Samstag, 4. Dezember 2021

Wort des Jahres 2021

Das WORT des JAHRES wird in Deutschland regelmäßig seit 1977 von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) herausgegeben, als bedeutender sprachlicher Jahresrückblick, der das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben des entsprechenden Jahres bestimmt hat.
In verschiedenen Medien wurden sogar die für das 20. Jahrhundert als besonders bezeichnend angesehenen 100 Wörter des Jahrhunderts bekannt gemacht.
Welche Wörter / Ausdrücke standen für charakteristische Themen eines Jahres im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts? Einige Beispiele:

1990

Die neuen Bundesländer

Aufgrund der Wiedervereinigung

1991

Besserwessi

Laut Duden: eine „Person, die aus den alten Bundesländern stammt und sich gegenüber Bewohnern der neuen Bundesländer besonders in Bezug auf den politischen und wirtschaftlichen Bereich besserwisserisch und belehrend verhält“, (Besserwisser +Wessi)

2005

Bundeskanzlerin

Mit Angela Merkel erstmals eine Frau in das Amt des Bundeskanzlers gewählt

2006

Fanmeile

Im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006

2007

Klimakatastrophe

Die Folgen von unkontrollierter globaler Erwärmung

2010

Wutbürger

Aufkommen einer Protestkultur aus Enttäuschung über bestimmte politische Entscheidungen

2013

GroKo

Die Große Koalition aus Union und SPD

2016

postfaktisch

Kunstwort, das darauf verweist, dass es zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten geht und ein Teil der Bevölkerung bereit ist, auf den Anspruch auf Wahrheit zu verzichten, Tatsachen zu ignorieren und offensichtliche Lügen zu akzeptieren.

2020

Corona-Pandemie

Der Begriff benennt das beherrschende Thema des Jahres 2020

Welches ist nun das Wort Jahres 2021?
Wie immer bei der Wahl eines Wortes des Jahres üblich, hat die Jury der GfdS auch dieses Jahr aus einer Sammlung von mehreren tausend Einsendungen aus verschiedenen Medien, kurz vor Jahresende zehn Wörter gewählt, die die öffentliche Diskussion durch das Jahr wesentlich geprägt haben. Die Liste der 10 Wörter des Jahres 2021 lautete:
1.    Wellenbrecher
2.    SolidAHRität
3.    Pflexit
4.    Impfpflicht
5.    Ampelparteien
6.    Lockdown-Kinder
7.    Booster
8.    freitesten
9.    Triell
10.  fünf nach zwölf

Und am 3. Dezember 2021 war es dann soweit! Die GfdS gab das Wort des Jahres 2021 bekannt:
Wellenbrecher
Wellenbrecher ist eigentlich ein aus dem Küstenschutz und Schiffbau bekannte Wort, das  als Sammelbegriff für alle Schutzmaßnahmen benutzt werde.

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Da auch im Jahr 2021, wie im Jahr 2020,  die Corona-Pandemie ein beherrschendes Thema darstellt, stehe das Wort für alle Maßnahmen, „die getroffen wurden und werden, um die vierte Corona-Welle zu brechen" -  begründete Sprachwissenschaftler Schlobinski die Wahl der Jury.

Abgesehen von SolidAHRität (ein Begriff, der auf die Flutkatastrophe in Westdeutschland, besonders im Ahrtal Bezug nimmt), oder Ampelparteien (dem neuen Regierungsbündnis von SPD, FDP und Grünen) und Triell ( von den 3 Parteien  SPD, FDP und Grünen ausgetragenen Fernsehdebatten im Bundestagswahlkampf) befassen sich 7 Begriffe auf der Hitliste 2021 mit der Pandemie. 

So Pflexit (Platz 3), analog dem Brexit - Exit aus der Pflege. Der Begriff weist auf ein Besorgnis aufregendes Problem, wenn immer öfter Pflegekräfte, meist wegen harter Arbeitsbedingungen und/oder schlechter Bezahlung, ihren Beruf verlassen.

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Oder
Impfpflicht (Platz 4), ein Begriff, der in Herbst 2021 immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Denn wurde monatelang eine verpflichtende Impfung gegen SARS-CoV-2 ausgeschlossen,  wurde sie in der 4. Welle der Pandemie mehr und mehr als Möglichkeit angesehen.
Alternative?  Der Lockdown.  

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Auf die Probleme von Kindern und Jugendlichen, die durch die Corona-Pandemie seit annähernd zwei Jahren großen Belastungen ausgesetzt sind, macht der Begriff Wort Lockdown-Kinder (Platz 6) aufmerksam.

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Das Pandemiewort Booster (Platz 7), die Auffrischungsimpfung, wurde zunächst bestimmten Personengruppen, später dann allen über 18 als dritte Impfung empfohlen. Denn neu gewonnene Erkenntnisse zeigten, dass zwei Impfungen gegen Covid-19 noch keinen zufriedenstellenden Schutz bieten.  

Mit dem Ausdruck   „freitesten“ (Platz 8) soll darauf hingewiesen werden, dass Personen, die weder geimpft noch genesen sind - in manchen Bundesländern mittlerweile sogar Geimpfte oder Genesene -   bestimmten pandemiespezifischen Beschränkungen entziehen können, wenn sie sich einem Corona-Test unterziehen.

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 Schließlich der Ausdruck "fünf nach zwölf" (Platz 10), ist ein bekannter Ausdruck für einen besonders starken Aktionsbedarf in vielen Zusammenhängen – so auch bei der Pandemiebekämpfung.

Nach eigenen Angaben sucht die GfdS nicht nach den am häufigsten verwendeten Ausdrücken, sondern wählt solche, die das zu Ende gehende Jahr in besonderer Weise charakterisieren. Dass 7 von 10 Wörtern der Liste2021 einen direkten Corona-Bezug haben, zeigt deutlich, wie stark auch das Jahr 2021 / nach 2020 von der Pandemie geprägt war.
Das Wort des Jahres 2021 Wellenbrecher stelle jedoch auch "eine kleine Ermutigung dar, dass es uns gelingt, diese Welle und möglichst auch in der Zukunft Wellen zu brechen oder diese durch bestimmte Maßnahmen gar nicht erst entstehen zu lassen" – wie der  Sprachwissenschaftler Schlobinski sagte.