Dienstag, 18. September 2012

Wieviel CO2 hinterlässt du? | Global ideas

Rülpsende Nutztiere sind für 15 Prozent der weltweiten Methanemission verantwortlich – und Methan ist zwanzigmal schädlicher als CO2! Wilfried Dochner von der Universität
Stuttgart hat eine Kautablette entwickelt, welche die Entstehung
von Methan im Magen der Wiederkäuer verhindern soll.Das verhindert Rülpser – und hält die Umwelt methanfrei.
Am anderen Ende der Welt, in Neuseeland, geht man jetzt an die Wurzeln des Übels ran.Man werde dort Grassorten entwickeln, die dafür sorgten, dass sich in den Tiermägen weniger Rulps bildet, als früher.


Lebensmittel: Elemente eines Krimi-Thrillers

In unseren an ökologisch nachhaltigem Management orientierten Zeiten gewinnt die Ökobilanzierung von Lebensmitteln an Bedeutung. Der Grund dafür ist, dass  immer mehr Menschen auf die Umweltverträglichkeit ihres täglich Brot-und Fleischkonsums achten.
Und das verwandelt die für uns unentbehrlichen und an sich „unschuldigen“ Lebensmittel  in Protagonisten eines wahren Krimi-Thrillers. Denn die Bereitstellung unserer Nahrung beteiligt sich erheblich am Anstieg des Klima-Killers CO2.

Nach aid-Schätzungen produziert ein Mensch, der durchschnittlich 500 kg Lebensmittel im Jahr konsumiert, etwa 2 t CO2. Etwa 45 % davon entstehen von der Erzeugung in der Landwirtschaft  bis zum Supermarkt, der Rest bei Lagerung, Einkauf(sfahrten) und Verarbeitung (Spülen, Erhitzen, Kühlen), sowie spätere Entsorgung bzw. Verwertung.

Um die Übeltäter - Hersteller, Produzenten, Lieferanten, Verbraucher - auf den Pfad eines umweltverträglichen Konsums zu führen, muss man wissen, wo die CO2-Bombe steckt.
Dies bedarf  eines sachlich fundierten „Ranking“ der Lebensmittel, basierend  auf der Menge an produziertem Klimakiller -CO2, die bei der Herstellung, Lieferung und Nutzung eines Lebensmittels anfällt. Da das einzelne Lebensmittel mit seiner spezifisch ausgeprägten CO2-Spur Klimarelevanz besitzt, ist ein derartiges Ranking ohne weiteres möglich.
Als Maß hierfür dient der sogenannte „CO2-Fußabdruck“, (aus dem Englischen = Product Carbon Footprint, PCF).
Mit dem CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln werden  neben CO2 auch die anderen in den  Treibhausgasen vorhandenen Klimakiller „erspürt“, wie das Methan/ CH4 oder das unter dem Trivialnamen bekannte Lachgas/ N20. Um sie berücksichtigen zu können, ist es notwendig, eine entsprechende einheitliche Bemessungsgrundlage festzulegen,  die sogenannten „CO2-Äquivalente“.
Umgerechnet in „CO2-Äquivalente“:

1 kg CH4 entspricht ca. 25 kg CO2
1 kg N20 entspricht ca.300 kg CO2

Einige Beispiele:
Mischkost bzw. fleischbetonte Kost: schlagen mit ca. 0,9 bis 2,0 t CO2-Äquivalenten pro Jahr zu Buche. Ursache ist unter anderem das klimaschädliche CH4, die bei der Rinderhaltung  entsteht, und Methan ist über 20-mal schädlicher als CO2.
Vegetarier: verursachen ca. 0,5 bis 1,2 t CO2-Äquivalente pro Jahr. Denn auch beim Anbau von Pflanzen, deren Verarbeitung -beispielsweise starke oder weniger  starke Düngung - und Transport werden CO2 und CO2-Äquivalente produziert.
Restaurantbesuche: sind relativ energieintensiv, da hier in der Regel Gasträume ständig für Gäste bereitgehalten werden (Beleuchtung, durchgehend beheizt). Die Gerichte werden außerdem meist individuell und somit energieaufwendig zubereitet.

Und dann im Alter!!!
Die 63- bis 65-Jährigen produzieren pro Kopf am meisten CO 2. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Die Studie bezieht sich allerdings nicht nur auf Lebensmittel, sondern auch auf andere Produkte, die einen hohen CO2-Ausstoß haben, wie  etwa Autosprit, Heizöl, Strom und Flugreisen.
Demnach beginnt das Leben mit knapp zwei Tonnen CO 2 pro Kopf und Jahr, um dann mit neun Jahren steil anzusteigen.
Mit Mitte 20 flacht die Kurve bei knapp zehn Tonnen ein klein wenig ab, um dann zum Renteneintrittsalter mit 63 bis 65 den Kulminationspunkt bei 14,9 Tonnen pro Kopf und Jahr zu erreichen. Danach geht es wieder abwärts. Im Alter von 82, bis dahin reichen die Berechnungen, ist der Mensch dann bei 13,1 Tonnen. Bei Hochbetagten dürfte sich dieser Abwärtstrend aber weiter fortsetzen.

Mittlerweile gibt es CO2-Rechner im Internet, mit deren Hilfe jeder seine persönliche CO2-Bilanz und der dadurch entstandene CO2-Fußabdruck ermitteln, eigene Werte mit dem deutschen Durchschnitt vergleichen kann. Die eigene Bilanz  ermöglicht Schlüsse über Auswirkungen des eigenen Handelns zu ziehen - mit Bezug auf Lebensmittel vor allem über Essgewohnheiten. Ein Beipiel:

Eine auf schlanke Linie bedachte Frau, ein Vegetarier, ein Mann, mit fleischbetonter Kost 

Die Frau und der Vegetarier erweisen sich als wahrhaftige Ökoschützer. Sie verursachen zwischen
1,28 (fleischreduzierte Kost) und 1,16 t CO2- pro Jahr. Der überwiegend Fleischgenießer wird zu Ökokiller. Er kann es bis auf rund 2,00 t CO2- pro Jahr schaffen.
Bei diesem Unterschied  können sich die Frau und der Vegetarier ohne Gewissensbisse einen Flug hin und zurück nach Paris, sogar nach Palma de Mallorca leisten. Ihre Bilanz bleibt immer noch unter der des Fleischessers. Die Emissionsbilanz des Fluges Frankfurt-Paris  = 0,24 t CO2-Ausstoß, der Flug Frankfurt-Palma verursacht eine Emission von rund 0,8 t CO2.

Trotz der heutigen Möglichkeiten zur Ermittlung von CO2-Äquivalenten für Lebensmittel, bieten diese dem Verbraucher nach Einschätzung der Klimaforscher nur eine eingeschränkte Orientierung.
Die Vielzahl unwägbarer Einflüsse auf den CO2-Fußabdruck eines einzelnen Lebensmittels sei einfach zu groß. Das reiche von der Beschaffung von Lebensmitteln aus völlig unterschiedlichen Herkunftsländern mit vollkommen anderen Produktionsmethoden bis zur individuellen Behandlung des Produktes durch den Verbraucher. Und es stehen zurzeit keine einheitlichen Bilanzierungsregeln zur Verfügung.


Dennoch kann bereits heute gesagt werden: die Übeltäter im Bereich Lebensmittel sind durch hinterlassene CO2-Fußabdrücke mit Klima-Killer Potenzial, überführt und vorläufig verwarnt .Mit Auflagen.
Die Auflagen bedeuten neue Strategien für den weltweiten Klimaschutz, weil  nach einer Studie des Potsdam  Instituts für Klimafolgeforschung reichen die derzeitigen Verpflichtungen zur Verminderung der Treibhausemissionen nicht. Die Autoren der Studie fordern einen definierten pro-Kopf Ausstoß für alle Menschen weltweit, der nicht überschritten werden darf.
D. h., wie das Ökoinstitut präzisiert, für das Jahr 2050, bei einer Weltbevölkerung von dann neun Milliarden Menschen,  zulässige Gesamtemissionen (Produkte und Lebensmittel) von etwa zwei Tonnen CO2-Äquivalenten - unser heutige CO2-Fußabdruck nur für Lebensmittel!

Also, vertrauen auf 2050, Vertrauen in die bis dahin von (Klima-belastender)Schuld  frei gesprochenen Lebensmittel und in eine Welt, in der die heutigen Übeltäter wieder in die Reihen unbescholtener Bürger zurückgekehrt sind…. sogar dann, wenn sie als Hersteller und Lieferanten  argentinisches Rinderfleisch, Lammfleisch aus Neuseeland, Gemüse und Obst aus aller Herren Ländern und zu jeder Jahreszeit zum Verzehr in Verkehr bringen, für deutsche Verbraucher - die diese Elemente des Lebens auch genießen dürfen.