Donnerstag, 29. April 2021

Eine Nutzpflanze schreibt Geschichte

Der HANF, auch bekannt unter seinem lateinischen Namen CANNABIS!
Lange Zeit hatte das Cannabis seinen Bekanntheitsgrad Tatsachen zu verdanken, dass es zur Herstellung von Produkten für den Industriebedarf und zur Gewinnung von Rauschmitteln wie Haschisch und Marihuana diente.


 

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Im Laufe der Zeit haben weltweite Studien zu der Annahme geführt, dass Cannabis ein sehr breites therapeutisches Spektrum haben könnte.
Hunderte Bestandteile von Cannabis, sogenannten CANNABINOIDEN, wurden identifiziert. Unter den Cannabinoiden, denen derzeit hauptsächlich therapeutische Effekte zugeschrieben werden, sind CANNABIDIOL, (CBD),  und TETRAHYDROCANNABINOL, (THC).
Bei der Gewinnung von Cannabis-Produkten für medizinische Zwecke spielt die Hanfsorte eine große Rolle. Es gibt  Sorten, die einen höheren Gehalt an nicht psychoaktivem / nicht berauschendem CBD oder aber an psychoaktivem /berauschendem THC aufweisen. So beispielsweise haben Produkte aus CANNABIS indica ein höheres Gehalt an CBD, die Produkte aus CANNABIS sativa einen höheren Verhältnis von THC zu CBD. 

Mittlerweile ist es offiziell: Cannabis gilt nicht mehr nur als gefährliche Droge.
Nach Empfehlung der WHO hat die Suchtstoffkommission der Vereinten Nationen Cannabis aus der Liste der gefährlichsten Drogen gestrichen.
Und der EuGH befand, dass der nicht psychoaktive / nicht berauschende CBD bei einem Gehalt von weniger als 0,2 Prozent an THC nicht länger als Betäubungsmittel gilt. 

Cannabis gilt nicht mehr nur als gefährliche Droge, dafür tritt sein medizinischer Nutzen immer mehr im Vordergrund.
In Deutschland wurden mit dem am 10. März 2017  in Krafft getretenen „Cannabis- Gesetz“ (Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften“) Cannabis-Blüten und -Zubereitungen erstmals verschreibungsfähig und können von Ärzten aller Fachrichtungen verordnet werden. 

Der Gesetzgeber hat darauf verzichtet, im Gesetz einzelne INDIKATIONEN auszuführen. 
Diese Tatsache mache laut Medizinern deutlich, dass es heute neben Erkrankungen oder Symptomen mit bereits begründeten Indikationen für medizinisches Cannabis auch Hinweise für positive Wirkungen dieser Produkte auf verschiedene weitere Erkrankungen oder Symptome gibt. Oder kurz gesagt: es wird angenommen, dass Cannabis ein sehr breites therapeutisches Spektrum habe.

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Demnach würden als etablierte / begründete Indikationen für medizinisches Cannabis bei
chronischen Schmerzen
Spastik / Muskelkrämpfen  bei MS
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen bei Chemotherapien gegen Krebs
gelten.

Hinweise auf positive Wirkungen würden
neurologischen Erkrankungen - Schmerzen und Spastik/Muskelspannung unterschiedlicher Ursachen, Bewegungsstörungen
dermatologische - Neurodermitis, Psoriasis, bestimmte Akne, gesteigerte Schweißbildung als Begleitsymptom bei Vorliegen einer Grunderkrankung
ophthalmologische - Glaukom
internistische - Arthritis, chronische entzündliche Darmerkrankungen  
psychiatrische Erkrankungen, wie Depression, Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen ADHS/Hyperaktivitätsstörungen
umfassen.

Aktuell können in Deutschland ausschließlich aus dem Ausland (Kanada, Niederlanden) importierte Cannabissorten verordnet werden. Sie stammen aus kontrolliertem Anbau, entsprechen pharmazeutischen Qualitätsanforderungen und sind im Hinblick auf den Anteil der wichtigsten Cannabinoiden standardisiert.

Ein staatlich überwachter CANNABISANBAU ist in Deutschland noch nicht erlaubt, aber geplant. Eigentlich hätte schon Ende 2020 die erste Ernte eingefahren sein sollen. Aufgrund von Corona- Einschränkungen verzögerte sie sich. Das erste medizinische Cannabis  aus deutscher Produktion  - CBD mit einem Gehalt von weniger als 0,2 Prozent an THC -  soll es  im Frühjahr dieses Jahres geben.

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Der WHO- und EuGH- Sinneswandel hatte weitere Folgen: nicht nur die Freigabe von Cannabis als Heilmittel, sondern auch die Freigabe von Cannabis zum Freizeitgebrauch, als GENUSSMITTEL Kanada, Uruguay, Niederlande, Luxemburg machen es bereits der Welt vor. Und bis zum 31.03.2021 waren auch 14 US-Bundesstaaten inkl. der Hauptbezirk Washington dabei.


Nun am 31.03. 2021 hat das Parlament des US-Bundesstaates New York ein Gesetz zur Legalisierung von CANNABIS als GENUSSMITTEL verabschiedet. Somit ist New York der 15. US-Bundesstaat, der die Legalisierung von Marihuana freigemacht hat.
Entsprechende Schlagzeilen haben nicht lange auf sich warten lassen, allerdings behaftet mit Formulierung aus der sündigen Vergangenheit von Cannabis: Kiffen in New York jetzt legal, Komm kiffe mit mir, Kiffen war noch nie so schön, Genieße es, das Gras ist legal ...

Die Legalisierung von CANNABIS in US-Bundesstaat New York, löste 3 Wochen später am 20. April des Corona-Jahres 2021 auch eine Aktion zur Unterstützung des Impfkampagne aus. Der Name der Aktion „Joints for Jabs“ / „Joints für Impfungen“. Und entsprechende Schlagzeilen gab es auch: Kostenlose Joints für Corona geimpfte, Wer sich impfen lässt, kann danach gratis kiffen …  
Zwischen „Joints“ und „Kiffen“ und „Joints for Jabs“ kam dann auch der Gouverneur des Staates New York, Andrew Cuomo, zu Wort. Medien zufolge bezeichnete er das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis als „richtungsweisend“.
Es schaffe Arbeitsplätze und gelte dem Kampf gegen Rassismus. Denn das CANNABISVERBOT habe „zu lange unverhältnismäßig stark“ die nicht-weiße Bevölkerung getroffen, gegen die oftmals schwere Gefängnisstrafen für Cannabiskonsum verhängt worden seien.
Medienberichten zufolge könnte New York durch die Einnahmen aus dem Handel jährlich 350 Millionen Dollar zusätzlich an Steuern einnehmen. Diese Einnahmen sollen für die Behandlung von Drogensucht und die Bildung eingesetzt werden.

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Die New York-er Aktion mit kostenlosen Joints an Corona-Geimpfte fand am 20.4. statt. Der Tag ist kein ungewöhnlicher Tag für die Cannabisszene. Er ist mittlerweile ein Code.
Der Code entstand im Jahr 1971. Eine Gruppe Studenten der San Rafael High School in San Rafael California trafen sich regelmäßig um 16:20 Uhr/4:20 PM - um nicht „zum Kiffen“ zu sagen -  um in ihrer Freizeit Cannabis zu konsumieren. Da das Treffen zum Ritual des täglichen Cannabis-Konsums zu der bestimmten Zeit wurde, prägte diese Uhrzeit den Code.

Der Code wurde dann auf ein bestimmtes Datum übertragen: Der 20. April. Dieser 20.4., in US-Schreibweise 4/20, gilt als jährlicher inoffiziellen Marihuana-Feiertag, an dem weltweit Veranstaltungen rund um Cannabis stattfinden.
Last but not least: 4/20 gilt auch als CODE für börsennotierte Cannabisprodukte. Denn am 20.4. hatte der US-Kongress ein Gesetz verabschiedet, wonach Banken Geschäfte mit Cannabis-Firmen in denjenigen Bundesstaaten erlaubt ist, in denen Cannabis legal ist. 

Die Hanfpflanze hat es weit gebracht: Von einer Industrie-Nutzpflanze über Produkte für medizinische Zwecke und Genussmittel (in Deutschland noch nicht) bis hin zu börsennotierte Cannabiswerte.
Die Krönung ihres bisherigen Lebenslaufs könnte wohl wieder ein medizinisches Produkt sein: CBD gegen Covid -19.
In Israel steht der CBD kurz vor der Zulassung und wird dort schon länger gegen das Corona-Virus eingesetzt. Auch in Österreich soll man Cannabidiol inzwischen erfolgreich bei Corona-Patienten angewendet haben.

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