Samstag, 19. Mai 2012

Spargelgenuss. Kann denn Spargel Sünde sein?


Als Lebensmittel im Sinne des Gesetzes gelten  „alle Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind oder von denen nach vernünftigen Ermessen erwartet werden kann, dass sie in verarbeitetem, teilweise verarbeitetem oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen werden“.
Das geltende Gesetz verliert keinen Paragraphen über den GENUSS, der  nach vernünftigem Ermessen  bei der Aufnahme von Lebensmitteln erwartet werden kann.
GENUSS  in Verbindung mit Lebensmitteln klingt mittlerweile fast wie die 8. (Tod)Sünde. Es ist die Sünde begangen durch beglücktes Aufnehmen von zu viel Kalorien, Fett, Zucker,  von Nahrungsmitteln ohne Rücksicht auf ihren Nährwert.
                Nun haben wir wieder den Wonnemonat Mai. Dieser Monat und die weiteren 1-2 Monate bilden den idealen Hintergrund für einen bestimmten GENUSS - für alle, die nicht auf eine bewusste Ernährung verzichten wollen: den Spargel-GENUSS.
Auf dem Weg zum Genuss wird der geschälte Spargel meistens gekocht.
Sein zartes Köpfchen ist sowohl beim Schälen als auch beim Kochen behutsam zu behandeln. So sollte man beim Schälen etwas unterhalb des Köpfchens ansetzten.
Da das zarte Köpfchen schneller gart als der Rest, sollte Spargel vorsichtig aufrecht zusammengebunden und dann in einem schmalen, hohen Topf bei mäßiger Temperatur gegart werden, wobei das Wasser nur bis knapp unter das zarte Teil reichen sollte. Etwas Salz, eine Prise Zucker und Muskat (vielleicht noch ein Schuss Weißwein)  zum Kochwasser und dann ist der Spargel je nach Dicke der Stange nach 15-20 Minuten zum Genuss bereit. 
                Experten sehen eine Menge von 500 g (ungeschälten) Spargels pro Genießer- Kopf als angemessen an. Es scheint zu viel des Genusses zu sein. Zur Beruhigung des Gewissens lohnt es sich, auf die „inneren Werte“ des Spargels zu schauen. Beispielsweise der Brennwert und  die durchschnittlichen Nährwerte pro 100g gekochten Spargels:
Brennwert
Protein
94 kJ / 22 kcal
2,4 g
Kohlenhydrate
1,2 g
Fett      
0,2 g
Ballaststoffe
1,5 g
Wassergehalt   
92%

Spargel ist auch reich an B-Vitaminen (B1, B2, B6, Niacin(B3)), an fettlöslichem Vitamin A und enthält Mineralstoffe wie Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor, Eisen.
                Bei solchen Nährwerten und dem niedrigen Kalorienwert sollte man meinen, dass sich die von Experten als  angemessen angesehene Verzehrportion ohne Gewissensbisse genießen lässt. Es ist auch so, aber….


Wie die „innere Schönheit“ durch äußere Maßnahmen besser zur Geltung kommt, sollen auch die „inneren Werte“ des Spargels mithilfe von Beilagen besser zu Tage treten können. Und dann wird es kompliziert!
Als Variante wird Spargel mit gekochten jungen Kartoffeln, zerlassener Butter, Sauce Hollandaise oder Mayonnaise und Schinken serviert. Oder kann Spargel mit „Flädle“ (Pfannkuchen, was soviel wie Eier, Milch, Mehl, Öl oder Butterschmalz bedeutet) und gekochtem Schinken wie auch mit groben Bratwürsten gereicht werden.
Ein Rezept mit „süßen Pellkartoffeln“ ist auch bekannt. Dabei werden die gekochten und
geschälten Pellkartoffeln in einer Pfanne mit Butter und Zucker angebraten. Dazu Würfelschinken und Sauce Hollandaise.

Die Sauce Hollandaise stellt in den meisten Rezepturen das Tüpfelchen auf dem i dar.
Es gibt unzählige Rezepte für die Sauce Hollandaise. Als Grundzutaten gelten bei allen die Eigelbe und die Butter. Nehmen wir die Butter: 200 g Butter als Zutat für 4 Portionen ist keine Seltenheit. Pro Portion heißt es dann 50 g Butter.
Die Nährwerte von 100g Butter lauten:
Brennwert
3102 kJ / 741 kcal
Proteine
0,5 g
Kohlenhydrate
0,6 g
davon Zucker
0,6 g
Fett
82 g
Ballaststoffe
0 g
Cholesterin
221 mg
Wassergehalt
15%
Für 50 g Butter pro Portion  bedeutet das immerhin noch 1551 kJ /370 kcal.
 
Der Schinken als Zutat ist vergleichsweise harmlos: 100 g gekocht, geräuchert haben 556 kJ / 133 kcal oder ungeräuchert  525 kJ / 125 kcal. Bei Bratwürsten sieht es etwas schlimmer aus: 100 g =  1220 kJ / 307 kcal.

Die Sauce Hollandaise findet man auch als fertige Sauce in einer fettarmen Variante. Diese wird nur mit Wasser als weitere Zutat zubereitet und bleibt dadurch unter der Grenze von 1% Fett. Dazu soll eine Rinderfilet- Pfanne oder  Schweinefilet-Pfanne ideal schmecken.
             Es ist tatsächlich kompliziert! Aus den spezifischen Brennwerten der Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße, die zusammen den Kalorienwert eines Spargel -Gerichts ergeben, und in Kenntnis des Anteils des jeweiligen Nährstoffs am entsprechenden Spargel -Gericht kann jeder beurteilen, ob seine Mahlzeit ausgewogen und gesund ist.
Aber wer denkt schon im Eifer des Genusses an ein angemessenes Verhältnis der Energielieferanten oder berücksichtigt den spezifischen Energiegehalt des jeweiligen Nährstoffes?
Es wäre nicht nur zu kompliziert, es würde auch den Spaß an der Spargel-Freude trüben.
Außerdem: nichts ist von Dauer, und die Dauer der Frisch-Spargel-Freude, mit oder ohne Anhang, ist ausgesprochen kurz.
So wird die Freude an dem Spargel zur Freude über den Spargel. Mit anderen Worten: der längerfristige Zustand des Wohlempfindens in Bezug auf Spargel samt Beilagen wird zum kurzen Wohlempfinden  in Bezug auf Spargel und seine aufgepäppelten „inneren Werte“.
Das kann keine Sünde sein.
Es ist nur ein kurzer Zustand von Wohlfühlen mit gelegentlich nicht so optimaler Energiebilanz. Und auf Herausforderungen, die aufgrund etwaiger  Begleiterscheinungen resultieren,  kann jeder Einzelne in Eigenverantwortung reagieren. Z. B. : durch regelmäßige(re) körperliche Betätigung. Damit ist man trotz Genuss wieder im Bereich einer gesunden Ernährung, der Gesundheit i. S. d. aktuellen WHO Gesundheitsdefinition:

Gesundheit als Fähigkeit des Individuums, die eigenen Gesundheitspotenziale auszuschöpfen und auf die Herausforderungen der Umwelt zu reagieren.
Schließlich gehört  zur Umwelt auch der Genuss von Spargel, als eine über die Sinnesorgane - Sehen, Riechen, Schmecken -wahrgenommene Umgebung.