Freitag, 12. Dezember 2014

13. 12. 2014: DER Tag!

Das Datum enthält zwar die Zahl „13“, der 13. 12. 2014 ist jedoch kein Freitag. Also, es ist ein gutes Omen  für den Tag, ab dem  die Regelungen der Lebensmittel-Informationsverordnung, (LMIV), bereits seit 12. 12. 2011 EU-weit in Kraft getreten,  zwingend angewendet werden müssen. Ausnahme: die Nährwertkennzeichnung. Sie wird erst am 13. 12. 2016 verbindlich.
Mit weiter verbesserten Vorschriften werde nun die LMIV für  klare, transparente und gleichzeitig verständliche Informationen über den Inhalt, die Eigenschaften und Qualität der Lebensmittel sorgen, um uns, Verbrauchern, einen erleichterten Umgang damit und  ein beglücktes Aufnehmen von gesunden Speisen und Getränken zu ermöglichen.

So sieht die LMIV neben umfassenden verpflichtenden Angaben  eine Reihe von freiwilligen Angaben zur Kennzeichnung von Lebensmitteln vor: Allgemeine Pflichtangaben, spezielle Pflichtangaben, freiwillige Angaben, die Unternehmen bereitstellen, Güte /Qualitäts-Siegel, die Orientierung bieten sollen. Weiterhin gestattet sind „Regionale Fenster“, die die regionale Herkunft des Produktes kenntlich machen sollen.

Zu den Pflichtangaben auf Lebensmittelverpackungen
gehören:
o    die Bezeichnung des Lebensmittels
o    die Zutaten des Lebensmittels einschließlich der wichtigen Stoffe oder Erzeugnisse, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können
o    das Minderhaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum
o    die Nettofüllmenge
o    der Firmennamen
o    die Nährwertkennzeichnung

Als Neuerung hierzu gehören insbesondere die weitergehenden Vorschriften für das Zutatenverzeichnis und die Nährwertkennzeichnung.
Die Stoffe und Erzeugnisse, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen könnenglutenhaltiges Getreide (namentlich Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Kamut oder
Lebensmittel.Zutaten Quelle:daab e.V.


Hybridstämme davon), Krebstiere, Eier, Fische, Erdnüsse, Sojabohnen, Milch (einschließlich Laktose), Schalenfrüchte (namentlich Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse, Kaschunüsse, Pecannüsse, Paranüsse, Pistazien, Macadamia- oder Queenslandnüsse), Sellerie, Senf, Sesamsamen, Schwefeldioxid und Sulfite (eingesetzt in der Produktion von Wein) ab 10 mg / kg 10 mg /l als SO2 ausgedrückt, Lupinen, Weichtiere (z. B. Schnecken) - müssen ggf.  im Zutatenverzeichnis hervorgehoben werden, so dass sie sich von den anderen Zutaten eindeutig abheben, z.B. durch die Schriftart, den Schriftstil (Fettdruck) oder die Hintergrundfarbe.
Zudem haben die Zutaten, die für Herstellung des jeweiligen Lebensmittels verwendet werden, in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils aufgelistet zu werden. Die erste Zutat macht also den größten Gewichtsanteil des Lebensmittels, die letzte den kleinsten aus.
Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bedürfe das Lesen eines Zutatenverzeichnisses einer gewissen Übung. Deswegen sollte es im Rahmen einer individuellen Ernährungsberatung trainiert werden, um den jeweiligen Allergieauslöser zu ENTDECKEN und die enthaltene Menge zu bewerten, so das BMEL. 

Neu ist hierbei auch,  dass bei unverpackter Ware (z. B. an der Fleischtheke oder im Restaurant) eine Information über Allergene verpflichtend ist.

Bislang mussten in einem Zutatenverzeichnis raffinierte pflanzliche Öle und Fette nur mit ihrem Klassennamen angegeben werden (z.B. Pflanzenöl oder Pflanzenfett). Neu ist, dass nun die Angabe ihrer botanischen bzw. pflanzlichen Herkunft verpflichtend ist, (z. B. Palmfett oder Pflanzenfett (Kokos)). Ggf. muss zudem der Hinweis auf ein gehärtetes Öl oder Fett mit dem Ausdruck „ganz gehärtet“ oder „teilweise gehärtet“ versehen sein.

Die Nanotechnologie hat auch in die Lebensmittelindustrie Einzug gehalten. Demzufolge müssen alle Zutaten, die in Form technisch hergestellter Nanomaterialien im Lebensmittel vorhanden sind, im Zutatenverzeichnis eindeutig aufgeführt werden. Auf die Bezeichnung solcher Zutaten muss das in Klammern gesetzte Wort „Nano“ folgen.

Wir leben im Zeitalter des Internets und in seinem Inneren spielt sich eine Menge ab, z. B. ein immer reger Handel mit vorverpackten Lebensmitteln - bisher ungeregelt i. S. d. LMIV. Neu ist nun, dass bei vorverpackten Lebensmitteln, die über das Internet verkauft werden, alle Pflichtangaben mit Ausnahme des Mindesthaltbarkeitsdatums und Verbrauchsdatums schon vor dem Abschluss des Kaufvertrags verfügbar sein müssen.

Lebensmittel.Pflichtangaben
Was die Nährwertkennzeichnung angeht.
Neu ist, dass die Darstellungsform der Nährwerttabelle, wie sie eigentlich schon freiwillig verwendet wird,  nun zwingend ist. Verbindlich wird sie eigentlich erst ab 13. 12. 2016.
Die Tabelle muss Angaben zum Energiegehalt und zu den Mengen an Kohlenhydraten, Zucker, Fett, gesättigten Fettsäuren, Eiweiß und Salz enthalten, und zwar immer bezogen auf 100 g oder 100 ml. Angaben pro Portion oder Verzehreinheit wie  Scheibe, Stück, Riegel sind auch weiterhin zulässig.

Nach wie vor kann  freiwillig in der Nährwerttabelle der  %-Anteil  der Nährwerte an dem Richtwert für die (maximal) empfohlene Tageszufuhr verwendet werden.
Ob diese Angaben gendergerecht sind? Für Männer wird beispielsweise eine tägliche Zufuhr von 2.500 kcal als angemessen angesehen. Als Bezugsgröße  für die empfohlene Tageszufuhr wurde jedoch der durchschnittliche Tagesbedarf an Kalorien einer erwachsenen Frau (2.000 kcal) festgelegt… um übermäßigem Konsum entgegenzuwirken, so die EUFIC, (European Food Information Council). Und Angaben für Kinder oder ältere Menschen fehlen gänzlich. Da ein Hersteller die Portionsgröße selbst wählen kann, auf die sich die Angaben beziehen, werden zudem Vergleiche schwierig.
Diese Ableitung sei nach Ansicht der Ernährungswissenschaftler (zumindest näherungsweise) nur für junge Erwachsene gültig. Ältere Menschen und Kinder würden aber meist viel wenige benötigen. Dies gelte vor allem für die Frage der Energiezufuhr.

Zu den allgemeinen Pflichtbestimmungen für die Kennzeichnung kommen für einige Lebensmittel spezifische Pflichtangaben hinzu. Einige neue Regelungen betreffen hier beispielsweise die Lebensmittel-Imitate. Zum Schutz vor Täuschung wurden für Lebensmittel-Imitate (z.B. Pflanzenfett anstelle von Käse als Pizzabelag) spezielle Kennzeichnungsvorschriften festgelegt. Bei der Verwendung von Lebensmittel-Imitaten muss der ersatzweise verwendete Stoff in unmittelbarer Nähe des Produktnamens angegeben werden.

Neuerungen gibt es auch bei Produkten bestehend aus zusammengefügten Fleisch- oder Fischstücken.
Einige Fleisch- oder Fischprodukte sehen zwar aus wie ein gewachsenes Stück Fleisch oder Fisch, bestehen jedoch tatsächlich aus verschiedenen Stücken, die zum Beispiel durch Lebensmittelenzyme zusammengefügt sind. Dies muss zusätzlich durch den Hinweis „Aus Fleischstücken zusammengefügt“ oder „Aus Fischstücken zusammengefügt“ gekennzeichnet werden.

Neu sind auch die Koffeinhinweise.
Getränke mit einem erhöhten Koffeingehalt müssen einen Hinweis tragen, dass diese nicht für Kinder, Schwangere und Stillende empfohlen sind (Beispiel „Energydrinks“). Für Lebensmittel mit der Bezeichnung „Tee“ oder „Kaffee“ gilt diese Pflicht nicht.
Einen ähnlichen Hinweis für Kinder und Schwangere erhalten Lebensmittel, die keine Getränke sind, denen aber aus physiologischen Gründen Koffein zugesetzt wurde. Auf diesen muss dann auch der Koffeingehalt angegeben sein.

EU-Bio-Logo
Garantiert traditionell Spezialitäte
Die freiwilligen Angaben sind geblieben. Allerdings muss das, was drin ist, dem, was drauf steht entsprechen, („light“ hat „light“ zu sein, wie auch „fettarm“, „fettarm“).Das gleiche gilt für die vielen Label und Siegel, für Geografische Angaben und Ursprungsbezeichnungen sowie auch garantiert traditionelle Spezialitäten für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel, die weiterhin durch EU-Recht geschützt werden.
Geschützte Ursprungsbezeichnung
Deutsche Produkte wie beispielsweise Allgäuer
Geschützte geograph.Angaben
Emmentaler oder Thüringer Rostbratwurst sind mit den Qualitätssiegel „geschützte Ursprungsbezeichnung“ - g.U. geschützt, Schwäbische Spätzle, Nürnberger Lebkuchen, Holsteiner Tilsiter dürfen das europaweit gültige    Qualitätssiegel für "geschützte geografische Angaben" - g.g.A. tragen.

Die gesundheitsbezogene Angaben, die es noch gibt, müssen die in der sog. Health Claims -Verordnung festgelegten Bedingungen erfüllen. Wird ein Lebensmittel mit gesundheitsbezogenen Angaben beworben, ist die Angabe der Nährwerttabelle verpflichtend. Denn nur so können wir (u. a.) wissen, was uns einen „starken Start in den Tag“ ermöglicht, was ein „leichter Genuss, erfrischend anders“ ausmacht, oder was uns sogar „ Die schönste Zeit unseres Lebens" erleben lässt.

Verhältnismäßig NEU, da erst seit Januar 2014 auf dem Markt, ist  das „Regionalfenster“. Es ist ein Deklarationsfeld, das die regionale Herkunft des Produkts kenntlich macht.

Sicherheit und Klarheit im Umgang mit Lebensmitteln - dank der LMIV von einem „13.“, der kein Freitag ist!

Man muss sich schon fragen, wie man als Verbraucher vor der LMIV überhaupt unbeschädigt überleben konnte?

Die hier erwähnten paar Beispiele zu den EU-weit geltenden Regelungen bilden nur ein Tröpfchen im Ozean der enorm umfangreichen rechtlichen Kennzeichnungs-Vorschriften für Lebensmittelverpackungen und künftig sicher auch für immer mehr lose Waren. Die Allergene haben den Anfang gemacht.
Ob die Einführung einer derartigen Fülle an Inhaltsangaben sinnvoll ist, oder sie sich zu Nebenwirkung  der erklärten Ziele entwickelt - uns Wissen um die Qualität der Lebensmittel zu vermitteln und den Umgang damit im (hektischen) Alltag zu erleichtern - wird sich erst zeigen.
Sicherheit und Klarheit bis hin zu Transparenz!
Transparenz lässt das Licht durchscheinen, und zu vieles Licht kann blenden. Und geblendet sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, geschweige entziffert man all die Pflichtangaben, die an gut sichtbarer Stelle, deutlich und gut lesbar anzubringen sind, laut Vorgabe in einer Schriftgröße von mindestens 1,2 mm. Bei kleinen Verpackungen muss die Schrift mindestens 0,9  mm groß sein.


Dienstag, 2. Dezember 2014

Atemnot in der Nacht


Sonntag, 30. November 2014

3 der gängigsten NSAR in Deutschland: Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac. Sind sie so schlecht wie ihr Ruf?

Man kann  die WHO-Definition der Gesundheit nicht oft genug auf der Zunge zergehen lassen:

„Gesundheit ist die Fähigkeit von Menschen, Alltagsbelastungen ohne wesentliche Einbußen
des körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens bewältigen zu können“.

Bei dieser Art von Gesundheit geht es nicht mehr vorrangig um Lebensrettung oder  Abwesenheit von Krankheiten / Behinderung. Diese  Gesundheit 2.0 ist Teil unseres Lebensstils geworden. Heute möchten immer mehr Menschen etwas für ihre Gesundheit tun und nutzen gesundheitsfördernde Produkte und Dienstleistungen. Es wird immer wichtiger für Menschen, auch im hohen Alter noch gesund, fit und mobil zu sein. À propos MOBIL!  Der mobile Lifestyle, der die Überwachung des Partners, der Kinder, der Hunde  ermöglicht, gewinnt mit seinen entsprechenden Apps auch für Gesundheitsprobleme immer mehr an Beliebtheit.
Trotz allen Fortschritts und guten Willens bleiben wir jedoch Menschen, Wesen mit Stärken und Schwächen. Ein Zuviel der Alltagsprobleme  kann gelegentlich eigene Gesundheitspotentiale erschöpfen, so dass unsere Reaktion auf die Herausforderungen der Umwelt nicht mehr ohne (wesentliche) Einbuße von statten gehen kann. Folgen: die allseits bekannten Wohlstandskrankheiten.
Statistisch gesehen, soll sich gegenwärtig unter den am häufigsten  vorkommenden Wohlstandskrankheiten ein Wettlauf um den 1. Platz zwischen Übergewicht und schmerzbehafteten Beschwerden abspielen. Zu diesem Symptombereich gehören akute oder chronischen Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen von Gelenken und gelenknahen Weichteilen, (Sport)Verletzungen.
Die Schmerzen sind belastend, sie schränken ein und die Einnahme eines Schmerzmittels kann ein leidvoller Tag erträglicher machen.
In Deutschland sind  Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac praktisch "in aller Munde".

Informationsmaterial zu diesem Thema gibt es in Hülle und Fülle.
Die WHO z. B. veröffentlicht seit fast 40 Jahren eine Liste der essentiellen (unentbehrlichen) Arzneimittel. Die Liste wird alle 2 Jahre überarbeitet.
Nach der Definition der WHO sind essentielle (unentbehrliche) Arzneimittel solche Arzneistoffe, die benötigt werden, um die dringlichsten Bedürfnisse der Bevölkerung zur medizinischen Versorgung zu befriedigen. Sie sollen in einem Gesundheitssystem in adäquater Menge, richtiger Dosierungsform, guter Qualität und zu einem für den Patienten erschwinglichen Preis verfügbar sein.
Wie in den vergangenen Jahren sind auch auf der aktuellen Liste (Stand 2013) unter den nicht opioiden Analgetika (schmerzstillenden) und nicht steroidalen entzündungshemmenden  Medikamenten  Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Ibuprofen zu finden. Diclofenac ist nicht dabei. Dieser Stoff findet sich aber auf der Liste von über 30 Staaten, u.a. auch Deutschland. Er wird wie auch Acetylsalicylsäure (ASS) und Ibuprofen der Klasse der NSAR  (nicht steroidale Antirheumatika)auch NSAID genannt (non steroidal anti inflammatory drugs = nicht steroidale entzündungshemmende Medikamente) zugeordnet.

NSAR!
Nutzen und Risiko  der NSAR beruhen grundsätzlich auf der Hemmung  bestimmter Enzyme, der CYCLOOXYGENASE, (COX).

Es gibt mindestens zwei Arten der Cyclooxygenase, die für verschiedene Synthesewege der Prostaglandine stehen. So spielt die Cyklooxygenase-2 (COX-2) eine Rolle bei der Synthese der Prostaglandine, die eine Entzündungsreaktion verstärken oder aufrechterhalten, sowie in der Regulation von Fieber eingreifen können, (Entzüngsmediatoren). Die COX-1 ist entscheidend für die Synthese der Prostaglandine, die für den Schleimhautschutz, die Blutgerinnung und die Regulation des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes stehen:
Kilcken zum Vergrößern
Studien zufolge sei das Nebenwirkungsprofil des
einzelnen Wirkstoffs dieser Klasse verschieden,
da die einzelnen Wirkstoffe die Untergruppen der Cox
unterschiedlich stark hemmen. Wird beispielsweise
COX-1 stark gehemmnt, werden Magenblutungen
und Geschwüre wahrscheinlicher.
Wird dagegen selektiv COX-2 gehemmt, werden
Gefäßerkrankungen häufiger.

Der zu den NSAR gehörende Wirkstoff Acetylsalicylsäure, weltberühmt unter dem Markennamen Aspirin, wird seit Jahrzehnten in der Selbstmedikation
eingesetzt.  Er wirkt unter anderem schmerzstillend, fiebersenkend und entzündungshemmend, (COX-2).  Zahlreiche Studien belegen aber auch die Wirksamkeit von niedrig dosierter ASS  als Gerinnungshemmer  (COX-1) zur Prophylaxe von Herzinfarkten und Schlaganfällen.

Acetylsalicylsäure
Zu diesem letztgenannten Zweck mache eine langfristige ASS-Therapie auch einen Sinn, sagen Experten der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS), zumal diese Schmerzgeplagten meist unter ärztlicher Beobachtung stehen und, um einem gastrointestinalen Risiko entgegen zu wirken,  zusätzlich auch magenschützende Medikamente verabreicht bekommen.


Ibuprofen
Diclofenac
Das als klassisch bezeichnete NSAR Ibuprofen ist ein unspezifischer COX-Inhibitor, Diclofenac  ein COX-Inhibitor mit leichter COX-2-Präferenz.
Angesichts der enormen Verordnungszahlen (422,4 Millionen verordnete Tagesdosen für Ibuprofen und 419,8 Millionen für Diclofenac im Jahr 2011) war eine differenzierte Untersuchung der gastrointestinalen und kardiovaskulären Risiken dieser Schmerzmittel geboten. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft  (AkdÄ) hat eine solche Analyse veröffentlicht.

Das Fazit: Für Ibuprofen ergebe sich im Vergleich zu anderen NSAR das günstigste Magen-Darmtrakt-Risikoprofil. Nicht jedoch  für Ibuprofen in hohen Dosen, das  Studien zufolge  ein ähnlich großes gastrointestinales Risiko wie für Diclofenac zeige. Daten aus randomisierten Studien zeigten gar ein noch höheres Risiko. Um Komplikationen zu vermeiden, empfiehlt die AkdÄ daher, Ibuprofen möglichst niedrig zu dosieren.

In Bezug auf kardiovaskuläre Risiken liege bei Ibuprofen ein geringes Risiko vor. Allerdings würden noch nicht abgeschlossene Studien auch zeigen, dass sogar eine kurze Parallelgabe von Ibuprofen und ASS dieses Risiko steigere - womöglich durch Einschränkung der ASS in der Wirkung als  COX-1-Hemmer.

Im Vergleich zu anderen NSAR fiele der kardiovaskuläre Risikoanstieg am höchsten unter Diclofenac aus. Die AkdÄ verweist deshalb auf die jüngste Empfehlung der  europäischen Arzneimittel-Zulassungsbehörde EMA. Demnach sollen Patienten mit schweren kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Herzinfarkt oder Schlaganfall in der Vorgeschichte Diclofenac nicht anwenden. Bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren (Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes oder Rauchen) soll es nur nach sorgfältiger Abwägung eingesetzt werden.

Im Grunde genommen, kann man sagen, dass nach heutigem Erkenntnisstand den NSAR  ASS, Ibuprofen und Diclofenac eine zentrale Rolle in der medikamentösen Schmerztherapie zukommt. In adäquaten Mengen und richtiger Dosierungsform  sind sie oft imstande, für uns,Wesen mit zeitweise geschwächten Stärken, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, damit wir wieder angemessen mit den Herausforderungen der Gesundheit 2.0 umgehen können.

Wie alle NSAR wirken Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac schnell. Das neueste Super-Aspirin noch schneller.
Sie wirken entzündungshemmend und schmerzstillend, weil sie die Prostaglandine in ihrer Funktion hemmen. Das bedeutet, dass die Prostaglandine überall im Körper nicht mehr ihre volle Funktion ausüben können.
Wegen der Einwirkung von NSAR auf den Wirkmechanismus der Prostaglandine ergeben sich jedoch viele Nebenwirkungen, die teilweise recht schwerwiegend sein können. Besonders häufig sind Erkrankungen des Magen- Darmtrakts. Hypertonien, Herzinfarkt, Schlaganfall seien auch möglich. Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA warnt vor Leberschäden bei Anwendung von Diclofenac.

Vor diesem Hintergrund sind Risiko und Nutzen sorgfältig abzuwägen. Besonders bei langfristigen Einnahmen. Aber von  wem?
Medikamente mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure sowie niedrig dosiertes Diclofenac oder Ibuprofen, einsetzbar bei leichteren Schmerzen sind freiverkäuflich.
Wer ab und zu eine Tablette davon schluckt, habe laut Experten in der Regel weder ernsthafte Magen- oder Darmbeschwerden zu befürchten, noch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Anders verhält es sich mit Leidtragenden, die wegen ihrer chronischen Entzündungen oft längerfristig NSAR einnehmen müssen und sie diese Einnahme in Selbstmedikation durchführen.
Erfolgt die längerfristige Schmerztherapie nicht unter ärztlicher Kontrolle, kann sie schwer toxische Wirkungen auslösen. Denn die NSAR werden dann in willkürlichen Dosen und Zusammensetzungen eingenommen. Zu einer  Ibuprofen-haltigen Tablette, vielleicht auch noch Aspirin einwerfen?

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie weist beispielsweise darauf hin, dass heute in einer ärztlichen Therapie bei Rheumapatienten viel mehr die Ursachen als die Symptome behandelt werden. Dabei seien die COX-Hemmer in der Regel nur noch Bedarfsmedikamente, die nicht täglich genommen werden.

Da grundsätzlich bei Anwendung von NSAR, so auch von ASS, Ibuprofen, Diclofenac, in der Selbstmedikation ein vermehrtes Auftreten von Risiken zu verzeichnen sei, fordert die Ärzteschaft eine bessere Aufklärung der Öffentlichkeit in NSAR-Fragen. Denn auch wenn der Nutzen dieser Medikamente in adäquater Menge und richtiger Dosierung ihr Risiko überwiegt, könne ihre Lutschbonbon-mäßige Anwendung oft verheerende Folgen haben -sagt die Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin, DGS. 

Hinweise wie „Raucher sterben früher“, „Rauchen kann tödlich sein“ oder „Rauchen verstopft Deine Arterien“ sollen Rauchern beim Abgewöhnen geholfen haben.
Die Beipackzettel aller Medikamente weisen auf Nebenwirkungen und Risiken eines Präparats hin. Vielleicht werden sie bei freiverkäuflichen Medikamenten nicht wahrgenommen? Würde ein drastischer Hinweis auf der Packung aufrütteln?
Dr. Gerhard Müller- Schwefe beispielsweise,  Präsident der DGS, beschreibt das gastrointestinale Risiko von ASS sehr plastisch:

„Nebenwirkung von ASS: Magen droht, sich selbst zu verdauen“

Ähnlich wie bei  Zigaretten, könnten womöglich derartige Warnhinweise zumindest die Ausmaße falscher Selbstmedikationen mit ihren schädlichen Folgen eindämmen und somit den ramponierten Ruf der so heiß geliebten und an und für sich nützlichen NSAR ASS, Ibuprofen oder Diclofenac wiederherstellen.

Sonntag, 2. November 2014

....dann wird wieder in die Hände gespuckt. Wir steigern das Bruttosozialprodukt


Die Faustregeln, unsere Ernährung und das Bruttosozialprodukt

Eine Faustregel ist entweder ein Erfahrungswert, der Abschätzungen ermöglicht, oder stellt einen richtunggebenden Wert dar, der durch ein einfaches Rechenverfahren ermittelt wird.

Chemie, Physik, Ökonomie … haben ihre Faustregeln. Das Fachgebiet der ERNÄHRUNG, der ausgewogenen und vollwertigen  Ernährung, kennt sie auch. Sie sollen uns erkenntnisfördernd unterstützen,  im Bemühen um die Aufrechterhaltung unserer „Fähigkeit,  Alltagsbelastungen ohne wesentliche Einbußen des körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens bewältigen zu können“  (WHO- Definition der Gesundheit) und Krankheiten vorzubeugen.

Ausgewogen und vollwertig soll die Ernährung sein, damit alle Bedürfnisse unseres Körpers gedeckt werden können. Dabei geht es  darum, im Eifer des Gefechts bei der Bewältigung der Alltagsbelastungen, täglich zumindest 3 ausgewogene und vollwertige Mahlzeiten zusammenzustellen. D. h. qualitativ „gesunde“ Nahrungsmittel auszuwählen und sie anteilsmäßig  zu einer gesundheitsgerechten Menge zu kombinieren.
Die Notwendigkeit derart schwierige Zusammenhänge  zügig zu erkennen, schreit förmlich nach Faustregeln. Deswegen gibt es sie auch in Hülle und Fülle, (gegoogelt über 43.000 Quellen in 0,36 Sekunden).
Vergleicht man verschiedene Varianten miteinander, stellt man fest, dass nicht die Vielfalt der Regeln diese Wust an Informationsmaterial auslöst, sondern die Art ihrer Auslegung durch viele Experten und Hobby-Experten. Denn bei der Abschätzung, welche Nahrungsmittel, in welchen Mengenverhältnissen  für eine ausgewogene und vollwertige Ernährung notwendig sind, weisen die Regeln viele Gemeinsamkeiten auf. Grundsätzlich geht es um  viel Obst und Gemüse, viel Getreideprodukte  und Kartoffeln, Milch-und Milchprodukte, möglichst wenig Fett (insbesondere enthaltend gesättigte Fettsäuren), mehr Fisch als (rotes) Fleisch und Wurst. Konkret kann dann aber beispielsweise

die nimm „5 am Tag“-Initiative = 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag, gelegentlich auch Gemüse/Obst-Saft
 je nach Variante 200-300 g oder 300-400 g oder 250 -500 g Gemüse….bedeuten. Die Menge für Obst dürfte sich zwischen 125-150 g oder 100-175 g oder 150-200 g Obst …bewegen, die von Salat zwischen 75-100 g oder 100-125 g oder 90-110 g…und Hülsenfrüchte dürften in einer Menge von
70-100 g oder 60-100 g oder 75-125 g … zur Anwendung kommen.
Der gelegentliche Konsum von Gemüse- oder Obstsaft  ist auch variabel. Er lässt sich mit Volumina von 300 ml oder 350 ml oder 275 ml …beziffern.

Eine Empfehlung wie
„Milch -und Milchprodukte täglich“ kann u.a.
zu 200 ml, 250 ml  oder 150 ml Milch werden. Die „zulässigen“ Joghurt- Mengen könnten zwischen 180-250 g oder 100-200 g oder 120-250 g Joghurt schwanken.
200 g Topfen oder 100-200g Quark bzw. 150-250 g Quark seien akzeptabel, wie auch  50-60 g Käse oder 50-100 g Käse etc.
Die Menge von 200g Hüttenkäse in diesem Nahrungsmittel-Komplex  scheint allgemeine Zustimmung unter den Experten erlangt zu haben.

Die Formulierung
 „ Reichlich Getreideprodukte und Kartoffeln“ essen,
kann sich bei  Vergleich verschiedener Varianten  auf eine Portion von 50 g Getreideprodukte beziehen oder auf eine Portion von 90 ggf.  75 g, und  bei Kartoffeln  auf Portionen 200 g, 175 g und genauso gut auf  eine Portion von 200-250 g.
 
Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung sollte „Fleisch, Wurst in Maßen“  genossen werden. Das kann ggf. als Verzehr  von nicht mehr als 300-600 g Fleisch und Wurst pro Woche ausgelegt werden, aber auf Essportionen bezogen  250 g für Fleisch bzw. 120 g für Wurst, vielleicht doch nur 150 g Fleisch und 100 g Wurst bedeuten.

Ein „mäßiger Verzehr von Zucker und Lebensmittel bzw. Getränke, die mit verschiedenen Zuckerarten hergestellt wurden“  sei nach Ansicht mancher Experten weniger empfehlenswert  als der vollkommene Verzicht  auf Süßspeisen (Kuchen).

Es sieht  so aus, als ob man uns die Hand gibt und gleichzeitig das Bein stellt.
Natürlich steht jedem zu, die Komplexität der Materie mit ihren qualitativen und quantitativen Aspekten  unter die Lupe zu nehmen.
Wie sollten aber die Faustregeln für eine ausgewogene Ernährung aussehen, wenn es mal schnell gehen muss, und man trotzdem gesundheitsbezogene Aspekte berücksichtigen will?
Höchste Zeit, sich auf die eigene Hand zu besinnen, die uns nicht nur mit ihren besonderen Funktionsfähigkeiten als Greifglied, Tast-, Gestaltungs-, Kommunikationsinstrument zur Hand ist, sondern auch als Maßeinheit dienen kann - für die „Hand“- Faustregeln:

Zwei Handflächen groß dürfte die morgendliche Brotration sein. Außerdem sollte die Menge an Gemüse und Salat mehrmals am Tag dieser Größe entsprechen.

Foto:123rf
Ausgestreckte Handfläche: Groß und dick wie eine ausgestreckte Handfläche sollte  die Menge an Fleisch, Fisch oder Käse sein, die man zu sich nimmt.
                                                   
Foto:123rf
Geballte Faust: Einer Faust entspräche die Größe der Ration mageren Quarks oder Frischkäses pro Tag, ebenso groß dürfte die Menge an
Eiern sein.  Anderthalb Fäuste von Erbsen, Linsen oder Bohnen seien ebenfalls erlaubt - sie sättigen gut.                                                                                    

Eine Handfläche: Eine Handfläche groß dürfte die Menge an zwar
Kalorienreichem aber Gesundem wie Samen, Nüssen, und pflanzlichen Ölen sein.

Foto: 123rf
Eine Daumengröße: An der Länge und Breite des eigenen Daumens bemesse  sich die erlaubte Ladung salzigen Knabberzeugs, Schokolade, Bonbons oder Kekse am Tag, damit man keinen Heißhunger bekommt.

Einfache Faustregeln, die Hand und Fuß haben, und nicht viel Zeitaufwand zu ihrer Durchsetzung erfordern. Und maßgeschneiderter geht’s auch nicht: individualisierte Faustregeln für eine individuell ausgewogene Ernährung.

 Also, ist man wild entschlossen, sich  ohne zu großen Zeitaufwand an die ausgewogene Ernährung heranzumachen, dann muss man selbst in die „Hände spucken“ und sich nicht von anderen verwirren lassen.
Es liegt auf der Hand, dass auf diese Weise das eigene Kapital, die „Fähigkeit,  Alltagsbelastungen ohne wesentliche Einbußen des körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens bewältigen zu können“  aufgewertet wird (Krankheiten werden vorgebeugt, ein Wohlfühlzustand entsteht).
Dann der Geistesblitz: die Aufwertung unseres Kapitals  ermöglicht uns einen noch effektiveren
Foto:123rf
Beitrag zur Steigerung des Bruttosozialprodukts.
Wer hätte das gedacht? Ernährungsbezogene Faustregeln - gesundheitsfördernd und Motor für die Konjunktur!
Wie schön, dass es euch Faustregeln  gibt!!!

Allerdings bedeutet das von uns erarbeitete Wachstum mehr Leistung, und mehr Leistung bedeutet einen erhöhten Gesamtenergiebedarf für den Körper:
Gesamtenergiebedarf = Grundumsatz + Leistungsumsatz.
Der Durchschnittswert für den Grundumsatz  ergibt sich aus der
Faustregel = 1kcal (aufgerundet 4,2 kJ) pro Kilogramm Körpergewicht und Stunde für Männer, Frauen 10 % weniger.
D. h.: Wiegt eine Frau 62 kg beträgt ihr GU 1.339 kcal pro Tag:
 1 (kcal) x 62 (Kilogramm) x 24 (Stunden) = 1.488
Minus 10 Prozent = 1.339 kcal pro Tag.
Ein Mann, der 80 Kilogramm auf die Waage bringt, hat einen GU von 1.920 kcal pro Tag:
1 (kcal) x 80 (Kilogramm)x 24 (Stunden) = 1.920 kcal pro Tag
Rechnet man Leistungszuschläge hinzu, sind das Faustregel-mäßig zusätzliche 20% des Grundumsatzes (bei Tätigkeiten im Sitzen) und 50% bei körperlich schwer arbeitenden und Sport treibenden Menschen. Das entspricht  im Beispiel einem Zuschlag von 268 bis 670 kcal/Tag bzw. 384 bis 960 kcal/Tag.
Da sind bestimmt 2 bis 3 Daumengrößen - Schokolade drin.
Und wer kann da schon „nein“ sagen? Warum auch? Mehr Leistung begründet doch nach der Faustregel kalorische Leistungszuschläge.

Man kann sich nur wiederholen: Wie schön, dass es euch Faustregeln  gibt!!!


Mittwoch, 8. Oktober 2014

Goldener Windbeutel 2014



Von allen Nominierungen für die dreisteste Werbelüge 2014 gewann den Preis „Der Goldene Windbeutel 2014“ der Nahrungsmittelkonzern Nestlé für sein Produkt „Alete, Mahlzeit zum Trinken“, empfohlen für Kinder im Alter ab 10 Monaten.
Mittlerweile weiß man, dass der Grundstein für spätere „Volkskrankheiten“ häufig in der Kindheit gelegt wird. Denn in frühen Jahren falsch erlerntes Essverhalten bleibt in vielen Fällen ein Leben lang bestehen und stellt einen Risikofaktor für die Entstehung von Gewichtsproblemen dar. Kinder adipöser Eltern sind mit erhöhter Wahrscheinlichkeit später selbst übergewichtig.
Das Unternehmen empfehle aber das Produkt als vollwertige Mahlzeit für Säuglinge und erwecke den Eindruck, es sei besonders gesund, obwohl Kinderärzte seit Jahren Vermarktungsstopp von Trinkmalzeiten fordern, da sie Karies förderten und zu Übergewicht führten.

Dienstag, 7. Oktober 2014

In den sauren Apfel beißen und nicht sauer werden!


In unserer Zeit machen Begriffe wie Hektik, Ärger, Stress sogar Burnout oft die Schlagzeilen.
Man muss oft „in den sauren Apfel beißen“ und von lauter Frust vertilgt man womöglich noch zu viel des Fleisches oder der Süßigkeiten dazu.
Wie Studien belegen, wer regelmäßig Äpfel ist, kann sein LDL-Cholesterin und die Triglyceride positiv beeinflussen. Das sprichwörtliche „in den sauren Apfel beißen“ kann nichts Positives aufweisen. Im Gegenteil: es macht einen im bildlichen Sinn sauer oder sogar im tatsächlichen Sinn durch überhöhte Zufuhr von sauren Nahrungsmitteln?

Aber welche Lebensmittel sind basisch und welche sauer? Es gibt eine wahre Flut an Informationsmaterial.
Die meisten Quellen scheinen als Maß für den sauren/basischen Gehalt eines Lebensmittels den sogenannten PRAL-Wert zu nennen (Potential Renal Acid Load = potentielle Säurebelastung der Niere). Der Wert stammt von dem schwedischen Biochemiker Ragnar Berg. Berg ermittelte ihn Anfang des 20. Jahrhunderts,durch die Analyse von Asche erhalten nach Verbrennung der Nahrungsmittel.
 Ist der PRAL-Wert negativ, bildet das  Nahrungsmittel überwiegend Basen, ist er positiv, bildet es überwiegend Säuren.
Ein Blick in eine Tabelle mit PRAL-Werten verschiedener Nahrungsmittel lässt uns an unserem Geschmacksinn zweifeln: sauer schmeckende Nahrungsmittel wie Zitronen, Orangen, Gemüse sogar Essig werden als basisch, wogegen süß oder neutral schmeckende Nahrungsmittel  wie  u. a. Süßigkeiten, Fleisch, Fisch, Eier, Brot als sauer eingestuft.
Die Begründung von Berg und seinen Anhängern bis heute: Organische Säuren wie Fruchtsäuren, Milchsäure würden im Organismus zu CO2 und Wasser verbrennen  und keine Schäden anrichten.
Der nach Verbrennung von Fruchtsäuren und allgemein pflanzlichen Nahrungsmitteln übriggebliebene Asche-Rückstand enthielte eine große Menge an Alkali-und Erdalkalimetalle wie K, Ca, Mg übrig. Da diese in der Lage sind, Säure zu neutralisieren, seien Zitronen & Co. basische Nahrungsmittel.
Grillteller mit Pommes Quelle: Wikipedia
Tierische Nahrungsmittel (Fleisch, Käse, Eier)  oder Getreide enthalten Eiweiße /Proteine. Die Bausteine dieser Proteine sind Schwefel (S) oder Phosphor (P)- haltige Aminosäuren. Im Verbrennungsvorgang
würden sie sich zersetzen und übrig blieben die chemische Elemente S und P. Da diese in Gegenwart von Wasser Säure  bilden - Schwefelsäure / Phosphorsäure – bedeute das nach Berg, dass eiweißhaltige Nahrungsmittel den Körper ansäuern würden. Er ging sogar so weit zu behaupten, die eiweißreiche Ernährung  könne letzten Endes  durch den  etwaigen im Körper entstandenen Säureüberschuss bis zum Säuretod“ führen.

Wären die Theorien von Berg & Co. zutreffend, müssten die Knochen von Rohköstlern vor Gesundheit strotzen und Bodybuilder, die Molkeneiweiß schlucken, ein Pudding-artiges Skelett haben.

Vergleicht man die Knochendichte von Mischkost-Genießern mit der der Vegetarier, die viele Säure von der vermeintlich basischen Nahrungsmitteln  zu sich nehmen und auf das ernährungsphysiologisch so wertvolle Eiweiß im vermeintlich sauren Fleisch verzichten, sei jedoch Studien zufolge bei Vegetariern die Knochendichte durchwegs schlechter. Rohköstler würden hinsichtlich der Knochendichte am schlechtesten abschneiden.

Nach heutigen Erkenntnissen seien laut Ernährungsexperten die Theorien von Berg bei der  Ermittlung des Säure- und Basengehalts in Nahrungsmitteln nicht mehr haltbar.
Die Hauptargumentation: bei Ermittlung von PRAL-Werten durch Berg wären biologische Prozesse unberücksichtigt geblieben.
Ausdehnung der Lunge bei
Ein- (blau) und Ausatmung (rosa)
Quelle: Wikipedia
Solange keine scherwiegende Stoffwechselstörung vorliegt und dadurch ein großes Zuviel oder Zuwenig an Säuren und Basen anfällt, das ggf. eine medikamentöse Behandlung unerlässlich macht, ja, solange sei auf unseren Körper Verlass. Denn normalerweise sei unser Körper imstande, dank seinen CHEMISCHEN PUFFERSYSTEMEN  im Verdauungstrakt überschüssige Säuren oder Basen zu neutralisieren: Bauchspeicheldrüse, Dünndarmzellen, Gallensaft liefern beispielsweise basisches Natriumbicarbonat.   Zudem sei unser Körper in der Lage,  Säure in der Leber zu verstoffwechseln und über die Nieren auszuscheiden. Auch die Lunge könne ihren Beitrag zur Regulierung des Säuren-Basen- Gleichgewichts leisten, indem das im Stoffwechsel entstandene CO2 vermehrt ausscheidet bzw. zurückhält.
Diese Vorgänge würden auch erklären, warum der pH-Wert im Urin der Personen nach vorwiegend pflanzlicher Ernährung basisch ist….wie eigentlich auch von Berg gemessen, aber ihn nicht auf den Stoffwechsel im Organismus, sondern auf die kalium,- kalzium,- magnesium- haltige  Asche der verbrannten pflanzlichen Nährstoffe zurückführte und damit zur paradoxen Schlussfolgerung von basischen Zitronen, Orangen, Essiggurken, Kartoffeln & Co. gelang.

Was die eiweißhaltigen Nahrungsmittel (Fleisch, Käse, Eier…) angeht -von Berg stiefväterlich  als sauer eingestuft, wo  der pH-Wert im Urin der Konsumenten eiweißhaltiger Ernährung doch sauer sei, so Berg. 
Eiweiße werden aber im Verdauungsapparat des Menschen nicht verbrannt, sondern verdaut. Dadurch
Verdauungstrakt
Quelle:Wikipedia
würden die Eiweiße in ihre Bausteine wie schwefel- oder phosphor-haltige Aminosäuren zerlegt, die dann im Körper wieder in organspezifische Eiweiße zusammengefügt werden (Aktine in den Muskel, Kollagen für Haut, Bindegewebe, Keratin im  Haar) oder wichtige Funktionen im Stoffumsatz übernehmen: als Enzyme beispielsweise, ohne die, spezifische biochemische Reaktionen nicht möglich wären, den Transport körperwichtiger Substanzen wie z. B. Hämoglobin u.a.m.
Im Verdauungstrakt wird somit kein Schwefel oder Phosphor freigesetzt, aus welchen sich Säuren bilden könnten. Schwefel und Phosphor entstehen erst im Zellstoffwechsel beim Abbau  S-haltiger Aminosäuren. Schwefel- und Phosphorsäure werden aber durch Puffersubstanzen neutralisiert  und als Sulfate – oder Phosphate durchs Blut transportiert. Diese werden erst in den Nieren zu Schwefel- und Phosphorsäure ausgeschieden (darum ein saurer pH-Wert im Urin bei überwiegend eiweißhaltiger Kost). Fleisch, Käse, Eier usw. usw. als sauer einzustufen erscheint genauso paradox wie die basische Zitrone oder der basische Essig.

Fazit: Auch wenn man ab und zu „in den sauren Apfel beißen“ muss und dabei bei der Ernährung über die Stränge schlägt, heißt es noch nicht, man wird tatsächlich sauer. Unser Körper ist normalerweise für gelegentliche saure- oder basische Anfälle bestens gewappnet, egal ob diese von vermeintlich basischen aber sauer schmeckenden Nahrungsmitteln oder von vermeintlich sauren aber süß oder neutral wirkenden Nahrungsmitteln hervorgerufen werden.    
Wollen wir die Selbstregulation der Körpers unterstützen, haben wir nur die 10 (Gebote) Regeln der DGE zu beachten. Das bedeutet nichts anderes, als eine ausgewogene Ernährung  mit einer individuell stimmigen Kalorienbilanz - nicht mehr konsumieren als gebraucht wird - regelmäßige Bewegung und ausreichende Entspannungspausen.
Es klingt anstrengend? Die Übung macht den Meister!

PS: eine ausgewogene Ernährung in richtigen Mengen konsumiert, beflügelt nicht nur den Körper und den Geist, sondern auch seelische Vorgänge in ihren spezifischen Aspekten (z. B. Gefühl, Leidenschaft, Sex).
Hier einige Beispiele, die sich  für besondere Anlässe besonders eignen sollen

Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Selle Lust hat darin zu wohnen
                                                   Winston Churchill
                                                  Englischer Politiker

Samstag, 20. September 2014

BMW - Fest


Samstag, 6. September 2014

Was würde Eros heute sagen?

Eros und sein Wirkungsbereich, die Erotik.
Nach antiker Anschauung ist Eros der griechische Gott der Liebe und sein Wirkungsbereich umfasst die Form der Liebe, die sinnlich, seelisch, geistig  zugleich ist.
Heutzutage versteht man unter EROTIK meist das Spiel mit den Reizen, ihre sinnlich-geistige Entfaltung und ebenso ihre Auswirkung in Werbung, Mode, Kunst, Publizistik, (Erotisierung der Gesellschaft).
Da Erotik als Bestandteil der Persönlichkeit eines Menschen im wesentlichen Maße an seinem sinnlich-psychisch-geistigen Bereich teilhat, kann sie  innerhalb seines Preis-Genuss-Verhältnisses mit individuell unterschiedlichsten Inhalten / Spielen erfüllt sein. Gewähren verfeinerte gesellschaftliche Normen und Techniken der Erotik einen breiteren Spielraum, nimmt die Erotik ein erhöhtes Ausmaß. Und ausgeklügelte sexuelle Digital-Technologien (womöglich Sex mit einem Roboter, digitale Orgasmusunterstützung, 3D gescannte Genitalien und vieles mehr) stehen praktisch vor der Tür.
Bis Errungenschaften der sexuellen Digital-Technologien zur Reife kommen, hat man sich allerdings noch mit der erotischen Vielfalt der Gegenwart zu be(ver)gnügen.

Wie wäre es mit "Sich selbst heiraten"?
So soll  eine Frau in Taiwan sich selbst geheiratet haben. Sie habe sich bei einer Hochzeitsfeier für Freunde und Verwandte feierlich selbst das Ja-Wort gegeben. Bevor sie jemanden anders heiraten könne, müsse sie sich selbst zunächst selbst heiraten.
“Wir müssen  uns selbst lieben, bevor wie andere lieben können“, sagte die 30-jährige Chen Wie Yi zur Begründung!!!

Unzählige Angebote der "sich selbst"Art wie

Prickelndes XXX am Telefon, Live für 49 Ct/Minute oder
günstige 20 Minuten für 50 Ct oder
Super- Spar XXX für 90 Ct/Tag
Lauschen XXX zu 49 Ct/Minute oder
XXX pur mit Video zum Finale ggf. Handy-Videos mit Flatrate oder
Premium-Angeboten von Profi, allerdings dann zu 1,99 Ct/Minute aus dem Festnetz, Mobil entsprechend mit Zuschlag

leisten seit langem auch ihren Beitrag zur Erfüllung erotischer Spielräume innerhalb eines individuellen Preis-Genuss-Verhältnisses.

Aber Vorsicht: die Nutzung derartiger Stimulantien erfolgt auf eigene Gefahr und Risiko des Nutzers. Ein Autoerotischer Unfall kann nicht ausgeschlossen werden.
Wie bei einem Münchner der Fall war, für den  laut Medienberichten ein erotisches Date mit sich selbst um ein Haar ein tragisches Ende genommen habe. Nach Angaben der Polizei habe der Mann sich selbst gefesselt und damit wohl in eine aussichtslose Situation gebracht. Sein Glück war, dass sich ein Nachbar Sorgen machte, weil niemand auf Klingeln reagierte. Der Nachbar alarmierte die Polizei. Die Beamten fanden den 57-Jährigen hilflos in der Küche liegend, bekleidet nur mit Unterwäsche und Damenstiefeln.  Wegen seines geschwächten Zustands wurde der Mann ins Krankenhaus gebracht.

Es gibt  das gute alte „Blind Date“- bei dem beteiligte Partner sich freiwillig auf diese Art der Kontaktaufnahme einlassen und
auch professionell organisierte Form des Blind Dates – das Speed-Dating. Hier treffen sich Menschen aufeinander, die sich vorher bei einem entsprechenden Dienst angemeldet haben, ohne vorher zu wissen, wer noch an dem Treffen teilnimmt Häufig wird hier ein fester Rahmen vorgegeben, innerhalb dessen bestimmte Kennenlernrituale ablaufen, (Wikipedia).

Es gibt auch ein verhältnismäßig neuerer Trend: Spotting. Schüchterne Studenten finden jetzt im Internet eine neue Flirt-Hilfe. Wer auf dem Campus oder in der Mensa eine attraktive Person sieht, kann dem Schwarm über den sogenannten „Spotted“ - Seite bei Facebook eine anonyme Botschaft schicken. Wer sich angesprochen fühlt, kann sich bei dem Seitenbetreiber melden. Sie bringen dann Suchende + Gesuchte zusammen.

Wer hat nicht von „One - Night – Stands“ mit ihrer Variante „Escort-Service“ gehört? Eine sexuelle Kurzbeziehung, die nur eine Nacht oder kürzer andauert, oft zwischen einander nicht näher bekannten Personen und ohne Absicht, eine längere emotionale Bindung einzugehen,  scheinen Hochkonjunktur zu haben: Hallo, ……Tschüss Mike/ …Tschüss, ich heiße Jeff! Vielleicht auch Guten Abend, wie geht’s…./ …Es hat mich gefreut!

Ein Mann, 365 Tage One-Night-Stands, 1 Jahr lang und das täglich mit einem anderen Partner -lauteten vor ein paar Tagen die Schlagzeilen!
Was soll das heißen? Eine Guinnessbuch - der- Rekorde - würdige Performance? Liest man den Beitrag, versteht man den tatsächlichen Hintergrund. Es ist zwar eine Performance, aber durch die  der Gestalter, der 26-jährige in Berlin lebende Künstler Mischa Badasyan, auf seine Einsamkeit, seinen Wunsch auf Aspekte der heutigen Gesellschaft wie Klischees, Homosexualität, Sex, aufmerksam machen will.
Mit seiner "Save the Date“ möchte er ab 1. September für ein Jahr lang und jeden Tag mit einem anderen Mann Sex haben. Teil seiner Kunst sei es, mit einer Art Video-Tagebuch zu beschreiben, was er nach dem Akt fühlt. "Mein Vorhaben spiegelt die Gesellschaft wider, in der die Kultur der One-Night-Stands fest verankert ist", sagte der 26-Jährige der Zeitung "Welt".
Badasyan selbst hatte nach eigenen Angaben noch nie einen festen Freund.
Die Performance finanziere er mit einem Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung und Jobs als Aktmodell.

Bereits heute soll die digitale Technologie  für Suchende, die keine schnellen Kontakte, sondern eine langfristige  bzw. feste Beziehung wünschen, mithilfe einer „mathematischen Formel“ schnelle Abhilfe schaffen können.
Es geht um Online-Partnervermittlungen. Kennzeichnend für diese Art der Vermittlung ist eigentlich eine mathematische Formel, der Matching-Algorithmus, wobei nach einem Persönlichkeitstest automatisch Partnervorschläge gemacht werden.
Dass eine mathematische Formel zwei Singles zu einer langfristigen Liebesbeziehung zusammenbringen kann, ist nach Ansicht der Wissenschaftler fraglich. Aber,
Algorithmus-basierte Dating-Seiten könnten (noch) erfolgreicher sein, beispielsweise bei Speed-Dating via Webcam. Das Feedback der Teilnehmer müsste dann in die Matching-Vorschläge einfließen. "Das würde ganz sicher die Fähigkeit der Algorithmen verbessern, jene Paare zu finden, die am besten zusammenpassen“, sagt ein Psychologe von der Northwestern University in Evanston.

Wenn man schon von der Erotisierung der Gesellschaft spricht, da könnte man ein Beispiel aus der Kunst, der Film-Kunst nehmen.
Kaum zu glauben, aber Geheimdienst-Krimis können heute sehr erotisch sein.
Wie der Film „Die Möbius Affäre“: ein russischer Topspion, der seinen Landsmann, Eigentümer einer Bank mit dubiosen Geschäften zur Strecke bringen soll, auf den auch eine Doppelagentin bei der CIA angesetzt wird. Um dieses vordergründige Thema, kombiniert mit Motiven aus Politik und Vergeltungsdramen, entwickelt sich zwischen den beiden gegen alle Verhaltensregeln der Spionage eine heiße Geschichte, bei der keiner vom Doppelleben des anderen eine Ahnung hat. Die ersichtlich steigende, Funken sprühende, physische Anziehungskraft zwischen dem russischen Topspion, Jean Dujardin,  und der Doppelagentin, Cécile de France, findet in einer eigentlich zu erwartenden und dann doch unerwartet einzigartigen Orgasmusszene ihre Erfüllung. Erotik pur, ein Viiiiiieeeelllllfaches von 1,99 Ct/ Minute wert.

Was würde Eros heute sagen, wenn er wüsste, was so alles in seinem Namen bereits und in naher Zukunft getrieben wird?
          „Eros spottet aller Schranken, die Menschenhände ihm entgegenstellen“
                                                  Georg Ebers
                                            Ägyptologe (1837-1898)
                                         Professor in Jena und Leipzig


Dienstag, 19. August 2014

Die iGebärmutter


Die unbefleckte Empfängnis 3.0

Wer kennt nicht die katholische Ausgestaltung der biblischen Aussage, von der „unbefleckten Empfängnis“,  von besonderen Gottes Gnaden vermittelt, wobei Maria im Augenblick ihrer Empfängnis vor der Erbsünde bewahrt blieb?

Dieses Dogma wird nicht einmal von allen christlichen Theologien übernommen.
Kaum zu glauben, aber in dieser unseren weitgehend säkularen Gesellschaft gewinnt mit der Durchsetzung der Reproduktionstechnologien die „unbefleckte Empfängnis “, die zeitgenössische „unbefleckte Empfängnis 2.0“ immer mehr an Bedeutung.
Bei der „unbefleckten Empfängnis 2.0“, besser bekannt als In-vitro-Fertilisation, IvF, geht es  darum, die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle - die Entstehung des neuen Lebens - außerhalb der Gebärmutter zu erreichen. Sie wird von Arztes Gnaden in einer Petrischale durchgeführt. Der Geschlechtsverkehr bildet demzufolge nicht mehr die Voraussetzung für das Verschmelzen der Zeugungszutaten.

Samenzellen, Eizellen!
Die reproduktiven Techniken der  „unbefleckten Empfängnis 2.0“ ermöglichen dem männlichen Menschen  einen vielfältigen Beitrag zum befriedigenden Zusammenleben in der Gesellschaft. Er kann freigebig, schnell und vor Sünde bewahrt (da herausgelöst von der Sexualität eines Paares), mit seinem wertvollen Gut langfristige Ziele anpeilen und mehrere Verwendungen starten lassen - als Dienst an der Gesellschaft, um Menschen in Nöten zu helfen.
Denn es gibt Samenbanken. Dort tiefgefroren eingelagertes Sperma behält langfristig seine Leistungsfähigkeit, so dass es je nach Bedarf auch späterer Verwendungen zugeführt werden kann.

Bei weiblichen Menschen ist die Situation etwas verzwickter, bis sie ihren Teil getan haben.
Die weiblichen Menschen haben es zwar geschafft, Bildungsunterschiede zwischen ihnen und männlichen Menschen zu verringern.  Nach aktuellen Studien beispielsweise besitzen heute in der Altersgruppe von 30 bis 34 Jahren mehr Frauen als Männer ein Hochschuldiplom oder einen gleichwertigen Abschluss, und in fast allen EU-Ländern ist die Zahl der Frauen, die keine andere Qualifikation haben als die Grundschulbildung, geringer geworden.
Davon jedoch unbeeindruckt tickt die biologische Uhr der weiblichen Menschen weiter, wie gehabt: ihre Fruchtbarkeit reduziert sich altersbedingt rasant.
Gut, dass in Zeiten der „unbefleckten Empfängnis 2.0“ Techniken der Reproduktionsmedizin Abhilfe schaffen können: die Leihmutterschaft. Sie ist zwar in Deutschland verboten, dafür boomt der Eizellentourimus. Es sollen immer mehr deutsche Frauen in andere Länder reisen, um sich kommerziell vermittelte Eizellen einer anderen Frau einsetzen zu lassen.
Mittlerweile gibt es auch Eizellenbanken. Und mit einer 1991 in Belgien erfundenen Technik - der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) - können tiefgefroren eingelagerte Eizellen nach Auftauen befruchtet werden.
Das bedeutet, dass Frauen die Einlagerung ihrer noch jungen, fruchtbaren  Zellen vornehmen können, um eine spätere Schwangerschaft sicherzustellen. Empfehlenswert sei nach Experten, die Einlagerung von Eizellen einer Frau in den 20er-Jahren, die sich über ein bis zwei Monate einer Hormongabe unterzogen hat, um eine ausreichende Anzahl von jungen Eizellen für die langfristige Lagerung produzieren zu können, (Superovulation).

Wir sprechen von männlichen und weiblichen Menschen, die bereit sind, für unsere alternde Gesellschaft etwas Großes zu tun -   trotz so großer Unterschiede in der Physiologie ihres biologischen Geschlechts.

Damit sind wir mittendrin im Gender Mainstreaming des 21. Jahrhunderts, der fordert, die Gleichstellung der Geschlechter in allen Lebensbereichen, ohne aber biologische Einflüsse außer Acht zu lassen.
Leichter gesagt als getan im Bereich der „unbefleckten Empfängnis 2.0“!
Die „unbefleckte Empfängnis 2.0“ als zur Routine gewordene IvF bedeutet konkret Hormongaben und ein operativer Eingriff bei der Eizellentnahme für weibliche Menschen und ein paar Minuten Aufenthalt des mit einem sterilen Becher gewappneten männlichen Menschen, in der angenehmen Atmosphäre eines Raums, ausgestattet mit einschlägigen Magazinen.

Wir leben aber nicht nur mittendrin im Gender Mainstreaming, sondern auch in Zeiten der sich rasant entwickelnden Informationstechnologie.
Es besteht daher die Möglichkeit, durch Verschmelzung informationstechnologischer Mittel mit Gender Mainstreaming - Vorgaben und unter Berücksichtigung biologischer Gegebenheiten  eine neue Ära der technischen Reproduktionsmedizin einzuleiten -  die Ära der „unbefleckten Empfängnis 3.0“ - und sie scheint keine Utopie zu sein.Wissenschaftler in aller Welt arbeiten bereits an der Optimierung des Projets "Gebärmutter-Maschine statt Mama".
Eine „iGebärmutter“ kann dann in einem Raum mit angenehmer Atmosphäre aufgestellt sein. Sie kann - dank entsprechender Software - biologischen Eltern  mit Lösungen bei Problemen dienen, kann telematisch ärztlich betreut werden. Die unbeschwerten biologischen Eltern werden sie bis zum glücklichen Ende liebevoll pflegen und hegen .....und Sex nur aus Vergnügen haben.

Freitag, 1. August 2014

Das GUTE in dem vermeintlich SCHLECHTEN

Zahlreiche, fast zu Mythen gewordene Orientierungshilfen, die uns bei der Zusammensetzung einer ausgewogenen (und schmackhaften?) Kost dienen sollten, entpuppen sich immer öfter als Irrtümer und bedürfen selbst einer neuen Orientierung.
So beispielsweise sei Fleisch entbehrlich, aber ein mäßiger Konsum schade nicht. Kartoffeln sollen nicht mehr dick machen, sondern satt und  verschiedene Salatsorten gelten nicht mehr als große Vitaminlieferanten, sondern nur als mäßige.
Sogar manches Fastfood sei kein Krankheitsmacher mehr: Salat und Hamburger haben weniger Kalorien als Currywurst und Pommes frites. 
Von Kaffee gar nicht mehr zu sprechen. Immer mehr Studien belegen die positiven Wirkungen dieses Getränks. Mittlerweile gehen die Wissenschaftler davon aus, dass verschiedene Krebsarten bei Kaffeetrinkern seltener auftreten, und Herzanfälle milder verlaufen. Epidemiologische Studien zeigen außerdem, dass Kaffeekonsum vor verschiedenen chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Parkinson oder Leberleiden schützen könne.
Und das „süße Gift“ genannt Schokolade? Laut aktueller und langfristigerer Studien soll der mäßige Verzehr dieser Kalorienbombe in ihrer dunklen Variante, mit einem Kakaoanteil von mindesten 70%, einen erhöhten Blutdruck senken und auch günstig auf den Cholesterinspiegel wirken.

Und die Liste der Irrtümer wird immer länger.

„Salz und Brot machen die Wangen rot“- sagt ein altes Sprichwort.
Also weiß man schon lange: Brot ist gesund. Im Lichte bisheriger ernährungswissenschaftlicher Erkenntnisse müsste man eigentlich sagen: Brot ist je nach Sorte mehr oder weniger gesund. Seit Jahrzehnten hören wir, von den positiven Eigenschaften des Vollkornbrots, mit seinem Gehalt an Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen.
Ob es nicht noch eine andere Brotsorte geben kann,  in der mehr Gutes steckt, als ihr Ruf vermuten lässt? Aber ja, das Weißbrot, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Abgesehen davon, dass sich die Wissenschaftler auf den Gehalt an B-Vitaminen und Mineralstoffen im Weißbrot besinnen, sie machen sogar das bisher ungesunde Weißbrot zu einem präbiotischen Lebensmittel. Denn dank seinem hohen Gehalt an einem löslichen Ballaststoff, Hemicellulose, stärkt das Weißbrot das Immunsystem.  Durch die Wirkung von Hemicellulose wird die Darmflora vermehrt mit Bakterien der Gattung Lactobacillus besiedelt. Es entsteht ein saures  Milieu, das die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheitserregern erhöht.

Ist nun der gute Ruf des Weißbrotes wiederhergestellt, ist der Gedanke an Butter naheliegend. Auf eine Scheibe gesundheitsförderndes Weißbrot ließe  sich doch wunderbar etwas Butter streichen!
Aber BUTTER, die seit gefühlt ewigen Zeiten auf die rote Liste der Lebensmittel verbannt wurde? Ja, diese Butter, weil sie auch ihre guten Seiten hat.
Wissenschaftler entdecken wieder, die Wichtigkeit von Fett (das auch in Butter vorhanden) für den Organismus. Ohne Fett könnte der Körper beispielsweise fettlösliche Vitamine, wie die Vitamin A, D, E und K, nicht aufnehmen und ohne Cholesterin - ein  zu den  Fetten zugerechneter Stoff, der in Butter enthalten ist -  wären die Zellmembranen nicht flexibel und gleichzeitig stabil genug, um einen sicheren Stofftransport von Zelle zu Zelle zu gewährleisten.
Außerdem enthält Butter nicht nur gesättigte Fettsäuren, sondern auch 2 der wichtigsten ungesättigten Fettsäuren: die Linolsäure, eine Omega-6-Säure und die α-Linolsäure, eine Omega-3-Fettsäure, die laut Forschern ein Schutz für Herz und Gefäße bilden.

So gesehen, stellt man sich die Frage: wie kann überhaupt Margarine mit der Butter aufnehmen?
Margarine besteht aus pflanzlichem Fett, was heißen soll, dass sie zwar weniger gesättigte Fettsäuren und dafür mehr von wünschenswerten ungesättigten Fettsäuren als Butter enthält. Jedoch um sie streichfähig zu machen, bedarf Margarine einer Fetthärtung. Dieser Prozess erfolgt durch eine katalytische Anlagerung von Wasserstoff (H2) - eine Hydrierung. Ergebnis: Umwandlung ungesättigter Fettsäuren in gesättigte Fettsäuren. Zudem entstehen dabei als Nebenprodukt die sogenannten TRANSFETTE. Es sind Stoffe, die laut Ernährungsexperten den Spiegel von LDL-Cholesterin erhöhen sollen und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen!

„Salz und Brot machen die Wangen rot“- sagt ein altes Sprichwort.
Nehmen wir bei der Kombination Butter und Weißbrot das Salz als selbstverständlich vorhanden an, könnte man i. S. ihrer wieder entdeckten Eigenschaften sagen: Butter und Weißbrot sind gesund oder

„Butter und Weißbrot  machen die Wangen rot“ - ein zeitgemäßes Sprichwort.
Eine Scheibe Weißbrot mit Butter bestrichen  und etwas Salz dazu…hmmmmmmm! - setzt beim Verzehr die Mäßigkeit ihren wahren Genuss voraus. So empfiehlt die DGE  nicht mehr als 15-30 g Streichfett / Tag zu verzehren. Diese Menge genüge auch, um gute Fettsäuren und das notwendige Cholesterin aufzunehmen. 

Zur Krönung des gesunden Genusses von „Butter und Weißbrot“ fehlt nur ein Paradiesapfel oder ein Liebesapfel oder ein Goldapfel oder anders gesagt: eine Tomate. Zu unserem heutigen, rationalen Zeitgeist passt am besten die Bezeichnung „Goldapfel“. 
Und die Tomate ist tatsächlich Gold wert.
Sie enthält (u. a.) LYCOPIN. In einer Studie an der Bundesforschungsanstalt für Ernährung in
Karlsruhe hat sich dieser Stoff nicht nur als Radikalfänger (Antioxidans) bewährt, sondern auch für die Funktion  des Immunsystems. 
Gesund bei guter Laune
Das Lycopin ist ein fettlöslicher Stoff. Dies bedeutet, dass für seine gute Bioverfügbarkeit die Anwesenheit von Nahrungsfetten notwendig ist, (Empfehlung: 3-5 g/Mahlzeit). Laut Studien sollen im Hinblick auf ihren fördernden Einfluss auf die Lycopin-Resorption gesättigte Fettsäuren (wie in Butter) viel effektiver sein als mehrfach ungesättigte Fettsäuren.

Und die Tomate hat noch etwas Besonderes. Sie enthält ein ideales Mittel gegen schlechte Laune und Stimmungsschwankungen: Tyramin. Es ist ein Stoff, der sich beim Reifen aus der Aminosäure Tyrosin bildet. Was will man mehr? Gesundheit und gute Laune!

Es muss nicht immer Kaviar sein.
Notfalls tut es das Gute in dem vermeintlich Schlechten auch, das Gute in einem Lebensmittel oder einer Kombination davon. Und die Liste der Lebensmittel, die ihren guten Ruf wieder erlangen, wird immer länger. Für dieses Phänomen ist der synergetischen Wirkung ihrer Inhaltsstoffe zu danken, die eigentlich immer da waren: Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe, Proteine, gute Fettsäuren und gute Kohlenhydrate. Dabei wird ein außerordentlicher Effekt ausgelöst, der  zwei Grundbedürfnisse stillt: den Wunsch nach Gesundheit mit der Sehnsucht nach Genuss. Eine Verbindung, die man pflegen sollte - um den gesunden Lebenskreislauf in Gang zu halten.