Donnerstag, 20. Februar 2020

Unser Schicksal namens ATCG und die Nachhaltigkeit

3 Schicksalsgöttinen
PaulThumann / Wikipedia

Es ist höchste Zeit sich von alten Lebensmustern zu verabschieden, sich in der modernen Welt besser zurecht zu finden, um die wissenschaftlichen Errungenschaften effizienter nutzen zu können.
Gar nicht so einfach bei den gewaltigen Veränderungen, die in allen unseren Lebensbereichen stattfinden.

Nehmen wir beispielsweise das Gesundheitswesen und die Gentechnologie.
Keine Technologie hat bereits und wird  mit der Gewinnung neuer Erkenntnissen weiterhin unser Leben so nachhaltig verändern wie die Entschlüsselung unseres Erbguts.

Wie eine gewundene Strickleiter, auch DOPPELHELIX genannt, sieht das Erbgut-Molekül DNA aus. An das DNA-Skelett sind die BASEN Adenin, Tymin, Cytosin und Guanin gebunden.
DNA/Wikipedia

Die Abfolge der Basen ist zwar beliebig, aber für ein bestimmtes DNA - Molekül meist charakteristisch. So bestimmt ihre Reihenfolge - A(denin), T(ymin), C(ytosin), G(uanin) - den GENETISCHEN CODE, d.h. die von bestimmten Abschnitten der DNA, den sogenannten GENEN, kodierten genetischen Informationen.

Ärzte haben eigentlich schon immer vor der Entscheidung ob eine bestimmte Therapie für einen bestimmten Patienten sinnvoll ist, neben Diagnose, sein Alter, seine physische Konstitution berücksichtigt, oft auch Labortests eingesetzt.
Neu sind ja nun, die Möglichkeiten der modernen Diagnostik, auch genetische, molekulare und zelluläre Besonderheiten eines Patienten / Biomarker-Tests zu erfassen und daraus Schlüsse zu ziehen, ob eine bestimmte Therapie in Betracht kommt.
Die Biomarker-Tests können grundsätzlich 3 Arten von Prognosen  liefern:
•    ob das in Betracht gezogene Medikament bei diesem Patienten voraussichtlich wirksam ist;
•    ob der konkrete Patient das in Betracht gezogene Medikament voraussichtlich verträgt;
•    wie das Medikament für diesen Patienten am besten dosiert wird.
Bislang werden in Deutschland erst rund 67 Medikamente „personalisiert“ eingesetzt, doch jedes Jahr kommen weitere dazu.

Es gibt ein physiologischer Prozess, das ALTERN, dem zwar (noch) keiner von uns entkommen kann, der sich jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich entwickelt. So altern manche Menschen schneller, manche Menschen langsamer und manche Menschen sehen jünger aus als sie tatsächlich sind, oder anders ausgedrückt: das in Jahren gezähltes Alter, das chronologische Alter, entspricht nicht immer dem „Aussehen“- Alter, dem biologischen Alter.
Das ALTERN ist durch die Rückbildungsvorgänge aller Organe und die Abnahme ihrer Leistungsfähigkeit gekennzeichnet. Und irgendwann geht dieser Prozess zu Ende. Wann das ist? Dieser Zeitpunkt wird vom Schicksal eines jeden bestimmt, sollte man meinen!

Es stimmt aber nicht, sagt Steve Horvath, ein amerikanischer Genetiker an der University of California in Los Angeles. Denn es stehe in den Genen wie schnell man altert und wann man sterben wird.
Aufgrund frei verfügbarer Gendaten von 8000 Menschen ließ der Genetiker einen Algorithmus nach den Biomarkern suchen, die am stärksten mit dem Lebensalter zusammenhingen. Das Ergebnis dieser sogenannten Horvathsche-Lebensuhr: 353 Stellen auf der DNA verraten das biologische Alter.
Hat der Genetiker das biologische Alter bestimmt,  konnte er daraus, mit einer durchschnittlichen Genauigkeit von +/- 3,6 Jahren das chronologische Alter ableiten.
Es stellen sich folgende Zusammenhänge heraus: Ist das biologische Alter höher als das chronologische bedeutet es, dass der Körper schneller altert und umgekehrt. So kann ein 40-Jähriger wie ein 50-Jähriger oder eine 40-Jährige wie eine 30-Jährige aussehen.

Mit der Lebensuhr kann man sich auch (noch) nicht dem Alterungsprozess entziehen.
Mit Hilfe der Lebensuhr sei es jedoch möglich, entsprechende DNA-Angriffsstellen zu finden, die dann mit geeigneteren Medikamenten und Therapien den Alterungsprozess aufhalten können.
Laut Statistik soll sich  schon 2020 die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer auf 79,1 Jahre  und für Frauen auf 84,1 Jahre belaufen. Wird man dann künftig dank möglichen  lebensverlängernden Maßnahmen von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von über 100 Jahren sprechen?

Wenn auch die Forschungsarbeiten des amerikanischen Genetikers Zukunft orientiert sind, sie konnten auch das bestätigen, was Mediziner schon lange propagieren: Nicht nur die Gene bestimmen das Altern. Sport und gesunde Ernährung würden die Lebensuhr langsamer ticken lassen, Stress, Übergewicht, Zigaretten würden sie beschleunige.

Eine weiterentwickelte Lebensuhr, der einen verbesserten Algorithmus zugrunde liegt,ermöglichte dem Genetiker sogar den Todeszeitpunkt mit einer Genauigkeit von +/- 5 Jahren bestimmen.
Er nutzte dabei die Daten einer großen Gesundheitsstudie, die über einen langen Zeitraum Probanden-Daten und Daten bereits verstorbener Personen sammelte, um Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall zu ermitteln. 1030 Stellen auf der DNA weisen auf die Risikofaktoren hin, wobei auch nach Biomarker gesucht wurde, die durch die Art der  Lebensführung - Zigaretten, Gemüse / Fleisch, Übergewicht - verändert wurden.

Wenn man schon mit einer solchen Genauigkeit seinen Todeszeitpunkt kennt, dann könnte man selbst rechtzeitig die letzten Dinge regeln - und so die Angehörigen vor Stress schützen, wobei allerdings nicht der Totenschmaus gemeint ist. Es geht um Überlegung SARG oder URNE in Zeiten von Klimaschutz,und es ist keine leichte Entscheidung! Auf dem ersten Blick scheint der Sarg nachhaltiger zu sein, weil eine Einäscherung  durch den Einsatz von Gas und Öl mehr Energie benötige. Jedoch sollen Urnen biologisch abbaubar sein und bei Erdbestattung, obwohl der Körper auch biologisch abbaubar ist, würden zurückbleibende Medikamente, Plastik /Prothesen, Amalgam/ Kronen, Sargnägel u.a.m. die Erde belasten.

Fazit: Schicksale lassen sich immer genauer voraussagen, denn ein Schicksal steht in den Genen, wenn auch nicht ausschließlich.
Die Vorteile dieser modernen personalisierten Medizin, die auch genetische, molekulare und zelluläre Tests eines Patienten erfassen, liegen auf der Hand:
der Arzt erhält neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten,
Quelle:Wikipedia
dem Patienten bleiben manche Komplikationen erspart,
weniger Fehlbehandlungen könnten die Kosten senken,
den Pharmaunternehmen erschließen sich neue Märkte,
eröffnet Möglichkeiten Überlegungen  zum nachhaltigen Umgang  mit dem Tod anzustellen.

Die personalisierte Medizin setzt jedoch voraus, dass SENSISIBLE DATEN - das EIGENE GENOM -  möglichst einfach zugänglich ist, als Teil der Patienten-Akte vielleicht? Aber, wer darf wann auf Gendaten zurückgreifen? Wie kann Missbrauch verhindert werden?
Diese Daten sind doch auch für Krankenkasse und Lebensversicherungen sehr interessant.
Es wird kalkuliert, welche Leistungen der Kunde in Anspruch nimmt und wie lange wird er leben? Und Arbeitgeber sparen Kosten, wenn sie kerngesunde Mitarbeiter haben.
„Immer mehr Menschen werden ihre persönliche Krankheitsrisiken kennen wollen. Dabei ist dieses Wissen sehr heikel. Einige Patienten laufen dann Gefahr, von bestimmten Versicherungen ausgeschlossen zu werden“, sagt Karl Lauterbach, Arzt und SPD- Gesundheitsexperte. Oder kurz und bündig: Immer mehr Menschen werden „UNVERSICHERBAR“ - wie die Verbraucherschützer sagen.

Es ist einfach sehr kompliziert, Algorithmen, Gene, Leben und Tod und ein nachhaltiger Umgang mit dem Tod zum Wohl und im Interesse aller Beteiligte unter einen Hut zu bringen.  Aber wir schaffen das, indem wir unsere Werte, unsere Sicht der Dinge künstlichen Intelligenzen beibringen.