Mittwoch, 26. Oktober 2016

Die Codes der digitalen Welt

... unsere ständigen Begleiter, in guten wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis dass der Tod uns scheidet

Zeichensatz /Wikipedia
Was ist ein Code?
Im Allgemeinen eine Vorschrift für die eindeutige Zuordnung von Zeichen aus denen sich Zeichenketten zusammenstellen lassen.
Ein Zeichensatz ist weniger als ein Zeichencode, der zusätzlich noch eine Definierte Nummerierung der Zeichen des Zeichensatzes enthalten muss. Werden Nachrichten durch Sequenzen von genau zwei verschiedenen Symbolen (z. B. 1 und 0) dargestellt, spricht man von einem Binärcode.

Durch die Verknüpfung von digitalen Daten mit Hilfe von Algorithmen und
Computerprogrammen können Datenbanken zur Massenspeicherung aufgebaut werden.


Dank den Rechnernetzen und  mit der Entstehung eines weltumspannenden Netzwerks können digitale Daten mit hoher Geschwindigkeit im Rahmen der digitalen Kommunikation zwischen beliebigen Netzwerkknoten erfolgen.
Unzählige Anwendungen und neue Wirtschaftsfelder, wie  E-Medien, E-Banking, E-business, E-Commerce, E-Gouvernement. E-Learning, Industrie 4.0, Satellitennavigation, Soziale Netzwerke oder  Wikis und nicht zuletzt, die Gentechnologie sind der revolutionären Entwicklung der Digitaltechnik zu verdanken.
Quelle:Wikipedia

Spricht man von Gentechnologie denkt man sofort an den genetischen Code.
Wie eine gewundene Strickleiter sieht das Erbgut- Molekül DNA aus - "Doppelhelix" nennen Fachleute  diese Form. Das Erbgut umfasst den Gesamtbestand an Basenpaaren in der DNA eines Individuums. Sie setzt sich unter anderem zusammen aus vier Grundbausteinen, den Basen  Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin (abgekürzt A, C, G und T). Bestimmte Abschnitte der DNA, die so genannten Gene, kodieren genetische Informationen. So entsteht im Molekül eine Folge von chemischen " Buchstaben, A, C, G, T, deren  Reihenfolge den genetischen Code bilden.

Die Form in der Ergebnisse einer Gen-Analyse dargestellt werden, unterliegen einem System von Regeln und Übereinkünfte, welche die Zuordnung von Zeichen / Zeichenfolgen zweier verschiedenen Zeichensätze erlaubt.
Beispielhaft die Ergebnisse des Gentests zur Bestimmung des Lifestyle – Profils einer Person

Mit der SNP- Analyse  (SNP/Single Nucleotide Polymorphism - Analyse) wurden verschiedene Variationen einzelner Basenpaare innerhalb eines DNA-Strangs bestimmt.
Ergebnis:
FABP2 (rs1799883)
PPARG (rs1901282)
ADRB2 (rs1042713)
ADRB2 (rs1042714)
ADRB3 (rs4944)
In Klartext übertragen, bedeutet dieses Ergebnis laut Bericht, dass die betreffende Person empfindlich auf Kohlenhydrate reagiere und eine hohe MET -Trainingsintensität aufweise.
Und der Begriff  hohe MET - Trainingsintensität wird wohl der Arzt dem Patienten auf Anfrage  erörtern:  das MET (metabolische Äquivalent) gibt den Kalorienverbrauch von Aktivitäten als ein Vielfaches des Ruheumsatzes an, und eine hohe MET-Trainingsintensität bedeutet übersetzt, dass die Person zwar intensiv trainiert, jedoch keine Ausdauer hat.

Auch gewöhnlich Sterbliche haben ständig die FINGER (lateinisch = digitus), in der
Quelle.123rf
Informationsverarbeitung, in der Verarbeitung von Daten, derer darzustellenden Größe - wie die Finger beim Zählen der Zahlen 1 bis 10 -  einem Code zugeordnet sind.
Gewöhnlich Sterbliche sind dessen bewusst, dass sich hinter der Darstellung aller durch Programmbefehle ausgeführte Operationen Befehls-Codes verstecken. Das eigentliche Format ist ihnen nicht bekannt. Es spielt ja auch keine Rolle! Hauptsache PCs, Tablets, Smartphones, Digitalkameras, Camcordern, digitale Audiorekordern u.a.m. funktionieren.
Oberarzt mit Tablet /123rf

Nun besteht unser Alltag aus guten, weniger guten und sogar schlechten Tagen.
Ein schlechter Tag kann ein Tag sein, an dem eine Störung der normalen physischen oder psychischen Funktionen des  Organismus einen Grad erreicht, der die persönliche Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden subjektiv oder objektiv wahrnehmbar negativ beeinflusst. Kurz: man ist krank, sollte man meinen!

Leider entspricht diese Interpretation der KRANKHEIT nicht den Bestimmungen im Versicherungsrecht der GKV. Versicherungsrechtlich wird unter KRANKHEIT das Vorhandensein einer Störung verstanden, die eine Behandlung im Sinne von medizinischer Therapie und Krankenpflege erfordern und eine ARBEITSUNFÄHIGKEIT zur Folge hat.
ARBEITSUNFÄHIGKEIT, das Unvermögen dem Ausüben seiner Berufstätigkeit nachzugehen, will belegt sein. Und sie wird belegt, durch die ARBEITSUNFÄHIGKEITSBESCHEINIGUNG.
In der digital kommunikativen Vernetzung sind Vertragsärzte verpflichtet, auf den Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen die Diagnosen  zu verschlüsseln. Es geht dabei um den sogenannten ICD-Schlüssel für eine medizinische Klassifikation zur Systematisierung von Diagnosen

Die Abkürzung ICD steht für „International Classification of Diseases“. Sie ist eine von WHO initiierte medizinische Klassifikation zur Schaffung internationaler, systematischer Standards für Diagnosen.
ICD-10 ist die 10.Version dieser Regelung, die 1990 von der WHO und 1994 von den Mitgliedsländern eingeführt wurde.
Es könnte sein, dass man im Internet auf die Version ICD-10-GM stößt. Dies ist eine spezielle deutsche Version (German Modification) aus 2004, die in der 10.Version 2008 veröffentlicht wurde und jährlich durch das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) aktualisiert wird. Letzte Version 2016 wurde am 21.12.2015 aktualisiert.

Der ICD-10 Diagnoseschlüssel ist ein Code des Formats
XOO.OO, wobei
X für einen Buchstaben von A bis Z
die Nullen für eine Ziffer von 0 bis 9
stehen.
Die ersten 3 Stellen kodieren eine grobe Diagnose, die 4. und 5. Stelle dienen einer genaueren Spezifizierung innerhalb der Kategorie.
Beispiel
E50: Vitamin A -Mangel
E50.5 steht für Vitamin-A-Mangel mit Nachtblindheit oder
M23.35
M23: Binnenschädigung des Kniegelenks, M23.3: sonstige Meniskusschädigungen M23.35: am Hinterhorn des Außenmeniskus

ICD10 Suche
Quelle: Apotheken-Umschau
Im ambulanten Bereich wird der ICD-Schlüssel gelegentlich mittels eines Buchstabencodes mit zusätzlichen Informationen versehen. Diese Codes sind aber kein offizieller Bestandteil des ICD. Es bedeuteten:
•    A = Ausschluss der kodierten Erkrankung
•    V = Verdacht auf...
•    G = Gesicherte Diagnose
•    Z = Symptomloser Endzustand nach Überstehen der kodierten Erkrankung
•    R = rechts
•    L = links
•    B = beidseits

Übersicht der Krankheitskapitel:


Kapitel
Gliederung
Titel
I
A00 - B99
Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten
II
C00  - D48
Neubildungen
III
D50 - D90
Krankheiten des Bluts und der blutbildenden Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems
IV
E00 - E90
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
V
F00 -  F99
Psychische und Verhaltensstörungen
VI
G00 - G99
Krankheiten des Nervensystems
VII
H00 - H59
Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde
VIII
H60 - H95
Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes
IX
J00  -  J99
Krankheiten des Kreislaufsystems
X
J00  - J99
Krankheiten des Atmungssystems
XI
K00 - K93
Krankheiten der Verdauungssystems
XII
L00 - L99
Krankheiten der Haut und der Unterhaut
XIII
M0 - M99
Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes
XIV
N00 -  N99
Krankheiten des Urogenitalsystems
XV
O00 -  O99
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
XVI
P00 -  P96
Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben
XVII
Q00 - Q99
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien
XVIII
R00 -  R99
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind
XIX
S00 -  T98
Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen
XX
VO1 – Y84
Äußere Ursachen von Morbidität und Mortalität
XXI
Z00 - Z99
Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen
XXII
U00 - U99
Schlüsselnummern für besondere Zwecke

„Diagnoseschlüssel“, „ICD-Diagnoseauskunft“, „Diagnoseschlüssel auf dem Krankenschein“, „Diagnoseschlüssel auf dem Krankenschein verstehen“! Diese und ähnliche Schlagzeilen haben vor kurzem den Websites-Wald heftig bewegt. Von überforderten  Patienten war die Rede, davon, dass manche Patienten die verschlüsselten Diagnosen auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht einordnen könnten. 
Die Konfiguration der Codes wurde erklärt, tabellarisch die Zuordnung verschiedener Krankheitsgruppe in der ICD Kategorien dargestellt - wie auch in diesem Blog Post. Es wurde darauf verwiesen, wie man mit einem Klick   schnell den Code einer bestimmten Krankheit erfahren kann.
Digital World / Wikipedia

Die Codes der digitalen Welt sind nicht mehr wegzudenken. Denn immer mehr Sachverhalte werden mit Digitalsignalen beschrieben oder können von diesen beeinflusst werden. Sie sind unsere ständigen Begleiter in guten Tagen. Und es ist gut so.
Ob in schlechten Tagen, von Krankheit getrübten Tagen, auch so ist?
Die GEMATIK (Gesundheit+ Informatik) vereinfacht die diagnostische und therapeutische Praxis, steigert die Qualität der medizinischen Versorgung und verbessert die Verfügbarkeit umfassenderen medizinischen Wissens auch in der Fläche. Und es ist gut so.
Aber die ICD-Verschlüsselung, eine Diagnosenklassifikation mit parallel geführten maschinenlesbaren Kodes?
Sie diene laut DIMDI (Deutsches Institut für Medizinische Information und Kommunikation) in erster Linie der Verschlüsselung für Abrechnung und Statistik. Denn die kommunikative Vernetzung erfordere eine gemeinsame Sprache. welche nicht nur in der Mensch-zu-Mensch-Kommunikation unmissverständlich sein müsse, sondern auch dann, wenn in der Kommunikationskette elektronische Systeme zwischengeschaltet sind. Und durch die  Anwendung der ICD-10-GM auf die dokumentierten Krankheitsbezeichnungen sei dies gewährleistet. Es klingt logisch.

Auf der DIMDI Seite heißt es auch, dass Vertragsärzte verpflichtet seien, auf den für die Krankenkasse bestimmten Durchschlägen von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) die Diagnosen nach ICD-10-GM zu verschlüsseln.
Da wird auch erklärt, warum die Krankenkassen die ICD-kodierten AU - Diagnosen wissen müssen. Sie dienen der Prüfung des Anspruchs auf Krankengeld. Sie sind auch die Grundlage für die beim BMG (Bundesministerium für Gesundheit) geführte Jahresstatistik über AU-Fälle und -Tage nach Krankheitsarten von GKV-Versicherten.

Die Aufregung in dem Websites - Wald war also nur viel Lärm um Nichts!
Aber der Lärm hatte auch was Gutes. Wir wurden über die Bedeutung der ICD-Verschlüsselung als solche und den Hintergrund der ICD-kodierten Diagnosen  auf den für die Krankenkasse bestimmten Durchschlägen von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen aufgeklärt.
„Werden wir geholfen“, dann werden wir mit den ständigen Digitalbegleitern in allen Lebenslagen aufnehmen können.

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Auf verschlungenem Weg zur individuellen Gesundheitskompetenz

Quelle:123rf
GESUNDHEITSKOMPETENZ ist das, was international „Health Literacy“ genannt wird -  auf Deutsch etwa „gesundheitliche Lese-und Schreibfähigkeit / Bildung“.
Allerdings könnte diese Übersetzung zum irreführenden Schluss führen, dass  gesundheitsbezogene Abc - Kenntnisse genügen würden, um die Nutznießer des Gesundheitswesens zu kompetenten Partnern zu befähigen.

Weit gefehlt!
Bei der Gesundheitskompetenz geht es nicht um Lese- und Schreibfähigkeit, sondern darum, Gesundheitsinformationen  zu finden, zu interpretieren, anzuwenden, um sich im Alltag über das Gesundheitswesen, die Krankheitsprävention und die Gesundheitsförderung eine Meinung zu bilden und Entscheidungen treffen zu können, die die Lebensqualität im Lebensverlauf erhalten oder verbessern.

Leider ist der aktuelle Stand des Umgangs mit der gesundheitlichen Kompetenz gar nicht so rosig. Mehr als die Hälfte der Deutschen sollen sich von der heutigen Informationsflut zu Gesundheitsthemen  überfordert fühlen. Das zeigt eine repräsentative Studie der Universität Bielefeld, die dieses Jahr vorgestellt wurde. Demnach würden 44% der Deutschen eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz aufweisen, 10% sogar eine unzureichende.
Und Menschen mit einer eingeschränkten Gesundheitskompetenz stünden vor großen Problemen. Sie hätten beispielsweise Schwierigkeiten Informationen einzuschätzen, etwa unterschiedliche Behandlungsoptionen zu beurteilen, Packungsbeilagen für Arzneimittel zu verstehen und zu bewerten oder zu entscheiden, wann eine ärztliche Zweitmeinung sinnvoll ist. Auch Einschätzungen von Gesundheitsinformationen in den Medien würden sie vor Probleme stellen.

Das von der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Projekt „NATIONALER  AKTIONSPLAN GESUNDHEITSKOMPETENZ“, an dem die Universität Bielefeld, der AOK-Bundesverband und Hertie - School of Gouvernance beteiligt sind, soll in den nächsten 2 Jahren Strategien zur Stärkung der Gesundheitskompetenz entwickeln.
Es handelt sich um ein sehr komplexes Projekt. Wenn auch im Mittelpunkt die Verbesserung der Entscheidungsfähigkeit von Patientinnen und Patienten steht, müssen auch Behörden,  Ärzte, Krankenkassen, Apotheken, Pflege- und Selbsthilfeverbände, das ganze Gesundheitssystem, das Bildungswesen  mit einbezogen werden.
Die Verantwortlichen im Gesundheitswesen sollen laut Bundesgesundheitsminister Gröhe, der Schirmherr des Projekts, gesundheitsfördernde Rahmen schaffen, so u. a. unabhängige, wissenschaftlich belegte und leicht verständliche Gesundheitsinformationen ausarbeiten. Denn über Gesundheitsinformationen aus Internet ließen sich nicht ohne weiteres neueste wissenschaftlich belegte Erkenntnisse von werbliche Angeboten oder interessengeleitete Empfehlungen unterscheiden.

Quelle:123rf
Also bei all der Komplexität der Materie sollte man nicht vergessen, dass im Rahmen der GESUNDHEITSKOMPETENZ  der Umgang mit Gesundheitsinformationen  - sie richtig zu verstehen, zu beurteilen und zu verwenden - grundlegend ist. Aus diesem Grund darf die Wirkung auch so kleiner Schritte nicht übersehen werden.

Ein paar Beispiele
Dass ein Medikament mit einem anderen Medikament in manchen Fällen zu relevanten Wechselwirkung führen  kann, ist allseits bekannt. 
In den Packungsbeilagen werden zwar von Herstellern alle jemals bekannt gewordenen unerwünschten Wirkungen und Wechselwirkungen genannt. Bisherige Studien weisen darauf hin, dass es für Patienten schwierig sei, Spreu vom Weizen zu trennen, Wichtiges auszuwählen. Einige Wechselwirkungen müssten aber in den Packungsbeilagen hervorgehoben werden, denn sie seien so gravierend, dass bestimmte Wirkstoffe lieber nicht zusammen angewendet werden sollten:
•    Schmerzmittel und entzündungshemmende Azetylsalizylsäure (ASS) kann die Wirkung von Medikamenten verstärken oder abschwächen. Bei gleichzeitiger Einnahme von Azetylsalizylsäure und gerinnungshemmenden Mitteln wie Marcumar oder Heparin besteht erhöhte Blutungsgefahr.
•    Abführmittel können die Wirkung von Herzmitteln verstärken. Folge sind Herzrhythmusstörungen.
•    Zusammen mit Johanniskraut wirken etliche Präparate nicht mehr zuverlässig - unter anderem „die Pille“.

Nicht nur ein Medikament kann mit einem anderen Medikament in Wechselwirkung treten. Auch Lebensmittel können die Aufnahme des Wirkstoffs eines Medikaments beeinflussen.
Quelle.123rf
Hier einige Beispiele:
•    Antibiotika und Milchprodukte: Milch, Quark, Jogurt und Käse und Antibiotika passen nicht zusammen. Die wichtige Medikamentengruppe der tetrazyklischen Antibiotika wie Doxycyclin können mit dem Kalzium aus Milchprodukten Verbindungen eingehen, die der Körper nicht mehr aufschließen kann. Damit wird die Wirkung des Medikaments sozusagen ausgebremst. Kalziumhaltige Lebensmittel wie Milch und Joghurt & Co. sollten daher frühestens zwei Stunden nach der Einnahme dieser Antibiotika verzehrt werden.
•    Antibiotika und Koffein: Häufig werden bei Blasen- oder Niereninfektionen Antibiotika verschrieben, die Gryasehemmer enthalten. Mit Koffein, wie es in Kaffee, Cola oder Tee enthalten ist, kann es zu Erregungszuständen, Herzrasen und Schlafstörungen kommen, denn das Medikament hemmt den Abbau des Koffeins. Deshalb während der Einnahme lieber komplett auf Koffein verzichten.
•    Eisentabletten und Koffein: Medikamente gegen Blutarmut sind nutzlos, wenn sie zusammen mit Kaffee oder Tee geschluckt werden. Die Gerbsäure der Getränke bindet die Eisenionen im Magen an sich. So wird das Eisen ausgeschieden, statt über die Darmwand im Blutkreislauf zu landen. Schwangere z.B., die ihr Eisenpräparat zum Frühstück zu sich nehmen, sollten mindestens zwei Stunden vor und nach der Einnahme der Tabletten keinen Tee oder Kaffee trinken.
•    Grapefruitsaft und Schmerzmittel, Schlafmittel, Antihistaminika, Bluthochdruckmittel: Ganz verzichten sollte man bei der Einnahme von Medikamenten auf Grapefruitsaft, auch wenn einige der Symptome eher selten sind. Die in ihm enthaltenen Flavonoide, das sind die in den Pflanzen enthaltenen Farbstoffe, verstärken die Wirkung zahlreicher Medikamente um rund 30 Prozent und können z.B. Bluthochdruck auslösen. Dies gilt auch für Bitterorangen, die in manchen Orangenkonfitüren und -marmeladen enthalten sind. Vorsicht ist besonders bei Herztabletten mit dem Wirkstoff Nifedipin geboten. Zusammen mit Pampelmuse drohen Blutdruckabfall, Herzrasen und Kopfschmerz. In Kombination mit Schmerzmitteln kann das Herz aus dem Takt geraten: Herzrhythmusstörungen sind die Folge. Zusammen mit Schlafmitteln kann es zu vollrauschartigen Symptomen kommen. Einige Antihistaminika führen in Kombination mit Grapefruit im schlimmsten Fall ebenfalls zu Herz-Rhythmus-Störungen.
•    Lakritze und Diuretika: Diuretika sind Mittel, die den Körper entwässern. Dabei schwemmen sie gleichzeitig Vitamine und Mineralstoffe aus. Nehmen Lakritzliebhaber entwässernde Arzneien über einen längeren Zeitraum, kommt es zu einem verstärkten Kaliumverlust. Die Symptome: Muskelschwäche, Schläfrigkeit, schwächere Reflexe und ein erhöhter Blutdruck.
•    Asthmamittel mit Theophyllin und schwarzer Pfeffer; der Pharmahersteller Madaus warnt: Wer gerne mit schwarzem Pfeffer scharf würzt, sollte besonders vorsichtig sein, denn das darin enthaltene Piperin hemmt den Abbau von Theophyllin, das hauptsächlich bei schwerem Asthma bronchiale verordnet wird. Eine Studie fand nämlich heraus, dass Piperin den Theophyllinspiegel erhöhen kann. Diese Patienten sollten ebenfalls auf tanninhaltige Lebensmittel oder Arzneimittel verzichten. Tanninhaltig sind z.B. Schwarztee, Grüntee, Walnuss, Himbeere, Eiche und Hamamelis.
•    Antidepressiva und Wein bzw. Käse: Antidepressiva enthalten häufig sogenannte MAO-Hemmer. Diese hemmen das Enzym Monoaminoxidase (MAO), das bestimmte Botenstoffe abbaut. MAO-Hemmer erhöhen auf diese Weise vereinfacht gesagt die Konzentration verschiedener Botenstoffe im Gehirn: So sorgen sie dafür, dass mehr der glücklich machenden Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn zur Verfügung stehen. Die Stimmungsaufheller geraten in Konflikt mit protein- und tyraminhaltigen Lebensmitteln, die längere Zeit lagern. Dazu gehören auch Sauerkraut, Käse, weiße Bohnen sowie Salzheringe. Das Eiweißprodukt Tyramin kann im Körper während der Einnahme nicht abgebaut werden, da das für diesen Prozess unentbehrliche Enzym nicht wirkt. Werden nun Käse und Wein – besonders Chianti - zusammen mit MAO-Hemmern eingenommen, kann dies lebensgefährliche Bluthochdruckkrisen und Hirnblutungen auslösen. Als möglicherweise gefährlich gelten auch Bananen und Ananas, Muskatnuss, Feigen, Rosinen, Joghurt, Soja-Soße und Sauerkraut.

Unproblematisch: Blutgerinnungshemmer und grünblättriges Gemüse
Als unproblematisch gelten nach neueren Untersuchungen und entgegen vieler Informationen häufig verordnete Mittel zur Blutverdünnung, sogenannte Antikoagulantien wie Marcumar, um zum Beispiel einer Thrombose vorzubeugen. Vitamin K ist in grünblättrigem Gemüse (Kohl, Spinat, Kohlrabi, Kopfsalat, Sauerkraut) sowie in Leber, Fleisch und Ei enthalten.
Solche Vitamin-K-haltigen Lebensmittel braucht man nicht zu meiden, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): "In einer Reihe von klinischen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass selbst durch Verzehr größerer Mengen an Vitamin-K-reichen Lebensmitteln der Quick-Wert nicht oder nur unwesentlich beeinflusst wird. Für Patienten unter Antikoagulationstherapie mit Vitamin-K-Antagonisten gibt es daher keinen Grund, auf Vitamin-K-reiche Lebensmittel, wie Leber, Spinat, Brokkoli, Weiß-, Rot-, Grün- und Blumenkohl, zu verzichten."
Sinnvoll aber ist es auf entsprechende Multivitaminpräparate zu verzichten bzw. deren Einnahme ist mit dem behandelnden Arzt zu klären.

Arzt im Gespräch/ Quelle:123rf
Die Einnahme von Medikamenten!
In den Packungsbeilagen  findet man Hinweise wie „Einnahme vor dem Essen“ oder „Einnahme nach dem Essen“. Laut Medizinern bedeute das keine Einnahme direkt vor oder nach dem Essen. Im Gegenteil: die Medikamente sollten auf nahezu leeren Magen eingenommen werden, d. h. mindestens 2 Stunden nach der letzten und mindestens 1 Stunde vor der nächsten Mahlzeit eingenommen werden. Denn Nahrung könnte die Wirksamkeit oder den Wirkungseintritt beeinträchtigen. Dies ist der Fall bei den sogenannten „magensaftresistenten“ Tabletten. Sie haben einen schützenden Überzug, der nur im leeren Magen stabil bleibt.
In anderen Fällen nimmt der Körper den Wirkstoff besser auf, wenn das Medikament zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen wird, so die Mediziner - z. B. bei Schmerzmitteln. Da sie manchmal auf den Magen schlagen, sei die „Einnahme während des Essens“ empfehlenswert.

Das Ausmaß der individuellen Gesundheitskompetenz ist doch ganz wesentlich von der fachlichen Qualität und Verfügbarkeit bereitgestellter Informationen abhängig.
Dass Medikamente mit einem Glas Wasser einzunehmen sind, steht natürlich in jeder Packungsbeilage. Dass man auf den Alkoholkonsum während der Einnahme von Medikamenten lieber verzichten sollte, hat sich auch herumgesprochen. Darüber, was aber ein Grapefruitsaft, schwarzer, grüner oder Mate-Tee, Milch, Spinat, Broccoli & Co während einer medikamentösen Therapie  alles anrichten können, ist weniger bekannt, (wenn überhaupt). Ein entsprechender Hinweis in jeder Packungsbeilage würde nur einen kleinen Schritt bedeuten, aber ein kleiner Schritt in Richtung einer effektiven Maßnahme.

Medikationsplan / Wikipedia
Es wird aber jetzt schon besser, denn wir sind im Oktober 2016. Es ist der Monat in dem gem. dem „Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendung im Gesundheitswesen“, kurz „E-Health-Gesetz“, von Ärzten oder Apothekern für mehr Medikationssicherheit eine Arzneimittel-Dokumentation angelegt werden kann. In diesem Zusammenhang entsteht für versicherte Patienten der Anspruch auf einen  Medikationsplan. Der Arzt sei verpflichtet, dem Patienten über diesen Anspruch aufzuklären, den Medikamentenplan zu erstellen und diesen ihm auszuhändigen. Ab 2018 geht es noch einen Schritt weiter. Da soll der Medikationsplan auch elektronisch von der Gesundheitskarte abrufbar sein.

Arzt erklärt Rezept / 123rf
Das „E-Health-Gesetz“ sieht bekanntlich den Einsatz elektronischer Medien (der Telematik) im Gesundheitswesen vor. Der Einsatz soll 2018 beendet sein. D.h.: Ab diesem Zeitpunkt sollen Arztpraxen und Krankenhäuser flächendeckend an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen sein.
Und 2018 soll auch das Maßnahmenkonzept des Nationalen Aktionsplans für Gesundheitskompetenz vorliegen.
Die neue Telematik-Infrastruktur soll maßgeblich dazu beitragen, nicht nur qualitativ, sondern auch zeitlich Arbeitsabläufe medizinischer Anwendungen und Leistungen zu optimieren. Das könnte dazu führen, dass der Arzt  dem Patienten mehr Zeit widmen kann. In mehr als 8 Minuten (die heutige durchschnittliche Dauer eines Arzt/Patient - Gesprächs) könnte der Arzt dann ausführlicher, dem Patienten Diagnose und Behandlung verständlich machen. Dies zusammen mit weiteren durch das Maßnahmenkonzept des Nationalen Aktionsplans gebotenen Entwicklungsmöglichkeiten wird dazu führen, dass der Versicherte immer öfter kompetente Entscheidungen  für die eigene Gesundheit treffen kann, dass der Versicherte nicht nur als payer sondern auch als kompetenter player agieren kann.


                       Die Hoffnung entfernt selbst von dem Grabe sich nicht

                                         Johann Wolfgang von Goethe