Sonntag, 27. Januar 2019

Was haben Zahnspangen mit den Grenzwerten für Dieselmotoremissionen gemeinsam?

Die Kieferorthopädie als Teil der Zahnmedizin befasst sich mit  Verhütung, Erkennung und Behandlung von Fehlstellungen der Kiefer und der Zähne. Obwohl die Behandlung in der kieferorthopädischen Therapie prinzipiell von jedem Zahnarzt ausgeführt werden kann, gibt es Fachzahnärzte, die sich durch eine zusätzliche Weiterbildung darauf spezialisiert haben.

Bei der Entscheidung für eine kieferorthopädische Behandlung spielen laut Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden gesundheitliche und funktionelle Aspekte aber auch ästhetische Gesichtspunkte eine Rolle.
So sollen beispielsweise Zahn- und Kieferfehlstellungen das Entstehen von Karies begünstigen. Wenn sich Zähne an Stellen berühren, an denen dies eigentlich nicht sein sollte oder behindern sie sich gegenseitig, lässt es sich an diesen Stellen schwerer putzen. In den sich dabei gebildeten Nischen können sich Essensreste sammeln.
Stehen Zähne zu eng aneinander, sind sie stark geneigt, könnte sich der Knochen  in diesen Bereichen zurückbilden. Durch das Entstehen von sogenannten  „Knochentaschen“ gebe es  ein erhöhtes Risiko für Knochenabbau und Parodontitis.  
 Ein Verlust von Zahnsubstanz wie Zahnschmelz und Dentin sei auch nicht auszuschließen. Denn durch eine falsche Stellung können einzelne Zähne zu stark belastet und abgenutzt werden.

Der ästhetische Aspekt ist ebenfalls nicht klein zu reden - gerade bei Erwachsenen: Ein Lächeln, das ein schönes Gebiss zum Vorschein bringt, kann manchmal Berge versetzen und wird im Fall eines Falles notwendig, jemandem die Zähne zu zeigen, da kann ein schönes Gebiss für ein selbstbewusstes Entgegentreten nur von Nutzen sein.

Fernroentgen/Wikipedia

Die Kieferorthopädie verfügt über spezifische Diagnoseverfahren, wie klinische Untersuchung, Funktionsanalyse des Gebisses und der Kiefergelenke, röntgenologische Analyse u.a.m.

Je nach Art von Fehlstellungen bedient man sich in den Behandlungsverfahren unterschiedlicher Behandlungsmittel, die umgangssprachlich als Zahnspangen / Zahnklammern  bezeichnet werden:
Zahnklammern/Wikipedia

• Herausnehmbare Apparaturen bei geringfügigen Zahnfehlstellungen, Korrektur von Kieferfehllagen im Wachstum, Verbreiterung des Oberkiefers
• Festsitzende Apparaturen zur Korrektur von mittleren bis  ausgeprägten Zahnfehlstellungen, Korrektur von Kieferfehllagen bei fast abgeschlossenem Wachstum
Herausnehmbare Zahnspange/Wikipedia

• Festsitzende Apparaturen kombiniert mit kiefer-chirurgischen Eingriffen bei Korrektur schwerer Kieferfehllagen
• feste Zahnspangen an den Innenfläche der Zähne befestigt, (Lingualtherapie), geeignet vor allem bei Erwachsenen mit hohen ästhetischen Ansprüchen
• durchsichtige Korrekturschienen, sogenannte Aligner, für  Korrektur von geringfügigen bis moderaten Zahnfehlstellungen.

Vor diesem Hintergrund erscheint eine zweckmäßige  kieferorthopädische Behandlung mit dem zweckmäßigen Behandlungsmittel namens ZAHNSPANGE medizinisch sinnvoll zu sein.

Medizinisch sinnvoller Nutzen von ZAHNSPANGEN, wo doch ein Gutachten des IGES-Instituts im Auftrag des Gesundheitsministeriums den medizinischen Nutzen von ZAHNSPANGEN als nicht ausreichend erforscht hält?!
Das IGES -Institut gründet seine Arbeit seit mehr als 35 Jahren auf hohe Sachkompetenz, wie man auf die Website des Instituts lesen kann. Es nutze dabei den breiten Zugang zu eigenen und zu Datenquellen anderer Institutionen. Alle heran getragenen Fragestellungen würden auf der Basis von Daten und Fakten behandelt und nach den besten verfügbaren Methoden analysiert.

Die Wissenschaftler des IGES-Instituts kamen nun im ihren Gutachten zu dem Schluss, dass es zwar Erfolge bei der Korrektur von Zahnfehlstellungen gebe und auch, dass die Lebensqualität der Patienten, die sich einer kieferorthopädischen Behandlung unterzogen haben, verbessert habe.
Jedoch sei trotz einer hohen Anzahl an Studien und Dokumenten keine abschließende Einschätzung möglich, ob und welchen langfristigen Nutzen die unterschiedlichsten ZAHNSPANGEN bezogen auf Morbidität (Karies, Zahnausfall, Parodontitis) in den kieferorthopädischen Behandlungen haben.
Das soll aber nicht heißen, dass ein gesundheitlicher Nutzen nicht gibt, so die Gutachter.
Fazit: Um Standards für Diagnostik und Therapie von Zahnfehlstellungen zu ermöglichen, sei stärker zu ergründen, wann Zahnfehlstellungen tatsächlich  korrigiert werden müssen, wie auch welches Verfahren sich bei welchen Problemen langfristig am geeignetsten erweist!!!

Einer anschließenden Stellungnahme des Gesundheitsministeriums zufolge, zweifle das Ministerium trotzdem nicht an der Notwendigkeit kieferorthopädischer Leistungen. Zusammen mit den im Gemeinsamen Bundesausschuss vertretenen Ärzten, Zahnärzten, Psychotherapeuten, Krankenhäusern und Krankenkassen werde jedoch das Gesundheitsministerium den weiteren Forschungsbedarf uns Handlungsempfehlungen erörtern.

Quelle:Wikipedia
Wenn auch der Nutzen kieferorthopädischer Behandlungen (noch) nicht hinreichend belegt sein soll, werden sie dennoch erbracht, so bedeutet das für die behandelte Person kein erhöhtes Sterberisiko.

Es ist die für uns unentbehrliche Luft, die durch Stickoxide (NO2) und Feinstaub aus
Dieselmotoremissionen verunreinigte Luft, die Erkrankungs- und Sterberisiken erhöhen soll.
Aus diesem Grund wurden zum Schutz unserer Gesundheit von EU auf Empfehlungen der WHO Richtlinien erarbeitet, die Grenzwerte für NO2 und Feinstaub festlegen.

Der Grenzwert für NO2 - der Jahresmittelwert in der Außenluft - liegt bei 40 µg / m3 und gilt in der EU seit 2010.
Bei Feinstaub wurde bei der Festlegung der Grenzwerte auch die Partikelgröße des Feinstaubs berücksichtigt. So gilt seit 2005 für Feinstaub mit Partikelgrößen vom 10 µm (PM10) ein Tagesmittelwert von 50 µg / m3.

Die erarbeiteten Grenzwerte für NO2 und Feinstaub basieren auf „solider wissenschaftlicher Basis“,  so das Bundesumweltministerium. Denn es sei „unbestritten“, dass Feinstaub und Stickoxide der Körper belasteten und die Lebenszeit verkürzen können.
Experten des Umweltbundesamtes haben beispielsweise berechnet, dass im Jahr 2014 etwa 6.000 Menschen an Herz-Kreislauf-Krankheiten vorzeitig gestorben seien. Es sind Krankheiten, die auf die Langzeitbelastung mit NO2 zurückzuführen seien.
Und nach Angaben der Europäischen Umweltagentur EEA aus dem Jahr 2017 soll es in Deutschland rund 66.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr durch die Folgen von Feinstaub gegeben haben.

Viele Diesel-Verbote wurden zu unserem aller Wohl ausgesprochen, weitere sollen folgen.
Oder doch nicht?

In einer von mehr als 100 deutschen Pneumologen / Lungenfachärzten am 23. Januar veröffentlichte Stellungnahme wird die Gesundheitsgefahr durch  NO2 und Feinstaub angezweifelt. Die Ärzteschaft sieht keine wissenschaftliche Begründung für die Grenzwerte.

Zudem sei den Lungenfachärzten zufolge ein Großteil der vorhandenen Studien bei diesen niedrigen Konzentrationen an NO2 und Feinstaub wegen der vielen Störfaktoren methodisch fragwürdig.
So auch die schon erwähnte aktuelle Studie des Umweltbundesamtes zum  NO2 mit ca. 6000 Todesfällen pro Jahr in Deutschland.
NO2 ist ein Gas, das infolge seiner Wasserlöslichkeit und hohen Diffusionsgeschwindigkeit
 praktisch nur die oberen Atemwege erreicht. Es wird von der Schleimhaut absorbiert und hydrolysiert, was eine Azidose, (lat. acidum = Säure), eine minimale Übersäuerung verursacht.
 Den Ärzten zufolge sei kaum vorstellbar, dass diese minimale Übersäuerung z. B. eine Erhöhung der Diabeteshäufigkeit um 8% verursachen soll.
Studien an Gesunden hätten im Kurzzeitversuch bis 3.000 µg /m3 keine Effekte gezeigt. Deswegen betrage die MAXIMALE  NO2-ARBEITSPLATZKONZENTRATION in DEUTSCHLAND immer
noch 950 µg  pro Kubikmeter.

Alveolen /Wikipedia
Eine bestimmte Lebensart -  mit Rauchen, Alkoholkonsum, Hypertonie… - hat bekanntlich einen erheblichen Einfluss auf die Mortalität.
Die Fach-Ärzteschaft sagt, dass sie durch Zigarettenrauch bedingte Todesfälle täglich sähe, Toten durch Feinstaub dagegen nicht.
Zigarettenrauch ist ein AEROSOL, (lat. aer = Luft und solutio= Lösung, ein Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebepartikeln in einem Gas).
Das Aerosol „Zigarettenrauch“ habe eine Partikelgröße von ca. 0,5 µg /m3, das sich  im Gegensatz zum  Feinstaub (Partikelgröße = 10 µg /m3), bevorzugt in den Lungenbläschen (Alveolen) konzentriere.
Der sehr konzentrierte Tabakrauch enthält bekanntlich zahlreiche toxische Substanzen. Die Dichte des Zigarettenrauchs erreiche über 500 g/m3, womit die Konzentration etwa um 10-millionenfach über dem Grenzwert des Feinstaubs liegt. Auch die NO2- Konzentration im Zigarettenrauch sei nicht ohne Bedeutung: über 300.000 µg /m3.

Die EU habe für Deutschland durch Feinstaub eine Lebenszeitverkürzung von 10,2 Monaten errechnet. Hinzu kommen 6.000 Toten durch NO2 -Vergleicht man lebenslang inhalierten Feinstaub und NO2 mit den von Rauchern inhalierten Dosen, so müssten diese nach wenigen Wochen alle sterben, was nicht der Fall ist.

Mit ihrer Stellungnahme stellten sich die Lungenfachärzte gegen ein „Positionspapier“ der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, das Ende 2018 veröffentlicht wurde und in dem es hieß, dass Feinstaubelastung durch Landwirtschaft, Industrie und Verkehr gesundheitsschädlich sei. 

Nach der Kritik der Lungenfachärzte hat der ADAC eine Überprüfung der von der EU festgelegten Feinstaub- und Stichoxid- Grenzwerte gefordert. „Wenn Bürger von Fahrverboten betroffen sind, müssen sie sich darauf verlassen können, dass die geltenden Grenzwerte wissenschaftlich begründet sind“, sagte der Vizepräsident des Clubs.

Nach dem Vorstoß der Lungenfachärzte fordert der CDU-Wirtschaftsrat  einen Aufschub für die beschlossenen Fahrverbote.
Der SPD Gesundheitsexperte, Karl Lauterbach, hält dagegen eine mögliche Aussetzung der Feinstaubgrenzwerte für verantwortungslos. Denn es gebe derzeit keine Studien, welche die Gefährdung infrage stellen würden. Im Gegenteil, die meisten Studien würden zeigen, die Grenzwerte seien eher zu hoch als zu niedrig.

Und der Bundesverkehrsminister Scheuer begrüßt die Initiative von mehr als 100 Lungenfachärzten, die geltende Feinstaub- und Stickoxid-Grenzwerte infrage stellen. “Wir brauchen eine ganzheitliche Sichtweise“, sagte der Minister.

Was haben nun Zahnspangen mit den Grenzwerten für Dieselmotoremissionen gemeinsam?
Die von sehr kontroversen Debatten ausgelösten Zweifel an deren  Auswirkungen auf die Gesundheit:

Ein Gutachten sät Zweifel an gesundheitlichem Nutzen von unterschiedlichsten Zahnspangen in Hinblick auf ihre langfristigen Auswirkungen auf die Zahngesundheit, was aber nicht heißen soll, dass ein gesundheitlicher Nutzen nicht gibt und das Gesundheitsministerium hält trotzdem an die Notwendigkeit kieferorthopädischer Leistungen,
Eine Stellungnahme von über 100 Pneumologen /Lungenspezialisten sät Zweifel an gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Stickoxiden und Feinstaub aus Dieselmototoremissionen, ermittelt durch epidemiologische Studien / Beobachtungsstudien, die bei den niedrigen Konzentrationen mit vielen Störfaktoren behaftet sind und aus denen die hochgerechnete Mortalität nicht ableitbar sei.
Damit stellen sich die Kritiker gegen die Position anderer sachkompetente Lungenfachärzte / Pneumologen und zuständige Umweltinstitutionen, manche Politiker sprechen sich mittlerweile für die Aussetzung von Fahrverboten, andere sehen das als verantwortungslos und der Bundesverkehrsminister hält die Zweifel der Lungenfachärzte als gerechtfertigt, da sie eine „ganzheitliche Sichtweise“ ermöglichten, die helfe, „Sachlichkeit und Fakten in die Dieseldebatte zu bringen“.

Ob „Zahnspangen“ oder „Grenzwerte für Dieselemissionen“, unter dem Gesichtspunkt des gewöhnlich Sterblichen ist eine unsichere Situation entstanden, da es ein sicheres Urteil von Angehörigen der Berufsgruppen und Institutionen mit spezialisierten Fähigkeiten des Begreifens und Beurteilens nicht gibt.
Verliert der gewöhnlich Sterbliche aus diesem Grund  in der Sache „Zahnspangen“ oder „Grenzwerte für Dieselemissionen“ die Kontrolle über seine Entscheidungen?
                     
Uffizien,Florenz/Wikipedia



Galileo Galilei soll mal gesagt haben:

„Man kann einem Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich zu entdecken“.

Also, Gesundheitsinformationen auf den Verstand zergehen lassen und die eigene Fähigkeit des Urteilens aktivieren … bis ein sicheres Urteil der Schwarmintelligenz doch noch zustande kommt!