Sonntag, 5. Februar 2017

Abschied von gestern

Quelle: 123rf
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Gleichstellung der Geschlechter!
Wir brauchen Informationen, müssen Beweise sichern,  nachhaltige staatliche Unterstützung erhalten, damit trotz Merkmalszuteilung nach Geschlechtern die „weiblichen Züge“ positivere Einschätzungen erfahren. 

Brauchen wir tatsächlich mehr Informationen?
Man weiß doch, dass die FRAU ein erwachsener weiblicher Mensch ist, der genetisch
2 X - Chromosomen in ihren Chromosomensatz besitzt.
Man weiß auch, dass ein erwachsener männlicher Mensch genannt MANN in der Regel ein X und das geschlechtsbestimmende Y- Chromosom hat.
FRAU:  XX- Chromosomen
MANN: XY-Chromosomen

Forschungen aus Neurobiologie und Verhaltensforschung zeigen, dass Gene ein Leben lang formbar sind. Die genetischen Programme wüssten nicht, wie ein männliches bzw. weibliches Gehirn herauszubilden ist. Die Gehirnentwicklung von Männern und Frauen sei in viel stärkerem Maß als bisher angenommen von dem für beide Geschlechter geltenden Ergebnis seiner „Nutzungsbedingungen“ bestimmt, von Lernen und Benutzen. Denn ein Vorgang, der häufig abläuft, (mehr Lernen, das Gehirn öfter einsetzen) bezieht mehr Hirnzellen ein, als einer, der selten stattfindet.

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Und  die „Nutzungsbedingungen“ für die Gehirne von XX-Chromosomen-Besitzerinnen hat sich in den letzten Jahrzehnten nachweislich erhöht bzw. weiter entfaltet.
Nach aktuellen Studien beispielsweise  haben sich die Bildungsunterschiede zwischen Männern und Frauen in der EU verringert. Während früher deutlich weniger Frauen als Männer im erwerbsfähigen Alter einen Hochschulabschluss hatten, sei der Unterschied inzwischen unbedeutend. Heute besitzen in der Altersgruppe 30-35 Jahren mehr Frauen als Männer ein Hochschuldiplom oder einen gleichwertigen Abschluss.
Zu den früheren „typischen“ Frauenberufe wie Pflegerinnen, Erzieherinnen, Sekretärinnen, Stenotypistinnen, sind heute in fast allen Berufszweigen Stellen getreten, die immer stärker von Frauen besetzt werden: in der Betriebswirtschaft, Medizin, Natur- und Geisteswissenschaften, im Journalismus, in der Kriminalistik, sogar in der Raumfahrt.
Erstaunlicherweise sind auch unter diesen Umständen traditionelle Rollenzuschreibungen nicht verschwunden:  der Mann „unabhängig, objektiv, aktiv, wettbewerbsorientiert, abenteuerlustig, selbstbewusst, ehrgeizig“, die Frau „abhängig, subjektiv, passiv, nicht wettbewerbsorientiert, nicht selbstbewusst, nicht ehrgeizig“.

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Eine derartige stereotypisierte  Geschlechterrolle verbirgt die Gefahr der Diskriminierung  am Arbeitsplatz -  sollte von einem Geschlecht auf dessen vermeintlichen Eigenschaften geschlossen werden. So wie der Fall einer Klägerin in den USA zeigt. Der Klägerin wurde eine Beförderung verweigert und ihr nahegelegt, sie solle sich in Aussehen und Verhalten mehr feminin zeigen, wolle sie ihre Chance auf Beförderung erhöhen. Das Gericht entschied zugunsten der Klägerin und urteilte, dass Arbeitgeber von ihren Angestellten nicht fordern könnte, sich an Gender-Stereotype zu halten.

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Es gibt der Begriff „Querschnittaufgabe“. Darunter werden mehrere oder alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens gesehen, an denen mit gleicher Zielsetzung gearbeitet werden soll. So beispielsweise Umweltschutz, Armutsbekämpfung, Schutz der Menschenrechte, soziale Integration und nicht zuletzt  GLEICHSTELLUNG der GESCHLECHTER.
Gleichstellungpolitik ist in Deutschland im Arbeitsbereich des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend angesiedelt.
Unter Einsatz des sogenannten Gender Mainstreaming berücksichtigt die Behörde die unterschiedliche Lebenssituation und Interessen von Frauen und Männern. Insofern wird durch diese Strategie ein Thema in den Mainstream/ „Hauptstrom“ der Politik gebracht, die beide Geschlechter gleichermaßen einbezieht. Es ist KEINE FRAUENPOLITIK.
BMFSFJ nimmt auch Einfluss auf die Gesetzesvorhaben anderer Ministerien, soweit sie Frauen  und Gleichstellungs-, Gelichberechtigungsfragen betreffen.

Wie das Gesetzentwurf für mehr Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen , das das  Bundeskabinett im Januar dieses Jahres beschlossen  hat.
Kern des Gesetzes ist die Einführung eines Auskunftsanspruchs. In Firmen ab 200 Mitarbeitern sollen Frauen Informationen darüber verlangen können, wie viel Geld Männer in gleichwertiger Position verdienen. Unternehmen ab 500 Mitarbeitern sollen zudem verpflichtet werden, regelmäßig über den Stand der Gleichstellung und der Lohngleichheit zu berichten.
Ziel des Gesetzes: Neue Instrumente, um die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt auch beim Lohn voranzutreiben.


"Sieht kompliziert aus, aber die Männer haben sie so einfach entworfen, dass auch eine Frau sie bedienen kann", sagt die Büromanagerin Joan aus der Serie Mad Men zu der neuen Sekretärin Peggy, als sie ihr die damals hochmoderne elektrische Schreibmaschine präsentiert!

Kann der kleine Unterschied zwischen dem XX-Chromosomensatz und XY-Chromosomensatz  die Erklärung für die manchmal herablassende Haltung von XY- Besitzern gegenüber XX-Besitzerinnen sein?
Könnte man meinen, wenn man an den Film „Besser geht’s nicht“ denkt. Die Hauptfigur, Jack Nicholson, ein Schriftsteller wird gefragt: „Wie können Sie nur so gut über Frauen schreiben?“
„Ich stelle mir einen Mann vor und subtrahiere Verstand und Zurechnungsfähigkeit“- lautet die Antwort.

Im STERN (Heft 5, 2017) prangt als Titel des Beitrags zum neuen Film über das Leben von Jackie Kennedy eines ihrer Zitate: „Es gibt Frauen mit Macht in der Welt - und Frauen mit Macht im Bett“.
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Diese Beispiele wiedergeben  Mentalitäten der 60er, 70er Jahre wieder.
Im Gesetzentwurf von Januar 2017 wird aber auch darauf hingewiesen, dass der Entwurf auf die Durchsetzung des bereits seit über 50 Jahren geltenden Anspruches von Frauen auf gleiches Entgelt bei gleicher und gleichwertiger Arbeit zielt.
Seit über 50 Jahren! Gleichstellung, Gleichberechtigung der Geschlechter - ist das ein in schwieriges Unterfangen!! Trotz genügend  Informationsmaterial, nachweislich sinnvoller Nutzung ihrer Hardware durch XX-Besitzerinnen und ihrer Entfaltung zu „unabhängigem, objektivem, aktivem, wettbewerbsorientiertem, abenteuerlustigem, selbstbewusstem, ehrgeizigem“ Wesen, das nicht nur in der (Konzern)Welt mithilfe einer Quote Macht haben kann oder als Elite-Begleiterin, halbwegs Intelligent, um einen Small Talk zu führen, bevor sie am Arbeitsplatz in trauter Zweisamkeit mit dem Diskussionspartner ihre Macht unter Beweis stellt.
Die möglichen beruflichen Tätigkeitsfelder von XX-Besitzerinnen unterscheiden sich mittlerweile kaum von denen der XY-Besitzer.
Trotz allem scheint auch in der 2. Dekade des 21. Jahrhunderts der Abschied von gestern schwer zu fallen. Wie lange kann es noch dauern, bis die heutigen „weiblichen Züge“ positivere Einschätzungen erfahren und der Kampf der Geschlechter endlich in ein selbstverständliches Beisammensein mündet?

 Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen, z.B. der Relativitätstheorie
                 Albert Einstein