) in jeder seiner Körperzellen entsteht, gilt er als männlicher Mensch, genannt Mann, wenn es in seinem Chromosomensatz ein X- und Y-Chromosom gibt, und als weiblicher Mensch, genannt Frau, wenn zwei X-Chromosomen dazu zählen. Die übrigen 44 Chromosomen sind paarweise gleich und unterscheiden sich in den Genvarianten.
Das bedeutet, dass aufgrund des chromosomalen Unterschieds auch in unseren Gender-Mainstreaming-Zeiten die Behauptung „Männer sind, und Frauen auch“ ihre Berechtigung beibehält.

Und es geht noch weiter! Studien zur Frauengesundheit ergaben, dass physiologische Prozesse, Stoffwechselvorgänge, Krankheitssymptome und Risikofaktoren bei bestimmten Krankheiten, Medikamentenverträglichkeit, psychosoziale Verhaltensmuster typisch-Mann und typisch- Frau sind!

Dies alles spricht für die Notwendigkeit einer Strategie für die geschlechtsspezifische Gesundheitsvorsorge. Und es gibt sie! Ihr Name: Gendermedizin.

Nun haben gendermedizinische Forschungen u.a. ergeben, dass der „kleine Unterschied“ größer als bisher gedacht sei. Denn Biologie kennt keine Gleichberechtigung.

                          

Einige Beispiele:
Leber: Sie ist bei Frauen nicht nur ¬kleiner; auch manche Enzyme sind je nach ¬Geschlecht unterschiedlich aktiv. Einen ¬Einfluss hat dies auch auf den Abbau von Arzneimitteln. Da Frauen zudem oft kleiner und leichter sind, werden Medikamente bei ihnen eher überdosiert.
Hormone: Die Geschlechtshormone sind wesentlich ¬daran beteiligt, dass sich Frauen und Männer äußerlich unterscheiden. Die Botenstoffe beeinflussen unter anderem das Immunsystem, den Stoffwechsel und die Funktion von Organen.
Herz:  Auch Symptome von Krankheiten können je nach Geschlecht anders verlaufen. Frauen haben z. B. bei einem Herzinfarkt oft Schmerzen in Oberbauch., Übelkeit und Rückenschmerzen. Als klassische Symptome für einen Herzinfarkt - die meist bei Männern auftreten -   gelten aber Atemnot., Druckgefühl in er Brust und starke Brust-Schmerzen, die in die Arme oder andere Körperteile ausstrahlen.  Eine Fehldiagnose kann hier fatale Folgen haben.
Darm: der weibliche Darm – insbesondere bei einem hohen Progesteronspiegel vor den Wechseljahren - arbeitet langsamer als der von Männern. So verbleiben Medikamente bei Frauen länger im Körper. Das könnte ein Grund sein, warum Medikamente bei Frauen häufig stärker wirken als bei Männern.
Schilddrüse: Frauen erkranken öfter an Autoimmunerkrankungen, wie an der Schilddrüse
Fettzellen: Frauen besitzen mehr Fettgewebe als Männer, die Muskelmasse, der Wasseranteil in ihrem Körper ist dagegen geringer. Aus diesem Grund verteilen sich Arznei anders und werden unterschiedlich schnell abgebaut als bei Männern.
Nieren: Vor allem ältere Frauen haben häufig eine Nierenschwäche. Medikamente bleiben länger im Körper, was zu Überdosierungen führen kann.  
Knochen: Brüchige Knochen sind nicht nur ein Frauenproblem. Etwa ein Drittel der Männer über 70 Jahre leidet an Osteoporose. Doch dies bleibt oft unerkannt.
Immunsystem: Vor allem in mittleren Lebensjahren haben Frauen das stärkere
Immunsystem. Der Nachteil: Sie leiden öfter an Autoimmunerkrankungen.

Vor diesem Hintergrund kommt ein zusätzlicher Aspekt der Gendermedizin zum Tragen: Das Testen von Impfstoffen und Medikamenten.
Frauen waren in Impf- und Medikamenten-Studien nicht angemessen berücksichtigt. Jahrzehntelang wurden neue Medikamente ausschließlich an Männern getestet. Das Argument: Frauen könnten ja schwanger sein, man wolle das ungeborene Kind schützen.
Daten für Wirkungen, Nebenwirkungen und Dosierungen von Medikamenten sind aber für beide Geschlechter unerlässlich. Dies berücksichtigend, sollen inzwischen bei der Zulassung eines neuen Medikaments Frauen in die Tests eingezogen werden müssen.
 

 

Nun finden mittlerweile geschlechtsspezifische Besonderheiten zunehmend Eingang in die nationale Gesundheits- und Präventionspolitik.
So wurde im Jahr 2015 im Rahmen des Präventionsgesetzes die Geschlechtergerechtigkeit als eine wesentliche rechtliche Grundlage der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufgenommen. Seitdem ist bei den Leistungen der Krankenkassen geschlechtsspezifischen Besonderheiten Rechnung zu tragen. Damit soll eine geschlechtsbezogene Ungleichheit von Gesundheitschancen vermindert werden.

Von dem Frauengesundheitsbericht 2020 ausgehend hat das RKI Eckdaten und Informationen zur Frauengesundheit veröffentlicht, die Auskunft über häufige Erkrankungen, Risikofaktoren, die Inanspruchnahme von Prävention und medizinischer Versorgung sowie Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen der Gesundheit liefern.
Zurzeit setzen sich zwar nur wenige medizinische Fakultäten systematisch und umfangreich mit den geschlechtsspezifischen Unterschieden auseinander.
Um die Erkenntnisse der Gendermedizin in die Ausbildung zu integrieren, ist jedoch vorgesehen, die Approbationsordnung für Ärzte ab 2025 so zu ändern, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in den Lehrplänen des Medizinstudiums verankert sind.

Die Erkenntnisse der Gendermedizin setzen sich immer mehr auch in der klinischen Forschung durch. Es ist gut so, denn es ist auch ein wichtiger Schritt in Richtung personalisierte Medizin.

   

Personalisierte Medizin ist laut Bundesforschungsministerium die "Medizin der Zukunft". Sie bedeutet, dass auf die individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingegangen wird, damit die Therapie besonders gut wirkt und die Nebenwirkungen so gering wie möglich bleiben.

Bilder- und Video-Quelle: AdobeStock

Samstag, 1. Juni 2024

Der strahlende Verführer und die Folgen seiner Verführungskünste

Im April dieses Jahres hatte man bereits das Gefühl, dass sich der Sommer 2024 in Deutschland langsam warmläuft. Dann erlitt das Wetter im Mai einen Rückfall mit April-Symptomen.
Nach Mai kommt aber der Juni, und der 1. Juni ist der astronomische Sommeranfang - hoffentlich der Sommer mit seinem strahlenden Verführer: die Sonne!

Quelle: AdobeStock

Dieser strahlende Verführer, der uns ins Freie lockt, zum Baden in heimischen oder fremdländischen Seen, Meeren, Ozeanen, mit mehr oder weniger starken UV-Strahlung - wobei die Haut bräunt!
Und gebräunte Haut lässt uns gesünder fühlen, vitaler sein. Sie sei laut Forschern nach wie vor mit Attraktivität, Dynamik verbunden, wodurch das Selbstwertgefühl und die zwischenmenschlichen „Wechselwirkungen“ verbessert werden.
Somit ist der strahlende Verführer ein wahres LIFESTYLE-MEDIKAMENT, d.h. per Definition „ein Arzneimittel, das primär nicht zur Bekämpfung einer Erkrankung, sondern zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit oder des allgemeinen Wohlbefindens dient“.

Die SONNE weist jedoch auch Wirkungen eines tatsächlichen MEDIKAMENTS auf, (lateinisch medicamentum  = HEILMITTEL). Denn durch Sonneneinstrahlung entsteht Vitamin D, ein Vitamin, das an einer Vielzahl von Stoffwechselvorgängen und Funktionen im Organismus beteiligt ist.

Quelle: Wikiprdia
So spielt es beispielsweise eine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Calcium-Spiegels im Blut und beim Knochenaufbau, unterstützt das Immunsystem, verbessert die Durchblutung, regt die Ausschüttung des Botenstoffs Serotonin an, wirkt sich auf die Zellteilung aus, verringert Hautverunreinigungen …
Und der Körper deckt zu 80 % seinen Vitamin-D-Bedarf selbst - mithilfe der UV-Strahlung, deren natürliche Quelle die Sonne ist.

Der Anteil des Sonnenlichts im ultravioletten Bereich ist es aber auch, der u. U. dem „Heilmittel SONNE“ Nebenwirkungen bescheren kann: die Schädigung der Haut und der Augen.

Wie tief UV-Strahlung in Auge und Haut eindringt, ist von ihrer Wellenlänge abhängig:
UV-A-Strahlung mit längeren Wellenlängen führt auf längere Sicht zu Beschädigung der kollagenen Fasern und zu Elastizitätsverlust. Das macht sich als Faltenbildung und vorzeitige Hautalterung bemerkbar und bewirkt eine schnelle Bräunung von geringer Dauer, so Wissenschaftler.
UV-B- Strahlung mit kürzeren Wellenlängen dringt nur bis in die oberen Hautschichten und regt die Pigmentzellen der Haut zur Bildung des Pigments Melanin an, das die Haut schützt und sie braun erscheinen lässt. Es hängt vom Hauttyp ab, wie viel Melanin die Haut bilden kann und wie empfindlich sie dementsprechend gegenüber UV-Licht ist.
Zuviel UV-A und UVB-Strahlung verursacht allerdings den gefürchteten Sonnenbrand, der nicht nur schmerzhaft ist, sondern auch ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs hervorruft, sagen Experten.

Die Intensität der UV- Strahlung wird durch den sogenannten UV-Index (UVI) bewertet.
Er ist international einheitlich festgelegt und beschreibt den am Boden erwarteten Tagesspitzenwert der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung. Er ist in ganzen Zahlen zwischen 1 und 10 anzugeben. Bundesamt für Strahlenschutz

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veröffenticht von April bis September jeden Montag, Mittwoch und Freitag 3-Tages-UV-Prognosen für die zehn wichtigsten Vorher-sagegebiete in Deutschland. 

Sich sonnen ohne Sonnenbrand!
Medizinern zufolge verfügt zwar die Haut über bestimmte Mechanismen, um sich vor UV-Strahlung zu schützen. Aber irgendwann ist der natürliche Schutz erschöpft.

Denn jede Person besitzt ihre individuelle EIGENSCHUTZZEIT. Es ist die Zeit, in der sich eine Person eines bestimmten Hauttyps ohne Sonnenbrand in der Sonne aufhalten kann.
Man unterscheidet zwischen 6 Hauttypen.
Die Hauttypen I bis IV nennt man die europäischen Hauttypen, da sie typisch für die europäische Bevölkerung sind. Hauttyp V ist typisch für Bewohner Arabiens, Nordafrikas, Indiens und Hauttyp VI haben die Ureinwohner Zentralafrikas und Australiens.
 

Berücksichtigt man der in Deutschland im Sommer üblichen UV-Index von 8, ergeben sich folgende EIGENSCHUTZZEITEN für verschiedene Hauttypen:
•    Hauttyp I ist besonders empfindlich. Er zeichnet sich durch eine sehr helle, empfindliche Haut, helle Augen, rotblondes Haar und sehr häufig durch Sommersprossen aus. Hauttyp I bräunt nie und bekommt sehr schnell einen Sonnenbrand bereits nach etwa 15 Minuten.
•    Hauttyp II zeichnet sich durch helle, empfindliche Haut, blaue, graue, grüne oder braune Augen, blonde bis braune Haare und häufig durch Sommersprossen aus. Hauttyp II bräunt kaum bis mäßig und bekommt oft einen Sonnenbrand bereits nach etwa 20 Minuten.
•    Hauttyp III hat eine helle bis hellbraune Haut, graue oder braune Augen und dunkelblonde bis braune Haare. Sommersprossen sind selten. Hauttyp III bräunt schneller als Hauttyp II. Ein Sonnenbrand kann nach etwa 30 Minuten auftreten.
•    Hauttyp IV hat hellbraune, olivfarbene Haut, braune bis dunkelbraune Augen und dunkelbraunes Haar. Hauttyp IV bräunt schnell. Ein Sonnenbrand tritt nach etwa 40 Minuten auf.
•    Hauttyp V hat dunkelbraune Haut, dunkelbraune Augen und dunkelbraunes bis schwarzes Haar und bekommt einen Sonnenbrand nach etwa 60 Minuten.
•    Hauttyp VI hat dunkelbraune bis schwarze Haut, dunkelbraune Augen und schwarze Haare. Beim Hauttyp VI tritt ein Sonnenbrand nach etwa 80 Minuten auf. 

Der Fragebogen des Bundesamtes für Strahlungsschutz (BfS) kann beispelsweise als Orientierungshilfe zur groben Abschätzung des eigenen Hauttyps dienen. 

Quelle. AdobeStock
 Neben der Selbsthilfe des Organismus kann die Verwendung von Sonnenschutzmitteln Hilfe vor Sonnenbrand und seinen Folgen leisten.
So würden Sonnenschutzmittel wissenschaftlicher Studien zufolge nicht nur eine vorzeitige Hautalterung, sondern auch einige Formen von Hautkrebs verhindern können. Voraussetzung: die Sonnenschutzmittel sollten sowohl UV-B- als auch UV-A-Schutz gewährleisten


Wie lange man sich über die Eigenschutzzeit hinaus mit einem Sonnenschutzmittel der Sonne aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, wird durch den Lichtschutzfaktor des Sonnenschutzmittels bestimmt.

Mit der

Formel = Eigenschutzzeit x LSF

kann jeder seine individuelle Sonnenschutz-Zeit berechnen.
Beispiel: Eigenschutzzeit 10 Minuten mal LSF 10 ergibt einen maximalen Sonnenschutz von 100 Minuten. D.h.: 100 Minuten Sonnenaufenthalten ohne Gefahr eines Sonnenbrandes.

Je nach Hauttyp werden folgende LSF empfohlen:
Hauttyp 1 und Kinder - LSF mindestens 30
Hauttyp 2 - LSF 15 bis 40
Hauttyp 3 - LSF 12 bis 30  
Hauttyp 4 - LSF 8 bis 15  
 

Fazit: Man darf die Sonne auf sich wirken lassen, man darf sie genießen. Man darf aber diesem strahlenden Verführer und seinen Verführungskünsten nicht bedingungslos erliegen.
Gewappnet mit den geeigneten und richtig angewandten Schutzmitteln kann erreicht werden, dass im Verhältnis Wirkung / Nebenwirkung der gesundheitsfördernde Nutzen des Verführers überwiegt.

Dann klappt es auch mit der gebräunten Haut … und der Aufrechterhaltung des Vitamin-D-Spiegels der Menschen in Deutschland auch im Winter, sowie auch mit der Produktion von Serotonin, ein Botenstoff, der Gemütszustände wie Kummer und Sorgen, Niedergeschlagenheit und Depressionen dämpft und dafür zur emotionalen Ausgeglichenheit, Gelassenheit und Zufriedenheit beiträgt.