Freitag, 29. Mai 2020

Zwischen mehr Normalität und Infektionsschutz in der Corona-Zeit

Seit Beginn der Corona-Krise ist unsereins mit vielen Begriffen konfrontiert worden:: exponentielles/lineares Wachstum, Reproduktionszahl, Inzidenz, Abstandsregelungen, Kontaktbeschränkungen, Risikogruppen, und sehr einprägsam: die HERDENIMMUNITÄT.

Der Begriff kommt aus dem Englischen: the herd = Herde, Rudel von Tieren aber auch „die breite Masse“.
So gesehen bezeichnen die Virologen die HERDENIMMUNITÄT als die Entwicklung von Immunitäten, die im Fall einer ansteckenden Krankheit entsteht, wenn ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung /der breiten Masse durch Infektion oder Impfung bereits immun geworden ist, so dass sich die Ausbreitungsmöglichkeiten des Erregers innerhalb der Bevölkerung vermindern.    

Nun, im Zusammenhang mit Covid-19 gibt es noch keinen Impfstoff und auch kein entsprechendes antivirales Medikament.
Eine Infizierung von Millionen Deutsche in  der HERDE mit SARS.CoV-2, von denen zwar ein Großteil die Krankheit überstanden hätte und immun geworden wäre, hätte aber gleichzeitig zur Überlastung des Gesundheitssystems geführt - wie das RKI unermüdlich betont hat.

Quelle:Wikipedia
Um den unkontrollierten Anstieg der Fallzahlen zu verhindern und das Gesundheitssystem für die HERDE leistungsfähig zu halten, beschlossen dann Regierung und Behörden des Gesundheitssystems sehr einschneidende Maßnahmen. So verständigten sie sich am 12. März auf Leitlinien zur Beschränkung sozialer Kontakte, die dann  am 22. März erweitert worden sind.
Konsequenz: Die Erkrankungswelle in Deutschland konnte hinausgezögert und deren Dynamik verzögert werden.

Diese Entwicklung führte die Experten zu dem Schluss, dass man über Lockerungen der bestehenden Einschränkungen im Kampf gegen SARS-CoV-2 nicht nur reden, sondern zur Tat schreiten und sie einleiten kann.
Und tatsächlich! Die Zahl der Neuinfektionen ist auch nach den ersten seit dem 20. April schrittweise durchgeführten Lockerungen niedriggeblieben.
So sei die Ansteckungsrate mit dem neuartigen Coronavirus in Mai nach RKI-Angaben deutlich gesunken. Anfang Mai lag Reproduktionszahl /R-Wert nach RKI-Angaben über mehrere Tagen zwischen 0,7- 0,8, Mitte Mai über 1 und inzwischen liegt er wieder darunter: R-Wert =  0,83 am 23.05., R-Wert = 0,7 am 26.05, R-Wert= 0,61 am 28.05. Im März gab es R-Werte im Bereich von 3!

Vor diesem Hintergrund haben Bund und Länder am 06.05.2020 weitergehende Öffnungen des öffentlichen Lebens beschlossen.

Demnach gilt BUNDESWEIT:
Hygiene- und Abstandsregeln bleiben bestehen;
Geschäfte dürfen wieder öffnen - jedoch unabhängig von der Verkaufsfläche;
Großveranstaltungen sind bis zum 31. August verboten;
die Kontaktbeschränkungen werden  bis zum 29.Juni verlängert. Dazu gehört, dass die Länder Treffen mit  maximal 10 Personen oder Angehörige zweier Haushalte in der Öffentlichkeit gestatten können.

Über die schrittweise Öffnung des öffentlichen Lebens entscheiden die Bundesländer in eigener Verantwortung. Sie berücksichtigen dabei auch die regionale Entwicklung der Covid-19-Infektonszahlen

Quelle:Wikipedia
So entscheiden die Bundesländer unter Berücksichtigung von Abstands- und Hygieneregeln über eine Reihe weiterer Lockerungen u.a.betreffend den Handel, die Gastronomie, den Tourismus, das Bildungswesen (Kitas, Schulen, Hochschulen),  Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege (Friseure, Massage, Kosmetik ..), die öffentlichen und privaten Sportstätte, das Gesundheitswesen und die Pflege (Zahnarztbehandlung),die  Besuchsregelungen in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, die kulturellen Veranstaltungen, Demonstrationen, Gottesdienste…


Quelle:Wikipedia
Mittlerwele haben in Deutschland fast alle Einzelhändler wieder geöffnet. Trotzdem  kehre laut Beobachtungen des Deutschen Handelsverbandes das gewohnte Leben in die Innenstädte nur langsam zurück - und entsprechend die gewohnten Umsätze. Die Ursache wird in den weiterhin hier bestehenden Abstandsregeln vermutet. Dabei muss der Zutritt zum Geschäft gesteuert werden, um Warteschlagen zu vermeiden und die vorgegebene maximale Personenzahl (Kunden und Personal) auf die Fläche einhalten zu können. Mittlerweile sehen außerdem alle Bundesländer eine Pflicht zum Tragen von Schutzmasken nicht nur in öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern auch in Geschäften vor.
Nicht anders sieht es in der Gastronomie aus. In den ersten Tagen nach dem Neustart unter Berücksichtigung der Corona-Auflagen erzielten laut einer Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen 78,3 Prozent der Betriebe maximal die Hälfte der sonst üblichen Umsätze.

Im Wonnemonat Mai sind die Gedanken an Sommer naheliegend. Die Sonne lockt die HERDE zum Baden, im Freibad, in heimischen oder fremdländischen Seen, Meeren, Ozeanen.

Sollte ein Kind seine Eltern im Homeschooling mal fragen, was Föderalismus heißt, hätten die Eltern ein sehr gutes Beispiel parat: den Start der Freibadsaison in der Corona-Krise.
Da der Start Sache der Länder ist, gibt es zwar keine 16 unterschiedliche Vorgehensweise, aber immerhin 12. So dürfen Freibäder
in Sachsen ab dem 15.Mai
in NRW ab 20. Mai
in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen ab 25. Mai
in Rheinland-Pfalz ab 27. Mai
in Brandenburg und Sachsen-Anhalt ab 28. Mai 2020
in Thüringen ab 1. Juni
in Hessen ab 1. Juni für Vereine, für das weitere Publikum noch unklar
in Hamburg ab dem 2. Juni
in Bremen die ersten ab 1. Juni und generell ab 15. Juni
in Baden-Württemberg laut Update vom 28. Mai ab 6. Juni
in Bayern ab 8. Juni
wieder öffnen.
In Saarland und Schleswig-Holstein ist der Zeitpunkt für die Wiedereröffnung der Freibäder noch unklar.

Quelle:Wikipedia
Neben diesem Flickenteppich gibt es allerdings zum Start der Freibadsaison in der Corona-Zeit auch eine sehr gute einheitliche Nachricht: Der „Kontakt“ der Freibad- Besucher mit dem Wasser sei unbedenklich, sagt das Umweltbundesamt. Filtration und Desinfektion würden in herkömmlichem Schwimmbadwasser für eine verlässliche Inaktivierung der Viren sorgen.

In Mai 2020 befassen sich die Medien im Zusammenhang mit der Wiedereröffnung der Freibadsaison nicht wie vor Corona mit neuesten Bikini-Diäten oder Sonnenbädern inklusive die positiven / negativen Wirkungen der  UV-Strahlung.
In einigen Bundesländern spricht man darüber, dass sich Gäste auf Zugangsbeschränkungen und neue Regeln einstellen müssen. So wollen viele Bäder ZEITKARTEN anbieten, um  Besucherströme zu kanalisieren. Und um auch im Wasser die Abstandsregeln einhalten zu können, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen,(DGfB), eine ZUGANGBESCHRÄNKUNG. Die Bildung einer unerwünschten Warteschlange sei dabei nicht ausgeschlossen.

Quelle:Wikipedia
Hotels und Ferienwohnungen haben in einer Reihe von Bundesländern wieder geöffnet.  Voraussetzung ist, dass der Betreiber der Unterkünfte die bundesweit geltenden Regelungen zum Mindestabstand und die Hygieneregeln sicherstellen können.
Auch der europäische Auslandstourismus hat gute Chancen für Neuanfang.
Der Inland-Tourismus fordert jedoch weitergehende einheitliche Regelungen den Infektionsschutz betreffend. Denn es sei nicht zu begründen, warum in einem Bundesland etwas erlaubt ist, was in einem anderen verboten bleibt, wenn in beiden die Infektionszahlen auf vergleichbarem Niveau liegen.

In diesem Sinne äußerte sich eigentlich auch Thüringens Ministerpräsidenten Ramelow in der Debatte über den künftigen Kurs für die weitere Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung des SARS-CoV-2.
Er kündigte an, ab 6. Juni auf allgemeine landesweit gültige Corona-Maßnahmen verzichten zu wollen. Stattdessen sollen die geltenden Beschränkungen an die regionale Erfordernisse angepasst werden. Denn aus der geringen Zahl der Infektionen und Neuinfektion einer Region müssten entsprechende Konsequenzen gezogen werden. 

HERDE, aus dem Englischen - die breite Masse (der Bevölkerung)
HERDE, Lexikon der deutschen Sprache - im bildlichen Sinn, ein großer Haufen, der sich stumpfsinnig treiben lässt!
Was für ein Glück, dass am Anfang der Corona-Krise die Mehrheit in der deutschen HERDE die besonders einschneidenden Maßnahmen mit ihren gewaltigen sozialen Nebenwirkungen befolgt und sich nicht als ein großer Haufen verhalten hat, der sich stumpfsinnig gegen diese Maßnahmen hat treiben lassen. Das hat die Einleitung von Lockerungen der Maßnahmen zur Bekämpfung des SARS-CoV-2 ermöglicht.

Die aktuelle Corona- Statistik zeigt nach Einleitung der Lockerungsmaßnahmen eine positive Entwicklung, leider noch mit negativen Bilanzen in vielen Bereichen.
Auch die Infektionsgefahr bleibt bestehen. Wenn Menschen wieder eng zusammen kommen, könnte das ausreichen, um einen starken Anstieg anzutreten. Eine tatsächliche „nach - Corona - Normalität“ wird erst mit dem Impfstoff oder einem antiviralen Medikament möglich sein.
  
Nur die Hoffnung nicht aufgeben, es gibt bereits Lichtblicke!
Trotz der noch bestehenden Corona-Krise scheinen sich die Spritpreise nachhaltig zu erhöhen. Davor waren die Preise wochenlang gesunken.
Benzin der Sorte E10 und Diesel haben sich im wöchentlichen Vergleich der ADAC zum 3. Mal in Folge verteuert.

Denkmalgeschütz Hannover Badenstedt /Wikipedia