Sonntag, 6. März 2011

Summa summarum in der Sache GuttenPlag

Der Lifestyle unserer heutigen Lebenswirklichkeit entstand im Widerstand gegen die Zwänge der alten Lebensführung. Er wird durch die Bestrebungen zu einer Erneuerung unserer gesamten Grundhaltung in der Lebensführung, besonders auf den Gebieten der Ernährung, Kleidung, Wohnung, Gesundheit geprägt. Auch auf die Gestaltung persönlicher Lebensbereiche wie Freizeit, Bekämpfung von Alkohol, Rauchen nimmt der Lifestyle Einfluss.

Lifestyle bedeutet jedoch nicht nur diese unsere Grundhaltung, sondern auch Unterhaltung. Und was für eine: Filme und TV behandelnd Actioncrime, Actionthriller, Horrors für Erwachsene, Vampire für Teenehorrors, normale Pornografie, Kinderporno bestimmt für gewisse Laien -Kreise und Gottesfürchtige - in Dolby Surround, HD, 2 /3D oder die Themen werden ergoogelt.
Es gibt Reportagen, Nachrichten, Talkshows über Menschen (Frauen)handel, Prostitution, Seitensprünge gefolgt von Erpressung oder sogar Mord, Disco / Party- Besuche inklusive k.o.- Tropfen zwecks Vergewaltigung, alles auch als Gegenstand von Gerichts- Soaps zu genießen.
Für nur 12,99 € wird N. Kampusch c/o Unterhaltungsliteratur angeboten, allerdings mit mittelmäßigem Unterhaltungswert, da sie im Gegensatz zu ihren Leidensgenossinnen nur einen Peiniger zu ertragen hatte und keine 6-8 Kinder zur Welt brachte, nicht einmal eins.

Ein derartiger Unterhaltungshintergrund beeinflusst womöglich den gesunden Filmkritiker-Verstand. Das könnte die Skepsis mancher Filmkritiker erklären anlässlich der Oscar-Prämierung von „ The King’s Speech“, dem Film, der ohne Sexszenen, Vergewaltigungen oder Mord auskommt.

Nun kann man nicht nur nach den Hauptthemen unseres Unterhaltungs-Lifestyles googeln.
Ein Juraprofessor aus Bremen beispielsweise hat nach dem Dissertations- Text von K. T. zu Guttenberg gegoogelt. Er wollte nur routinemäßig prüfen, ob sich der Autor K. -T. zu Guttenberg für sein Werk bei anderen bedient hat. Er gab Satzteile aus dem Text in die Google- Suchmaske ein, mit der man nach Wortgruppen suchen kann.

Das war der Beginn einer 2- Wochen -währenden, medialen, sehr unterhaltsamen Unterhaltung, die auch ohne Sex, Vergewaltigung oder Mord auskam.

Die K.-T. Debatten im Bundestag schienen jedoch in einer mit 100.000 Volt lebensgefährlich geladenen Atmosphäre statt zu finden.
In zahlreichen Interviews, Talkshows war wahrhaftig zu spüren, wie verbale, todbringende Funken von den Gegnern auf die Anhänger übersprangen, die im Schweiße ihres Angesichts ihr politisches Objekt der Begierde verteidigten.

Die nachfolgenden Runden des Plag-Gefechtes endeten aufgrund der Schnellentscheidung der Universität Bayreuth mit dem Tod des Dr.- Titels.
Und der Verteidigungsminister trat von allen seinen Ämtern zurück.

Die Sache GuttenPlag als solche ist damit nicht zu Ende.
Da die Frage einer vorsätzlichen Täuschung beim Abfassen der Dissertation von der Universität Bayreuth offen gelassen wurde, leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen ein. Allerdings gehe es dabei in erster Linie um mögliche Verstöße gegen das Urheberrecht.
Sollte sich der Vorwurf bestätigen, ist der zu Guttenberg der einzige „Täter“?

Das Verfahren zur Verleihung des Doktortitels unterliegt der Promotionsordnung der jeweiligen Fakultät.
Grundsätzlich wird die Promotion eingeleitet, nach dem der Doktorand seine Dissertation zusammen mit dem Gesuch um Zulassung zum Prüfungsverfahren einreicht. Nach Annahme der Dissertation durch die Fakultät bzw. durch eine von ihr eingesetzte Kommission und der Einholung von Gutachten erfolgt eine mündliche Prüfung, die oft das Thema der Dissertation zum Gegenstand hat. Diese mündliche Verteidigung einer Dissertation ist in aller Regel öffentlich und wird vor Hochschullehrern und ggf. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens abgelegt. Das Promotionsverfahren ist nach der Gesamtbewertung abgeschlossen; in der Regel ist ein Doktorand in Deutschland allerdings erst dann berechtigt, die Bezeichnung „Dr.“ zu führen, nachdem er die Publikation seiner Dissertation nachgewiesen hat.
Zur Erstellung ihrer Gutachten haben die Gutachter 4 Monate Zeit. Danach werden Dissertation und Gutachten in der Fakultät während der Dauer von 4 Wochen zur Einsichtnahme ausgelegt.

Die Dissertation wofür eigentlich der Doktortitel verliehen wird, beschäftigt sich entweder theoretisch mit einem Thema oder beschreibt und interpretiert experimentell gewonnene Erkenntnisse.
Im Fachgebiet Rechtswissenschaften, das Fach von K. T. zu Guttenberg, ist die Dissertation eine wissenschaftliche Arbeit, die sich im Normalfall theoretisch mit einem Thema befasst.
Zum Nachweis eigener wissenschaftlicher Arbeiten ist die Entwicklung von Rückschlüssen auf Basis relevanter Literatur und der Einbettung der eigenen Arbeiten in den wissenschaftlichen Kontext.
Für die Länge der Dissertation oder den (%) Anteil der eigenen Arbeit in der Dissertation gibt es keine Vorschriften.

Das Promotionsverfahren von K.T. zu Guttenberg (inkl. 4-monatige Begutachtung + 4 Wochen Auslegung zur Einsichtnahme) wurde mit der höchstmöglichen Gesamtbewertung abgeschlossen: summa cum laude.

Das muss zumindest heißen, dass beim Abfassen der Dissertation eine hervorragende schöpferische Leistung zugrunde lag, erbracht durch Zusammenbasteln relevanter Literatur mit den Erörterungen seiner eigener Arbeiten, eine dem höchsten Lob würdige Leistung.
Das Weglassen einiger zig- Quellennennungen in einer Gesamtheit von Hunderten kann höchstens als leichte Fahrlässigkeit bewertet werden - Fahrlässigkeit von zu Guttenberg, seinen 2 Gutachtern + seinem Doktorvater.

Für hervorragende schöpferische Leistungen kann seit dem 19. Jahrhundert der Titel „honoris causa“ verliehen werden.

Summa summarum:
• Ein Ende der Sache GuttenPlag mit einem Dr. h. c. würde die Wogen glätten und
• die Haltung der Kanzlerin bestätigen, die dem Politiker zu Guttenberg nach seinem Rücktritt die Chance für ein politisches Comeback offen hält;
• der fahrlässige „faux pas“ mit der Quellenangabe wäre - was den Ex-Verteidigungsminister betrifft - mit einem Strafmaß in Form einer Geldstrafe zu ahnden, z. B. einer Spende an Hinterbliebene getöteter Bundeswehrsoldaten.

Die Erinnerung an die unterhaltsamste Unterhaltung im Rahmen des Polit- Lifestyles 2011 kann nachhaltig wach gehalten werden. Dafür braucht man nicht einmal eine Kaffeefahrt nach Guttenberg zum Erwerb von Guttenberg- Tassen oder Guttenberg- T-Shirts.
Es genügt ein Klick auf
www.zuguttenberg.de genauer http://www.zuguttenberg.de/medien.php
Hier gibt es ein aktuelles Foto von K. T. zu Guttenberg, das zum Download zur Verfügung steht. Zitat der Webseite: „ Das Foto kann unter Angabe der Quelle frei verwendet werden“.