Dienstag, 30. August 2016

Die Dreiheit menschlicher Gefühlsbindungen …

Quelle.123rf
... bezieht sich auf die Dreiheit Erotik, Liebe, Sex in der Einheit unseres Sexuallebens:
die Erotik – ein Blickkontakt, ein Lächeln, ein Gespräch, eine Berührung, das zunehmende Verspüren einer Anziehungskraft, das gefühlsmäßige Einssein. Das beflügelt die Sinne und führt zur Liebe – euphorische Glücksgefühle, (die ganze Welt umarmen zu wollen), ständiges Nachdenken über das potentielle „Objekt der Begierde“ , ein Gefühl von Verlangen nach der Erwiderung der eigenen Empfindungen, was zunehmend das Verlagen nach einer Bindung entstehen lässt, die nicht rein platonisch ist – nach dem  Sex.

Es mag für manche enttäuschend sein zu erfahren, dass die Vielfalt dieser menschlichen psychisch-geistig-sinnlichen Verbindungen, gemeinhin LIEBE genannt, keine Herzensangelegenheit ist. Ihr liegen komplexe biochemische Prozesse zugrunde, für die das Gehirn die Verantwortung trägt.
Weil das Gehirn die Steuerung unserer Gefühlsbindungen übernommen hat, kann man auch nur von einer DREIHEIT des Sexuallebens (Achtung! keinen  „Dreier“!) und nicht von DREIFALTIGKEIT sprechen. Denn Liebe und Sex gehören nicht unbedingt zusammen.
Laut Wissenschaftler werden beim Sex andere Hirnareale aktiviert als bei platonischer Liebe.

Damit das Gehirn in der Sache Liebe aktiv werden kann, braucht es Informationen. Hierbei spielen unsere Sinnesorgane eine wichtige Rolle.

Wer kennt nicht den Spruch „Liebe auf den ersten Blick“. Das Auge ist der Urheber und der Erhalter oder Vernichter der Liebe, um mit Gottfried Keller zu sprechen.. Ein Lächeln, die Mimik und Gestik kann anziehend sein oder auch nicht, genauso was man in einem Gespräch zu hören bekommt.

 „Ich kann dich gut riechen“ oder… „auch wieder nicht“. Schon feinste Duftstoffe lösen an den Riechzellen der Nase elektrische Impulse aus, die verarbeitet und an das sogenannte RIECHHIRN weiter geleitet werden. Das RIECHHIRN steht in direkter Verbindung zum limbischen System, das u. a. der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient. So kann sogar ein unbewusst aufgenommener Geruch ein Gefühl erzeugen. Geschweige das Berühren, das die Sinne beflügelt und das Vertrauen darin nährt, dass man zusammen gehört – so Sexualmediziner.
präfrontaler Cortex/Wikipedia
Lage der Hypophyse /Wikipedia

In einem Wechselspiel von chemischen Botenstoffen (Neurotransmittern und Hormonen) werden nun die dabei von den Sinnesorganen übertragenen Informationen ins Gehirn weitergeleitet und in verschiedenen Gehirnbereichen  verarbeitet. Z.B.: das „Treuehormon“  wird in der Hypophyse gespeichert,  die Steuerung und Bedenken der  Gefühle werden in dem  sogenannten präfrontalen Cortex abgespeichert -  ein Teil der Frontlappen der Großhirnrinde (Cortex) / -  wo auch eine „Gefühlskartei“ angelegt wird, um dann die im Thalamus gefilterten Sinneseindrücke einer Endkontrolle zu unterziehen, die von Thalamus selbst in Zusammenarbeit mit dem limbischen System durchgeführt wird.
Thalamus /Wikipedia

Das „prickelnde Gefühl“ verliebter Menschen soll beispielsweise auf einen biochemischen Ausnahmezustand des Körpers zurückzuführen sein. So sei der Spiegel des Neurotransmitters Serotonin im Blut der Verliebten erniedrigt. Diese Veränderung führe u.a. dazu, dass sich Verliebte nur noch auf den potentiellen Partner konzentrieren. 

Die Glücksforschung sieht  in dem Neurotransmitter Dopamin den entscheidenden Botenstoff der Lust und des Vergnügens. Es soll in unserer Fantasie freudige Erwartungen schöner Umstände, Motivation, Antrieb, Aufmerksamkeit, Interessiertheit, Lust, Freude, Begeisterung auslösen und sie aufrechthalten…bis zur Erreichung unserer Ziele – was auch immer das Ziel sein soll.
Das Geschlechts Hormon Testosteron steigere laut Sexualwissenschaftler die Libido bei Mann und Frau, obwohl Frauen weniger Testosteron im Blut haben als Männer.
Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen wird zwar als „Unlusthormon“ bezeichnet, dies soll jedoch nur Frauen mit Östrogenmangel betreffen. Frauen mit hohem Östrogenspiegel scheinen dagegen leistungsfähiger zu sein und bei Sex lustvoller empfinden.

Wenn schon von Hormonen die Rede, dann soll das Hormon Oxytocin (das Kuschelhormon) nicht unerwähnt bleiben. Oxytocin sei das vertrauensbildende Hormon für mehr Liebe, Sex, zwischenmenschliche Risiko- und Kooperationsbereitschaft, Sinn für partnerschaftliche Fairness und Treue.
48 beispiel
beispielhafte Stellungen /123rf


Die DREIHEIT - Erotik, Liebe, Sex – des Gefühlsystems gemeinhin LIEBE genannt, gehört zu den uralten menschlichen Erfahrungen. Wie sie ausgelebt wurde und ausgelebt wird, hängt von den entsprechenden gesellschaftlichen Normen ab.
Ein Lehrbuch der Liebeskunst, anscheinend eines der ältesten Bücher der Menschengeschichte, DAS KAMASUTRA, (Sanskrit „Versen des Verlangens“), wurde vermutlich schon zwischen 200 und 300 n. Chr. in Indien von Vatsyayana Mallanaga verfasst. Als Leitfaden der Erotik, Liebe und Sexualität enthält das Buch u.a. Anleitungen zu verschiedenen Sexstellungen.

In unseren Breitengraden wurde die körperliche Liebe (sogar in der Ehe) Hunderte von Jahren von der christlichen Kirche als Unzucht verurteilt. Erst im Aufklärungszeitalter findet die Liebe auch bei uns Akzeptanz -  in einer ehelichen Partnerschaft, als Liebe, die ein Leben lang hält. 

Die eigentliche Sexualität gewinnt ein erhöhtes Ausmaß, wenn verfeinerte gesellschaftliche Normen ihr einen breiteren Spielraum gewähren.
So hat sich seit den 1960er Jahren mit der tsunamiartige Welle des Sexualaufklärung  eine starke Liberalisierung und Enttabuisierung der sexuellen Sphäre durchgesetzt, die sogar in einer Reform des Sexualstrafrechts  Ausdruck gefunden hat.
Die Sexualaufklärer der Nation haben gute Arbeit geleistet: Oswalt Kolle, mit seinen Aufklärungsserien, Büchern zum Thema Sexualität und insbesondere mit seinen Aufklärungsfilmen, Martin Goldstein alias Dr. Sommer, der ein Team bei der Jugendzeitschrift „Bravo“ leitete, das Fragen von jugendlichen Lesern zu Sexualität und Liebe beantwortete, Günter Amendt, der mit seinen Aufklärungsbüchern „Das Sex-Buch“ und „Sexfront" mehrere Amtsgerichte auf den Plan rief und nicht zuletzt Beate Uhse, die von anfänglichem „Versandhaus Beate Uhse“, wo Kondome und Bücher zum Thema „Ehehygiene“ angeboten wurden bis zum ersten Sexshop der Welt geschafft hatte, dem „Fachgeschäft für Ehehygiene“.
Nicht zu vergessen: wir leben im Zeitalter der Informationstechnologie. Und ausgeklügelte  Digital-Technologien machen auch vor dem sexualen Bereich des Lebens keinen Halt. Es gibt nichts, was es nicht gibt: Vibrator  mit Fernbedienung, mit dem ein Mann eine Frau elektronisch stimulieren kann, selbst wenn er sich gerade auf der anderen Seite der Welt aufhält bzw. „Teledildonics“ als  ferngesteuerte Dildos und als letzter Schrei soll ein Gerät sein, das mit einem Dildo oder seinem weiblichen Gegenstück ausgestattet, den Geschlechtsverkehr als solcher stimulieren soll.

Man könnte meinen dass die Jahrzehnte lange übersexualisierte Aufklärung durch die Aufklärer der Nation und weitere zahlreiche Sexualwissenschaftler, mit ihren fachlichen Berichten, Kommentaren, oder in Talk Shows, das im Bereich der Sexualität als natürlich Erkannte zur Geltung gebracht hätten, und somit menschliche Wesen zu aufgeklärten Männlein und Weiblein machten, die wissen, wie sie mit ihrer Sexualität umzugehen haben.

Weit gefehlt!
Immer früher wollen Jugendliche reif werden (als ob die Geschlechtsreife beschleunigt werden könnte!!) wollen mitreden, Sex haben. Nie war das Angebot an reizen größer, nie das Wissen der Teenager umfangreicher- doch die Verunsicherung ist groß.




Welche Möglichkeiten gibt es, um Pubertierenden in Sache Sex UND Liebe beizustehen?
Als Beispiel könnte ein spannendes Projekt der Sexologin und Paartherapeuten Ann-Marlene Henning aus der Dokumentation „Make Love - Liebe machen kann man lernen“ dienen. Sie startete mit Siebtklässlern und in Zusammenarbeit mit der Klassenlehrerin, Schülern und Eltern ein spannendes Projekt: die Schüler wurden  mit einer Penis-Vulva-Galerie überrascht und die Eltern wurden beauftragt, eine Klitoris zu zeichnen. Sie bezweckte damit 2 Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: einerseits, mit Kindern explizite Sex-Gespräche zu führen, denn erfahrungsgemäß je besser die Aufklärung, desto später sei der Zeitpunkt für „das erste Mal“ und andererseits, in Erfahrung zu bringen, wie es um die sexuelle Aufgeklärtheit der Eltern selbst  bestellt sei.

In den Make Love-Sendungen trifft sich die Sexologin nicht nur mit Kindern und Jugendlichen, sondern auch mit Paaren zwischen 20 und 100 und diskutiert über ihre Beziehungs-und Sexleben.
Es sind dabei junge Paare, vor kurzem zusammenlebend, die das bereits eingependelte Sex-Muster gegen was Neues austauschen möchten, und sind Paare, die nach vielen Jahren (Kinder sind aus dem Haus) wieder erleben möchten, wie es mal war.

Wie Sex aussehen kann, wird dem jungen Paar von einem echten Modellpaar demonstriert, das unter kompetenter Anleitung der Soziologin die Sexstellungen vorführt. Fazit der Sitzung: Wenn Neues ausprobiert wird, müssten Im Gehirn neue Verbindungen angelegt werden. D. h. immer üben, denn „Übung macht den Meister“.

Die Sexologin kennt die Problematik der Paare in den besten Jahren. Sie sind verunsichert, weil sie sich nicht mehr so wie früher auf ihren Körper verlassen können, gewohnte Stellungen sind auf einmal anstrengend. Sie bekommen auch ihre Demonstration. Und wenn die Hormone nicht mehr so unterstützend wirken, sei es für Frau und Mann wichtiger als je zuvor, sexuelle Lust neu zu lernen oder umzulernen - sagt die Soziologin. Ein echtes Modelpaar zeigt ihnen Alter gerechte  Sexstellungen. Usw., usw., usw. …
Unsere übersexualisierte Gesellschaft kann wirklich sonderbare Blüten treiben!
 Da wünscht man sich fast ein Softporno, wo der Regisseur nicht zu sehen und man mit Google-Brillen praktisch „mittendrin“ ist!

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Nur nicht die Hoffnung aufgeben!

Die Untererotisierung und Übersexualisierung der Gesellschaft, chemisch-biologische Erklärungen über die Entstehung der Liebe, all das kann das gewisse ETWAS der Liebe nicht zerstören.
Die Sexualforscher selbst halten die Liebe „für eine Vielfalt menschlicher Verbindungen, denen rational nur eine unvollständige Begründung zugrunde liegt“.

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Das Leben mit seinen Irrungen und Wirrungen  hat auch eine oder andere Zeitspanne, in der man tatsächlich die Chance hat, nur für den Moment zu leben. Man sollte sich Zeit für die "Wolke sieben" nehmen, das Gefühl „Er schenkte mir den Eiffelturm und ganz Paris dazu“ genießen, die „Gefühlskartei“ pflegen!

"Wer schmiedet  „derlei“  Verbindungen? Das Schicksal? Der Zufall? Das Leben ist eine Reise, bei der man sich die Begleitung nicht aussuchen kann. Zeit, Ort stellen die Weichen- und am Ende ist es die Summe der gemeinsam gemeisterten Widrigkeiten die zwei Menschen zusammenschweißen" - schreibt David Nicholls in seinem Roman "Zwei an einem Tag".
Und wenn es dem so ist, ist „lebenslänglich“ kein Straftatbestand, sondern eine lebenslange Liebe.

Montag, 8. August 2016

Lebensmittel-Kennzeichnung: der kleine Unterschied mit großer Wirkung

Die europaweit geltenden Regelungen zur Lebensmittelkennzeichnung, die Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) ist seit dem 13.12 2014 i.Kr. Sie soll gewährleisten, dass der mit ausführlichen Informationen gewappnete Verbraucher - trotz  Hektik des Alltags - imstande ist, beim Lebensmittelkauf eine für sich geeignete Auswahl  zu treffen und gleichzeitig  etwas Gutes für die Umwelt zu tun: weniger Lebensmittel in die Mülltonne befördern, die noch gut hätten verzehrt werden könnten.  Denn die Lebensmittelverschwendung sei einer Studie der WWF zufolge  nach wie vor hoch. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass In Deutschland pro Jahr insgesamt über 18 Mio. Tonnen Nahrungsmittel verloren gehen würden. Im Schnitt sollen die Deutschen also 313 Kilo genießbare Nahrungsmittel unnötig wegwerfen - pro Sekunde.
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Die LMIV umfasst eine Reihe von Kennzeichnungspflichten: allgemeine Pflichtangaben, spezielle Pflichtangaben, freiwillige Angaben, die Unternehmen bereitstellen, Güte / Qualitäts-Siegel, die Orientierung bieten sollen. „Regionale Fenster“ werden weiterhin gestattet, um die regionale Herkunft der Produkte kenntlich zu machen.

Zu den allgemeinen Pflichtangaben gehören  u. a. Angaben über das Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum.
Wie alle verpflichtenden Informationen über Lebensmittel werden die Angaben  über das Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum, wie vorgeschrieben,  in einer für uns Verbraucher „ leicht verständlichen Sprache“  formuliert: „mindestens haltbar bis …“ oder „zu verbrauchen bis…“
Sollte man meinen!
Der kleine sinngemäße Unterschied  in der Formulierung beider Begriffe scheint jedoch nicht immer richtig aufgefasst zu werden. Und eben dieser kleine anscheinend unverständliche Unterschied soll einer der triftigsten Gründe für die sündhafte Lebensmittelverschwendung darstellen. Anfragen an die Verbraucherzentralen würden zeigen, dass über die Bedeutung des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) häufig Unsicherheit besteht. Aus diesem Grund sollen Verbraucher zum Teil das MHD mit dem Verbrauchsdatum gleich setzen und es als „Verfallsdatum“, sprich  „gut für die Tonne“, interpretieren!
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Das MHD, ist ein Datum, bis zu dem das Lebensmittel bei richtiger Aufbewahrung seine spezifischen Eigenschaften (seine Zusammensetzung, seinen Genusswert, also in Geruch oder Geschmack) behält:
Mindestens haltbar bis ...
  •   ... gibt an, bis zu welchem Tag, Monat oder Jahr das ungeöffnete und richtig gelagerte Lebensmittel seine spezifischen Eigenschaften wie Geschmack, Geruch, Farbe, Konsistenz  und Nährwert behält       
  •   ... gilt nur für die original verschlossene Packung. Das Öffnen führt dazu, dass Sauerstoff, Feuchtigkeit oder Mikroorganismen Zugang zum Lebensmittel haben und damit zu einem beschleunigten Verderb führen können
  •     ... gilt nur bei sachgemäßem Transport vom Lebensmittelgeschäft nach Hause und fachgerechter Lagerung der Produkte, insbesondere bei Einhaltung der eventuell mit dem MHD angegebene Kühlempfehlung. 
Nach Ablauf des MHD ist die Ware nicht automatisch verdorben. Deshalb gilt: Die Produkte einer „sinnlichen“ Kontrolle(schauen, tasten, schmecken, riechen) unterziehen. Der Verderb von Lebensmitteln, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum schon etwas länger zurück liegt, ist meist leicht erkennbar.

Anders das Verbrauchsdatum. Dieses kennzeichnet  den letzten Tag, an dem ein Lebensmittel verzehrt werden sollte (verbraucht = bis nichts mehr davon vorhanden ist):
 Zu verbrauchen bis
•    ... ist anzugeben bei einigen leicht verderblichen Lebensmitteln, die durch Keime sehr leicht verderben und die dann nach kurzer Zeit eine unmittelbare Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen können, (wie Hackfleisch, frische Bratwurst und andere frische Fleischprodukte, frisches Geflügel, geräucherter Fisch, Feinkostsalate, bereits geschnittene Salate)
•    … gilt, bei strenger Einhaltung  der angegebenen Lagerungsbedingungen, (z.B. Kühlung inklusive Kühltemperatur). Wichtig ist auch die Beachtung der Kühlkette beim Transport der Produkte vom Geschäft nach Hause

Nach Ablauf des Verbrauchsdatums dürfen diese Lebensmittel nicht mehr verkauft werden.
Nach Ablauf des Verbrauchsdatums sollte das Produkt nicht  mehr verzehrt werden.

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Um Lebensmittelabfälle zu vermeiden, sind solche Lebensmittel von der Pflicht zur Angabe des MHD befreit, bei denen sich auch bei langer Lagerungsdauer die Qualität nicht verändert.
Kein MHD brauchen: frisches ungeschältes Obst und Gemüse, Zucker, Essig, Salz, Kaugummi, bestimmte alkoholhaltige Getränke  und solche Backwaren, die normalerweise innerhalb von 24 Stunden verzehrt werden

Eine Richtlinie soll  noch in Arbeit sein, welche  die Liste der Ausnahmen vom MHD auf Nudeln, Reis, Mehl  erweitere. Was  sinnvoll erscheint, wie  auch die Verbraucherzentrale Hamburg  darauf hinweist, da diese Nahrungsmittel bei trockener Lagerung viele Monate nach dem MHD haltbar seien.

Beherzigt man ein paar Experten-Tipps, kann man der Verschwendung von Lebensmitteln im Alltag noch einfacher Herr werden:
-    Bewusst einkaufen, d. h. nur so viel einkaufen, wie man vor Ablauf de MHD voraussichtlich verbrauchen wird. Ein Einkaufzettel könnte dabei helfen, die Prozedere sinnvoll zu gestalten;
-    Vorräte kontrollieren. Denn richtig lagern schützt vor Verderb und ermöglicht Vorräte als sinnvolle Ergänzung auf den Speiseplan zu setzen -  sollten sie eine „sinnliche“ Kontrolle
überstanden haben;
-    von großen, günstig angebotenen  Packungen nicht verführen lassen. Sie werden teuer, wenn anschließend ein Teil davon im Müll landet. Wenn bei aller Planung doch etwas übrig bleibt, dann einfrieren oder weiter verwerten

Neben diesen altbekannten Empfehlungen gibt es aber auch zeitgemäße Möglichkeiten zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen im Haushalt: die Initiative „Zu gut für die Tonne“, zum Beispiel. Es geht dabei um Kochideen für die kreative Resteküche - mit der kostenlosen Smartphone- und Tablet-App des BMEL. Die App schränkt die Auswahl automatisch auf mögliche Kombinationen ein und wirft passende Kochrezepte aus. Mehr als 450 Reste-Rezepte von Sterneköchen, prominenten Kochpaten und Hobbyköchen sind mittlerweile online. Die Rezeptdatenbank wird ständig neu bestückt und lässt sich innerhalb der Anwendung per Knopfdruck aktualisieren.
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google.de
Und in der  nahen Zukunft?
Aktive und intelligente Verpackungen werden immer öfter die Verbraucher von der Last des kleinen Unterschieds MHD / Verbrauchsdatum befreien und ihm somit in Kampf gegen die sündhafte Lebensmittelverschwendung beistehen.
Mit aktiven Verpackungen können aufgrund verschiedener aktiver Systeme nicht nur die Qualität verpackter Lebensmittel verbessert, sondern auch ihre Haltbarkeit verlängert werden.
So z.B. die FEUCHTIGKEITSREGULATION. Mittels feuchtregulierender Verpackungsmaterialein können die verpackten Lebensmittel trocken gehalten werden - wie dies bei  Verpackungen von Frischfleischprodukten unter Schutzgas weit verbreitet ist.
Oder die SAUERSTPFFABSORPTION um noch ein beispiel zu nennen.
Mikroorganismen in oder auf Lebensmittel, führen den Verderb des Lebensmittels herbei (gut für die Tonne)  und verursachen bei Verzehr zum Teil Erkrankungen, zum Beispiel des Magen-Darm-Traktes. Um diese Prozesse zu unterbinden, wurden Verpackungen entwickelt, die das Wachstum von Keimen hemmen. Dabei wirken Silberverbindungen, organische Säuren oder andere Konservierungsmittel antimikrobiell.
Das Problem: Da die Bestandteile aktiver Verpackungen nicht gekennzeichnet werden müssen, erfahren Verbraucher auch in diesem Fall nicht, bei welchen Produkten diese Technik bereits zum Einsatz kommt. Grundsätzlich dürfen aber nur zugelassene Stoffe eingesetzt werden.
 Die intelligenten Verpackungen lassen erkennen,  ob ein kritischer Grenzwert wie Frische, Temperatur, Zeit, überschritten ist.
Es gibt FRISCHEINDIKATOREN  wie Sauerstoff- oder Schwefeldioxid-Indikatoren, die in Flaschen ihre Farbe ändern, wenn der Inhalt nicht mehr genießbar ist.
Oder die ZEIT-TEMPERATUR-INDIKATOREN durch deren Einsatz  angezeigt werden kann, ob tiefgefrorene Produkte durchgängig gefroren waren oder ob bei empfindlichen Lebensmitteln die Kühlkette immer eingehalten wurde, (Verbrauchsdatum).
Es gibt auch intelligente FUNKCHIPS, auf die Verpackung aufgebracht oder in diese integriert, mit deren Hilfe beispielsweise Herstell- oder Abfülldatum gespeichert  werden können, um  dann mit entsprechenden Lesegeräten abgerufen zu werden. Die Chips bieten allerdings  auch die Möglichkeit, beim Einkauf Daten über die Vorlieben einzelner Verbraucher zu erfassen. So stehen, neben den Kosten, auch Fragen des Datenschutzes im Raum, so die Verbraucherzentrale.

Was aber mit Produkten, die von dem kleinen Unterschied unberührt bleiben, da sie von der Pflicht zur Angabe des MHD befreit sind, (wie z. B. Obst, Gemüse). Zu viel davon gekauft, zuhause zu lange gelagert, verschimmeln sie  und landen in dem Müll. Eine „Strafgebühr“ gefällig, zum Aufrütteln? XY Euro, wenn die Abfalltonne z % Lebensmittelmüll enthält.
Vor kurzem war ein Bericht im Nachrichtenmagazin , (Heft 31, 28.07.2016): “Wer nicht aufisst, zahlt Strafe“!
Es ging um asiatische Restaurants. Bundesweit versuchen immer mehr asiatische All-you-can-eat-Lokale die Gäste zu disziplinieren: wer sich am Büffet zu viel nimmt und am Ende die Teller nicht leer zurücklässt, muss zahlen. Die Strafen sollen unterschiedlich hart ausfallen: Das „Yangtse“ in Hürth soll 2 Euro pro 100 g Überfüllung verlangen, das Kölner „Sushi am Ring“ bis zu 6 Euro pro Portion.
In der Zwischenzeit sollen auch die Manager von Spitzenhotels die Entwicklung asiatischer Sanktionen verfolgen. Denn an ihren Frühstücksbüffets kennen sie diese Verschwendung ebenfalls.

Im Grunde genommen könnte man zusammenfassend sagen, dass ein großer Teil der Lebensmittel nach Produktion, Verarbeitung, Verpackung, Transport und Lagerung vernichtet werden.Und bei der Vernichtung ist der Verbraucher dabei. Der Grund hierfür? Weil Verbraucher möglicherweise noch das MHD falsch verstehen und dann als Vorsichtsmaßnahme viele Lebensmittel in die Tonne befördern.
Diese Verschwendung bedeutet nicht nur Geldverschwendung, sondern sie löst laut Verbraucherzentralen auch ökologisch eine Kettenreaktion aus: Verschwendung von Rohstoffen,die zu einer unnötigen Verknappung führe, was wiederum die Preise in die Höhe treibe.

Quelle:123rf
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Nun, es ist höchste Zeit, Augen weit offen zu halten, um die vorschriftmäßig in gut lesbarer Mindestschriftgröße von 1,2 mm (bei einer Oberfläche der Verpackung kleiner 80 mm2, wie bei Schokoriegel, jedoch mindesten 0,9 mm) angebrachten Angaben für MHD und Verbrauchsdatum zu lesen, in sich zu gehen, um sich den kleinen Unterschied MHD / Verbrauchsdatum zu merken und dann zu veränderten Konsumgewohnheiten  überzugehen.
  „Im Deutschen reimt sich Geld auf Welt; es ist kaum möglich, dass es einen  vernünftigeren  Reim gebe“
                                                       Georg Christoph Lichtenberg
                                                                    1742-1790
… und ein vernünftigeres Argument um seine Konsumgewohnheiten zu verändern. Besser als eine etwaige "Strafgebühr“