Samstag, 28. Februar 2015

Swinggrenze und die „Fifty Shades of Grey“


Die Griechen! Die alten Griechen kannten schon die 4 Kardinaltungenden: GERECHTIGKEIT, TAPFVERKEIT,WEISHEIT, BESONNENES MAßHALTEN. Im Laufe der Zeit wurden dann diesen Kardinaltungenden weitere 3 hinzugefügt: LIEBE, GLAUBE, HOFFNUNG
Bei der LIEBE, ist erneut der Gedanke an die alten Griechen naheliegend, an den griechischen Gott
Eros und Psyche, Canova 1793, Louvre 
der Liebe, Eros, und seinen Wirkungsbereich, die EROTIK.

Die Erotik - als „Shade“ der Tugend - hat heute selbst die verschiedensten Erscheinungsformen /Shades: vom Spiel mit den Reizen über die sinnlich-geistige Form, wie sie im Verhältnis der Gerschlechter zu einander zum Ausdrck kommt,(Sexualität), bis hin zu Auswirkungen in Mode, Werbung, Publizistik, Kunst, (Erotisierung der Gesellschaft).
Und auch die Erotik im engeren Sinn, die Sexualität, entwickelte sich dank unserer liberalen geselschaftlichen Normen, die ihr einen breiten Spielraum gewähren, zu einem  wahren Performanz-würdigen physischen Lebensverhalten mit facettenreichen Erscheinungen / Shades des Spielraums in Ansprüchen und Lebensgewohnheiten.

Ansprüche besonderer Art? Zum Dank für gute Leistungen beispielsweise, laden gestandene Unternehmen, im Rahmen eines Belohnungssinstruments namens INCENTIVE, ihre guten Mitarbeiter zu Abenteuer der besonderen Art ein - im elegenten Ambiente, inklusive zur Seite gestellten Schönheiten, die ihnen jeden Wunsch erfüllen.
Diese Vorgehensweise lässt nur einen Schluss zu: Incentives sind grundsätzlich ein gutes Instrument, um Leistungseliten bei der Stange zu halten, indem berufliche Erfolge durch sexuelle Privilegien gegeneinander ausgeglichen werden. Das ist die Gerechtigkeit in ihrer modernen Form, die Tugend der richtigen Behandlung von Mitmenschen, Grundlage menschlicher Zusammenlebens.

One - Night - Stands, Escort-Services gehören mittlerweile zu den Selbstverständlichkeiten unserer  Lebensgewohnheiten.
Eine Frau wie Charlotte Roche - nicht nur die Autorin des Buches „Feuchtgebiete“, sondern auch eine aktive Kämpferin gegen die Atomkraft - soll zu Amtszeit des Bundespräsidenten Wulff dem „Spiegel“ erklärt haben, bereit zu sein, ihm ihre sexuellen Dienste anzubieten, sollte er das Gesetz mit der Verlängerung der AKW-Laufzeit ablehnen. Die Einverständnis ihres Mannes sei ihr auch sicher gewesen.
Ein unmoralisches Angebot? Vielleicht früher wäre es unmoralisch, aber nicht nach heutigen Lebensgewohnheiten. Furchtlos, weise, sich selbst überwindend agierte Frau Roche. Wahre Tapferkeit hat sie bewiesen - ein wertvoller Shade der Tugend im Dienste der Algemeinheit.

Quelle: 123rf
Zu alten Lebensgewohnheiten, zurTradtion, gehört seit Hunderten
Quelle:123rf
von Jahren der Valentinstag, der 14.02. - Tag der Liebenden. Blumen, Schmuck, Candle Dinner, „Mon Chérie“, vielleicht  „Merci, dass es dich gibt“ u.a.m., vom Herzen dem /der Liebsten schenken, eine romatische Tradition!

Aber dann kam der 14.02.2015. Vergessen
waren Blumen, Candle Dinner & Co.
Quelle:123rf

Es ist der Tag, an dem die Prämiere   des Films „Fifty Shades of Grey“ in USA und Kanada statt fand, der Film, in dem auf der Suche nach dem G-Punkt die mehr oder weniger im Halbdunkel ausgelebte Vorlieben in die pralle Helligkeit verrückt wurden. Dafür, dass der Film die sinnlich-geistige Seite der Persönlichkeit sehr vieler Männlein und Weiblein getroffen hat, sprechen die Zahlen. Nach vorläufigen Hochrechnungen soll der Film am 14.02.2015 nur in den USA und Kanada 85 Millionen Dollar (rund 75 Millionen Euro) eingespielt haben. Damit sei er der mit Abstand bestbesuchte Film aller Zeiten am Valentinstag, berichtete der „Hollywood Reporter“. Super-Erfolg folgte auf Super-Erfolg. Vom gleichnamigen Erotikroman, der dem Film zugrunde liegt, verkauften sich weltweit angeblich 100 Millionen Exemplare.
weiche Lederpeitschen Quelle:Wikipedia

Was hat der Film / das Buch „Fifty Shades of Grey“, was andere
Softporno Filme /Bücher inklusive SM-Sex nicht haben?

Die sexuelle Liberalisierung samt ihrem breiten Spielraum ist heute in die Fluten des GENDER MAINSTREAMING geraten. Dadurch soll in allen Lebensbereichen ein „frauenspezifisches“ oder „männerspezifisches“ Handeln verloren gegangen sein. Da keine nachvollziehbaren Regeln mehr aufgestellt werden - was macht eigentlich die Rolle von Mann, was die Rolle von Frau
Sexutensilien: Quelle:Wikipedia
Doppelkopfbinder Quelle:Wikipedia
aus - werde laut Soziologen und Sexualforschern  manche moderne Beziehung von Unsicherheit geprägt. Eine SWINGGRENZE scheint unerlässlich zu sein.

SWINGGRENZE! Das englische Wort SWING heißt nicht nur Schwingen, Schaukeln, sondern auch Spielraum. Die Ökonomie kennt den Ausdruck „SWINGGRENZE“. Sie ist, die von 2 Partnern in einem bilateralen Verrechnungsabkommen gegenseitig eingeräumte höchste Kreditlinie.

Du SWINGGRENZE - im gegenseitigen Einvernehmen, vertraglich zwischen 2 Verunsicherten festgehaltene klare Verbindlichkeiten darüber, wer, was, zu tun und zu lassen hat - du SWINGGRENZE, dein Name ist BDSM, mit all seinen  Shades: Bondage (Fesseln, Fixierung) und Discipline (Disziplinierung des Partners , meist durch leichte Schläge oder Quälereien), Dominance und Submission (Dominanz und Unterwürfigkeit, wie z. B. durch Rollenspiele inszenierte psychische Machtstellung ), Sadism und Masochism (Sadomasochismus, Sexualpraktiken, die mit Lust an Schmerzen  in Verbindung stehen).

Experten zufolge liege das Verdienst des Films eben darin, dass er entscheidender als der Roman die Vertragsverhandlung der beiden Protagonisten / Partner, die Festlegung der „SWINGGRENZE“,  zum Mittelpunkt der Handlung macht. Auf diese Weise würden Verbindlichkeiten geschaffen, auf die sich die Beteiligten Willens und Wollens einlassen: „Vaginalklemmen?“- fragt Christian, „Gestrichen“ - sagt Anastassia. Und er willigt auch ein, einmal in der Woche ins Kino oder zum Schlittschuhlaufen zu gehen, wie ein „ganz normales Paar“. 

Könnte es sein, dass sich die BDSM-Handlungen vergangener Zeiten, in ihrer soften Variante mit „vertraglich“ verbindlichen und sorgfältig definierten SWINGGRENZE, zum zeitgenössischen Tugend -Shade des besonnenen Maßhaltens gemausert hat, und dieses Phänomen den Megaerfolg von Film / Buch begründet - wie Experten  vermuten? Es wäre nichts Neues.

Molière (1622-1673)
Molière sagte schon im 17. Jahrhundert: „Alle Untugenden,
die gerade modern sind, gelten als Tugenden".

Bei dem Film / Bucherfolg sollte man dann annehmen, dass viele, Interesse an derartig aufpolierten Untugenden bekunden und aus der Not(wendigkeit nach Regeln für besonnenes Maßhalten) eine Tugend machen.

Eine Forsa-Umfrage im Auftrag des STERN ergab, dass jeder vierte Deutsche SM reizvoll finde, und auch Sextoys immer beliebter geworden seien. Dass, diejenigen, die ihre SM-Fantasien schon umgesetzt haben, jünger als 30 und Singles seien. Virtuell gehe es heißer zu: über 200.000 registrierte Nutzer verzeichne das BDSM-Portal „Sklavenzentrale“. Aber der größte virtuelle Treffpunkt für erotische Abendteueur sei der „Joyclub“ mit rund 1,7 Millionen Mitgliedern.
Einerseits.
Andererseits führte eine qualitative Studie vom Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg- Eppendorf unter Studenten zu dem Ergebnis, dass zwar gelegentlich gemeinsam Pornos geguckt, Dildos & Co. wie auch anregende Kleidung benutzt würden, letzlich sollen  jedoch diese Dinge keine große Rolle spielen.

Viele Fragen bleiben offen, aber wen juckt es?
Laut „Hollywood Reporter“ rechnen die Universal Studios weltweit mit Auftakt-Einnahmen von über  245 Millionen Dollar. Bei Produktionskosten von rund 40 Millionen Dollar ist das bereits ein großer Erfolg. Besser gesagt, es  „wäre“ ein großer Erfolg. Denn mittlerweile sollen in den USA die Besucherzahlen  in den Keller rutschen. Deutschland enttäuscht immer noch nicht: der Film hatte auf Anhieb 1.135.035 Besucher. Und am 2. Wochenende noch einmal stolze 790.000.
 PS: Auch wenn in den USA die Besucherzahlen rückläufig sein sollen, in 10 Tagen habe der Film „Fifty Shades of Grey“ weltweit 410.000.000 Dollar einspielen und am Wochenende in 50 Ländern seinen Spitzenplatz in den Kino-Charts behaupten können.