Samstag, 30. April 2022

„Future in the Past“ / Die Zukunft (liegt) in der Vergangenheit- neues Modell der Nachhaltigkeit?

Der Begriff NACHHALTIGKEIT stammt bekanntlich aus der Forstwirtschaft. Danach wird ein Wald nachhaltig genutzt, wenn nur so viel Holz eingeschlagen wird, wie auch nachwächst.
Wird  dieses Prinzip auf die Wirtschaft und Gesellschaft übertragen, dann beschreibt eine nachhaltige Entwicklung 

 „eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der gegenwärtig lebenden Menschen entspricht, ohne die Fähigkeiten zukünftiger Generationen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu gefährden",  so die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung.

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Sich für nachhaltige Entwicklungen einzusetzen und damit die Lebensgrundlagen des Menschen möglichst unversehrt zu erhalten - leichter gesagt als getan! 

Klimawandel, Wirtschaftskrise, Energiekrise, Ressourcenknappheit zwingen zum Nachdenken darüber, ob bisherige Nachhaltigkeitskonzepte nachhaltig sind.   

Denken wir beispielsweise an Alltagsprodukte wie Margarine, Speiseöl, Schokolade, Kosmetik, Reinigungsmittel, die aus Agrarrohstoffen hergestellt werden.

Palmöl ist so ein Agrarstoff.  Denn Ölpalmen seien 3 Mal so ertragreich wie Raps und würden für den gleichen Ertrag in etwa nur 1/6 der Fläche von Soja beanspruchen. Laut Greenpeace soll heute in etwa jeden zweiten Produkt, das in Supermärkten zu kaufen ist, Palmöl stecken.

Palmöl kann auch für die Energiegewinnung verwendet werden, für Biodiesel. 2016 soll 41 % des Palmölimports Deutschlands für die Verwendung in Biodiesel bestimmt gewesen sein.

Wenn aber Palmöl – Anbauflächen zur Zerstörung von tropischen Regenwäldern und anderen Ökosystemen beitragen, dann sind die negativen  Auswirkungen auf die Umwelt beträchtlich.
Jedoch Medien-Berichten zufolge gibt es in der Welt immer mehr Naturschützer die dafür kämpfen,  dass die Erde nicht zu einem lebensfeindlichen Planeten verkommt. 

Sie sprechen über ihr Vorhaben in der Zukunft, über Vorhaben dessen Wurzeln eigentlich in der Vergangenheit liegen. Sie sprechen nicht nur, sie schreiten schon jetzt zur Tat.
So wie ein Forstwirt auf Borneo, der auf ehemaligen Palmölplantagen wieder Regenwälder pflanzt, die sogar Orang-Utans ernähren können.

                                                                Quelle: Shutter.Stock

Und der Verwendung von Palmöl für die Herstellung von Biodiesel kann auch einen Riegel vorgeschoben werden. So legte beispielsweise die EU 2018 im EU-Klimaschutz- und Energierahmen fest, den Anteil von Palmöl im Biodiesel auf dem Stand von 2019 einzufrieren und ab 2030 ganz zu verbieten. 

Geht es um die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft, dann steht GESUNDHEIT an zentraler Stelle. Die Gesundheit kann aber nicht auf die nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung verzichten, genauso wenig diese Entwicklung auf die Gesundheit.
Das soll heißen, dass eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft unterstützt und fördert die Gesundheit, aber eine nachhaltige Entwicklung, ein nachhaltige Wirtschaft ohne Gesundheit nicht möglich ist. Somit ist Gesundheit sowohl als Ergebnis wie auch als Voraussetzung einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft von zentraler Bedeutung.
Oder kurz gesagt: Nachhaltigkeit und Gesundheit bedingen sich gegenseitig.

Die Entwicklungen im Gesundheitswesen - Verknüpfung von KRANKHEIT und GENOM, der Einsatz künstlicher Intelligenz - könnten vielen Menschen nachhaltig helfen. KI – Systeme können aufgrund von Datensätzen Muster und Gesetzmäßigkeiten erkennen und berechnen – von der Wechselwirkung von Medikamenten bis hin zu personalisierten Therapien.
Das ist der Zukunftstrend im Gesundheitswesen, sollte man meinen!

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Nach WHO- Angaben allerdings, würden 80 Prozent der Weltbevölkerung traditionelle Medizin nutzen. Sie basieren auf anderen Modellen der Entstehung  und Behandlung von Krankheiten als die der Schulmedizin.
Bekannteste Methode der traditionelle Medizin ist die traditionelle Chinesische Medizin (TCM) – jene Heilkunde, die sich in China seit mehr als 2000 Jahren entwickelt hat.

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Die TCM geht davon aus, dass im Körper die Lebensenergie "Qi" im Mittelpunkt steht. Sie  strömt in einem energetischen Netzwerk von Kanälen oder Leitbahnen durch den Körper und konzentriert sich in den Organen. Dabei erfüllt "Qi" unterschiedliche Funktionen: schützt, ernährt, erwärmt, transportiert, kontrolliert und verwandelt. Da diese Kanäle von Kopf bis Fuß (von Pol zu Pol) verlaufen und  damit dem Meridiansystem der Erde vergleichbar sind, werden sie oft auch Meridiane genannt.

Gesundheit liegt dann vor, wenn die Lebensenergie ausgewogen vorhanden ist, und sich die Energien verschiedener Meridiane austauschen können.
Krankheit entsteht dann, wenn der Energiefluss behindert ist.

Das Heilsystem TCM wird traditionell vor allem vorbeugend eingesetzt. Dabei stützt es sich auf 5 Säulen, die die Energie mit Hilfe der Therapie wieder harmonisch fließen lassen sollen:
Akupunktur und Moxibustion, (Wärmebehandlung der Akupunkturpunkte)
Arzneimittelkunde
Taiji und Qigong, (koordinierte Übungstechniken)
Tuina Massage
Ernährung 

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Der Schwerpunkt westlicher Anwendungen liegt auf der Therapie von Erkrankungen. 

Nun, obwohl wissenschaftliche Untersuchungen der TCM Wirksamkeit bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen attestieren würden, entsprächen nur die wenigsten dieser Studien den heute geforderten Standards zum Nachweis einer spezifischen Wirkung, so die Experten.
Aus diesem Grund sei eine verlässliche Wertung derzeit nicht möglich. 

Das wird sich wohl ändern.

Die WHO will mit dem Mitte April dieses Jahres  eröffneten ZENTRUM in Jamnagar / Indien Alternativmedizin erforschen -  unter Einsatz moderner Technologien wie der Einsatz künstlicher Intelligenz und digitaler Kommunikation und Verarbeitung der Daten, (Big Data).  
Es wird sich darauf konzentrieren, eine solide Evidenzbasis für Richtlinien und Standards für traditionelle medizinische Praktiken und Produkte aufzubauen und den Ländern dabei zu helfen, sie in ihre Gesundheitssysteme zu integrieren und ihre Qualität und Sicherheit für eine optimale und nachhaltige Wirkung zu regulieren.

„Das Zentrum soll ein Motor der Innovation sein, um eine Agenda für Belege, Daten und Nachhaltigkeit in der traditionellen Medizin voranbringen“, so der WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus bei der Eröffnung.

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Es ist ein großer Sprung zurück in die Vergangenheit eines komplexen Heilsystems für eine nachhaltige Zukunft der Gesundheit!
Dabei geht es darum, die Gesundheit als Element von Nachhaltigkeitskonzepten zu etablieren. Denn, wenn auch Gesundheit nicht alles ist, ohne Gesundheit ist alles nichts.

Hoffen wir auf die Nachhaltigkeit dieses Nachhaltigkeitsmodells, eines auf "Future in the Past" basierenden Nachhaltigkeitsmodells!