Donnerstag, 17. September 2009

Mit dem richtigen Arzt an der Seite

...haben wir das beste Gesundheitssystem der Welt, wenn auch kein Paradies auf Erden, dafür aber ein irdisches Dasein mit hoher Lebensqualität.

Was versteht man eigentlich unter LEBENSQUALITÄT?
Lebensqualität ist ein sehr komplexer Begriff und wird in verschiedensten Lebensbereichen verwendet, von der Medizin, Wirtschaft, über Politik, Philosophie bis Religion.

In der Bewertung der Lebensqualität in der Medizin spielt die Gesundheit, die gesundheitsbezogene Lebensqualität, eine wesentliche Rolle.
Aus diesem Grund kann eine indirekte Definition dieses Begriffs aus dem Gesundheitsbegriff der WHO (World Health Organization) abgeleitet werden, in dem Gesundheit als „ Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheiten und Gebrechen“ dargelegt wird.
In Anlehnung an diese Definition umfasst die gesundheitsbezogene Lebensqualität außer Maßnahmen zur Behandlung oder Diagnose einer Erkrankung auch weit darüber hinausgehende physische uns psychische Aspekte des Wohlbefindens.

Die gesundheitsbezogene Lebensqualität soll auch der politische Hintergedanke gewesen sein, als mit der „gesetzlichen Verschreibung“ von mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen die Bewertung des Nutzens oder Kosten-Nutzen-Verhältnisses eingeführt worden ist. Dabei hat das Gesetz zur Erfassung des Patienten-Nutzens (u. a.) die Verbesserung der Lebensqualität bestimmt.

Wir können uns auf den ersten Blick glücklich schätzen, dass unser ganzheitliches Gesundheitskonzept an und für sich die Berücksichtigung von Lebensqualität fordert, aber zu welchem Preis? Zum Preis eines „richtigen“ Medikaments oder zu dem des einen und demselben zum Lifestyle-Medikament auserkorenen Arzneimittels? Der Teufel steckt im Detail oder ist
... in der sozialversicherungsrechtlichen Definition der Krankheit zu sehen, in der Krankheit als „ das Vorhandensein einer Störung, die eine Behandlung i. S. einer medizinischen Therapie oder Krankenpflege erfordert und Arbeitsunfähigkeit zur Folge hat“.

Leidet man beispielsweise an einem grippalen Infekt mit Husten, Schnupfen, vielleicht Halsschmerzen oder einer Diarrhöe mit Übelkeit, Erbrechen, anfangs mit einer Temperatur knapp unter 38º C und noch keine Komplikationen und schleppt man sich zum Arbeitsplatz, ist man ggf. kein Kranker, sondern ein vom beeinträchtigten Wohlbefinden wahrnehmbar geplagter Gesunder…solange die Grippe keine H1N1-Grippe ist!

Und was kann der geplagte Gesunde tun? Er lässt sich zumindest zur Herstellung seiner eigenen vorherigen Lebensqualität mit verschreibungspflichtigen und zu Lifestyle-Medikamenten auserkorenen Arzneimitteln behandeln, ohne Rücksicht auf die in der Zwischenzeit auch beeinträchtigen Kollegen.

Hat aber ein weitsichtiger Arzt die Folgekosten einer verschleppten Grippe auf Einzelne und die Gemeinschaft ins Verhältnis zu Nutzen indizierter Arzneimittel gestellt und infolge dessen eine Arbeitsunfähigkeit attestiert, dann mutiert der geplagte Gesunde zum Kranken und kann in Genuss eines zu “richtigem“ Arzneimittel gewordenen Lifestyle-Medikaments kommen.

Bekämpfung einer Grippe hin oder her, das ist kein erstrebenwertes Ziel einer im Vordergrund stehenden Lebensqualität.
Die indirekte Feststellung, welche Ziele als eigentliche Ziele einer im Vordergrund stehenden Lebensqualität gelten sollen, erfolgt durch die Bestimmungen des § 34 SGB V, die u. a. folgende Regelungen treffen:

Von der Versorgung sind außerdem ausgeschlossen, Arzneimittel bei deren Anwendung eine Erhöhung der Lebensqualität im Vordergrund steht. Ausgeschlossen sind insbesondere Arzneimittel, die überwiegend zur Behandlung der erektilen Dysfunktion, der Anreizung sowie Steigerung der sexuellen Potenz, zur Raucherentwöhnung, zur Abmagerung oder zur Zügelung des Appetits, zur Regulierung des Körpergewichts oder zur Verbesserung des Haarwuchses dienen.

Im Umkehrschluss heißt das, dass folgende Ziele als die eigentlichen und gesetzlich vorgesehenen Ziele einer in Vordergrund stehenden Lebensqualität in Betracht kommen:
 eine störungsfreie erektile Funktion,
 die Anreizung und Steigerung der sexuellen Potenz,
 die Regulierung des Körpergewichts,
 die Raucherentwöhnung, sowie
 die Verbesserung des Haarwuchses


Dass die erektile Dysfunktion organische wie auch psychische Ursachen haben kann, ist ja bekannt. Bekannt ist ja auch, dass diese Ursachen sowohl in den guten wie auch in den besten Jahren auftreten können. Häufig lassen sich psychische und physische Gründe jedoch nicht klar trennen, da oftmals beide Faktoren an einer erektilen Dysfuntkion beteiligt sind.
Auch wenn die erektile Dysfunktion keine Arbeitsunfähigkeit zur Folge hat, bewertet wird diese nur „Befindlichkeitsstörung“ von dem richtigen Arzt in ihrer wahren Tragweite.
Und er wird versuchen mit entsprechendem Mittel die Ursachen oder die auslösenden Faktoren zu mildern oder zu beseitigen. Mit seiner objektiven Bewertung kann er sodann den Zusatznutzen - nicht nur für den Einzelnen sondern auch für die Gemeinschaft - im Verhältnis zu den Zusatzkosten gerechtfertigen, mit der Folge, dass das Lifestyle-Medikament zum „richtigen“ Medikament wird. Das gesetzlich bestimmte Ziel einer im Vordergrund stehenden Lebensqualität - eine störungsfreie erektile Funktion - kann wieder verwirklicht werden.


Botulinumtoxin, Hyaluronsäure, Kollagen sind bekanntlich keine billigen Mittel zur Faltenunterspritzung.
Auf den ersten Blick könnte man sagen, dass die (Gesichts)Faltenglättung oder -füllung eine reine ästhetische Maßnahme ist, obwohl diese zur Verbesserung der psychischen Wohlbefindens eines Einzelnen offensichtlich beiträgt, das wiederum das physische beeinflusst.
Das Ergebnis ihrer Anwendung entfaltet allerdings nicht nur auf den einzelnen Egoisten seine positive Wirkung, sondern indirekt auch auf Mitmenschen.
So erkennt auch der weitsichtige Arzt die Tatsache, dass die Mittel zur Faltenunterspritzung der Lebensqualität der Gemeinschaft und nicht ausschließlich der Optimierung persönlicher Lebensqualität dienen. Denn das sichtbare Ergebnis einer Faltenunterspritzung fördert nachhaltig gesetzlich bestimmte Ziele einer gesundheitsbezogenen Lebensqualität, wie die störungsfreie erektile Funktion oder die Anreizung und Steigerung der sexuellen Potenz und hat damit positive Folgen für die Gemeinschaft.
Das resultierende Zusatznutzen / Zusatz-Kosten -Verhältnis ermöglicht eine Neubewertung der Mittel zur Faltenunterspritzung und ihre Einstufung als „richtige“ Arzneimittel.

Übergewicht! Übergewicht ist eine Volkskrankheit geworden, von der etwa jeder dritte Bundesbürger befallen ist. Und die Anzahl der an Übergewicht erkrankten Kinder wird von Jahr zu Jahr größer. Sie wird nicht von Bakterien oder Viren ausgelöst, sondern ist als Reaktion des Körpers auf ein bestimmtes Verhalten zu verstehen.
Übergewichtige leiden an seelischen Belastungen und Ausgrenzung. Diese wiederum führen zur „Fresssucht“ mit verheerenden Folgen und langfristigen Auswirkungen.

Das Übergewicht hat allerdings nicht unmittelbar die Arbeitsunfähigkeit zur Folge. Der Betroffene leidet somit primär nur an einem gestörten Wohlempfinden, das allerdings die gesundheitsbezogene Lebensqualität erheblich einschränkt und zu schweren kollateralen gesundheitlichen Schäden führt.
Der langfristig orientierte Arzt erkennt die Notwendigkeit einer rechtzeitigen Therapie zur Erreichung des gesetzlich bestimmten Ziels, der Reduktion und Kontrolle des Körpergewichts. Er setzt grundlegende Veränderungen in der Lebensweise des Patienten ins Verhältnis zu längerfristigen Nutzeneffekten und Zusatzkosten bei Anwendung bestimmter Arzneimittel, die nicht nur der Verbesserung des allgemein Wohlbefindens dienen, sondern auch die Ursachen und die auslösenden Faktoren der Volkskrankheit Übergewicht beeinflussen.
Damit wird deutlich, dass die Einordnung der verschriebenen Arzneimittel zur Reduktion und Kontrolle des Körpergewichts. nicht als Lifestyle-Medikamente, sondern als „richtige“ Medikamente zu erfolgen hat.

Die Raucherentwöhnung, die Verbesserung des Haarwuchses können und werden von einem
guten Arzt nicht isoliert betrachtet, denn sie entwickeln eine synergetische Wirkung mit den weiteren gesetzlich bestimmten Zielen einer hohen Lebensqualität: Ex-Raucher zeigen laut Studien eine tendenzielle Verbesserung der körperlichen und eine signifikante Verbesserung der psychischen Lebensqualität, eine Verbesserung des Haarwuchses beeinflusst nicht nur das Selbstwertgefühl, sondern auch das psychosoziale Verhalten. Vor diesen Hintergrund kann der Zusatznutzen des vom Arzt verordneten Arzneimittels ohne weiteres mit seinem Zusatzkosten ins Verhältnis gesetzt werden und das Arzneimittel mutiert vom Lifestyle- Medikament zum „richtigen“ Medikament.

Fazit: Das zu viel an Wettbewerb im Gesundheitswesen kann sonderbare Auswüchse erzeugen. Das bedeutet aber nicht, dass für das Allgemeinwohl jedes Streben nach individueller Erfüllung verschwinden muss. Denn mit dem richtigen Arzt an der Seite haben wir das beste Gesundheitssystem der Welt, und können, wenn auch kein Paradies auf Erden, dann aber ein irdisches Dasein mit hoher Lebensqualität genießen.
Was ist ja sonst die Alternative? Das „Wort zum Sonntag“! Demnach soll Gott uns nicht in die Welt gestellt und gesagt haben, „das ist dein Zuhause“, sondern ER soll gesagt haben, „deine Zukunft ist die Welt Christi“. Mit anderen Worten: von NICHTS ins paradiesische NICHTS und das Leben mit samt der Lebensqualität überspringen!