Sonntag, 10. November 2019

Eine würzige Versuchung mit positiven gesundheitlichen Effekten

Gewürze! Gewürze sind Stoffe, mit denen Lebensmittel schmackhaft gemacht werden, mit denen ein gemeines Lebensmittel zu einem wahren kulinarischen Genuss befördert werden kann. Und ehrlich gesagt: Wer von uns kann sich zweifellos unschuldig bekennen, gelegentlich der Versuchung eines derartig gewürzten kulinarischen Genusses nicht widerstanden zu haben?

Quelle: Wikipedia
Gewürze sind jedoch nicht nur die Verführer, die uns dazu bringen, gelegentlich etwas zu tun, was wir eigentlich nicht tun sollten - wie ein übermäßiger kulinarischer Genuss! Manchen Gewürzen werden immer öfter wenn auch keine Heilung, dann aber zumindest Linderung bestimmter Krankheitsbeschwerden zugesprochen.
Wie z. B. der GELBWURZEL / CURCUMA LONGA. Sie gehört der Familie der Ingwergewächse an und ist in tropischen Gebieten Asiens bis Australien verbreitet.

Quelle:Wikipedia
CURCUMA wird aus dem getrockneten Wurzelgewebe der Pflanze, dem RHIZOM, gewonnen. Der wichtigste Inhaltsstoff von CURCUMA ist CURCUMIN, ein Polyphenol. Es ist der Stoff, der  dem Rhizom und den Curry-Gewürzmischungen die intensiv gelbe Farbe verleihen.
Dem  CURCUMIN werden eine Reihe pharmakologischer Wirkungen nachgesagt. Es soll in der Lage sein, cholesterinsenkend, leberschützend, tumorhemmend, als Antioxidans und antientzündliche /antiphlogistisch zu wirken.

Geht es um antientzündliche / antiphlogistische Wirkungen eines Präparates  ist Cortison nicht wegzudenken. Denn dieses Steroidhormon namens Cortison wird vor allem bei Behandlung  entzündlicher Zustände eingesetzt. Und es hilft!
Doch Cortison kann insbesondere bei zu hohem und unsachgemäßem Gebrauch eine Reihe von Nebenwirkungen haben. Zunahme des Körpergewichts, Erhöhung des Blutdrucks, der Blutzucker- sowie Blutfettwerte, Einlagerung von Gewebewasser, Vollmondgesicht, Stiernacken durch Fetteinlagerungen sind einige dieser Nebenwirkungen.

Für unser Immunsystem spielt insbesondere bei Entzündungsprozessen eine Klasse von Proteinen eine zentrale Rolle: die Klasse der Leuzin-Zipper-Proteine. Sie unterbinden normalerweise Entzündungsreaktionen, werden jedoch dabei abgebaut.
Der antientzündliche Wirkungsmechanismus von Cortison - ein Glucocorticoid - besteht darin, gezielt die Produktion dieses Proteins zu „induzieren“, d. h. zu veranlassen, dass es vermehrt produziert wird.
Dadurch verhindert der „Glucocorticoid-induzierter-Leuzin-Zipper“ - kurz GiLZ genannt - dass Entzündungsfaktoren ihre "Aufgabe" erfüllen können.
Stattdessen übernimmt das GiLZ-Protein selbst die Informationen der  Entzündungsfaktoren und die entzündliche Entwicklung wird auf diese Weise blockiert.
Laut Wissenschaftlern gebe es dabei jedoch das Problem, dass Cortison seine GiLZ-fördernde Wirkung erreicht, indem es spezifische Zellprozesse beeinflusst. Und diese Cortison spezifische Zellprozesse sollen dann  im Wesentlichen auch die Ursache für die unerwünschten Nebenwirkungen von Cortison-Präparaten sein.

Nun haben Wissenschaftlerinnen der Saarland-Universität gemeinsam mit Wissenschaftlern der Goethe-Universität in Frankfurt/Main und der Perugia- Universität (Italien) herausgefunden, dass es in Zukunft ein alternativer Stoff geben könnte, der genauso entzündungshemmend wirke wie Cortison, jedoch ohne die Nebenwirkungen von Cortison.  Sein Name: CURCUMIN.

Quelle:Wikipedia
Das deutsch-italienische Wissenschaftlerteam konnte nachweisen, dass CURCUMIN wie Cortison ebenfalls GiLZ induzieren könne -  jedoch mit einem ganz anderen Mechanismus als Cortison.
Die Wissenschaftler konnten anhand von Versuchsreihen an Zellmodellen belegen, dass CURCUMIN wie Cortison gezielt das GiLZ – Protein induziere.
Dabei werde zwar aufgrund der vermehrten GiLZ- Produktion durch  CURCUMIN die Entzündung gehemmt, die übrigen Zellprozesse seien jedoch durch CURCUMIN nicht betroffen. Dies lasse laut Wissenschaftlern den Schluss zu, dass die unerwünschten Nebenwirkungen wie bei Cortison-Präparaten ausbleiben.

Um diesen Effekt zu erreichen, sei allerdings hochdosiertes CURCUMIN erforderlich.
Hohe CURCUMIN-Dosen könne man über die Ernährung, wie beispielsweise Curry- Gerichte oder CURCUMA als Gewürz für asiatische Gerichte,  nicht erreichen, so die Wissenschaftler.
Der Grund: Seine niedrige Bioverfügbarkeit. Denn CURCUMN ist schlecht wasserlöslich, hat eine geringe intestinale Resorption, wird schnell metabolisiert / verstoffwechselt und ausgeschieden.
Doch - wie zahlreiche Ansätze gezeigt haben - kann die Bioverfügbarkeit von CURCUMIN durch  spezielle technologische Formulierungen erhöht werden.
So führe z. B. eine Fettemulsion mit CURCUMIN-Nanopartikeln zu einer vierfach höheren Bioverfügbarkeit im Vergleich zum unbehandelten CURCUMIN.
Oder, durch die Lösung von CURCUMIN in ätherischem Öl der CURCUMA-Pflanze könne die Bioverfügbarkeit um das Siebenfache erhöht werden..
Die besten Ergebnisse zur Erhöhung der CURCUMIN-Bioverfügbarkeit und der damit verbundenen nachweisbaren Wirkung zu erzielen, seien z.Z. mit der Mizellen-Technologie zu erreichen. Die in einem Mizell „umhüllten“ CURCUMIN-Partikel sollen zu einer 185- Fache höheren CURCUMIN-Aufnahme im Vergleich zum unbehandelten CURCUMIN führen. 

Trotz erzielter Erfolge bleiben noch offene Fragen, wie z.B.: Ob sich eine bessere Löslichkeit und Resorptionsfähigkeit von CURCUMIN, mit damit verbundenen CURCUMIN- Hochdosierung um sein therapeutisches Potenzial auszuschöpfen, positiv auf den Organismus auswirken?

Das Thema CURCUMIN scheint allerdings ein wichtiges Thema wissenschaftlicher Arbeiten zu sein. Das zeigt der Anstieg von Veröffentlichungen in der Datenbank PubMed, die sich mit dem Thema CURCUMIN befassen: Von 100 im Jahr 2000 auf über 1300 im Jahr 2017. Und im Fokus dieser Arbeiten steht insbesondere eine mögliche Anwendung von CURCUMIN bei entzündlichen Erkrankungen.

Es gibt Monografien, wie die Monografie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der European Scientific Cooperative on Phytotherapie (ESCOP) / Europäische Kooperation für pflanzliche Arzneimittel, die CURCUMA zur traditionellen Behandlung von Verdauungsbeschwerden beschreiben.

In einer aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten zur Behandlung von Colitis ulcerosa / entzündlicher Darmerkrankung wird CURCUMIN erwähnt. Es wird auf Studien verwiesen, in denen CURCUMIN als Zusatz zur medikamentösen Behandlung eingesetzt wurde und Überlegenheit mit Bezug auf dauerhaften Nachlass bzw. signifikanten Verringerung der Anzeichen von Krankheitssymptomen (Remissionserhaltung / Remissionsinduktion) gegenüber Placebo besitzen haben soll. 
In der Leitlinie wird aber auch betont, dass derzeit kein Curcumin-haltiges Arzneimittel auf dem deutschen Markt verfügbar ist.

Es bleibt zu hoffen, dass es aufgrund immer neuer Erkenntnisse in der Grundlagenforschung und zahlreichere klinischen Studien in der nahen Zukunft CURCUMIN-haltige Arzneimittel als Therapieoption für entzündliche Erkrankungen auch in Deutschland geben wird. Sie sollen ermöglichen, entweder als  Additiv /Zusatz, Cortison bzw. grundsätzlich ein Schmerzmittelgebrauch zu reduzieren oder gar ganz zu ersetzen.