Dienstag, 2. März 2010

Horror, Thriller und Sci - Fi

Banken und das Gesundheitswesen haben einiges gemeinsam, nicht nur die Krise.
So haben Banken keine Verpflichtung, das Gemeinwohl zu fördern. Sie bewirken aber viel Gutes, wenn auch in der Form eines asymmetrischen Googlons (10 hoch 100), was Medienberichten zufolge die Welt ins Fegefeuer der Finanzkrise gestürzt habe.
Das Gesundheitswesen ist dank der Politik dem Wettbewerb verfallen und kann sich nicht leisten, dem Gemeinwohl zu frönen. Wie die Banken bewirkt auch das Gesundheitswesen viel Gutes, wenn auch (in Deutschland) in der Form einer asymmetrischen 2-Klassen-Verteilung von Behandlungsqualität und Behandlungseffizienz. Wie in dem Bankwesen bleibt einem solchen (deutschen) Gesundheitssystem als Konsequenz nur der Sturz in das Fegefeuer der Finanzierungskrise.


Keine Bange! Alles hört sich schlimmer an, als es tatsächlich ist.
Wie erleben nur den Horror des Fegefeuers, (lat. Purgatorium, Purifizierung), und nicht den der Hölle, wo alles Irdische ausgebrannt wird. Das kleinere Übel namens Fegefeuer, ist der Zwischenzustand der Reinigung auf dem Weg zum Paradies. Es hat zur Folge, dass alle dadurch Erläuterte kleine Sünden, wie beispielsweise „bad health“- Aspekte im Gesundheitswesen, analog zur „bad bank“ , bereitwillig auf sich nehmen, um den Weg zu einem langfristigen, höherwertigen Gesundheitskonzept für alle, frei zu machen.
Der Wille zur Neuerung ist demnach da und die erforderliche Infrastruktur steht auch Gewehr bei Fuß: die entstandene Informationsgesellschaft.

Und trotz guter Voraussetzungen wird die beabsichtigte Neuerung wegen seiner Gestaltung mithilfe von schauderhaft spannenden Elementen zum wahren Thriller.

Die Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen, die sogenannte Gesundheitstelematik, kann eigentlich die Diagnose und therapeutische Praxis vereinfachen, die Qualität der medizinischen Versorgung steigern und lässt nach Aussagen der Fachkreise Ersparnisse in nächsten Jahren in Milliardenhöhe erwarten.
Eigentlich schöne, beruhigende Perspektiven.
Ihre Umsetzung bedeutet allerdings die Vernetzung aller Ärzte und Zahnärzte, Apotheker, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland. Die Gesundheitstelematik wird dadurch das schaurige Element des Gesundheitswesens auf seinem Weg zur effektiven Modernisierung. Denn: Was, wenn „Interessenten“ , aufgrund der Vernetzung von Unternehmen, Banken mit Telekommunikationsunternehmen, riesigen Datenbanken mit gespeicherten Personaldaten, Detektivsbüros u. dgl., nicht nur Bewegungsprofile, Kaufverhalten, Interessen-Schwerpunkte, Sexualverhalten, Informationen über das soziale Umfeld zur Verfügung gestellt werden, sondern auch Gesundheitsdaten, ein Vaterschafttest oder eine genetische Diagnostik.
Es mag sein, dass von Verantwortlichen der Datenschutz besonders wichtig genommen wird. Man muss sich aber überlegen, dass wir gentechnisch bedingt zu Mensch - Sein verdammt sind. Und Menschen können nun mal auch nach Reinigung durch das Fegefeuer, vom boomenden Informationsgeschäft in Versuchung geführt werden.

Spannend bleibt auch ein weiteres Element des Gesundheitswesens auf seinem Weg zur effektiven Modernisierung: das Schicksal der „integrierten Versorgung“.
Bedingt durch die Vernetzung von niedergelassenen Haus- und Fachärzten, Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen - was die integrierte Versorgung ausmacht - spielen die höhere Behandlungsqualität und ebenso die effizientere Behandlung für alle eine bedeutende Rolle.

Lässt sich darin ein Hauch „spätrömischer Dekadenz“ erkennen? Die Verschwendung einer reibungsloser und abgestimmter Behandlung an alle (?!) Patienten könnte schon diesen Eindruck erwecken.
Es sei denn, man würde die alten Römer um einen weiteren Begriff bemühen. Er lautet „panem et circenses“ und wird im Deutschen in der Übersetzung mit „Brot und Spiele“ gebraucht. Subsumiert unter „panem et circenses“ könnte dann die „integrierte Versorgung“ von Verantwortlichen, im Rahmen einer geschickt inszenierten Veranstaltung - ein Spiel unserer Zeit - promotet werden. Der Fortbestand der „integrierten Versorgung“ wäre gesichert, denn unser täglich Brot kann nun mal keine Verschwendung sein . Es ist nur Brot und kein Kuchen.Und das Stimmungsbarometer könnte umschlagen zu öffentlichen / digitalen Zufriedenheitsbekundungen.

Wie auch immer! Beim heutigen Zustand in Deutschland, mit der asymmetrischen 2-Klassen-Verteilung von Behandlungsqualität und Behandlungseffizienz gehört jede Anstrengung zur Gestaltung eines Gesundheitssystems für alle zur Sci -Fi.
Nur ein System in dem die berechtigten Ansprüche aller Beteiligten in Gleichgewicht gebracht wurden, wäre ein funktionsfähiges Gesundheitskonzept für alle.
Konkret: ein System in das alle einzahlen, ob Arbeitnehmer, Beamte oder Selbstständige, wie es übrigens in fast allen Staaten der Welt existiert, nur nicht in Deutschland.
Beiträge: in Abhängigkeit vom Einkommen. Mit anderen Worten, zahlen Gutverdiener mehr und Geringverdiener weniger, und folglich müsste derjenige, der mehr bezahlt, auch mehr heraus bekommen.
Dem Fegefeuer folgend, wäre es tatsächlich das (wohlverdiente) gesunde, irdische Paradies.

Geduld, vielleicht schlägt uns bald die glückliche Stunde!
„Grata superveniet, quae non sperabitur hora“ - Unverhofft wird die glückliche Stunde dir kommen
Horaz, (lat. Horatius) / Episteln