Donnerstag, 23. April 2020

Die Corona-Pandemie und die virtuellen Lebensformate unseres Alltags

Ein neuartiges Coronavirus musste sich weltweit ausbreiten, damit wir wahrnehmen, dass es nichts gibt, was es virtuell nicht geben kann!
Hier ein paar Beispiele.

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Dass die Online-Marktplätze seit der Kontaktsperre und den Ladenschließungen einen Aufschwung erleben,  hat nicht besonders überrascht.
Das „VIRTUELLE“ hat aber viele Bereiche unseres Alltags erfasst: von Vorstellungsgesprächen per Video und digitaler Einreichung von Bewerbungsunterlagen über Berufsausbildung auf der Basis von digitalen Lernformaten bis auf Online- Vorlesungen an manchen Universitäten, deren Lehrbetrieb zu Beginn des Sommersemesters 2020 komplett digital starten sollen.

In Zeiten der Covid-19-Epidemie sorgen VIRTUELLE Fitness-Studios für das physische Wohl der zu Hause-Gebliebenen, VIRTUELLE musikalische Veranstaltungen für die Psyche, die Stimmung.
So haben sich vor kurzem mit einem VIRTUELLEN Konzert Stars wie Lady Gaga, Elton John, Stevie Wonder, Paul McCartney, Rolling Stones bei den vielen Helfern in der Corona-Pandemie bedankt. Bei dem zweistündigen Event der Hilfebewegung GLOBAL CITIZEN schalteten sich neben Dutzenden Künstlern auch Ärzte, Wissenschaftler und Politiker dazu. Zuvor hatten sich bei einem 6-stündigen Livestream einige Musiker, Sportler und andre Künstler von Zuhause mit Auftritten zugeschaltet.

Gelten die USA als Epizentrum der Corona-Pandemie, so gilt der Bundesstaat New York als Epizentrum der Epidemie in den USA. Aus diesem Grund sind hier u.a. die strengen Ausgangsbeschränkungen bis zum 15. Mai verlängert worden.
Dennoch müssen Heiratswillige in NY nicht länger auf die Wiedereröffnung der wegen der Corona geschlossenen Standesämter warten.
Gouverneur Andrew Cuomo hat angekündigt, dass Menschen in diesem Bundesstaat nun eine Heiratserlaubnis Online beantragen können. Standesbeamten dürfen dann Trauungen VIRTUELL, per Video-Konferenz, durchführen.           

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Hochzeit, hoffentlich mit dem richtigen Partner! Zum Glück kann in Zeiten von Kontaktsperren und Abstandhaltung die Suche nach dem richtigen Partner VIRTUELL erfolgen. Die Plattform PARSHIP z. B. hat für Premium-Mitglieder eine Funktion für Dates per Video entwickelt. Diese können ein Video- Date starten, sobald sie mit dem jeweiligen Partnervorschlag einige Nachrichten ausgetauscht haben. Die Video-Dates seien laut Parship zeitlich nicht begrenzt.
Natürlich sei mit dem Video-Date ein echtes Treffen von Angesicht zu Angesicht nicht komplett zu ersetzen, um den passenden Partner für eine langfristige Beziehung zu finden, so Parship. Mit dem Video-Date böte man aber Mitgliedern während der Corona-Krise die nächstbeste Option, sich ohne physischen Kontakt kennenzulernen.

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„Fridays for Future“ bleibt in der Corona-Zeit aktiv, aber online. Die Klimaschutzbewegung hat dazu zum ersten Mal für Freitag den 24.04.2020 zum globalen digitalen Klimastreiks aufgerufen. Für Deutschland soll es ab 12:00 Uhr eine Klima-Demonstration auf YouTube starten.

Auch das Böse ist aktiv in der Corona-Krise. Medienberichten zufolge scheint es, dass die im Dunkeln Tätigen in der Corona-Krise einige ihrer Geschäfte ins VIRTUELLE verlegt haben.  Demnach sollen im März die Drogenangebote im Darknet gegenüber Februar um 18% gestiegen sein …  usw., usw.

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Bei all den VIRTUELLEN Angeboten für unterschiedlichsten Bereiche des Alltags sollte man nicht vergessen, dass das Zeitalter der Informations- und Kommunikationstechnologie auch den schrittweise Einsatz elektronischen Medien im Gesundheitswesen ermöglicht. Denn wie die WHO sagt:
„Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umfeld geschaffen und gelebt, dort wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben“. 
Also, Gesundheit ist Sache unseres Alltags!
Der Startschuss für die digitale Vernetzung des Gesundheitswesens bildete „Das Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendung im Gesundheitswesen“, kurz das                           
„E-HAELTH-Gesetz“, das 2016 i.Kr. getreten ist.

Im Rahmen des E-HAELTH-Gesetzes wurde 2017 die VIRTUELLE medizinische Leistung VIDEOSPRECHSTUNDE in den Leistungskatalog der Ärzte aufgenommen - allerdings nur in bestimmten Fällen wie beispielsweise im Rahmen der Verlaufskontrolle bei Diabetes oder Herzkrankheiten und wenn davor ein ANALOGER KONTAKT ARZT-PATIENT stattgefunden hat.  Erstdiagnosen per Telefon oder Video wie auch telefonische Erstberatungen waren untersagt.
2018 wurden die Regelungen für VIRTUELLE Sprechstunden gelockert. Geht es um eine leichtere Erkrankung wie eine Erkältung, eine Krankschreibung oder wird ein Rezept benötigt, können Patienten auch ohne vorherige Arztbesuch per Telefon oder Videochat behandelt werden. Bedingung: Ärzte dürften nur 20% ihrer Patienten ausschließlich VIRTUELL behandeln.
Seit 2019 ist die VIRTUELLE medizinische Leistung Videosprechstunde in Deutschland für alle Krankheitsbilder geöffnet. So können neben Haus- und Fachärzte auch Psychotherapeuten ihren Patienten eine digitale Behandlung anbieten.
Die Regelung wonach ein Arzt nur 20% seiner Patienten ausschließlich per Video behandeln darf, wurde zum 01.04.2020 zeitlich befristet aufgehoben. Sie gilt zunächst für das 2. Quartal 2020. Zum 31.Mai2020 sollen die Kassenärztliche Bundesvereinigung, KBV, und die Krankenkassen prüfen, ob die unbegrenzte Videosprechstunde verlängert wird.
Um an einer Online-Videosprechstunde teilzunehmen benötigen Praxis und Patient Smartphone, Tablet oder Computer mit Kamera, Mikrofon und Lautsprecher sowie eine Internetverbindung. Eine zusätzliche Software ist nicht erforderlich. Der Arzt oder Psychotherapeut wählt einen zertifizierten Videodienstanbieter aus, der besondere  Sicherheitsanforderungen erfüllen muss.

Die Videosprechstunde wurde, wie gesagt, bereits 2017 in den Leistungskatalog der Ärzte aufgenommen. Begeisterung hat diese VIRTUELLE medizinische Leistung in den Praxen nicht ausgelöst.
Nun erleben wir eine Covid-19-Pandemie, eine Erkrankung ausgelöst durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 mit seinen unterschiedlichen Übertragungsfähigkeiten: über Tröpfcheninfektion aber auch Schmierinfektion. So gesehen, überrascht nicht, dass es eine Vielzahl von chronisch Erkrankten oder Patienten mit Krankheitssymptonen, Schmerzen gibt,die auf den Gang in die Praxis verzichten, aus Sorge sich dort anzustecken.
Dabei könnten im Einzelfall VIRTUELLE Techniken zur Nachbetreuung und Beratung - wie die Videosprechstunde-  den analogen Arzt-Patient-Kontakt ersetzen.

Man weiß doch, dass eine gute Beziehung die Gespräche zwischen den Partnern braucht. So auch die Arzt-Patient-Beziehung. Es ist nun aber so, dass durch den wachsenden Zeitdruck im ärztlichen Arbeitsumfeld die Bedeutung des ärztlichen Gesprächs irgendwie verloren geht. So erscheint naheliegend, dass die Computer- vermittelte Kommunikation, durch kontinuierlicherer Kontakt Arzt- Patient, die „Vermenschlichung“ in der Begegnung Arzt- Patient vorantreiben könnte.

Manche Experten sind sogar der Ansicht, dass im Jahr 2020 über die bislang etwas stiefmütterlich behandelte und durch SARS-CoV-2 ins rechte Licht gerückte Videosprechstunde die Stunde der Wahrheit für die Digitalisierung des Gesundheitswesens schlagen wird.

Bei Patienten zeigt sich bereits, dass ihr Zuspruch für VIRTUELLE Arztbesuche im Zuge der Covid-19 deutlich gestiegen ist.
Wollte nach einer repräsentativen Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2017 jeder Vierte in Deutschland gerne mit seinem Arzt auch per Video-Chat kommunizieren, gaben im Frühjahr 2019 30% der Befragten an, sie würden das Angebot einer Online-Sprechstunde wahrnehmen. Nun geht es aus einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom  von März 2020 hervor, dass zwei Drittel der Befragten meinten, Ärzte sollten Online-Sprechstunde anbieten, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Ein wahrer exponentieller Kurvenverlauf für den Zuspruch der Patienten für VIRTUELLE Arztbesuche:: 25% /2017, 30%/ 2019, über 60% /2020!

Die beispielhaft im Zusammenhang mit der Covid-19 genannten VIRTUELLEN Lebensformate verdeutlichen, wie REEL diese in unserem Alltag geworden sind.
Wir nahmen aber schon vor der Corona-Zeit wahr, dass VIRTUELLE Lebensformate immer mehr auch in unsere Arbeitswelt eindringen - mit mittel- und langfristigen Folgen. Nun ob im Alltag oder in der Arbeitswelt,  zwingen uns diese VIRTUELLEN Lebensformate, unseren alten „Lifestyle“ zu überdenken … wenn auch nach der Corona-Zeit. Oder mit den Worten der vom Winde verwehten Scarlett O’Hara zu sprechen:


„(Ich werde) Wir werden einen Weg (zu ihm) zum neuen Lebensstil finden - aber nicht heute - verschieben wir's auf morgen“.