Dienstag, 1. April 2014

Das Ei - zwischen Lust und Sünde Dritter

Es ist unbestritten, dass das von Huhn abstammende ovale  und von einer Schale umschlossene Gebilde, enthaltend Eigelb, Dotter und Eiweiß - kurz Ei genannt – ein Nutzobjekt ist: man kann es kochen, braten, stocken, pochieren, überbacken und als Zutat verschiedener Speisen verwenden.
Aber das Ei ist mehr als Nutzobjekt. Das Empfinden von beglücktem Genuss beim Verzehr gemeiner Eier in welcher Form auch immer oder von freudigem (Oster)Genuss  hartgekochter, gefärbten und  oft mit  Motiven verzierter Hühnereiern, befördert das Ei zu wahrem Lustobjekt.
Man hat Lust  es immer wieder zu genießen. Und diese Lust hat sich umso mehr gesteigert, als es sich herumgesprochen hat, dass man durch den Verzehr von Eiern keine Sünde an eigene Gesundheit begeht.
Es stimmt zwar, dass Eier verhältnismäßig viel Cholesterin enthalten. Das ist aber kein Grund sie zu verteufeln. Cholesterin ist ein lebensnotwendiger Stoff, den der Organismus ständig selbst bildet. Nimmt ihn ein Mensch mit der Nahrung zu sich, drosselt der Organismus normalerweise die Eigenproduktion.
In Bezug auf Ei-Genuss  kommt es noch hinzu, dass der im Ei neben Cholesterin enthaltene Stoff Lecithin dafür sorgt, dass im Darm nur wenig Cholesterin aufgenommen wird. Das Ei verhindert also selbst, dass der Organismus das Cholesterin aus dem Eigelb aufnehmen kann. Die Folge:  das nicht aufgenommene Cholesterin wird einfach wieder ausgeschieden. So gesehen, ist laut Ernährungsexperten  nur bei einer Störung dieses Mechanismus  eine cholesterinarme Ernährung empfehlenswert. Davon sind aber lediglich rund 15-20% der Menschen betroffen.

Man könnte schon meinen, der Verzehr von Eiern bildet den Ausnahmefall  für eine „Lust ohne Sünde“. Leider stimmt es so nicht ganz.
Denn obwohl  wissenschaftliche Studien uns bescheinigen, dass wir im Verhältnis Eierkonsum und Gesundheit frei von Sünden an unsere Gesundheit sind, ist dieses Verhältnis dennoch nicht frei von sündhaften Actions und zwar seitens Dritter.
Es geht um einige einzelne Bio-Höfe, die Bio-Eier von Bio-Legehennen vermarktet haben: Bio-Hof, Bio-Legehennen, Bio-Eier. Eigentlich eine von Sünden unbelastete Selbstverständlichkeit, solange die gesetzlichen Vorgaben an Bio-, Freiland- und Bodenhaltung eingehalten werden - hier die Öko-Verordnung.
Diese Verordnung schreibt vor, dass die Eier von Hennen, die weniger Auslauf als 4 Quadratmeter pro Tier haben, weder als Bio- noch als Freiland-, sondern nur als Bodenhaltungs-Eier verkauft werden können.  Verkauft man die Eier trotz mangelndem Auslauf als Bio-Eier, bringt das pro Stück rund 15 Cent mehr. Man kann davon ausgehen, dass eine Bio-Henne etwa 270 Eier pro Jahr legt und der übliche Stall Raum für 24.000 Hühner bietet.
Dann bringt die Action inklusive Verstoß gegen die Vorschriften der geltenden Öko-Verordnung einen sündenbefleckten Gewinn von rund einer Million Euro pro Jahr.
Und der Verbraucher?  Für ihn ist dieser Sündenfall gar nicht erkennbar. Im guten Glauben zahlt er mehr als für herkömmliche Eier, weil er mit seinem Kauf eine ökologische, nachhaltige Landwirtschaft und die artgerechte Tierhaltung unterstützen will.

Was nun?
Mittlerweile weiß jeder: Eier sind besser als ihr Ruf. Und ein Osterfest ohne Eier ist kaum vorstellbar.
Es muss jedoch nicht immer „Bio“ sein.
Konventionelle Produkte (nicht nur Eier) liegen mit ihren Bio-Genossen gleich auf. Das war die Bilanz der Stiftung Warentest nach Untersuchung von 85 Lebensmitteln. Die Ergebnisse hätten keine Hinweise darauf geliefert, dass BIO -Ware gesünder oder schmackhafter sei als konventionelle. Lediglich bei Schadstoffgehalt sind Biowaren im Vorteil. So beispielsweise waren in 75% der Produkte wie Biogemüse, Bioobst, Biotee keine Pestizide nachweisbar.

Das nicht nur Nutzobjekt, sondern auch zu Lustobjekt gewordene gemeine Ei bleibt als Osterei das Symbol für ein neues Leben. Da wollen wir zu  Ostern 2014 ALLEN LEGEHENNEN ein neues, besseres Leben mit artgerechter Haltung wünschen. Und akkreditierten Prüfinstitutionen sollen wir wünschen, dass sie dank geballter fachlicher und sachlicher Kompetenz ihrer Mitarbeiter es schaffen, die gesetzlichen Vorgaben an Bio-, Freiland und Bodenhaltung zu kontrollieren, damit Actions mit Übertretung von festgeschriebenen Vermarktungsnormen  zumindest weniger werden.

2014