Angesichts der Fortschritte der modernen Medizin gewinnt der Aspekt der gesundheitsbezogenen Lebensqualität immer mehr an Bedeutung.
Richtete sich die „klassische“ gesundheitsbezogene Lebensqualität nach der alten Gesundheitsdefinition der WHO mit ihren physischen, psychischen und sozialen Komponenten, so hat sie sich in Zeiten der modernen Medizin an das zu Gesundheitswirtschaft modernisierte Gesundheitswesen zu orientieren.
Gesundheitsbezogene Lebensqualität und die Gesundheitswirtschaft!
Spricht man nun von einer GesundheitsWIRTSCHAFT so bedeutet dies, dass das Ziel medizinischer Leistungen nicht nur darin bestehen, positiv auf die Gesundheit der Patienten zu wirken. Die medizinischen Leistungen haben zudem Kosten-Nutzen- Kalkulationen standzuhalten und bestimmten Effizienzforderungen zu entsprechen. Mit anderen Worten: Die Auswirkungen UND der Nutzwert von Gesundheitsleistungen müssen überprüft werden: Welche Gesundheitsleistungen werden der Wahrscheinlichkeit nach von Erfolg gekrönt? Und wenn ja, zu welchem Preis?
Zu hohem Preis- sagen manche!
Und tatsächlich belasten die Ausgaben für die gute medizinische Versorgung die Beteiligten (Beschäftigten und Wirtschaft) mit hohen Kosten, sie hat jedoch zum Glück einen großen volkswirtschaftlichen Nutzen. Denn eine gute Gesundheitsversorgung trägt dazu bei, dass die Erwerbstätigkeit und die Produktivität der Erwerbstätigen erhalten bleibt und die Menschen aus eigener Kraft für ihre eigene Lebensqualität sorgen können.
Eine der (problematischen)Folgen medizinischen Fortschritts ist die steigende Lebenserwartung. Überlegungen, ob diese zusätzlichen Jahre wirklich Jahre bei voller Gesundheit sind, ob sie produktive Jahre sind, werden immer öfter thematisiert.
Kurz und bündig und die englische Sprache bemühend: ist
eine steigende Lebenserwartung = QoL (Quality of Life)?
Wahre Horrorszenarien werden uns ins Bewusstsein gebracht, so dass einem das LOL
((lautes)Lachen) vergehen kann: die moderne Medizin mache früher Todgeweihte zu kostenintensiven chronisch Kranken. Auch die moderne Medizin könne nicht Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs heilen, sie verlängere doch das Leben der Betroffenen. Sogar HIV-Patienten können mittlerweile, wenn sie die entsprechende Therapie konsequent befolgen, noch lange leben.
Und der Kosten nicht genug! Laut Statistiken steige die Zahl chronischer Krankheiten mit atemberaubender Geschwindigkeit.
Unter solchen Umständen ist eine Überprüfung des Nutzwertes medizinischer Maßnahmen und deren Auswirkungen auf Qualität und Länge des Lebens die logische Folge.
Und dabei kann als Mittel zur Nutzwertbestimmung die Messung der QoL dienen.
Die am häufigsten in diesem Zusammenhang eingesetzten Kennzahlen sind die QALYs und die DALYs:
QALY- Quality-Adjusted Life Year (Qualitätskorrigiertes Lebensjahr) und
DALY- Disability-Adjusted Life (Behinderungsbereinigtes Lebensjahr).
In diesen Angaben werden zusätzlich gewonnenen Lebensjahre, die aber nicht mit einer 100%-igen Lebensqualität gelebt werden konnten, nicht voll angerechnet um beispielsweise den wahren Nutzen einer Maßnahme darzustellen.
Beim QALY-Wertungssystem z. B. steht „1“ für volle Gesundheit und „0“ für den Tod. Bestimmten körperlichen Zuständen, die von schwerer Behinderung und schmerzen geprägt sind, werden negative Werte zugewiesen. QALY ist damit ein Nutzwert für ein Lebensjahr.
Bringt eine Maßnahme ein zusätzliches Jahr bei voller Gesundheit, würde dies 1 QALY ergeben.
Eine Maßnahme, die zwar 2 zusätzliche Lebensjahre bringt, jedoch nur bei einem 0,5 Gesundheitsstatus (50% der voller Gesundheit), würde ebenfalls 1 QALY ergeben.
Pro QALY können dann die Kosten ermittelt werden. Wenn z. B. eine neue Behandlung zusätzliche 0,5 QALYs bringt und die Kosten der Behandlung pro Patient 5.000€ betragen, würden sich die Kosten
pro QALY 5.000/0,5 = 10.000 € belaufen.
Eine Alternative zur Quantifizierung der Krankheitslast ist das DALY.
Auf der DALY-Skala steht im Gegensatz zur QALY-Skala „0“ für volle Gesundheit und „1“ für Tod.
DALYs berücksichtigen die durch vorzeitigen Tod verlorenen Lebensjahre, YLL /years of life lost) sowie die mit Behinderung gelebten Lebensjahre, YLD (years lived in disability or disease).
DALY = YLL + YLD.
Angenommen stirbt eine Frau mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 82,5 Jahren im Alter von 50 Jahren und sie wäre im Alter von 45 Jahren von einer zusätzlichen Behinderung getroffen. Das
DALY = YLL + YLD = (82,5-50) + (82,5-55)/82,5 x5 = 32,5 + 1,65 = 34,15.
D. h., die Frau hätte von ihren 50- Lebensjahren lediglich 34,15 wertvolle und produktive Lebensjahre aufzuweisen. (Nicht so ein /eine DALY-Spekulant /Spekulantin mit weniger DALYs, die auf Steigerung ihrer Kurse hoffen könnten.)
Nun mag es sein, dass die Anwendung von QALYs und DALYs im Bereich der öffentlichen Gesundheit den politischen Verantwortlichen ermöglicht, gute und kosteneffektivste Lösungen für den Gesundheitssektor zu finden.
Als Laie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Ableitung von NUTZWERTEN für Gesundheitszustände mithilfe von qualitätskorrigierten Lebensjahren /QALYs oder behinderungsbereinigten Lebensjahren/DALYs eigentlich spezifische Gesundheitszustände und keine allgemein gültigen Gesundheitszustände bewertet. Diese Kennzahlen erfassen auch nicht die „Nebenwirkungen“ einer Krankheitslast für Familie, Karriere mit ggf. ihren wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen.
Die Ergebnisse von Kosten-Nutzen-Analysen mittels QALYs und DALYs sind offensichtlich von Bedeutung für Entscheidungen hinsichtlich eines möglichen Zuwachses an QoL, jedoch keine Garantie für mehr QoL.
Lächelnde vor Jüngstem Gericht |
Quelle: Material des European Food Information Council