Mittwoch, 30. November 2022

Von Wasser und seinen kritischen Temperaturbereichen

Energiekrise, das Gas wird knapp und teuer!
Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat die Alarmstufe des Notfallplans Gas  ausgerufen.
Die Versorgung sei zwar noch geleistet, die Lage bleibe jedoch angespannt.  

Da ist der der Gedanke beim Warmwasser Gas zu sparen naheliegend – für die Industrie, die öffentlichen Einrichtungen und die Privathaushalte.
In den Medien ist mittlerweile von diesbezüglichen Maßnahmen in  öffentlichen Einrichtungen zu lesen.
So beispielsweise wurde bereits im Auswärtigen Amt  die Warmwasserversorgung  weitestgehend abgestellt. Konsequenz: Hochrangige Gäste müssten sich die Hände mit kaltem Wasser waschen.
Oder: Der Düsseldorfer Landtag werde in den Büros der Abgeordneten und Mitarbeiter dauerhaft das Warmwasser abschaffen. Zu diesem Zweck sollen  die Durchlauferhitzer am 1.12.2022 entfernt werden. Denn die Durchlauferhitzer seien Energiefresser. Weil man diese aus hygienischen Gründen nicht vorübergehend abschaffen kann, werden sie entfernt.   

Wasser/Strukturformel/Wikipedia 

Auch gewöhnlich Sterbliche denken derzeit bei Warmwasser Gas zu sparen.
Wie den sozialen Medien zu entnehmen ist, erwägen viele Verbraucherinnen und Verbraucher dabei, die Warmwasser- Temperatur in ihrem Haushalt von 60 Grad auf 50 Grad abzusenken. 

Ist das eine Maßnahme, die gutgeheißen werden kann, oder kann diese gefährlich für die Gesundheit werden und deswegen soll aus hygienischen Gründen / wegen Gesundheitsschutz darauf verzichtet werden?

Legionellen /Wikipedia
Das Trinkwasser ist nicht keimfrei.  Auch nach sachgerechter Aufbereitung enthält es noch Mikroorganismen. Diese sind harmlose Bakterien und Viren, die in den nach der Aufbereitung verbleibenden Konzentrationen keine gesundheitliche Bedeutung haben.
Zu den im Wasser befindlichen Bakterien gehören u.a. die LEGIONELLEN.
Wenn sie sich vermehren, können sie eine Lungenentzündung verursachen -   die Legionärskrankheit / Legionellose.

Laut RKI fallen der Legionärskrankheit 5 bis 9% aller Infizierten zum Opfer. Besonders gefährdet seien ältere Menschen, Menschen mit geschwächtem Immunsystem sowie Raucher.
Die Vermehrung der Legionellen hängt von der Wassertemperatur ab.
Hat das Wasser weniger als 20 Grad Celsius, können sich Legionellen nicht vermehren.
Angaben des RKI zufolge finden Legionellen bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad die besten Bedingungen zur Vermehrung.  
Ab 55 Grad breiten sie sich nicht mehr aus, ab 60 Grad sterben sie ab.

In der „Trinkwasser -Verordnung“ heißt es in Bezug auf Bakterien, dass die "Konzentrationen von Mikroorganismen, die das Trinkwasser verunreinigen oder seine Beschaffenheit nachteilig beeinflussen können, sollen so niedrig gehalten werden, wie dies nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik mit vertretbarem Aufwand unter Berücksichtigung von Einzelfällen möglich ist".

Das Umweltbundesamt (UBA) und  der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) haben im Sinne der besagten allgemein anerkannten Regeln der Technik die entsprechenden Vorgaben ausgearbeitet.
Und um einer Gefahr für die Gesundheit durch Vermehrung der Legionellen im Trinkwasser entgegenzuwirken, gilt es diese Vorgaben einzuhalten.
Das bedeutet:
im kalten Trinkwasser- System bis zur Entnahmestelle eine Temperatur von  maximal 25 Grad, empfohlen maximal 20 Grad und somit den  Temperaturbereich von 25 bis 45 Grad vermeiden
im Warmwasser-System eine Temperatur über 55 Grad, bei einer Austrittstemperatur  am Durchlauferhitzer von mindestens 60 Grad.

Fazit
Auch in Zeiten höheren Gaspreise hält UBA an der Vorgabe von 60 Grad fest, weil der Gesundheitsschutz vorgehe - sagt ein UBA-Experte.
Seit Jahren wird an Techniken geforscht, die einen hygienisch sicheren Betrieb bei geringeren Temperaturen ermöglichen sollen, so der UBA-Experte weiter.
„Leider liegt bisher für keine dieser technischen Lösungen des Nachweis vor, dass sie in der Praxis genauso sicher funktionieren wie die Einhaltung der vorgegebenen Temperaturen“.  

Also, nicht am falschen Ende sparen! Denn die Absenkung der Warmwasser- Temperatur unter 60 Grad erhöht bei dem heutigen Stand der Technik das Legionellen-Risiko.