Mittwoch, 6. September 2023

Mit einem Placebo wirksame Therapien optimieren

Ein PLACEBO ist bekanntlich das einem Arzneimittel nachgebildete Präparat, das jedoch keine arzneilich wirksamen Inhaltsstoffe enthält. Gelingt es, aus dem herauszuholen, was nicht im eigentlichen Sinne eines Wirkstoffes drin war, dann soll das Präparat bei seiner Verabreichung einen realen therapeutischen Nutzen entwickeln können.
Dann könnte man an einem PLACEBO (lat. „es wird mir gefallen“) mehr als nur Gefallen finden.

Neuere Studien belegen, dass ein Placebo nicht nur bei Kontrollgruppen in der klinischen Forschung eine zentrale Rolle spielt, sondern auch in der therapeutischen Praxis an Bedeutung gewinnt. Der Grund: Therapeutische Nutzen, Placebo-Effekte, möge es auch so eigenartig klingen, kommen tatsächlich vor.

 Die Art „des Effekts“ wird allerdings von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst.
Bereits gewonnene Erkenntnisse aus dem therapeutischen Alltag belegen die mögliche Beeinflussung des Placebo-Effekts durch den Namen, die Form und Farbe des Präparats oder Art der Verabreichung.

Quelle: AdobeStock

Je komplizierter der Name und die Anweisungen des Präparats sind, desto größer sei der Heilerfolg. Die Ansprechrate ließe sich dadurch von 20% bis auf 70% steigern.
Sehr kleine oder sehr große Tabletten sollen besser wirken als mittelgroße, rote Tabletten würden besser helfen als weiße, eine Spritze wirke besser als Tabletten.  

Das Geschlecht scheint auch eine Rolle zu spielen. Bei Frauen sollen Placebos tendenziell besser helfen als bei Männern. Zudem sollen offenbar bestimmte Genvarianten dazu führen, dass manche Menschen stärker auf Placebos reagieren als andere.

Quelle: Wikipedia

Die Mechanismen eines Placebo-Effekts sind zwar nur teilweise geklärt. Jedoch bereits gewonnene  Erkenntnisse zeigen, dass der Effekt hirnphysiologisch lokalisiert ist.
So sollen beispielsweise Studien zufolge bei Erkrankten, die wegen
Schmerzen oder Depressionen behandelt werden, eine positive Erwartungshaltung besonders einflussreich sein. Dabei aktiviere ein Placebo unterschiedliche Hirnregionen, die mit Denkprozessen und Verarbeitung von positiven Erwartungen zu tun haben.

Diese Informationen würden dann das Schaltzentrum des Gehirns, den Hypothalamus, erreichen, der daraufhin unterschiedliche Reaktionen im Körper auslöst.
Bei einem Placebo, der sich gegen Schmerzsymptome richtet, regen positive Erwartungen  
die Ausschüttung von ENDORPHINEN an. Und ENDORPHINE sind Substanzen, die Empfindungen wie Schmerz regeln.

Oder: bei Allergien und Autoimmunerkrankungen.
Werden Patienten bei Allergien oder bei einer Autoimmunerkrankung mit einem Arzneimittel, das das Immunsystem unterdrückt UND mit einem Placebo behandelt, könne nach einiger Zeit das Placebo allein die entsprechende Wirkung auslösen.
Hintergrund: Die von dem vertraut gewordenen Placebo ausgehende, verlockende Wirkung „reizt“ über den Hypothalamus die Milz zur Ausschüttung des Botenstoffs Noradrenalin. Er bindet dann an Rezeptoren der T-Zellen des Immunsystems. Die Folge: die Aktivität des Immunsystems wird unterdrückt.

Das sind nur 2 Beispiele, zur Verdeutlichung einer Placebo-Wirkung: die bewusste Erwartungshaltung des Patienten. der Reiz - die äußere Einwirkung auf den Organismus, die eine bestimmte, nicht vom Willen gesteuerte Reaktion auslöst.

Nun aufgrund der Fortschritte in der Placebo-Forschung sprechen sich Experten immer mehr dafür aus, die gewonnenen Erkenntnisse in den therapeutischen Alltag zu integrieren.

Quelle: AdobeStock 

Im Rahmen des „schulmedizinischen Alltags“ gehört der Placebo-Einsatz zu einem wichtigen Werkzeug des Arztes. Der Arzt ist derjenige, der eine Therapie begründet und verschreibt, seinen Patienten ärztliches Fachwissen „übersetzet“, Lösungswege aufzeigt.

Quelle: Adobestock
 

Und es ist gut so, wie medizinische Wissenschaftler sagen. Denn dadurch könnte die Wirksamkeit von Arzneimitteln verstärkt, die Dosis reduziert und die therapeutische Breite verbessert werden.

In Dänemark und Israel würden die Placebos zum geheimen Repertoire der Medizin gehören.
In Deutschland sind Placebos auf Krankenschein verboten. Und Zahlen darüber, wie viele Ärzte hierzulande Placebotechniken einsetzten, gibt es nicht.