Der Begriff Gender Mainstreaming wird oft mit „durchgängige Gleichstellungsorientierung“ oder einfach “Gleichstellungspolitik“ übersetzt.
Die Aufgaben des Gender Mainstreaming bestanden demnach darin, die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Männern und Frauen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu berücksichtigen, um so die Gleichstellung der Geschlechter in allen gesellschaftlichen Bereichen durchzusetzen.
So gehörte es beispielsweise zu den für die Jahre 2010-2015 von der EU definierten Aufgaben des Gender Mainstreaming, die Hindernisse zu beseitigen, die dazu führen, „dass die Wirtschaft ihr Potential nicht ausschöpfen kann und wertvolle Begabungen (der Frauen) ungenutzt bleiben“.
Quelle: AdobeStock |
Heute wird statt der Bezeichnung Gleichstellung von Frau und Mann der neutrale Ausdruck Gleichstellung der Geschlechter bevorzugt.
Und es ist gut so. Denn damit soll neben dem gleichberechtigten Anspruch auf Gleichheit von Männern und Frauen auch die DIVERSGESCHLECHTLICHEN Menschen einbezogen werden.
Gar nicht so leicht, wo die divers-Geschlechtlichkeit eine Form der Geschlechtlichkeit ist, die sich gesellschaftlich verändert. So wurde aus dem ursprünglichen Zusammenschluss LSB -Lesbierinnen, Schwule, Bisexuelle - die Sammelbewegung LSBT - Lesbierinnen, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, dann LSBTT - Lesbierinnen, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender. Es kamen „querre“- Personen hinzu und aus LSBTT wurde LSBTTQ. Diese Bewegung wurde dann um das „I“ für Intersexuelle, das „A“ für Asexuelle zu LSBTTQIA und schließlich mit einem „+“- Zeichen für weitere Geschlechtsidentitäten ergänzt - LSBTTQIA+.
Ob nun L, S, B, T, T, Q, I, A oder + - alle fordern Gleichstellung in Bezug auf die gesellschaftliche Genderordnung. Wie gesagt, gar nicht so leicht der Vielfalt dieser Diversität zu entsprechen, aber der Gesetzgeber war gezwungen eine neue Regelung zu schaffen.
Quelle: AdobeStock |
Alles begann mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von 2017 auf die Klage einer intergeschlechtlichen Person, weil das Geburtsregister nur die Optionen „männlich“ und „weiblich“ anbot. Die Verfassungsrichter beschlossen, dass dies gegen das im Grundgesetz verankerte allgemeine Persönlichkeitsrecht i. V. mit dem Diskriminierungsverbot verstoße.
Die Konsequenz: Eine neue gesetzliche Regelung, die Anfang 2019 in Kraft getreten ist.
Sie sieht vor, dass von 2019 an neben „männlich“ /m und „weiblich“ /w auch die Option „divers“/d gibt - und nicht nur in Geburtsregistern. Damit sollen diversgeschlechtliche Personen einbezogen und der Vielfalt der sozialen Diversität entsprochen werden.
Diese gesetzliche Regelung markierte die Geburtsstunde einer neuen gendergerechten Sprache, mit künftigen Auswirkungen auf unser Alltags - und Berufsleben.
In einer gendergerechten Sprache wird ein geschlechtlicher Bezug ausgeblendet und dafür muss In dieser gendergerechten Sprache gegendert werden.
So werden beispielsweise von Experten Ersatzformulierungen wie
HERAUSGEGEBEN von, VERFASST von - statt VERFASSER, HERAUSGEBER
LEHRENDE statt LEHRER und LEHRERINNEN
REDAKTION statt REDAKTEURE und REDAKTEURINNEN
STUDIERENDE statt Studenten und Studentinnen
nicht FACHMANN, sondern FACHMÄNNISCHE HILFE
empfohlen.
Auch eine FORMULIERUNG wie „den Rat eines Arztes holen“ sollte aus Gelichbehandlungsgründen durch „einen ärztlichen Rat holen“ ersetzt werden.
In diesem Sinne ist die Formulierung im guten, alten Beipackzettel ebenfalls einer Genderkorrektur zu unterziehen, der Genderbezug muss verschwinden. Anstatt „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ soll besser „Zu Risiken und Nebenwirkungen holen Sie sich ärztlichen oder pharmazeutischen Rat“ heißen.
Jedoch nicht nur Personenbezeichnungen oder entsprechende Formulierungen werden spätestens seit Anfang 2019 gegendert, sondern auch Berufsbezeichnungen in Stellenanzeigen.
Allgemeinverbindliche Vorgaben für diese Form von Stellenausschreibungen gibt es allerdings noch nicht.Um einen gendergerechten Sprachgebrauch für Berufsbezeichnungen umzusetzen, haben sich aus diesem Grund verschieden Schreibweisen entwickelt.
So wird häufig der Klammerzusatz „(m/w/d)“ nach Berufsbezeichnungen gesetzt, die eine Tätigkeit darstellen und bei denen die grammatikalisch männliche (maskuline) Form verallgemeinernd, generisch verwendet wird, obwohl männliche wie weibliche Personen gleichermaßen gemeint werden, oder kurz gesagt: „(m/w/d)“ nach dem „generischen Maskulinum“. Demnach: Maler (m/w/d), Koch (m/w/d), Verkaufsleitung (m/w/d), Chefarzt (m/w/d), Sachbearbeitungsangestellten in der Verwaltung (m/w/d), Leiter Qualitätskontrolle (m/w/d), Softwareentwickler (w/m/d) ...
Viele Unternehmen und Institutionen gendern in ihren Stellenanzeigen zusätzlich oder statt dessen mit einem Unterstrich, Schrägstrich oder Genderstern:
Erzieher_ in, Sachbearbeiter_ in
Vertriebsmitarbeiter/- in Innendienst
Bürokaufmann/Vertriebsinnendienst/IT Systemkaufmann (m/w/d)
Chefarzt/-- ärztin (m/w/d), Oberärztin/- arzt (m/w/d)
Ingenieur*in, IT-Systemadministrator*in,
Wie es vor Kurzen zu lesen war, wird das Verteidigungsministerium binnen eines Jahres weibliche Dienstgrade einführen. So werden künftig auch in der Truppe Dienstagrade wie Feldwebel/- in, Oberstleutnant/- in möglich sein.
Quelle: AdobeStock |
Bei manchen Menschen kommt es im Laufe ihres Lebens zum „Coming- out“. Mit anderen Worten: Diese Menschen machen ihre Erkenntnis und auch ihre Entscheidung, sich zu ihrer sexueller Orientierung zu bekennen, „nach außen“ bekannt
Werden sie dann in einer Stellenausschreibung nicht explizit genannt, könnten sie sich laut Experten als mutwillig ausgeschlossen fühlen. Daher weisen Experte auf weitere Abkürzungsmöglichkeiten hin wie (m/ w/ i/ t/ gn/ x), was für männlich/ weiblich /Intersexuell /transsexuell /geschlechtsneutral /für nicht näher spezifiziertes Geschlecht steht. Darüber hinaus, so die Experten, sei im Unternehmen auf einen genderkorrekten Umgang mit diesen Personengruppen zu achten. Das betreffe von einer genderkorrekten Anrede über Kleiderordnung auch Einrichtungen wie Toiletten.
Auch der Unternehmer Elon Musk wirbt in Deutschland für Mitarbeiter. Er twitterte: „Bitte arbeiten Sie bei Tesla Giga Berlin“!- kurz und bündig, geschlechtlicher Bezug ausgeblendet, für alle verständlich.
Fazit: Die gesetzlichen Regelungen zur Schaffung einer gerechten gesellschaftlichen Genderordnung ist erst Anfang 2019 i.Kr. getreten. Bislang offensichtlich für alle sind genderkorrekte Formulierungen in Stellenausschreibungen.
Eine gerechte gesellschaftlichen Genderordnung zielt aber auf eine Gleichstellung der Geschlechter in allen gesellschaftlichen Bereichen, um auf diese Weise dem Fortbestehen von Geschlechterungleichheit entgegenzuwirken.
Quelle:AdobeStock |