Samstag, 28. April 2012

Der Placebo-Effekt oder die Wirkung von (fast) Nichts

Ein PLACEBO ist bekanntlich das einem Arzneimittel nachgebildete Präparat, das jedoch keine Arznei enthält. Gelingt es, alles aus diesem (fast) NICHTS herauszuholen, was nicht im eigentlichen Sinne eines Wirkstoffes drin war, dann kann es dennoch bei seiner Verabreichung eine reale Wirkung eintreten.

    So könnte man an einem PLACEBO (lat. „es wird mir gefallen“) mehr als nur Gefallen finden.
Neuere Studien belegen, dass Placebo nicht nur in der klinischen Forschung als Kontrollgruppe eine zentrale Rolle spielt, sondern (in unterschiedlichster Form) auch in der therapeutischen Praxis an Bedeutung gewinnen könnte. Der Grund: Placebo-Effekte, möge sie auch so eigenartig klingen, kommen tatsächlich vor.

Es ist beispielsweise aus der klinischen Forschung bekannt, dass wenn die Ärzte wissen, welche Probanden das Placebo erhalten, ist es in dieser Gruppe weniger wirksam. Daher werden meistens Doppelblinde-Studien angelegt. Hier wissen weder Probanden noch Ärzte wer das echte Medikament erhalten hat.

Im therapeutischen Alltag belegen Erkenntnisse die mögliche Beeinflussung des Placebo-Effekts durch den Namen des Präparats, die Form oder Art der Verabreichung.
Je komplizierter der Name und die Anweisungen des Präparats sind, desto größer sei der Heilerfolg.Die Ansprechrate ließe sich dadurch von 20% bis auf 70% steigern.
Sehr kleine oder sehr große Tabletten sollen besser wirken als mittelgroße, rote Tabletten würden besser helfen als weiße, eine Spritze wirke besser als Tabletten.

Sogar die unbewusste Annahme, dass eine Pille, ein Saft, eine Salbe u. a.m. einem helfen wird, führt meistens zu einer positiven Einstellung zu dem PLACEBO (wie zu einem Medikament). Ist die Hoffnung groß, ist auch der Placebo-Effekt groß. Eine bewusste Erwartungshaltung werde allerdings durch den Arzt verstärkt, der die Therapie begründet und verschreibt.

    In einer aktuellen Stellungnahme hat sich auch der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer (BÄK) grundsätzlich dafür ausgesprochen, die Erkenntnisse der Placeboforschung in den therapeutischen Alltag zu integrieren und für die Optimierung der Standardtherapien zu verwenden.

Die Wissenschaftler erörtern in ihrer Stellungnahme, dass die Mechanismen des Placebo-Effekts nur teilweise geklärt sind. Jedoch zeige eine der wichtigsten durch Studien belegte Erkenntnis, dass der Placebo-Effekt hirnphysiologisch und anatomisch lokalisiert ist. Vor allem soll die Aktivierung der Stirnlappen die Wirkungsweise des Placebo-Effekts erklären können.

Auch wenn die BKÄ- Experten die bewusste Anwendung von Placebos als durchaus vertretbar ansehen, weisen sie zugleich darauf hin, dass im Einzelfall dem Patienten keine wirkungsvolle Pharmaka-Therapie vorenthalten werden darf. Zudem müsse der Patient über die Placeboanwendung aufgeklärt werden.

Und für einen möglichst wirksamen Einsatz eines Placebos in der ärztlichen Praxis wird in der Stellungnahme die hohe Wertigkeit der zwischenmenschlichen Beziehung von Arzt und Patient unterstrichen.
In einem durch Vertrauen und Mitempfinden gekennzeichneten Arzt-Patient-Verhältnis könne laut BKÄ ein ausgelöster Placebo-Effekt erwünschte Arzneimittelwirkungen maximieren, unerwünschte Wirkungen reduzieren und zur effizienteren Nutzung der finanziellen Ressourcen im Gesundheitswesen beitragen.
Dafür müsse der Arzt den Patienten UND seine Erkrankung verstehen, ihm ärztliches Fachwissen erklären und „übersetzen“, gebotene Fürsorge walten lassen, Lösungswege aufzeigen - kurzum mehr Zeit für ärztliche Gespräche aufbringen.

    Gut zu wissen, dass wir das Zeitalter der aufkommenden Telematik im Gesundheitswesen erleben und dadurch in naher Zukunft nicht mehr dem wachsenden Zeitdruck im ärztlichen Tätigkeitsfeld ausgesetzt sind.

Die Gesundheitstelematik in ihrer Gesamtheit (Stichwort: elektronische Gesundheitskarte, elektronische Patientenakte, elektronischer Arztbrief oder eRezept) trägt laut Experten dazu bei, unnötige Doppeluntersuchungen zu vermeiden, die Verordnung ungeeigneter Arzneimittel zu reduzieren und Arbeitsabläufe zu optimieren. Durch diese Maßnahmen soll das ärztliche Gespräch gegenüber der heutigen Bewertung diagnostisch-technischer Befunde an Bedeutung gewinnen.
In einer verbesserten Arzt-Patient-Beziehung könnte dann der Patient mit dem Arzt sprechen…..auch über den Einsatz von (fast) NICHTS mit seinen anscheinend vielfältigen positiven Wirkungen für die therapeutische Praxis.
Also, nur nicht die Hoffnung aufgeben! Denn

                „Null UND Unendlich sind die mathematischen Pole des Nichts“
                                                   Jürgen Raap
                             freier Schriftsteller, Journalist und Kunstkritiker

Freitag, 6. April 2012

Loriot: das Dioxin Frühstücksei

Experten sagen: Für ein weiches Ei sollte die Kochzeit 3 Minuten betragen, für ein wachsweiches Ei 5 Minuten und ein hartes Ei sollte 7 Minuten kochen.
Was aber, wenn das Ei 4einhalb Minuten kocht, das Ei nach Gefühl gesucht wird und nicht nach Bestimmungen des Verbraucherschutzministeriums?
In trauter Zweisamkeit kann das MORD bedeuten.


Das Ei und die Stempelcodes

Das Ei, das wegen seines relativ hohen Cholesterin- Gehalts unbegründet in Verruf Geratene!

Cholesterin ist an und für sich ein lebensnotwendiger Stoff für körpereigene Hormone, Vitamin D, Zellwände und Gallensäure. Der Körper selbst stellt diesen wertvollen Stoff selbst her und drosselt normalerweise die Produktion, wenn größere Mengen über die Nahrung angeliefert werden.

Im Ei ist nicht nur Cholesterin enthalten, sondern auch ein Stoff namens LECITHIN. Dieser biologische Emulgator bindet das Cholesterin so fest an sich, dass es nur begrenzt vom Körper aufgenommen werden kann. D. h.: das Ei trägt selbst dazu bei, dass ein Mechanismus gehemmt wird, der für die Aufnahme des Cholesterins durch die Darmwand ins Blut verantwortlich ist. Das überschüssige Cholesterin wird über den natürlichen Weg wieder ausgeschieden.
Es gibt nur ca. 15-20% der Menschen bei denen genetisch bedingt die Körperreaktionen gestört sind, die sowohl das Nahrungscholesterin als auch die körpereigene Synthese von Cholesterin lenken.
In solchen Fällen ist eine cholesterinarme Ernährung empfehlenswert. Zugleich kann der Verzehr von Nahrungsmitteln mit cholesterinbindenden Ballaststoffen, wie Gemüse und Obst, Vollkornprodukten, ausgleichend und sogar senkend wirken.

Man könnte also sagen: der Cholesterin-Gehalt ist kein Grund auf Eier zu verzichten. Zudem enthalten Eier wertvolles Eiweiß, viele wichtige Vitamine wie Vitamin A, B 12 und Biotin, und Mineralstoffe wie Calcium, Eisen und Selen. Oder gibt es doch einen Grund?
Das ist DIE Frage wenige Tage vor Ostern.

0-DE-0521041 lautete der Code einer Hiobsbotschaft der Behörden vom 03. 04. 2012 aus Nordrhein-Westfalen:
• 0 wie Bio
• DE - für Herkunftsland Deutschland
• 0521041 - Betriebsnummer des Legebetriebs.

Die Kontrollen hätten eine unzulässige Konzentration an PCB (Polychlorierten Biphenylen) in den Eiern des ostwestfälischen Betriebs ergeben. Die Grenzwerte von PCB seien dort um das 6-fache überschritten worden. Der Betrieb sei gesperrt worden und dürfe vorerst keine Eier liefern.

Ursprünglich sollte es sich laut Behörden bei der 0-DE-0521041 um einen Einzelfall handeln.
Nun ist 0-DE-0521041 „anscheinend“ kein Einzelfall mehr, sondern eher ein „scheinbarer“ Einzelfall.
Denn am 04. 04. 2012 gaben die Behörden die Sperrung von zwei weiteren Biobetrieben aus Duisburg bekannt.
Sperrcodes:
0-DE-0521991 und
Eier des Betriebs "AWO Ingenhammshof".
Im letztgenannten Fall wurde der Name veröffentlicht, da die Eier keine Stempelnummer tragen.

Nach derzeitigem Kenntnisstand bestehe kein Zusammenhang zwischen dem Fall in Ostwestfalen und den Duisburger Betrieben. Die Eier der Duisburger Betriebe sollen mit Dioxin und nicht mit PCB belastet sein.

Die Hiobsbotschaften betreffen aber in allen Fällen die Eier glücklicher Legehennen von Bio- Erzeugern.
Und obwohl bereits erforderliche Maßnahmen eingeleitet wurden, ist noch kein „Ei des Columbus“ in Sicht: die Ursachen der Belastungen sind zurzeit unbekannt, die Ermittlungen dauern an

Zwar besteht keine akute Gesundheitsgefahr für Verbraucher bei kurzfristigem Konsum eines belasteten Lebensmittels. Dennoch haben PCB’s und Dioxine in Lebensmitteln nichts zu suchen, da sie langfristig gesundheitsgefährdend, sogar potentiell krebserregend sind.

Trotz allem dürfen diese Hiobsbotschaften den Genuss von Eiern allgemein und vielleicht den etwas erhöhten Genuss von gewöhnlich hartgekochten, gefärbten, oft mit Motiven bemalten Eiern - genannt Ostereiern - nicht vermasseln.

FROHE OSTERN!