Dienstag, 7. Oktober 2014

In den sauren Apfel beißen und nicht sauer werden!


In unserer Zeit machen Begriffe wie Hektik, Ärger, Stress sogar Burnout oft die Schlagzeilen.
Man muss oft „in den sauren Apfel beißen“ und von lauter Frust vertilgt man womöglich noch zu viel des Fleisches oder der Süßigkeiten dazu.
Wie Studien belegen, wer regelmäßig Äpfel ist, kann sein LDL-Cholesterin und die Triglyceride positiv beeinflussen. Das sprichwörtliche „in den sauren Apfel beißen“ kann nichts Positives aufweisen. Im Gegenteil: es macht einen im bildlichen Sinn sauer oder sogar im tatsächlichen Sinn durch überhöhte Zufuhr von sauren Nahrungsmitteln?

Aber welche Lebensmittel sind basisch und welche sauer? Es gibt eine wahre Flut an Informationsmaterial.
Die meisten Quellen scheinen als Maß für den sauren/basischen Gehalt eines Lebensmittels den sogenannten PRAL-Wert zu nennen (Potential Renal Acid Load = potentielle Säurebelastung der Niere). Der Wert stammt von dem schwedischen Biochemiker Ragnar Berg. Berg ermittelte ihn Anfang des 20. Jahrhunderts,durch die Analyse von Asche erhalten nach Verbrennung der Nahrungsmittel.
 Ist der PRAL-Wert negativ, bildet das  Nahrungsmittel überwiegend Basen, ist er positiv, bildet es überwiegend Säuren.
Ein Blick in eine Tabelle mit PRAL-Werten verschiedener Nahrungsmittel lässt uns an unserem Geschmacksinn zweifeln: sauer schmeckende Nahrungsmittel wie Zitronen, Orangen, Gemüse sogar Essig werden als basisch, wogegen süß oder neutral schmeckende Nahrungsmittel  wie  u. a. Süßigkeiten, Fleisch, Fisch, Eier, Brot als sauer eingestuft.
Die Begründung von Berg und seinen Anhängern bis heute: Organische Säuren wie Fruchtsäuren, Milchsäure würden im Organismus zu CO2 und Wasser verbrennen  und keine Schäden anrichten.
Der nach Verbrennung von Fruchtsäuren und allgemein pflanzlichen Nahrungsmitteln übriggebliebene Asche-Rückstand enthielte eine große Menge an Alkali-und Erdalkalimetalle wie K, Ca, Mg übrig. Da diese in der Lage sind, Säure zu neutralisieren, seien Zitronen & Co. basische Nahrungsmittel.
Grillteller mit Pommes Quelle: Wikipedia
Tierische Nahrungsmittel (Fleisch, Käse, Eier)  oder Getreide enthalten Eiweiße /Proteine. Die Bausteine dieser Proteine sind Schwefel (S) oder Phosphor (P)- haltige Aminosäuren. Im Verbrennungsvorgang
würden sie sich zersetzen und übrig blieben die chemische Elemente S und P. Da diese in Gegenwart von Wasser Säure  bilden - Schwefelsäure / Phosphorsäure – bedeute das nach Berg, dass eiweißhaltige Nahrungsmittel den Körper ansäuern würden. Er ging sogar so weit zu behaupten, die eiweißreiche Ernährung  könne letzten Endes  durch den  etwaigen im Körper entstandenen Säureüberschuss bis zum Säuretod“ führen.

Wären die Theorien von Berg & Co. zutreffend, müssten die Knochen von Rohköstlern vor Gesundheit strotzen und Bodybuilder, die Molkeneiweiß schlucken, ein Pudding-artiges Skelett haben.

Vergleicht man die Knochendichte von Mischkost-Genießern mit der der Vegetarier, die viele Säure von der vermeintlich basischen Nahrungsmitteln  zu sich nehmen und auf das ernährungsphysiologisch so wertvolle Eiweiß im vermeintlich sauren Fleisch verzichten, sei jedoch Studien zufolge bei Vegetariern die Knochendichte durchwegs schlechter. Rohköstler würden hinsichtlich der Knochendichte am schlechtesten abschneiden.

Nach heutigen Erkenntnissen seien laut Ernährungsexperten die Theorien von Berg bei der  Ermittlung des Säure- und Basengehalts in Nahrungsmitteln nicht mehr haltbar.
Die Hauptargumentation: bei Ermittlung von PRAL-Werten durch Berg wären biologische Prozesse unberücksichtigt geblieben.
Ausdehnung der Lunge bei
Ein- (blau) und Ausatmung (rosa)
Quelle: Wikipedia
Solange keine scherwiegende Stoffwechselstörung vorliegt und dadurch ein großes Zuviel oder Zuwenig an Säuren und Basen anfällt, das ggf. eine medikamentöse Behandlung unerlässlich macht, ja, solange sei auf unseren Körper Verlass. Denn normalerweise sei unser Körper imstande, dank seinen CHEMISCHEN PUFFERSYSTEMEN  im Verdauungstrakt überschüssige Säuren oder Basen zu neutralisieren: Bauchspeicheldrüse, Dünndarmzellen, Gallensaft liefern beispielsweise basisches Natriumbicarbonat.   Zudem sei unser Körper in der Lage,  Säure in der Leber zu verstoffwechseln und über die Nieren auszuscheiden. Auch die Lunge könne ihren Beitrag zur Regulierung des Säuren-Basen- Gleichgewichts leisten, indem das im Stoffwechsel entstandene CO2 vermehrt ausscheidet bzw. zurückhält.
Diese Vorgänge würden auch erklären, warum der pH-Wert im Urin der Personen nach vorwiegend pflanzlicher Ernährung basisch ist….wie eigentlich auch von Berg gemessen, aber ihn nicht auf den Stoffwechsel im Organismus, sondern auf die kalium,- kalzium,- magnesium- haltige  Asche der verbrannten pflanzlichen Nährstoffe zurückführte und damit zur paradoxen Schlussfolgerung von basischen Zitronen, Orangen, Essiggurken, Kartoffeln & Co. gelang.

Was die eiweißhaltigen Nahrungsmittel (Fleisch, Käse, Eier…) angeht -von Berg stiefväterlich  als sauer eingestuft, wo  der pH-Wert im Urin der Konsumenten eiweißhaltiger Ernährung doch sauer sei, so Berg. 
Eiweiße werden aber im Verdauungsapparat des Menschen nicht verbrannt, sondern verdaut. Dadurch
Verdauungstrakt
Quelle:Wikipedia
würden die Eiweiße in ihre Bausteine wie schwefel- oder phosphor-haltige Aminosäuren zerlegt, die dann im Körper wieder in organspezifische Eiweiße zusammengefügt werden (Aktine in den Muskel, Kollagen für Haut, Bindegewebe, Keratin im  Haar) oder wichtige Funktionen im Stoffumsatz übernehmen: als Enzyme beispielsweise, ohne die, spezifische biochemische Reaktionen nicht möglich wären, den Transport körperwichtiger Substanzen wie z. B. Hämoglobin u.a.m.
Im Verdauungstrakt wird somit kein Schwefel oder Phosphor freigesetzt, aus welchen sich Säuren bilden könnten. Schwefel und Phosphor entstehen erst im Zellstoffwechsel beim Abbau  S-haltiger Aminosäuren. Schwefel- und Phosphorsäure werden aber durch Puffersubstanzen neutralisiert  und als Sulfate – oder Phosphate durchs Blut transportiert. Diese werden erst in den Nieren zu Schwefel- und Phosphorsäure ausgeschieden (darum ein saurer pH-Wert im Urin bei überwiegend eiweißhaltiger Kost). Fleisch, Käse, Eier usw. usw. als sauer einzustufen erscheint genauso paradox wie die basische Zitrone oder der basische Essig.

Fazit: Auch wenn man ab und zu „in den sauren Apfel beißen“ muss und dabei bei der Ernährung über die Stränge schlägt, heißt es noch nicht, man wird tatsächlich sauer. Unser Körper ist normalerweise für gelegentliche saure- oder basische Anfälle bestens gewappnet, egal ob diese von vermeintlich basischen aber sauer schmeckenden Nahrungsmitteln oder von vermeintlich sauren aber süß oder neutral wirkenden Nahrungsmitteln hervorgerufen werden.    
Wollen wir die Selbstregulation der Körpers unterstützen, haben wir nur die 10 (Gebote) Regeln der DGE zu beachten. Das bedeutet nichts anderes, als eine ausgewogene Ernährung  mit einer individuell stimmigen Kalorienbilanz - nicht mehr konsumieren als gebraucht wird - regelmäßige Bewegung und ausreichende Entspannungspausen.
Es klingt anstrengend? Die Übung macht den Meister!

PS: eine ausgewogene Ernährung in richtigen Mengen konsumiert, beflügelt nicht nur den Körper und den Geist, sondern auch seelische Vorgänge in ihren spezifischen Aspekten (z. B. Gefühl, Leidenschaft, Sex).
Hier einige Beispiele, die sich  für besondere Anlässe besonders eignen sollen

Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Selle Lust hat darin zu wohnen
                                                   Winston Churchill
                                                  Englischer Politiker