Freitag, 7. August 2009

Morbi

Hinweis: Die Gesellschaft für deutsche Sprache wählt aus eingereichten Vorschlägen seit 1978 das Wort des Jahres aus, und seit 1991 auch das Unwort des Jahres, (http://www.gfds.de/aktionen/wort-des-jahres/unwoerter-des-jahres/).
Die etwas "brutalen" Ausdrücke (kursiv) dieser Geschichte stellen einen Auszug der Worte und Unworte der Jahre 1993-2007 dar, sowie Vorschläge aus diesem Zeitraum, die knapp gescheitert sind.

Uns ist mittlerweile der Begriff „Rentnerschwemme“ bekannt. Der Hintergrund dieser Altenplage ist nicht nur in dem biologischen Abbau (hier als Begriff für Ausscheiden aus dem Arbeitsleben) zu sehen, sondern auch darin, dass die Rentner heutzutage lieber ein Langlebigkeitsrisiko eingehen, anstatt sich unter dem sozialen Frühableben subsumieren zu lassen. Die moderne Welt hat auch die Rentner (wenn auch nicht alle) erwischt: sie sind befreit von dem Gedanken als Belegschaftslast abgestempelt zu sein, beflügelt von einer brutalstmöglichen Flexibilisierung i. S. von Outsourcing freiwilliger Handlungen mit nur für sich selbst bindenden Regeln, Flexibilisierung, die von Spannung und Freude begleitet wird und ihnen das Gefühl eines andersartigen Lebens in einem kollektiven Freizeitpark vermittelt – Second Life eben!...es sei denn, dass sie sich - völlig verelendet und nur im Besitz ihrer Eigenverantwortung - entscheiden, als Sozialleiche zur Verfügung zu stellen.

Wie auch immer, auch das wundersame Second Life ist leider zeitlich begrenzt, trotz möglichem Stammzellenimport oder der Forschung auf dem Gebiet des therapeutischen Klonens und auch dann,wenn die „Genmanipulation“ i. S. gezielter Behandlung defekter Gene in Zukunft Realität sein sollte.
Und außerdem sagt uns eine objektive Denkweise, dass die Gesellschaft trotz mehr oder weniger hoher Verdienste der heutigen Rentner unbedingt frisches Humankapital braucht, für die Mitgestaltung des Fortschritts und nicht zuletzt zur Unterstützung der dem Second Life Entglittenen. Ob man will oder nicht, man muss miteinander!

Nun nichts ist mehr, wie es mal war. Das soziale Umdenken kann das frische Humankapital zum Schrumpfen bringen. Aber keine Bange! Diesem negativen Aspekt können gesetzliche Maßnahmeprogramme entgegen wirken: Pille und Viagra, Homo-Ehe u. ä. m. ja - und es ist (auch) gut so! - aber auch mehr Geld für Kinder, mehr Betreuungsplätze ggf. Herdprämie, ein neues Familienleistungsgesetz oder eine neue Beelterung im Fall des Falles.

Nicht, dass nach obiger Schilderungen der Eindruck entsteht, es gäbe nur ein Miteinanderzwang Rentner(schwemme)- Humankapital! Nein und nochmals nein, denn es gibt ein Gebiet, auf dem sich Jung und Alt Natur bedingt freiwillig treffen: das Gesundheitswesen.

Und für das Gesundheitswesen wird viel geleistet. Es gibt bereits beschlossene Tatsachen, wie beispielsweise die Pflegeversicherung, die Praxisgebühr, das Arzneimittelausgabenbegrenzungsgesetz und zum 1. 01. 09 trat die Gesundheitsreform in Kraft, mit dem erstmaligen Gesundheitsfonds und dem Morbiditätsorientierter Risiko-Strukturausgleich (kurz Morbi) - für die gesetzlichen Krankenkassen bei gesicherter Diagnose eines Patienten.

Was bringt die modernisierende Gesundheitsreform mit Gesundheitsfonds und dem Morbiditätsorientierten Risiko-Strukturausgleich den Patienten?
Die fliegersprachliche Übersetzung der zwei neuen Begriffe veranschaulicht für alle deutlich, was dahinter steckt.

Das Wort Morbiditätsorientierter Risiko-Strukturausgleich sieht im Fliegeralphabet folgendermaßen aus:

Mike-Oscar-Romeo-Bravo-India-Delta-India-Tango-Ärger-Tango-Sierra-Oscar-Romeo-India-Echo-November-Tango-India-Echo-Romeo-Tango-Echo-Romeo Romeo-India-Sierra-India-Kilo-Oscar-Sierra-Tango-Romeo-Uniform-Kilo-Tango-Uniform-Romeo-Alpha-Uniform-Sierra-Golf-Lima-Echo-India-Charlie-Hotel

Es macht doch Stimmung, die Vorstellung im Rahmen von MORBI mit Mike, Oscar oder Romeo Tango zu tanzen oder vielleicht in einem Hotel dem Charlie in fescher Uniform zu begegnen, Golf zu spielen und dabei ein paar Kilo los zu werden (bravo!), ein Sierra zu besteigen und hier in den Bergen Wut oder Freude von der Seele hinaus zu posaunen und dann dem Echo zuzuhören, Lima mit der schönen India im November zu erleben, einen Fluss bis zu seinem Delta zu erkunden.
Leider, leider gibt es wegen „Ä“ auch Ärger, mitten drin, der aber durch Alpha ohne weiteres wettgemacht werden kann.

Der Gesundheitsfonds seinerseits weist im Fliegeralphabet überwiegend Überlappungen mit dem Morbiditätsorientierten Risiko-Strukturausgleich auf. Er hat aber keinen Ärger und erlaubt neben dem Tango auch den Foxtrott.

Nach alledem bleibt es nur zu hoffen, dass im Rahmen der Gesundheitsreform die Genießer des Second Life und das frische Humankapital nicht nur nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern, dass sie sich durch den Gesundheitsfonds und Morbiditätsorientierten Risiko-Strukturausgleich und trotz „buchstäblichem“ Ärger, durch das Alpha als DER RUCK (durch) für Deutschland entpuppt, der Generationen näher aneinander rücken lässt. Denn Alpha ist ein unerbittlicher Gradmesser für den Performance-Erfolg des Fondsmanagers - warum nicht auch des Gesundheitsfonds - und es kann auch in Crashzeiten positiv bleiben.
Dafür allerdings muss das Zusammenspiel zwischen Gesundheitsfonds und Morbiditätsorientierten Risiko- Strukturausgleich als Zukunftslabel für das moderne Gesundheitswesen herhalten, obwohl aus ihren Schriftzügen der Buchstabe „n“ herauszulesen ist: 2x im Gesundheitsfonds und nur 1x im Morbiditätsorientierten Risiko-Strukturausgleich.
Ist es ein „n“ wie Null? Medienberichten zufolge hat zwar der Gesundheitsfonds beim seinem Start am 1. 01. 09 nicht bei Null angefangen, er wird aber durch die Finanzkrise im Laufe des Jahres 2009 im Minus sein!