Der zu „Lifestyle“ gewordene Lebensstil ist als die charakteristische Art und Weise des modernen Lebensstils zu verstehen.
Aus Lexika erfährt man, dass es neben den eigentlich noch zu Lebensstil gehörenden Produkten aus dem Bereich der Mode, Möbel, Architektur, Autos auch Lifestyle- Handys, Lifestyle- Gesundheit, Lifestyle- Essen, Lifestyle- Seminare, Lifestyle- Bibel (wie das Wallpaper), Lifestyle- Fonds als Mischung zwischen Lifestyle- Produkten und Geldanlage, mobiler Lifestyle (zur Überwachung von Kindern, Hunden, Partnern, Arbeitnehmern) und, und…. auch Lifestyle- Sex gibt.
Der Lifestyle- Sex im weiterem Sinne ist eine sich selbst generierende Erlebnisweise, Lifestyle- mäßig indoor und outdoor geschehend, und zwar in trauter Einsamkeit mit sich selbst ggf. unter Zuhilfenahme von Büchern, DVDs, www., Telefon bzw in der genauso trauten Zweisamkeit, Drei- oder Mehrsamkeit.
Es ist nichts besonderes, es gehört zum normalen Lifestyle- Sex.
Und trotzdem kann man sich des Eindrucks nicht erwähren, dass ein Tsunami der Hypersexualisierung auf und zurollt und dadurch manchmal die Grenze zwischen dem gesunden Menschenverstand und der verschiedenartig gestalteten Fantasien verschwindet.
Wenn man früher beispielsweise mit „nicht nur sauber, sondern rein“ einen gewissen Lebensstil aufweisen konnte, scheint heute durch das Lifestyle- mäßige „raus aus dem Grau“ nicht nur in Sache Lifestyle- Reinheit auf dem Damm zu sein, sondern dadurch auch erotische Empfindungen bei Frühstück als Nebenwirkung erleben zu dürfen.
Und wenn schon ein Männlein selbst mal gegen Kalk und Schmutz vorgehen muss, dann greift er zu einem Lifestyle- Produkt, dessen unübertroffene Reinigungseffekte auch erektile Begeisterung auslösen kann.
Fundierte Kenntnisse über „Feuchtgebiete“ sind nicht nur für den (Lifestyle)Sex von Bedeutung. Scheinbar können diese Kenntnisse, einen auch in die fantasievolle Welt des überschätzten Selbstbewusstseins und sogar der Egozentrik katapultieren: man hat das Gefühl mit der ganzen Welt aufnehmen zu können.
So Charlotte Roche, die dem „Spiegel“ sagte, sie würde dem Bundespräsidenten Sex mit ihr anbieten, wenn er das Gesetz mit den verlängerten AKW- Laufzeiten ablehnt.
Die Liste fantasievoller Lifestyle- Sex Beispiele ist unendlich.
Aber es ist keine Fantasie, sondern Tatsache, dass wir uns sowohl in Zeiten des Lebensstils als auch jetzt im Lifestyle - Zeitalter des sexiest Medikaments aller Zeiten bedienen: des PENICILLINS. Warum „sexiest“? Den Hintergrund bildet der Wortursprung und daran sind die alten Römer mit ihrem Latein schuld.
Alles fing mit der Bezeichnung der Schwänze der Tiere an: penis. Da es auch damals wie heute Tiere mit großen und kleinen Schwänzen gab und gibt, musste auch eine Bezeichnung für das Schwänzchen her: peniculus und für die noch kleineren als klein war penicillus zuständig, ein klitzekleiner penis, der im Laufe der Zeit zu Pinsel (pennello, pinceau, pencil) wurde.
Der Botaniker Linné gab ca.1700 Jahre später einem gewissen Schimmelpilz aufgrund seiner pinselförmigen Sporenträger den Namen penicillium, der Pinselpilz.
Und 1928 entdeckte dann der Bakteriologe Alexander Fleming, zufällig in einer Bakterienkultur mit Staphylokokkenstämmen einen Pinsel- Schimmelpilz, der wohl von einer Spore abstammte, die sich aus der Luft auf den Nährboden abgesetzt hatte. In der Umgebung dieser Schimmelpilz-Kolonie erschienen die Staphylokokken-Kolonien durchsichtig, als ob sie aufgelöst worden waren. Damit hatte Fleming als Erster die auflösende Kraft eines Pinselschimmels Penicillium notatum gegenüber Mikroorganismen beobachtet. Er bezeichnete diesen Pilz anfangs als "mould juice" ("Schimmelsaft") - erstmals am 7. März 1929 nannte er ihn "Penicillin".
Penicillium notatum gab in den Folgejahren der ganzen Wirkstoffgruppe der vom Schimmelpilz abgesonderten bakteriziden und in Medikamente umgesetzten Stoffe ihren Namen: PENICILLIN.
Aufgrund ihrer verschiedenen Eigenschaften gibt es mittlerweile unterschiedliche Untergruppen von Penicillinen für unterschiedliche Einsatzgebiete: Infektionen der Atem-, Harn- und Gallenwege, bei Mittelohrentzündung, Keuchhusten und Blutvergiftung sowie gegen Erreger der durch Zecken übertragenen Borreliose.
Die Anwendung von Penicillin beruht unbestritten auf seiner bakteriziden Wirkung.
Denkt man an Penicillin in Zusammenhang mit seiner ursprünglichen lateinischen Wortbedeutung, bekommt es einen Lifestyle- mäßigen Touch. Und das ruft den Gedanken an Lifestyle- Präparate in Erinnerung. Etwa wie Viagra, von dem man weiß, dass es mal als „wahres“ Arzneimittel, mal als Lifestyle- Medikament gilt. Letzteres trifft nämlich dann zu, wenn bei der Anwendung von Viagra nur die Erhöhung der Lebensqualität in Vordergrund steht.
Im Gegensatz zu Viagra dient das Penicillin (von penicillus also klitzekleiner penis) nach heutigen Kenntnissen primär zur Bekämpfung von Krankheiten, und trägt folglich nur sekundär zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit und des allgemeinen Wohlbefindens bei.
Und solange keine Anwendung von Penicillin bekannt ist, bei der die Erhöhung der Lebensqualität in Vordergrund steht, bleibt das etymologisch Lifestyle- sexuell-mäßig angehauchte Penicillin ein wahres Arzneimittel. Keine neue Bestimmung eines noch moderneren Gesundheitsmodernisierungsgesetzes kann Penicillin was anhaben. Und das ist gut so.