In der modernen Gesellschaft mit ihren verfeinerten Normen versteht man unter Erotik alle Erscheinungen der Liebe, wie sie im Verhältnis der Geschlechter und allgemein im mitmenschlichen Beziehungen zum Ausdruck kommt, das Spiel mit deren Reizen, wie auch die Auswirkungen in Mode, Kunst, Werbung.
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Die Auswirkungen in der Werbung!
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Sie ist erstaunlicher Weise meistens sachlich, trocken:
Pflegende Reinigungstücher 3 in 1 / für empfindliche und trockene Haut, entfernen sogar wasserfestes Make-up, pflegend, spenden der Haut Feuchtigkeit, augenmild und ohne Alkohol; ein After Shave, erfrischt &pflegt, mit Bartwuchshemmer; Make-up Grundierung, die der Haut 24 Stunden Feuchtigkeit und Ausstrahlung verleiht; es gibt eine - Anti-Age Hyaluron-Filler für trockene Haut, Creme-Lippenstift feuchtigkeitsspendend klare, seidige Farben mit aufbauendem Bio Sesam-Öl, Volume Mascara – Wasserfest und, und, und…
Kaum zu glauben, aber es ist die Lebensmittel-Industrie, diejenige, die ohne Umwege der Erotik alle Ehre macht. So gibt es entsprechende ältere Werbemittel:
ein sinnliches Plakat für die Kaffee-Werbung - eine Frau, lasziver Blick, Zeigefinger zwischen halbgeöffneten Lippen, vor ihr eine Tasse Kaffee;
ein Werbe-Spot für eine Bier-Marke - "Harald, kannst Du mir nicht nochmal schicken eine von die Biere, die so schön geprickelt hat in meine Bauchnabel?" oder für einen Sekt - der die Haut runterperlt und die Tatoo-Blume zum Leben erweckt.
Und es gibt aktuelle erotisch prickelnde Werbespots, wie beispielsweise für Käse und ein kohlensäurehaltiges Erfrischungsgetränk, in denen das Spiel mit den Reizen reizvoller als reizvoll vorgespielt wird:
« C’est bon, c’est bon, Géramont »
ein Käse , eine Frau, ein Mann. Die Frau schwärmt … „so knackig“, „unwiderstehlich“, „zum Anbeißen“ und der Mann (geschlossene Augen, geschmeichelt, zufriedenes Lächeln) fühlt sich ins Land verführerischer Träume befördert… bis ihn ein unerwarteter Ausdruck „Cremigkeit“ aufrüttelt - und dann tut er, was beide nicht lassen können, nämlich die „Knackigkeit“ , „Unwiderstehlichkeit“, “Cremigkeit“ von dem angepriesenen Käse zu genießen oder
„Coca Cola Life und der Kuss“.
Ein paar Bilder von küssenden Menschen. Es wird eine Frage gestellt: „Erinnerst Du dich noch an deinen ersten Kuss?“ Und dann die Antwort : „ungewöhnlich“ oder „überraschend“ oder auch „und so aufregend, das man es gleich noch einmal probieren will“. Vor Ende des Spots dann Bilder von der neuen Coca Cola mit Stevia-Extrakt.
Einzige mögliche Konsequenz: einmal die neue Coca Cola probieren, um das Gefühl des beim ersten Kuss Erlebten wieder aufzurufen. …und nochmal? Es ist doch die kalorienreduzierte Variante!
Zu der Erotik als elementare Ausdrucksform menschlicher Kommunikation gehört auch der Zeugungsakt. Und da scheint sie von lauter Umwegen ihre ursprünglichen Merkmale zu verlieren.
Dieses Phänomen hat etwas mit den Techniken der Reproduktionsmedizin zu tun, die sich seit Anfang der 1980er Jahre durchgesetzt hat.
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Und wenn der eine im Bett liegt, halb betäubt von der Narkose, der andere zur Stimulation Zeitschriften blättert, dann bleibt wohl die erotisch traute Zweisamkeit beim Zeugungsakt auf der Strecke.
Und die Techniken der Reproduktionsmedizin können weitere Umwege beschreiten, um im Fall des Falles Abhilfe zu schaffen. Es geht um die Leihmutterschaft und die ICSI-Technik.
Die Leihmutterschaft ist zwar in Deutschland verboten, dafür boomt der Eizellentourismus. Es sollen immer mehr deutsche Frauen in andere Länder reisen, um sich kommerziell vermittelte Eizellen einer anderen Frau einsetzen zu lassen.Die ICSI-Technik, (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion), eine Anfang der 1990er Jahre in Belgien erfundene Technik, ermöglicht, dass tiefeingefroren eingelagerte Eizellen nach Auftauen befruchtet werden. Das bedeutet, dass eine Frau die Einlagerung ihrer noch jungen, fruchtbaren Zellen vornehmen kann, um sich aber erst an einem von ihr selbstbestimmten Zeitpunkt dem konkreten reproduktionsmedizinischen Praxis zu unterziehen.
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Der zu einem guten Zweck durchgeführte Zeugungsakt mutiert somit zu einer „gewerbsmäßig“ vorgenommenen Handlung. Ob dieses Gewerbe der Unterstützung der Werbung bedarf, die mit einem Hauch von Erotik zur Anwendung der Dienstleistung bewegen soll?
Ein Fall, der dieses Jahr Schlagzeile gemacht hat, scheint eine positive Antwort auf diese Frage zu geben.
In dem Fall ging es um eine britische Samenbank, die vor einem Jahr als Reaktion auf einen Mangel auf Spendersperma gegründet worden ist. Bisher habe sie jedoch nur 9 registrierte Samenspender. Der Bedarf nach Samenspendern sei dagegen in die Höhe geschossen, da immer mehr gleichgeschlechtliche Paare und ältere Frauen Kinder haben möchten. Bei einer derartigen Entwicklung, könne es 5 Jahre dauern, bis eine ausreichende Zahl von Samenspendern zusammen gekommen sein wird, so die Abschätzung. Die Leiterin der staatlichen Einrichtung habe eine „aggressivere“ Werbung vorgeschlagen, nach dänischem Vorbild. Dort würden die Männer des Landes von der Samenbank -Werbung an die Kraft der Wikinger erinnert – eine starke Motivation, die Wirkung zeige. Ihr Slogan für britisches Gefilde würde dann „Männer, beweist Euren Wert, zeigt, worin ihr gut seid" lauten. Und sie sei zuversichtlich auf diese Weise viele Spender zu gewinnen.
Eine Erhöhung der Aufwandsentschädigung von derzeit 35 Pfund (knapp 50 Euro) halte die Leiterin der Einrichtung dagegen für falsch. Dann könnten Männer mögliche gesundheitliche Probleme verschweigen.
Ob die Erotik -Form, wie sie allgemein in mitmenschlichen Beziehungen zum Ausdruck kommt - die Mutter/ Kind Liebe - zu einem rein pragmatischen Erlebnis der Wirklichkeit werden kann?
Eine weiße Amerikanerin die irrtümlicher Weise mit Samen eines Schwarzen befruchtet sein soll, hat es so gesehen. Sie brachte ein dunkelhäutiges Mädchen zur Welt und verklagte daraufhin die Samenbank.
Die Frau stellte Medienberichten zufolge fest, dass sie ihre Tochter sehr liebe. Jedoch der Fehler habe ihr und ihrer Partnerin Stress und Schmerz zugefügt. Zudem seien medizinische Kosten entstanden. Sie sei nicht darauf vorbereitet gewesen, ein afroamerikanisches Kind großzuziehen. Auch sei es möglich, dass die Gemeinde, in der sie lebt, ein Kind andersartiger ethnischer Abstammung nicht akzeptieren werde.
In der Klage habe sie der Samenbank u.a. eine „Garantie-Verletzung“ angelastet und soll auch 60.000 Dollar Schadenersatz gefordert haben. Laut Zeitungsberichten sei die Klage zurückgewiesen worden.
Ja, ist nun Erotik in manchen Lebensbereichen ein an die Wirklichkeit angepasstes Erlebnis?
Die Lebensmittel-Industrie verfolgt insbesondere die Einführung neuer Konsumprodukte, die Schaffung und Lenkung neuer Bedürfnisse - bestens geeignet für eine Werbung mit erotischem Touch.
Anders die Kosmetik-Industrie. Die kosmetische Forschung hat die Grundlagen geschaffen, für eine wissenschaftlich durchdachte Köper- und Schönheitspflege, die sich logischer Weise der Informationswerbung bedient.
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Es gibt Situationen, in denen ein selbstgesetztes Ziel nur auf Umwegen zu erreichen ist.
Das ist der Fall bei einer gewollten Verschmelzung der Zeugungszutaten auf dem Umweg „Samenbank (Eizellenbank) - Becher mit der Gnadengabe - Narkose - Eingriff und bei aller Liebe nicht auszuschließende Rechtsstreitigkeiten“, wie die Praxis zeigt. Nicht zu denken an etliche noch nicht geregelte rechtliche Fragen, wie Umgang mit dem genetischen Vater, Konsequenzen bezüglich Unterhaltsansprüche, Erbschaft, Recht des Kindes auf Kenntnis der Abstammung.
Purer Pragmatismus, reines praktisches Handeln ist erforderlich.
Und trotzdem!
Wir haben ein Gehirn und können denken, an frühere Geschehen … wie der erste Kuss. Und so werden mit den Erinnerungen an das frühere Geschehen die Inhalte des emotionalen, Erfahrungsgedächtnisses wieder aufgerufen: so „unwiderstehlich“, „so aufregend, das man es gleich noch einmal probieren will“, mit allen Konsequenzen….den Kuss, nicht die Cola, trotz mancher widriger Umstände.