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Einer der wichtigsten Bestandteile eines Zahns ist die porzellanartige, glatte, halbdurchsichtige Masse namens ZAHNSCHMELZ. Er besteht aus anorganischen Stoffen, wobei das kristallinen Material genannt HYDROXYLAPATIT, chemisch ein Calciumhydroxylphosphat,
(Ca5(PO4)3OH), ca. 95% ausmacht.
Wegen seines hohen Anteils an anorganischen Stoffen ist der Zahnschmelz die härteste Substanz unseres Organismus und trotzdem sehr empfindlich gegenüber Säuren.
Es geht um die Säuren, die von Plaque-Bakterien aus dem Zucker unserer Nahrung gebildet werden. Diese können der Zahnsubstanz Mineralstoffe entziehen (sie demineralisieren) und so mit der Zeit zu Karies führen. Bis zu einem gewissen Grad können Mineralstoffe aus dem Speichel gegensteuern, indem sie den Zahnschmelz remineralisieren und somit widerstandsfähiger gegen Säureangriffe aus der Nahrung machen.
Ein Ersatz verlorengegangener Zahnsubstanz nur aus Körper eigene Kraft ist bisher nicht möglich.
Seit über 50 Jahre ist aber bekannt, dass Fluorid als Bestandteil des Zahnschmelzes für dessen Stabilität und damit für Widerstand gegenüber kariesverursachenden Faktoren sorgen kann.
Dieses sogenannte FLUORAPATIT kann durch Fluoridierung von HYDROXYLAPATIT entstehen, wobei OH-Ionen des HYDROXYLAPATITS durch Fluor-Ionen substituiert werden:
Ca5(PO4)3OH + F - = Ca5(PO4)3F + OH –
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Das FLUORAPATIT sei laut zahnärztlicher Fachverbände nachweislich beständiger, säureresistenter als das körpereigene HYDROXYLAPATIT. Zudem sei es eindeutig belegt, dass eine Kombination vom Aminfluorid und Zinnfluorid neben der kariesprophylaktischen auch antimikrobielle Eigenschaften hat, da sie die bakterielle Enzymtätigkeit im Zahnschmelz vermindere.
Die FLUORAPATIT - Eigenschaften werden zur Kariesprophylaxe genutzt, indem Fluoride über Zahnoberfläche in Form fluoridhaltiger Zahnpasten, Zahngelees, Mundspülungen oder Applikation von Fluoridlacken in der Zahnarztpraxis eingesetzt werden.
Die Welt der Zahnmedizin ist keine statische Welt, sie wird ständig weiterentwickelt.
So wurden wir in der letzten Zeit durch eine intensiv- aggressive Werbekampagne über eine fluoridfreie Zahnpasta in Kenntnis gesetzt. In Tageszeitungen, Fernsehen, sozialen Medien bewirbt ein Unternehmen seine fluoridfreie Zahnpasta, die künstlichen Zahnschmelz aus ZINKCARBONAT und HYDROXYLAPATIT enthält: Bei regelmäßiger Anwendung könne diese Zahnpasta nachhaltig vor Erosionen durch Säuren schützen, WAS FLUORID NICHT VERMAG.
Der Fluoridhaltige Zahnpasta -Thriller nahm seinen Lauf.
Modell des Erwachsenengebisses/Wikipedia |
Die Spannung erhöhte sich weiter. Denn es ging außerdem um „giftiges Fluorid“, um die „Gefahr einer Überdosierung“ - insbesondere wenn sich unterschiedliche Fluoridquellen addieren. Und in der in mehreren Tageszeitungen platzierten Werbung war auch noch zu lesen: „Fluorid - erste Verbraucherschützer rufen nach Verbot“, als würden unabhängige Verbraucherschutz-Organisationen vor Fluorid warnen müssen.
Nun wie in einem echten Thriller gibt es auch im Fluoridhaltige Zahnpasta-Thriller ein beständiges Spiel zwischen Anspannung und Erleichterung zu verzeichnen.
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Zahnärzteverbände stellen klar, dass der kariespräventive Nutzen von Fluoriden eindeutig belegt sei, im Gegensatz zum künstlich hergestellten Hydroxylapatit in der neuen fluoridfreien Zahnpasta, für das bis dato noch keine wissenschaftliche Evidenz gebe.
Strenge Grenzwerte für den Einsatz von Fluorid erforderlich?
Die kosmetischen Mittel, zu denen auch die Zahnpasta gehört, existieren nicht in einem rechtsfreien Raum. Klare rechtliche Regelungen werden von den Gesundheitsbehörden auch in diesem Bereich ausgearbeitet.
So schlägt die EFSA (European Food Safety Authority / Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) seit Jahren eine angemessene Zufuhr von 0,05 mg Fluoride/Körpergewicht und Tag für Kinder im Alter von 7 Monaten bis 17 Jahren sowie für Erwachsene, einschließlich schwangere und stillende Frauen, vor. Diese Empfehlung umfasst die Fluoridaufnahme aus allen Quellen, einschließlich Nichtnahrungsquellen, wie Zahnpasta und andere Zahnpflegeprodukte.
Auf nationaler Ebene empfehlen die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
für Kinderzahnpasten 0,05% Fluorid und
für Erwachsene 0,10 – 0,15% Fluorid.
Eine Anmerkung! Schaut man auf eine Zahnpastatube, da sieht man allerdings keine prozentualen Angaben zum Fluoridgehalt, sondern „ppm“- Angaben, wie z. B. "1.400 ppm Aminfluorid".
Es geht dabei um die Maßeinheit „ppm“= parts per million = ein millionstel Teil, was einem Milligramm Substanz pro Kg Produkt = 1.000.000 mg Produkt entspricht.
D. h. umgerechnet:
für Kinderzahnpasten 0,05% Fluorid = 500 ppm und
für Erwachsene 0,10 – 0,15% Fluorid = 1.000 – 1.500 ppm.
Zur angeblichen Giftigkeit der Fluoride: Fluorid ist einer der weltweit am gründlichsten untersuchten Stoffe. Der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) zufolge sei aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen die "Giftigkeit" der Fluoride fast 10mal geringer als die von Kochsalz. Deshalb empfehle die Leitlinie zur Kariesprophylaxe den Inhaltsstoff auch ausdrücklich für die tägliche Zahnpflege.
Ob die Gefahr einer Überdosierung bei der Aufnahme von Fluoriden besteht?
Außer Zahnpasta gibt es viele natürlichen Quellen, die zur Versorgung mit Fluoriden genutzt werden können: Trinkwasser, Mineralwasser, fluoridiertes Speisesalz, schwarzer und grüner Tee, Vollkornprodukte, Seefische.
Die D-A-CH (eine Zusammenarbeit der Fachverbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz) empfiehlt folgende Richtwerte für eine angemessene Fluoridzufuhr:
Alter
|
Gesamtzufuhr
Fluorid (mg/Tag) | |||
m
|
w
| |||
Säuglinge
|
0 bis unter 4 Monate
|
0,25
|
0,25
| |
4 bis unter 12 Monate
|
0,5
|
0,5
| ||
Kinder
|
1 bis unter 4 Jahre
|
0,7
|
0,7
| |
4 bis unter 7 Jahre
|
1,1
|
1,1
| ||
1 bis unter 4 Jahre
|
0,7
|
0,7
| ||
4 bis unter 7 Jahre
|
1,1
|
1,1
| ||
7 bis unter 10 Jahre
|
1,1
|
1,1
| ||
10 bis unter 13 Jahre
|
2,0
|
2,0
| ||
13 bis unter 15 Jahre
|
3,2
|
2,9
| ||
Jugendliche/junge Erwachsene
|
15 bis unter 19 Jahre
|
3,2
|
2,9
| |
Erwachsene
|
über 19 Jahre
|
3,8
|
3,1
| |
Ein Erwachsener nehme in Deutschland durchschnittlich ca. 0,3 bis 0,4 mg Fluorid mit der Nahrung und Getränken auf.
Wird Zahnpasta ordnungsgemäß angewendet, also zwei- bis dreimal täglich zum Zähneputzen, ist das darin enthaltende Fluorid vollkommen unbedenklich. Schädlich ist Fluorid nur, wenn es über Jahre in großen Mengen aufgenommen wird. Ein 60 Kilogramm schwerer Erwachsener müsste 20 Tuben Zahnpasta am Tag essen, um einen bedenklichen Grenzwert zu erreichen. Und er müsste zusätzlich noch fluoridiertes Speisesalz und Mineralwasser zu sich nehmen.
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Und diese Entwicklungen scheinen das Spiel zwischen Anspannung und Erleichterung im Fluoridhaltige-Zahnpasta-Thriller in Richtung Erleichterung, in Richtung großer Erleichterung zu verschieben. Es geht dabei nicht um fluorhaltige oder nicht fluorhaltige Zahnpasten, sondern um schmerzfreie Verfahren in der Zahnbehandlung bis hin zur Selbstheilung der Zähne.
Ein paar Beispiele:
Das schmerzfreie Verfahren zur Beseitigung von frühzeitig erkannter Karies, die Kariesinfiltration.
Bei diesem Verfahren wird der Zahn nach Vorbereitung und Reinigung unter UV-Licht mit lichthärtenden Kunststoffen verschlossen, sodass Kariesbakterien und Säuren blockiert werden. Dies verhindert, das Voranschreiten der Karies. Es gibt noch keine Langzeitstudien, aber das Verfahren optimiere die Mundhygienetechnik und sei eine sinnvolle Ergänzung zur Unterbindung von Karies, so die Zahnärzte.
Die Auftragung einer Mikrokristall-Flüssigkeit zum Schutz und Erhaltung des Zahnschmelzes.
Die feinsten Kristalle in der vom Zahnarzt aufgetragenen Kristallflüssigkeit legen sich um die Zähne und versiegeln die Zahnoberfläche. Bakterien perlen ab und somit wird werden Zähne vor bakteriellen Angriff geschützt.
Das Verfahren zur Selbstheilung der Zähne - klingt zu schön, um wahr zu sein! Aber die Methode befindet sich in der Testphase.
Wissenschaftler des King’s College London haben herausgefunden, dass ein Alzheimer Medikament, TIDEGLUSIB, den Zähnen ermöglicht, von innen heraus sich selbst zu regenerieren - ganz von allein und ohne Füllungen aus Amalgam, Kunststoff oder Zement.
Die Forscher hatten dazu Mäusen kleine Löcher in die Zähne gebohrt, um Karies zu simulieren. Diese Löcher füllten sie mit Schwämmen aus Kollagen, die gelöstes Tideglusib enthielten. Innerhalb von sechs Wochen verschlossen sich die Löcher, und die Zähne waren danach wieder intakt.
Der Hintergrund: Tideglusib regt die Stammzellen im Körper an, so dass diese Dentin (Zahnbein) - die Hauptmasse aus dem der Zahn besteht - produzieren können, aber keinen Zahnschmelz.
Ungeklärt sei noch, ob der neu gebildete Zahn die Stabilität eines natürlichen Zahn aufweist.
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Ein Lächeln kann manchmal Berge versetzen, um im Alltag zu bestehen /sich durchzusetzen ist manchmal notwendig, die Zähne zu zeigen. Bei derart Gelegenheiten kann nur von Vorteil sein, wenn ein strahlend gesundes Gebiss zum Vorschein kommt.