Freitag, 22. Juni 2012

Therapiertes Glück


Glücksforscher verwenden für den Begriff GLÜCK  i. S. von „Glück empfinden“  den Begriff „subjektives Wohlempfinden“.
Es ist ein Gefühl, oder Zustand, der sich durch allgemeines und manchmal sogar unbewusstes Wohlbefinden auszeichnet. Dieser Zustand kann während einer kurzen Zeitdauer oder -als Höchste der Gefühle-  in Form dauerhaften Gefühls empfunden werden. 

Der ehemalige VW-Betriebsratsvorsitzende z. B. hatte ein immerhin einige Monate währendes bewusstes Glücksgefühl in Begleitung  der brasilianischen Journalistin Adriana Barros. Zur Aufrechterhaltung des Glücksgefühls jettete sie für ein Treffen mit ihm durch die ganze Welt, auf Konzernkosten. Nun bereitete vor kurzem ein Urteil des Amtsgerichts Wolfsburg dem empfundenen Glück ein jähes Ende. Auch wenn die Brasilianerin kein Glück mehr empfinden konnte, hatte sie „Glück gehabt“: der Richter sprach sie vom Vorwurf des Beihilfe zur Untreue frei.

Nach Glücksforschern gehört zum Kurzzeit- Glück auch der Zustand, der sich nach dem erfolgreichen Abschluss einer wichtigen Sache einstellt.
I. d. S. scheint auch der Entwicklungsminister Niebel gehandelt zu haben, als er erfolgreich das Objekt seines Kurzzeit-Glücks in Form eines afghanischen Teppichs erstand und ihn per BND-Jet und am Zoll vorbei nach Deutschland geholt hatte.

Erfolgreich, erfolgreicher Abschluss - Auslöser des Kurzzeit-Glücks!  Also können Glücksgefühle eine Folge der richtigen Gedanken und Handlungen sein, und diese können „zum Glück“ durch Wiederholungen und Gewohnheiten trainiert werden.
Der Ex-Große DSK muss auf diesem Gebiet sehr bewandert sein.
Durch seine zur Gewohnheit gewordenen Wiederholungen, (nach seiner subjektiven Meinung)  gesteuert von richtigen Gedanken- und Handlungsweisen konnte er sich, wenn auch Kurzzeit währende dafür oft wiederkehrende Glücksgefühle verschaffen.


Wederkehrende Glücksgefühle, viele Glücksmomente erleben! Mit sich und dem Leben, in zwischenmenschlichen Beziehungen allgemein und in einer Paarbeziehung im Besonderen zufrieden sein. Damit ist man schon an der Grenze dessen, was Forscher  „Glück empfinden als ein dauerhaftes Gefühl“ nennen.
Wie Wohlempfinden in der Sache „Gesundheit“  so bedeutet auch   „subjektives Wohlempfinden“ in der Sache „Glücksempfinden“  für  die modernen Menschen nichts anderes, als  dass sie fähig sind, sich aktiv und in Eigenverantwortung Bedingungen zu schaffen, welche Wohlbefinden ermöglichen.

Es ist nicht zu leugnen, es ist kompliziert!
Dinge wie Liebe, Erfolg, Schönheit führen das  „subjektive Wohlempfinden“  des modernen Menschen in der Gesellschaft mit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten an seine eigenen Grenzen. Das Gesundheitswesen kennt bereits das Sisyphus-Syndrom. Laut Gesundheitsökonomen entstand das Syndrom  dank moderner Medizin, die aus Todgeweihten sündhaft teure chronisch Kranke macht.

So kann sich auch im „Glückswesen“ das Streben nach mehr Liebe, mehr Erfolg, mehr Schönheit sich zur wahren Sisyphusarbeit entwickeln.
Die Werbung zeigt Menschen, die  mit neuesten Produkten, Diäten, Fitness, Dienstleistungen wie medizinische Kosmetik oder ästhetische Chirurgie erfolgreicher, liebensfähiger, schöner werden können.
Leider reicht das aber nicht immer aus. Denn es ist nicht leicht  mehr Liebe, mehr Erfolg, mehr Schönheit in Glück zu verwerten, wie viele Menschen z. B. in ihrer Partnerschaftsbeziehungen erfahren müssen. Nicht alle sind fähig, jene Bedingungen zu erkennen und zu verändern, welche das Glücksempfinden gefährden. Einige Jahre Routine, mangelnde Kommunikation, positive Gefühle füreinander ersetzt durch Schuldzuweisungen. Eine zerstörte Zuneigung führt letzten Endes  zu einem Leben nebeneinander statt miteinander oder es kommt zur Krise, die manche Paare nicht mehr allein lösen können /wollen.

Die schöne neue Welt wäre nicht so schön, hätte sie nicht das adäquate Werkzeug parat: die Partnertherapie, als Retter in der Not, der das Glück zurückbringen kann.
Die Partnertherapie an sich ist gar nicht neu.
Die derzeit meistprämierte US-TV-Serie MAD MEN - gespielt in den Jahren in denen die ersten elektrischen Schreibmaschinen, zwar von Männern entwickelt, aber von Frauen bedient werden konnten-   behandelt auch das Thema „Partnertherapie“.
Auf der Suche nach Glück legt sich die studierte Hausfrau Betty auf die Therapeuten-Couch.
Ihr Mann, Don, hat es nicht nötig. Er schafft ohne Hilfe Dritter die Work-Life-Balance. Er ist aus eigenem Antrieb imstande, für sich selbst Glücksmomente herzustellen, bei denen die Zahl der positiv empfundenen Momente, die negativen überwiegt. 
Das waren aber die frühen 60er Jahre.

Heute, 50 Jahre später, soll eigentlich die Therapie beider Partner eines Krisenpaares zur Normalität gehören. Grundsätzlich sei das laut Psychotherapeuten auch möglich, weil immer mehr Männer  bereit seien, über ihre Beziehungen zu sprechen.
So gesehen, könnte man meinen, dem therapierten Glück steht nichts mehr im Wege. 
Nach ein paar Therapie Sitzungen findet das Glück unter der Therapie -Haube Schutz vor den  „unheilbar“ geglaubten oder im Laufe der Jahre chronisch gewordenen  Problemen. Nur dann ist das „therapierte Glück“ nichts anderes als das Ergebnis des Versuchs  zusammenzuhalten, was auseinanderstrebt.
Vielleicht doch bescheiden sein: kein dauerhaftes Glück, sondern sich mit untherapiertem, (oft) wiederkehrendem Kurzzeit-Glück zufrieden geben?
Die eigentliche „Glückshaube“, im Mittelalter Omen für Geistesgröße, muss schnell entfernt werden und sie wird entfernt, da sonst droht erhöhte Erstickungsgefahr.

-          Glück ist gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis –
sagte mal Albert Schweitzer