Sonntag, 2. November 2014

Die Faustregeln, unsere Ernährung und das Bruttosozialprodukt

Eine Faustregel ist entweder ein Erfahrungswert, der Abschätzungen ermöglicht, oder stellt einen richtunggebenden Wert dar, der durch ein einfaches Rechenverfahren ermittelt wird.

Chemie, Physik, Ökonomie … haben ihre Faustregeln. Das Fachgebiet der ERNÄHRUNG, der ausgewogenen und vollwertigen  Ernährung, kennt sie auch. Sie sollen uns erkenntnisfördernd unterstützen,  im Bemühen um die Aufrechterhaltung unserer „Fähigkeit,  Alltagsbelastungen ohne wesentliche Einbußen des körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens bewältigen zu können“  (WHO- Definition der Gesundheit) und Krankheiten vorzubeugen.

Ausgewogen und vollwertig soll die Ernährung sein, damit alle Bedürfnisse unseres Körpers gedeckt werden können. Dabei geht es  darum, im Eifer des Gefechts bei der Bewältigung der Alltagsbelastungen, täglich zumindest 3 ausgewogene und vollwertige Mahlzeiten zusammenzustellen. D. h. qualitativ „gesunde“ Nahrungsmittel auszuwählen und sie anteilsmäßig  zu einer gesundheitsgerechten Menge zu kombinieren.
Die Notwendigkeit derart schwierige Zusammenhänge  zügig zu erkennen, schreit förmlich nach Faustregeln. Deswegen gibt es sie auch in Hülle und Fülle, (gegoogelt über 43.000 Quellen in 0,36 Sekunden).
Vergleicht man verschiedene Varianten miteinander, stellt man fest, dass nicht die Vielfalt der Regeln diese Wust an Informationsmaterial auslöst, sondern die Art ihrer Auslegung durch viele Experten und Hobby-Experten. Denn bei der Abschätzung, welche Nahrungsmittel, in welchen Mengenverhältnissen  für eine ausgewogene und vollwertige Ernährung notwendig sind, weisen die Regeln viele Gemeinsamkeiten auf. Grundsätzlich geht es um  viel Obst und Gemüse, viel Getreideprodukte  und Kartoffeln, Milch-und Milchprodukte, möglichst wenig Fett (insbesondere enthaltend gesättigte Fettsäuren), mehr Fisch als (rotes) Fleisch und Wurst. Konkret kann dann aber beispielsweise

die nimm „5 am Tag“-Initiative = 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag, gelegentlich auch Gemüse/Obst-Saft
 je nach Variante 200-300 g oder 300-400 g oder 250 -500 g Gemüse….bedeuten. Die Menge für Obst dürfte sich zwischen 125-150 g oder 100-175 g oder 150-200 g Obst …bewegen, die von Salat zwischen 75-100 g oder 100-125 g oder 90-110 g…und Hülsenfrüchte dürften in einer Menge von
70-100 g oder 60-100 g oder 75-125 g … zur Anwendung kommen.
Der gelegentliche Konsum von Gemüse- oder Obstsaft  ist auch variabel. Er lässt sich mit Volumina von 300 ml oder 350 ml oder 275 ml …beziffern.

Eine Empfehlung wie
„Milch -und Milchprodukte täglich“ kann u.a.
zu 200 ml, 250 ml  oder 150 ml Milch werden. Die „zulässigen“ Joghurt- Mengen könnten zwischen 180-250 g oder 100-200 g oder 120-250 g Joghurt schwanken.
200 g Topfen oder 100-200g Quark bzw. 150-250 g Quark seien akzeptabel, wie auch  50-60 g Käse oder 50-100 g Käse etc.
Die Menge von 200g Hüttenkäse in diesem Nahrungsmittel-Komplex  scheint allgemeine Zustimmung unter den Experten erlangt zu haben.

Die Formulierung
 „ Reichlich Getreideprodukte und Kartoffeln“ essen,
kann sich bei  Vergleich verschiedener Varianten  auf eine Portion von 50 g Getreideprodukte beziehen oder auf eine Portion von 90 ggf.  75 g, und  bei Kartoffeln  auf Portionen 200 g, 175 g und genauso gut auf  eine Portion von 200-250 g.
 
Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung sollte „Fleisch, Wurst in Maßen“  genossen werden. Das kann ggf. als Verzehr  von nicht mehr als 300-600 g Fleisch und Wurst pro Woche ausgelegt werden, aber auf Essportionen bezogen  250 g für Fleisch bzw. 120 g für Wurst, vielleicht doch nur 150 g Fleisch und 100 g Wurst bedeuten.

Ein „mäßiger Verzehr von Zucker und Lebensmittel bzw. Getränke, die mit verschiedenen Zuckerarten hergestellt wurden“  sei nach Ansicht mancher Experten weniger empfehlenswert  als der vollkommene Verzicht  auf Süßspeisen (Kuchen).

Es sieht  so aus, als ob man uns die Hand gibt und gleichzeitig das Bein stellt.
Natürlich steht jedem zu, die Komplexität der Materie mit ihren qualitativen und quantitativen Aspekten  unter die Lupe zu nehmen.
Wie sollten aber die Faustregeln für eine ausgewogene Ernährung aussehen, wenn es mal schnell gehen muss, und man trotzdem gesundheitsbezogene Aspekte berücksichtigen will?
Höchste Zeit, sich auf die eigene Hand zu besinnen, die uns nicht nur mit ihren besonderen Funktionsfähigkeiten als Greifglied, Tast-, Gestaltungs-, Kommunikationsinstrument zur Hand ist, sondern auch als Maßeinheit dienen kann - für die „Hand“- Faustregeln:

Zwei Handflächen groß dürfte die morgendliche Brotration sein. Außerdem sollte die Menge an Gemüse und Salat mehrmals am Tag dieser Größe entsprechen.

Foto:123rf
Ausgestreckte Handfläche: Groß und dick wie eine ausgestreckte Handfläche sollte  die Menge an Fleisch, Fisch oder Käse sein, die man zu sich nimmt.
                                                   
Foto:123rf
Geballte Faust: Einer Faust entspräche die Größe der Ration mageren Quarks oder Frischkäses pro Tag, ebenso groß dürfte die Menge an
Eiern sein.  Anderthalb Fäuste von Erbsen, Linsen oder Bohnen seien ebenfalls erlaubt - sie sättigen gut.                                                                                    

Eine Handfläche: Eine Handfläche groß dürfte die Menge an zwar
Kalorienreichem aber Gesundem wie Samen, Nüssen, und pflanzlichen Ölen sein.

Foto: 123rf
Eine Daumengröße: An der Länge und Breite des eigenen Daumens bemesse  sich die erlaubte Ladung salzigen Knabberzeugs, Schokolade, Bonbons oder Kekse am Tag, damit man keinen Heißhunger bekommt.

Einfache Faustregeln, die Hand und Fuß haben, und nicht viel Zeitaufwand zu ihrer Durchsetzung erfordern. Und maßgeschneiderter geht’s auch nicht: individualisierte Faustregeln für eine individuell ausgewogene Ernährung.

 Also, ist man wild entschlossen, sich  ohne zu großen Zeitaufwand an die ausgewogene Ernährung heranzumachen, dann muss man selbst in die „Hände spucken“ und sich nicht von anderen verwirren lassen.
Es liegt auf der Hand, dass auf diese Weise das eigene Kapital, die „Fähigkeit,  Alltagsbelastungen ohne wesentliche Einbußen des körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens bewältigen zu können“  aufgewertet wird (Krankheiten werden vorgebeugt, ein Wohlfühlzustand entsteht).
Dann der Geistesblitz: die Aufwertung unseres Kapitals  ermöglicht uns einen noch effektiveren
Foto:123rf
Beitrag zur Steigerung des Bruttosozialprodukts.
Wer hätte das gedacht? Ernährungsbezogene Faustregeln - gesundheitsfördernd und Motor für die Konjunktur!
Wie schön, dass es euch Faustregeln  gibt!!!

Allerdings bedeutet das von uns erarbeitete Wachstum mehr Leistung, und mehr Leistung bedeutet einen erhöhten Gesamtenergiebedarf für den Körper:
Gesamtenergiebedarf = Grundumsatz + Leistungsumsatz.
Der Durchschnittswert für den Grundumsatz  ergibt sich aus der
Faustregel = 1kcal (aufgerundet 4,2 kJ) pro Kilogramm Körpergewicht und Stunde für Männer, Frauen 10 % weniger.
D. h.: Wiegt eine Frau 62 kg beträgt ihr GU 1.339 kcal pro Tag:
 1 (kcal) x 62 (Kilogramm) x 24 (Stunden) = 1.488
Minus 10 Prozent = 1.339 kcal pro Tag.
Ein Mann, der 80 Kilogramm auf die Waage bringt, hat einen GU von 1.920 kcal pro Tag:
1 (kcal) x 80 (Kilogramm)x 24 (Stunden) = 1.920 kcal pro Tag
Rechnet man Leistungszuschläge hinzu, sind das Faustregel-mäßig zusätzliche 20% des Grundumsatzes (bei Tätigkeiten im Sitzen) und 50% bei körperlich schwer arbeitenden und Sport treibenden Menschen. Das entspricht  im Beispiel einem Zuschlag von 268 bis 670 kcal/Tag bzw. 384 bis 960 kcal/Tag.
Da sind bestimmt 2 bis 3 Daumengrößen - Schokolade drin.
Und wer kann da schon „nein“ sagen? Warum auch? Mehr Leistung begründet doch nach der Faustregel kalorische Leistungszuschläge.

Man kann sich nur wiederholen: Wie schön, dass es euch Faustregeln  gibt!!!