Mittwoch, 26. Oktober 2016

Die Codes der digitalen Welt

... unsere ständigen Begleiter, in guten wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis dass der Tod uns scheidet

Zeichensatz /Wikipedia
Was ist ein Code?
Im Allgemeinen eine Vorschrift für die eindeutige Zuordnung von Zeichen aus denen sich Zeichenketten zusammenstellen lassen.
Ein Zeichensatz ist weniger als ein Zeichencode, der zusätzlich noch eine Definierte Nummerierung der Zeichen des Zeichensatzes enthalten muss. Werden Nachrichten durch Sequenzen von genau zwei verschiedenen Symbolen (z. B. 1 und 0) dargestellt, spricht man von einem Binärcode.

Durch die Verknüpfung von digitalen Daten mit Hilfe von Algorithmen und
Computerprogrammen können Datenbanken zur Massenspeicherung aufgebaut werden.


Dank den Rechnernetzen und  mit der Entstehung eines weltumspannenden Netzwerks können digitale Daten mit hoher Geschwindigkeit im Rahmen der digitalen Kommunikation zwischen beliebigen Netzwerkknoten erfolgen.
Unzählige Anwendungen und neue Wirtschaftsfelder, wie  E-Medien, E-Banking, E-business, E-Commerce, E-Gouvernement. E-Learning, Industrie 4.0, Satellitennavigation, Soziale Netzwerke oder  Wikis und nicht zuletzt, die Gentechnologie sind der revolutionären Entwicklung der Digitaltechnik zu verdanken.
Quelle:Wikipedia

Spricht man von Gentechnologie denkt man sofort an den genetischen Code.
Wie eine gewundene Strickleiter sieht das Erbgut- Molekül DNA aus - "Doppelhelix" nennen Fachleute  diese Form. Das Erbgut umfasst den Gesamtbestand an Basenpaaren in der DNA eines Individuums. Sie setzt sich unter anderem zusammen aus vier Grundbausteinen, den Basen  Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin (abgekürzt A, C, G und T). Bestimmte Abschnitte der DNA, die so genannten Gene, kodieren genetische Informationen. So entsteht im Molekül eine Folge von chemischen " Buchstaben, A, C, G, T, deren  Reihenfolge den genetischen Code bilden.

Die Form in der Ergebnisse einer Gen-Analyse dargestellt werden, unterliegen einem System von Regeln und Übereinkünfte, welche die Zuordnung von Zeichen / Zeichenfolgen zweier verschiedenen Zeichensätze erlaubt.
Beispielhaft die Ergebnisse des Gentests zur Bestimmung des Lifestyle – Profils einer Person

Mit der SNP- Analyse  (SNP/Single Nucleotide Polymorphism - Analyse) wurden verschiedene Variationen einzelner Basenpaare innerhalb eines DNA-Strangs bestimmt.
Ergebnis:
FABP2 (rs1799883)
PPARG (rs1901282)
ADRB2 (rs1042713)
ADRB2 (rs1042714)
ADRB3 (rs4944)
In Klartext übertragen, bedeutet dieses Ergebnis laut Bericht, dass die betreffende Person empfindlich auf Kohlenhydrate reagiere und eine hohe MET -Trainingsintensität aufweise.
Und der Begriff  hohe MET - Trainingsintensität wird wohl der Arzt dem Patienten auf Anfrage  erörtern:  das MET (metabolische Äquivalent) gibt den Kalorienverbrauch von Aktivitäten als ein Vielfaches des Ruheumsatzes an, und eine hohe MET-Trainingsintensität bedeutet übersetzt, dass die Person zwar intensiv trainiert, jedoch keine Ausdauer hat.

Auch gewöhnlich Sterbliche haben ständig die FINGER (lateinisch = digitus), in der
Quelle.123rf
Informationsverarbeitung, in der Verarbeitung von Daten, derer darzustellenden Größe - wie die Finger beim Zählen der Zahlen 1 bis 10 -  einem Code zugeordnet sind.
Gewöhnlich Sterbliche sind dessen bewusst, dass sich hinter der Darstellung aller durch Programmbefehle ausgeführte Operationen Befehls-Codes verstecken. Das eigentliche Format ist ihnen nicht bekannt. Es spielt ja auch keine Rolle! Hauptsache PCs, Tablets, Smartphones, Digitalkameras, Camcordern, digitale Audiorekordern u.a.m. funktionieren.
Oberarzt mit Tablet /123rf

Nun besteht unser Alltag aus guten, weniger guten und sogar schlechten Tagen.
Ein schlechter Tag kann ein Tag sein, an dem eine Störung der normalen physischen oder psychischen Funktionen des  Organismus einen Grad erreicht, der die persönliche Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden subjektiv oder objektiv wahrnehmbar negativ beeinflusst. Kurz: man ist krank, sollte man meinen!

Leider entspricht diese Interpretation der KRANKHEIT nicht den Bestimmungen im Versicherungsrecht der GKV. Versicherungsrechtlich wird unter KRANKHEIT das Vorhandensein einer Störung verstanden, die eine Behandlung im Sinne von medizinischer Therapie und Krankenpflege erfordern und eine ARBEITSUNFÄHIGKEIT zur Folge hat.
ARBEITSUNFÄHIGKEIT, das Unvermögen dem Ausüben seiner Berufstätigkeit nachzugehen, will belegt sein. Und sie wird belegt, durch die ARBEITSUNFÄHIGKEITSBESCHEINIGUNG.
In der digital kommunikativen Vernetzung sind Vertragsärzte verpflichtet, auf den Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen die Diagnosen  zu verschlüsseln. Es geht dabei um den sogenannten ICD-Schlüssel für eine medizinische Klassifikation zur Systematisierung von Diagnosen

Die Abkürzung ICD steht für „International Classification of Diseases“. Sie ist eine von WHO initiierte medizinische Klassifikation zur Schaffung internationaler, systematischer Standards für Diagnosen.
ICD-10 ist die 10.Version dieser Regelung, die 1990 von der WHO und 1994 von den Mitgliedsländern eingeführt wurde.
Es könnte sein, dass man im Internet auf die Version ICD-10-GM stößt. Dies ist eine spezielle deutsche Version (German Modification) aus 2004, die in der 10.Version 2008 veröffentlicht wurde und jährlich durch das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) aktualisiert wird. Letzte Version 2016 wurde am 21.12.2015 aktualisiert.

Der ICD-10 Diagnoseschlüssel ist ein Code des Formats
XOO.OO, wobei
X für einen Buchstaben von A bis Z
die Nullen für eine Ziffer von 0 bis 9
stehen.
Die ersten 3 Stellen kodieren eine grobe Diagnose, die 4. und 5. Stelle dienen einer genaueren Spezifizierung innerhalb der Kategorie.
Beispiel
E50: Vitamin A -Mangel
E50.5 steht für Vitamin-A-Mangel mit Nachtblindheit oder
M23.35
M23: Binnenschädigung des Kniegelenks, M23.3: sonstige Meniskusschädigungen M23.35: am Hinterhorn des Außenmeniskus

ICD10 Suche
Quelle: Apotheken-Umschau
Im ambulanten Bereich wird der ICD-Schlüssel gelegentlich mittels eines Buchstabencodes mit zusätzlichen Informationen versehen. Diese Codes sind aber kein offizieller Bestandteil des ICD. Es bedeuteten:
•    A = Ausschluss der kodierten Erkrankung
•    V = Verdacht auf...
•    G = Gesicherte Diagnose
•    Z = Symptomloser Endzustand nach Überstehen der kodierten Erkrankung
•    R = rechts
•    L = links
•    B = beidseits

Übersicht der Krankheitskapitel:


Kapitel
Gliederung
Titel
I
A00 - B99
Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten
II
C00  - D48
Neubildungen
III
D50 - D90
Krankheiten des Bluts und der blutbildenden Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems
IV
E00 - E90
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
V
F00 -  F99
Psychische und Verhaltensstörungen
VI
G00 - G99
Krankheiten des Nervensystems
VII
H00 - H59
Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde
VIII
H60 - H95
Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes
IX
J00  -  J99
Krankheiten des Kreislaufsystems
X
J00  - J99
Krankheiten des Atmungssystems
XI
K00 - K93
Krankheiten der Verdauungssystems
XII
L00 - L99
Krankheiten der Haut und der Unterhaut
XIII
M0 - M99
Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes
XIV
N00 -  N99
Krankheiten des Urogenitalsystems
XV
O00 -  O99
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
XVI
P00 -  P96
Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben
XVII
Q00 - Q99
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien
XVIII
R00 -  R99
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind
XIX
S00 -  T98
Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen
XX
VO1 – Y84
Äußere Ursachen von Morbidität und Mortalität
XXI
Z00 - Z99
Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen
XXII
U00 - U99
Schlüsselnummern für besondere Zwecke

„Diagnoseschlüssel“, „ICD-Diagnoseauskunft“, „Diagnoseschlüssel auf dem Krankenschein“, „Diagnoseschlüssel auf dem Krankenschein verstehen“! Diese und ähnliche Schlagzeilen haben vor kurzem den Websites-Wald heftig bewegt. Von überforderten  Patienten war die Rede, davon, dass manche Patienten die verschlüsselten Diagnosen auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht einordnen könnten. 
Die Konfiguration der Codes wurde erklärt, tabellarisch die Zuordnung verschiedener Krankheitsgruppe in der ICD Kategorien dargestellt - wie auch in diesem Blog Post. Es wurde darauf verwiesen, wie man mit einem Klick   schnell den Code einer bestimmten Krankheit erfahren kann.
Digital World / Wikipedia

Die Codes der digitalen Welt sind nicht mehr wegzudenken. Denn immer mehr Sachverhalte werden mit Digitalsignalen beschrieben oder können von diesen beeinflusst werden. Sie sind unsere ständigen Begleiter in guten Tagen. Und es ist gut so.
Ob in schlechten Tagen, von Krankheit getrübten Tagen, auch so ist?
Die GEMATIK (Gesundheit+ Informatik) vereinfacht die diagnostische und therapeutische Praxis, steigert die Qualität der medizinischen Versorgung und verbessert die Verfügbarkeit umfassenderen medizinischen Wissens auch in der Fläche. Und es ist gut so.
Aber die ICD-Verschlüsselung, eine Diagnosenklassifikation mit parallel geführten maschinenlesbaren Kodes?
Sie diene laut DIMDI (Deutsches Institut für Medizinische Information und Kommunikation) in erster Linie der Verschlüsselung für Abrechnung und Statistik. Denn die kommunikative Vernetzung erfordere eine gemeinsame Sprache. welche nicht nur in der Mensch-zu-Mensch-Kommunikation unmissverständlich sein müsse, sondern auch dann, wenn in der Kommunikationskette elektronische Systeme zwischengeschaltet sind. Und durch die  Anwendung der ICD-10-GM auf die dokumentierten Krankheitsbezeichnungen sei dies gewährleistet. Es klingt logisch.

Auf der DIMDI Seite heißt es auch, dass Vertragsärzte verpflichtet seien, auf den für die Krankenkasse bestimmten Durchschlägen von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) die Diagnosen nach ICD-10-GM zu verschlüsseln.
Da wird auch erklärt, warum die Krankenkassen die ICD-kodierten AU - Diagnosen wissen müssen. Sie dienen der Prüfung des Anspruchs auf Krankengeld. Sie sind auch die Grundlage für die beim BMG (Bundesministerium für Gesundheit) geführte Jahresstatistik über AU-Fälle und -Tage nach Krankheitsarten von GKV-Versicherten.

Die Aufregung in dem Websites - Wald war also nur viel Lärm um Nichts!
Aber der Lärm hatte auch was Gutes. Wir wurden über die Bedeutung der ICD-Verschlüsselung als solche und den Hintergrund der ICD-kodierten Diagnosen  auf den für die Krankenkasse bestimmten Durchschlägen von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen aufgeklärt.
„Werden wir geholfen“, dann werden wir mit den ständigen Digitalbegleitern in allen Lebenslagen aufnehmen können.