Dienstag, 6. September 2011

Nichts bleibt verborgen in der digitalen Welt

Vor kurzem war in den Medien zu lesen und zu hören, dass laut Polizei derzeit Identifikationsdiebstahl und- missbrauch die größten Bedrohungen für Internetsurfer seien. Die Angreifer würden verstärkt Trojaner nutzen, die Dateien auf dem PC abfängt. Dagegen sei kaum noch Phishing zu beobachten.
In diese neue Ära der Datenklau fiel gerade richtig die Einführung des wichtigsten amtlichen Dokuments, das die Übereinstimmung personenbezogener Daten mit einer natürlichen Person beweisen soll: das E-Personalausweis. Im Gegensatz zum alten Ausweis mit den aufgedruckten persönlichen Daten gibt es im schicken E-Personalausweis im Scheckkartenformat auch weitere begehrenswerte Angaben, welche auf dem Chip im Ausweis abgelegt sind.
Das Sicherheitssystem des neuen Personalausweises wurde als „maximal“ bezeichnet. Und trotzdem stellen Fachleute seit seiner Einführung am 01.11.2010 immer wieder gravierende Mängel fest.
Und die TAGESSCHAU meldete neulich eine neue Sicherheitslücke beim E- Personalausweis.
Der nun entdeckte Fehler in der Ausweis-Software eines Anbieters soll es Verbrechern sogar ermöglichen, die komplette elektronische Identität des Ausweisinhabers zu kidnappen. Betroffen sei das Browser-Plugin "OWOK" von der Firma Reiner SCT.
Was soll’s? Hat der Inhaber des Personalausweises bei der Personalausweisbehörde die Online-Ausweisfunktion nicht deaktivieren lassen, werden womöglich sein Familienname und Vornamen, Geburtsdatum und -ort, Adresse , leider jedoch auch ein paar Daten, die nur für die hoheitliche Identitätskontrolle gedacht worden sind, einer unbefugten Verwendung zugeführt werden können. Mit unangenehmen Konsequenzen.
Es ist schlimm, aber nicht das Schlimmste - wenn man sich überlegt, was im Fall eines Falles einem wiederfahren könnte, sollte seine Blutuntersuchung preisgegeben werden.


Man macht nur den Arm frei, lässt sich pieksen und das Blut verrät die innersten Geheimnisse: Trinkt man gelegentlich oder oft ein Gläschen, nimmt man Beta-Blocker, Ca-Antagonisten oder Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten zur Senkung eines zu hohen Blutdrucks, vielleicht Viagra, Levitra oder Cialis um sinkende Leistungen in die Höhe zu treiben, leidet man an Diabetes, Depressionen, Anämie, Leukämie oder ist Rheuma, Arteriosklerose im Anmarsch usw., usw.? Damit nicht genug! Bei einem konkreten Verdacht können gezielt einzelne genetische Eigenschaften untersucht werden. Es können Ergebnisse auftreten, die auf erhöhte Risiken für eventuell schwerwiegende, nicht vermeidbare oder nicht behandelbare Erkrankungen hinweisen – und derartige Ergebnisse in den Händen von Unbefugten.
Es ist schon das Schlimmste aber nicht am schlimmsten!

Wie wäre es mit einem Gedanken -Scanner oder Träumelauscher? Das Thema gehört nicht mehr im Bereich der Science-Fiction.

Forscher von Bernstein Center for Computational Neuroscience in Berlin arbeiten daran, eine Gedankenlesemaschine zu konstruieren. Ihr Ansatz ist eine Art Lexikon des Gehirns: Sie zeigen einem Probanden verschiedene Symbole oder lassen ihn verschiedene Bewegungen ausführen und zeichnen mithilfe des Kernspintomografen dabei ein möglichst eindeutiges Aktivitätsmuster seines Gehirns auf. So entsteht - für jeden einzelnen Probanden individuell - ein Hirnlexikon.
Eine Karte dieser Regionen für einen einzelnen Menschen anzufertigen ist eine harte Fleißarbeit, aber es ist inzwischen möglich. Die große Weltkarte, die gemeinsame Gehirnsprache aller Menschen, haben die Forscher allerdings noch nicht entdeckt.
Ein anderer Forschungsansatz zum Gedankenlesen bedient sich indirekter Hinweise des Hirns.
Das Unternehmen „no lie“ etwa versucht, über die Bestimmung von Hirnaktivitätsmustern herauszubekommen, ob ein Mensch einfach die Wahrheit sagt und dabei nur vergleichsweise wenige Areale seines Gehirns aktiviert, oder ob er damit beschäftigt ist, die ehrliche Antwort zu unterdrücken, und damit zahlreiche Gehirnareale aktiviert. Diese Methode soll allerdings noch nicht ausreichend wissenschaftlich fundiert sein.

Hirn-Scans sollen grundsätzlich mehr Potenzial zum Durchblick im menschlichen Hirn besitzen als die Messung von Hirnströmen.
US-Hirnforschern der New York University ist beispielsweise gelungen, „Gesinnungsträume“, die politische Weltanschauung eines Menschen anhand der Aktivität bestimmter Hirnzellen zu scannen. Wie sie in ihrer Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“ berichteten, zeigten bei den Liberalen spezifische Regionen im Großhirn wesentlich mehr Aktivität als bei den Konservativen. Dies bedeute, so die Forscher, dass eine gewisse natürliche Veranlagung zu einer bestimmten politischen Gesinnung führen kann. Oder unpolitischer: Menschen, die von Natur aus Neuem eher aufgeschlossen sind, sind möglicherweise auch eher zu einer liberalen Einstellung bereit.

Nun Lügner zu stellen ist nicht am schlimmsten, dafür aber ein (bald) nicht unmöglicher, ungewollter, innerer Striptease vom Scheitel bis zur Sohle oder anders gesagt: von Hirn bis zur Achillessehne!

Datenspeicherung und Datentransfer kommen in unserer digitalen Welt ohne Verschlüsselungstechnik nicht aus. Was wir bereits diesbezüglich haben, scheint manchmal nicht genug zu sein- um die wirtschaftlichen und gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen.
Es bleibt nur die Hoffnung auf den digitalen Generalschlüssel, damit wir nicht mehr auf Klick und Link verfolgt werden können.

„Lärm ist ein geeignetes Mittel, die Stimme des Gewissens zu übertönen.“
Pearl S. Buck (1892 – 1973)
US-amerikanische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin


I. d. S.ein Appell: Daten- Angreifer aller Länder macht nicht mehr so viel Lärm, denn ihr seid nicht gewissenslos!