Dienstag, 3. Juli 2018

Der strahlende Verführer

Quelle: 123rf
Wie am Ende eines jeden Jahres die guten Vorsätze für das kommende Jahr zum „Gewohnheitsthema“ mit Vergleichsstatistiken, Kommentaren geworden sind, so bildet auch alle Jahre wieder am Anfang des Sommers die SONNE eines der Hauptthemen medialer Berichte.
Dieser strahlende Verführer, der uns ins Freie lockt, zum Baden in heimischen oder fremdländischen Seen, Meeren, Ozeanen, inklusive Sonnenbäder mit mehr oder weniger starken UV-Strahlung - wobei die Haut bräunt!

Und gebräunte Haut lässt uns gesünder fühlen, vitaler sein. Sie sei laut Forschern nach wie vor mit Attraktivität, Dynamik verbunden, wodurch das Selbstwertgefühl und die zwischenmenschlichen „Wechselwirkungen“ verbessert werden.

Quelle: 123rf
Somit ist der strahlende Verführer ein wahres LIFESTYLE-MEDIKAMENT, d.h. per Definition „ein Arzneimittel, das primär nicht zur Bekämpfung einer Erkrankung, sondern zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit oder des allgemeinen Wohlbefindens dient“.

Die SONNE weist jedoch auch Wirkungen eines tatsächlichen Arzneimittels / Medikaments auf, (lateinisch  medicamentum  = HEILMITTEL). Denn durch Sonneneinstrahlung entsteht Vitamin D, ein Vitamin, das an einer Vielzahl von Stoffwechselvorgängen und Funktionen im Organismus beteiligt ist.So spielt es beispielsweise eine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Calcium-Spiegels im Blut und beim Knochenaufbau, unterstützt das Immunsystem, verbessert die Durchblutung, regt die Ausschüttung des Botenstoffs Serotonin an, wirkt sich auf die Zellteilung aus, verringert Hautverunreinigungen …
Vitamin D, Quelle:Wikipedia

Und der Körper deckt zu 80 % seinen Vitamin-D-Bedarf selbst - mithilfe der UV-Strahlung, deren  natürliche Quelle die Sonne ist. Der Anteil des Sonnenlichts im ultravioletten Bereich ist es aber, der u. U. dem „Heilmittel SONNE“ Nebenwirkungen bescheren kann: die Schädigung der Haut und der Augen.

Wie tief UV-Strahlung in Auge und Haut eindringt, ist von ihrer Wellenlänge abhängig:
UV-A-Strahlung mit längeren Wellenlängen von 315 Nanometer bis 400 Nanometer dringt tiefer in Auge und Haut ein als die kurzwelligere UV-B-Strahlung mit Wellenlängen von 280 Nanometer bis 315 Nanometer.
UVA-Strahlung führe auf längere Sicht zu Beschädigung der kollagenen Fasern und zu Elastizitätsverlust, was sich als Faltenbildung und vorzeitige Hautalterung bemerkbar macht und bewirke eine schnelle Bräunung von geringer Dauer, so Wissenschaftler.
UVB- Strahlung dringt nur bis in die oberen Hautschichten und rege die Pigmentzellen der Haut zur Bildung des Pigments Melanin an, das die Haut schützt und sie braun erscheinen lässt. Es hängt vom Hauttyp ab, wie viel Melanin die Haut bilden kann und wie empfindlich sie dementsprechend gegenüber UV-Licht ist.
Zuviel UV-B- Strahlung verursacht allerdings den gefürchteten Sonnenbrand, der nicht nur schmerzhaft ist, sondern auch ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs hervorrufe.
Inzwischen sind sich Experten aber einig, dass sowohl UVA- als auch UVB-Strahlung krebserzeugend seien.

Die Intensität der UV- Strahlung wird durch den sogenannten UV-Index (UVI) bewertet.
Er  ist international einheitlich festgelegt und beschreibt den am Boden erwarteten Tagesspitzenwert der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung. Er ist in ganzen Zahlen zwischen 1 und 10 anzugeben. Dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zufolge werden In Deutschland im Sommer UVI-Werte bis 8 erreicht, in den Hochlagen der süddeutschen Gebirgsregionen sogar noch höhere Werte. Je höher der UV-Index, desto höher ist das Sonnenbrand - Risiko.

Das BfS veröffentlicht von April bis September jeden Montag, Mittwoch und Freitag 3-Tages-UV-Prognosen für die zehn wichtigsten Vorhersagegebiete in Deutschland.
So beispielsweise am 03.07.2018:

In den Monaten Oktober bis März werden nur maximale UV-Index-Monatswerte angegeben.

Mittlerweile gibt es auch Gesundheits-Apps, die auf Smartphone die aktuellen Belastungswerte anzeigen.

Medizinern zufolge verfügt die Haut allerdings  über bestimmte Mechanismen, um sich vor UV-Strahlung zu schützen: das Pigment MELANIN und die Bildung einer sogenannten LICHTSCHWIELE.
MELANIN  wird in den Pigmentzellen unter der Hornhaut gebildet und schütze die darunterliegenden Hautschichten. Während UV-A- Strahlung das vorhandene Melanin aktiviert, führt UV-B- Strahlung zu einer echten Neubildung von Melanin. Dieser Prozess dauert allerdings 48-72 Stunden.
Die LICHTSCHWIELE entsteht, indem die oberste Hautschicht, welche die  UV-Strahlen absorbiert, sich verdicke. Der Eigenschutz soll dadurch noch um den Faktor 4 erhöht werden. Dieser Vorgang benötigt allerdings 2 bis 3 Wochen.
 Also, 2-3 Tage oder sogar 2 bis 3 Wochen vor dem Urlaub sich behutsam dem strahlenden Verführer nähern, und der natürliche Schutz wird höher.

Aber irgendwann sei der natürliche Schutz erschöpft.
Denn jede Person besitzt ihre individuelle EIGENSCHUTZZEIT. Es ist die Zeit, in der sich eine Person eines bestimmten Hauttyps ohne Sonnenbrand in der Sonne aufhalten kann.
Man unterscheidet zwischen 6 Hauttypen.
Die Hauttypen I bis IV nennt man die europäischen Hauttypen, da sie typisch für die europäische Bevölkerung sind. Hauttyp V ist typisch für Bewohner Arabiens, Nordafrikas, Indiens und für dunkle Asiaten, Hauttyp VI haben die Ureinwohner Zentralafrikas und Australiens. Berücksichtigt man der in Deutschland im Sommer üblichen UV-Index von 8, ergeben sich folgende EIGENSCHUTZZEITEN für verschiedene Hauttypen:
•    Hauttyp I ist besonders empfindlich. Er zeichnet sich durch eine sehr helle, extrem empfindliche Haut, helle Augen, rotblondes Haar und sehr häufig durch Sommersprossen aus. Hauttyp I bräunt nie und bekommt sehr schnell einen Sonnenbrand bereits nach etwa 15 Minuten.
•    Hauttyp II zeichnet sich durch helle, empfindliche Haut, blaue, graue, grüne oder braune Augen, blonde bis braune Haare und häufig durch Sommersprossen aus. Hauttyp II bräunt kaum bis mäßig und bekommt oft einen Sonnenbrand bereits nach etwa 20 Minuten.
•    Hauttyp III hat eine helle bis hellbraune Haut, graue oder braune Augen und dunkelblonde bis braune Haare. Sommersprossen sind selten. Hauttyp III bräunt schneller als Hauttyp II. Ein Sonnenbrand kann nach etwa 30 Minuten auftreten.
•    Hauttyp IV hat hellbraune, olivfarbene Haut, braune bis dunkelbraune Augen und dunkelbraunes Haar. Hauttyp IV bräunt schnell. Ein Sonnenbrand tritt nach etwa 40 Minuten auf.
•    Hauttyp V hat dunkelbraune Haut, dunkelbraune Augen und dunkelbraunes bis schwarzes Haar und bekommt einen Sonnenbrand nach etwa 60 Minuten.
•    Hauttyp VI hat dunkelbraune bis schwarze Haut, dunkelbraune Augen und schwarze Haare. Beim Hauttyp VI tritt ein Sonnenbrand nach etwa 80 Minuten auf.

Nun aufgrund ihrer negativen Auswirkungen  ist ein vorsichtiger Umgang mit UV-Strahlung und die Berücksichtigung geeigneter Schutzmaßnahmen dringend erforderlich.
Laut WHO sind ab UV-Index 3 Schutzmaßnahmen notwendig: Jeder sollte in den Mittagsstunden in den Schatten gehen und sich ansonsten mitentsprechender Kleidung, Hut und Sonnenbrille schützen. Unbedeckte Haut sollte mit einem Sonnenschutzmittel eingecremt werden.

Wie viel länger man sich mit einem Sonnenschutzmittel der Sonne aussetzen kann, OHNE einen SONNENBRAND zu bekommen, ergibt sich aus der jeweiligen individuellen Eigenschutz  und der  Lichtschutzfaktor des Sonnenschutzmittels, LSF, manchmal  SPF genannt, (aus dem Englischen Sun Protection Factor):

FORMEL = Eigenschutz  X  LSF

So beispielsweise ergibt sich für eine Eigenschutzzeit von 10 Minuten und einen  Sonnenschutzmittel mit LSF 15 einen maximalen Sonnenschutz von 150 Minuten.

Wie jedes Jahr untersuchte die Stiftung Warentest auch dieses Jahr Sonnenschutzmittel.



Wie gesagt, es wurden 19 Sonnenschutzmittel - Sonnencremes, Lotionen und Sprays -  mit dem LSF 30, 50 und 50+ aus Apotheken, Super- und Drogeriemärkten sowie von Discountern getestet. Preisklasse: 1,17 bis 21,20 Euro pro 100 Milliliter.
Ergebnis: Gutes Sonnenschutzmittel muss nicht teuer sein!
17 von 19 Produkten insgesamt sollen  sehr gut oder gut abgeschnitten haben. Sie würden  vor UVB-Strahlung schützen und auch der UVA-Schutz stimme.

Quelle: 123rf
Testsieger aus 19 Produkten wurden mit der Note „sehr gut“ (1,3) bewertet: „Cien Sun Sonnenmilch Classic“ von Lidl und „t. Today Sonnenmilch“ von Penny und Rewe. Ebenfalls mit Bestnote (1,4) schnitt der „Sundance Sonnenspray“ von dm ab, wie auch die „Sôi Sonnenmilch“ von Real.
 Das teuerste Produkt im Test (21,20 Euro pro 100 Milliliter) fiel beim Sonnenschutz durch.

Fazit: Man darf dem strahlenden Verführer und seinen Verführungskünsten nicht  bedingungslos erliegen.
Obwohl er durch seine Einstrahlung 80% des Körperbedarfs an wichtigem Vitamin D deckt und im Gehirn die Produktion von Serotonin unterstützt, ein Botenstoff, der Gemütszustände wie Kummer und Sorgen, Niedergeschlagenheit und Depressionen dämpft und dafür zur emotionalen Ausgeglichenheit, Gelassenheit und Zufriedenheit beiträgt.
Gewappnet mit den geeigneten  und richtig angewandten Schutzmitteln muss man dafür Sorge tragen, dass der gesundheitsfördernde Nutzen des Verführers seine Nebenwirkungen überwiegt. Selbst großzügiges Nachcremen kann die Schutzwirkung nicht intensivieren oder die einmal errechnete Schutzzeit verlängern, sagt die Stiftung Warentest. 
Man braucht eine Pause von dem strahlenden Verführer und ihm dann eine (zweite) / weitere  Chance geben -  ohne dass man dabei die eigenen Fehler wiederholt.